Der Bio-Acker und das Beikraut

Im Biologischen Landbau ist das Bestreben nach beikrautfreien Beständen zweitrangig. Ziel der Regulierungsmaßnahmen ist es, die Beikräuter so unter Kontrolle zu halten, dass sie die Produktion möglichst wenig beeinflussen. Die Pflege- und Erntemaßnahmen sollen nicht gestört werden, die Konkurrenz um Licht und Nährstoff sich in Grenzen halten.

Deswegen spricht man im Biolandbau von Beikrautregulierung statt von Beikrautbekämpfung oder –vernichtung.

Kartoffel mit Nachbarkulturen © Markus Danner
Kartoffel mit Nachbarkulturen © Markus Danner

Entwickeln sich Kulturen gut, halten sie den Beikrautdruck in Schach!

Bio-Acker und Beikraut: Einige Fakten

  • Pro Quadratmeter Boden können bis zu 200.000 Samen vorrätig sein.
  • Insgesamt gibt es ca. 250 „Beikrautarten“ in Österreich.
  • Pro Betrieb kommen je nach Region und Standort ca. 20 bis 70 verschiedene Arten vor.
  • Durch den Herbizideinsatz wurden einige tolerante Beikräuter selektiert und konnten sich dadurch stärker vermehren (Ragweed).
  • Anfang der 70er Jahre traten die ersten herbizidresistenten Arten auf, heute sind es weltweit über hundert Beikrautarten. Triazinresistente Arten sind z.B. Amarant, Gänsefuß, Melde und Vogelmiere.
  • 40 – 90% der Pflanzenschutzmittel können verdunsten und abdriften. Dadurch sind heute auch entferntest liegende Gebiete, wie Bergspitzen und Polargebiete, pestizidbelastet.

Schaden durch Beikräuter:

  • Konkurrenz zu Kulturpflanzen (um Wasser, Licht, Nährstoffe und Platz)
  • Bodenbearbeitung, Pflege und Ernte sind erschwert
  • Beikräuter können Zwischenwirt für Pflanzenkrankheiten sein
  • Beikrautbestand kann günstiges Mikroklima für Pflanzenkrankheiten schaffen
  • Beikrautsamen im Erntegut können zur Aberkennung von Saatgut führen

Positive Eigenschaften von Beikräutern:

  • Bodenbedeckung und Erosionsschutz
  • Verbesserung der Bodenstruktur durch Lebendverbauung und Schattengare
  • Aufschließen von Nährstoffen und Binden von Nährstoffüberschüssen
  • Nahrung für Mikroorganismen nach Absterben
  • Zeigerpflanzen für Bodeneigenschaften
  • Lebensraum und Nahrung für Nützlinge

Robert Schneider

Bearbeitung des Bio-Ackers

Die Bearbeitung des Bio-Ackers verfolgt mehrere Ziele.
Saatbeetbereitung ist das Eine, Beikrautregulierung, Wassermanagement und Bodenstabilität das Andere.

Nach der Ernte ist vor der Ernte

Grundsätzlich gilt für die Stoppelbearbeitung:

  • Reduktion von Beikräutern (speziell Wurzelunkräuter)
  • Anregung der Strohrotte
  • Keimung von Ausfallgetreide und Beikraut
  • Vermeidung unproduktiver Wasserverdunstung

Die 1. Stoppelbearbeitung

Aus diesem Grund die 1. Stoppelbearbeitung so flach wie nur möglich
(ca. 4 – 5 cm) durchführen, um Ausfallgetreide zum Keimen anzuregen. Weiters den Boden ganzflächig durchschneiden (so geht`s den Wurzelunkräutern an den Kragen).

  • "Taifun" Federzinkengerät von Einböck

Vor allem bei der Wurzelunkrautbekämpfung wirkt sich eine starke Rückverfestigung nachteilig auf den Bearbeitungserfolg aus, da angedrückte Wurzelreste oftmals wieder austreiben und somit sogar vermehrt werden.

Aus diesem Grund sollten leichte Nachläufer wie eine Stabwalze in Kombination mit einem Striegel verwendet werden. Der Striegel bringt die  Beikräuter an die Oberfläche und löst die restliche Erde von den Wurzeln, dadurch vertrocknen die Beikräuter schneller.

Die 2. Stoppelbearbeitung

Beim zweiten Bearbeitungsgang die Bearbeitungstiefe auf 10 cm erhöhen, damit auch optimale Strohrottebedingungen geschaffen werden und gekeimtes Ausfallgetreide verschüttet wird.
Nur im trockenen Bodenhorizont arbeiten. Schmierstellen bzw. -sohlen sind jedenfalls zu vermeiden.

Um die Kapillarwirkung und die Porenstruktur möglichst wenig zu stören, in diesem Arbeitsgang nicht mehr ganzflächig unterschneiden!

Zur Bodenverbesserung, Bodenbedeckung und zur Ertragssteigerung der nachfolgenden Hauptfrucht empfiehlt es sich mit der richtigen Sähtechnik Zwischenfrüchte in einem Arbeitsgang auszubringen.

Grundbodenbearbeitung und ZF Anbau in einem Arbeitsgang © Einböck
Grundbodenbearbeitung und ZF Anbau in einem Arbeitsgang © Einböck

Grundbodenbearbeitung vor der Saatbeetbereitung

Die letzte Grundbodenbearbeitung vor der Saatbeetbereitung sollte die tiefste sein, entweder mittels Grubber oder Pflug. Hier wird vor allem erneut gekeimtes Beikraut bzw. Ausfallgetreide beseitigt.

Vorteile des Pfluges

  • Der Boden wird intensiv durchlüftet, wodurch vermehrt Stickstoff mobilisiert und der Lebensraum für bestimmte Mikroorganismen erweitert wird
  • „Reiner Tisch“ Beikräuter werden verschüttet
  • Arbeitstiefe sowie Arbeitsqualität (Verschmierungen) sind sofort ersichtlich

Nachteile des Pfluges

  • Großer Energieverbrauch, geringe Flächenleistung, damit hohe Kosten
  • Ernterückstände und Wirtschaftsdünger an der Oberfläche werden vergraben, bei Luftmangel entsteht Fäulnis, Regenwürmern fehlt der Lebensraum bzw. die Nahrung an der Oberfläche, wenig stabile Aggregate kommen an die Oberfläche und verschlämmen in Folge leicht.
  • Stickstoffmobilisierung ist gerade im Herbst unerwünscht, da er leicht ausgewaschen wird; intensive Bodenbewegung bedeutet immer Humusabbau!
Dieser Schälpflug wendet nur in Krumentiefe (ca. 12cm) © Einböck
Dieser Schälpflug wendet nur in Krumentiefe (ca. 12 cm)
© Einböck


Die Bearbeitung des Bio-Ackers zum Saatbeet

Ein perfekt eingeebnetes, flach bearbeitetes Saatbeet zeichnet sich durch eine oberflächig mittel- bis grobkrümelige, offene Struktur aus. Das Saatgut selbst wird in einen feinkrümeligen Horizont abgelegt, unter welchem sich ein angedrückter und somit wasserführender Boden befinden soll.

Saatbeetbereitung mit möglichst wenigen Überfahrten bei
ausreichend abgetrocknetem Boden vermeidet schadhafte Bodenverdichtungen.

Der Acker darf nicht im durchnässten Zustand befahren werden. Die Verdichtungen und Verschlämmungen, die Bodenbearbeitung im zu nassen Zustand mit sich bringt, verzögern die Pflanzenentwicklung, im schlimmsten Fall kann eine Saat völlig misslingen.

Lassen es die Bedingungen im Frühjahr zu, kann auch ein „falsches Saatbeet“ vorbereitet werden.
In dem bereits zwei bis vier Wochen vor dem geplanten Saattermin zubereiteten Saatbeet können Beikrautsamen keimen und anwachsen.

Diese Beikrautpopulation wird mit der eigentlichen Saatbeetbereitung vor der Saat relativ einfach und wirkungsvoll beseitigt. Um den Effekt noch zu verstärken, kann das „falsche Saatbeet“ auch zwischendurch ein- oder zweimal flach mit der Saatbeetkombination oder eventuell auch mit dem Hackstriegel bearbeitet werden. Dadurch wird der Beikrautdruck speziell im Jugendstadium der Hauptkultur spürbar gesenkt.

Zapfwellengetriebene Geräte wie Kreiselegge und Zinkenrotor, sofern es möglich ist vermeiden, jedenfalls bei feuchten Bedingungen, sonst entstehen Verschmierungen im Boden .

Diese Geräte bergen auch die Gefahr einer zu intensiven Zerschlagung der Bodenteile. V.a. im Frühjahr nach einer Herbstfurche entsteht rasch ein zu feines Saatbeet, das in Folge zu Verschlämmung bzw. Erosion neigt.