Düngen mit Festmist

Die für den Bodenaufbau beste Art der (organischen) Bodenfütterung ist das Düngen mit Festmist. Die festen Wirtschaftsdünger bieten Vorteile gegenüber flüssigen, da die Durchmischung von tierischem Kot mit Einstreu mehrere positive Wirkungen zeigt:

  • ideales C:N Verhältnis, dadurch
  • sehr geringe Nährstoffverluste durch Umwandlung von verfügbaren Nährstoffen in organische Bausteine
  • gut aerob aufzubereiten
  • Die Einstreu als Kohlenstoffträger ist eine Energiequelle für die mikrobielle Aufarbeitung und Umsetzung des Düngers und für das Bodenleben.

Festmistarten, Wirkung

Frischmist

enthält noch schädliche Inhaltsstoffe (Ammoniak, Schleimstoffe) und ist daher für die Anwendung z.B. unmittelbar vor der Saat (Getreide, Zwischenfrucht, Grünlandsaat..) ungeeignet.

Rottemist

ist Stallmist, der aerob, d.h. unter Ein- und Mitwirkung von Luft einen Großteil keimhemmender Stoffe abgebaut hat; dieser Dünger ist nahezu für alle Kulturflächen im Grünland und auf dem Acker geeignet (ausgenommen Kopfdüngung im Gemüsebau);
Rottemist bewirkt ein rasches Ansteigen der mikrobiellen Tätigkeit im Boden; er ist fäulnisfrei!
er wird im Acker leicht in den Boden eingearbeitet oder oberflächlich als Flächenschleier (=Nährdecke) belassen.

stark angerotteter, fäulnisfreier Festmist © Markus Danner

Stapelmist

Unter Stapelmist wird hier dicht gelagerter, wenig strukturierter Mist verstanden, der nach innen zunehmend grünlich-speckig wird und beim Aufreißen des Haufens stechend scharf stinkt.
Neben Ammoniak und Schwefelwasserstoffen enthält solches Material eine Reihe weiterer mehr oder weniger giftiger Stoffe (Indol, Skatol, Cadaverin..), die auf landwirtschaftliche Nutzflächen ausgebracht zwangsläufig zu Schäden und Belastungen von Umwelt und Boden(-leben) führen.
Solcher Mist ist weder Dünger noch Bodenfutter. Früher oder später wirkt sich seine Anwendung durch eine Qualitätsminderung von Boden und Kulturen aus, die sich häufig durch Verunkrautung, Krankheitsanfälligkeit der Kulturen sowie Strukturprobleme des Bodens, die sich durch eine nicht vorhandene Krümelbildung, geringes Nährstoff- und Wasserhaltevermögens (hohe Nährstoff- und Tonmineral-Auswaschungsgefahr!) etc. zeigen.

Hans Müller pflegte gegenüber Bauern mit solchen Mistlagern festzustellen: „Du hast die Giftfabrik auf dem eigenen Hof!“

Die Hauptaufgabe der Düngeraufbereitung ist seine Entgiftung, und die Erzeugung bekömmlichen, rasch umsetzbaren Bodenfutters! Faulender Stapelmist hat auf landwirtschaftlichen Nutzflächen und Kulturen nichts verloren!

Anwendung, Ausbringung

H.P. Rusch und mit ihm Hans Müller legten größten Wert darauf, feste, fäulnisfreie Dünger in dünnen Schleiern, sogenannten Nährdecken, mehrmals im Jahr, gegebenenfalls auch nach den Futterernten, auf die Flächen zu bringen.
Rusch wies auch vehement auf die Sinnhaftigkeit hin, möglichst frische Dünger aufs Feld zu bringen (aufgrund des größten Energiegehaltes für die Bodenorganismen).

Der Effekt, den diese Düngepraxis zeigt, liegt mittel- und langfristig in einer deutlich gesteigerten Nährstoffdynamik, die sich aus der gesteigerten mikrobiellen Aktivität ergibt. 
Rusch dokumentierte langjährige Düngeergebnisse in seinem Werk „Bodenfruchtbarkeit“, anhand der von ihm mittels Zellzahlen in unzähligen Proben ermittelten Bodengüte.
Betriebe, die diese „Gleichmäßigkeit des Futternachschubs“ zur angewandten Praxis machten und machen, können auf stabile Pflanzenbestände und Erträge setzen.

Die Art und Weise der Düngerbehandlung soll keinem Dogma unterliegen! Scheitert die aerobe Behandlung auf einem Betrieb aus technischen, arbeitswirtschaftlichen oder anderen Gründen, kann mit fermentativen Methoden nahezu gleichwertig behandelt werden! 
Entscheidend ist, dass der Dünger nicht faulend sich selbst überlassen wird und seinerseits positive Effekte auf den Boden und im Boden bewirken kann.

Markus Danner

Düngung im Biolandbau

Wer sich intensiv mit biologischer Landwirtschaft, der damit verbundenen Fragen der Bodenfruchtbarkeit und Ertragssicherheit auseinandersetzt, stößt eher früher als später auf die Rolle der hofeigenen Wirtschaftsdünger und der Düngung im Biolandbau.

Sie spielen im Betriebsgefüge eines tierhaltenden Betriebes, seiner Wirtschaftlichkeit und der Gesundheit seiner Futterflächen eine wesentliche, oftmals tragende Rolle.

Die Rückführung der auf dem Betrieb gelagerten tierischen Ausscheidungen auf den Boden stellt die Schnittstelle des betrieblichen Stoffkreislaufes dar – die Überführung seines Endes in einen neuen Lebenszyklus, einen Neustart.

Dabei handelt es sich eben NICHT um eine Frage von NPK, sondern um die Frage, wie der Boden bzw. das darin atemberaubend vielfältige Leben genährt, in seinen umfassenden Funktionen gestärkt und unterstützt werden kann, um ihm jene Dynamik zu verleihen, die ihn befähigen, Jahr für Jahr gesunde Pflanzenbestände und ertragreiche Ernten hervorzubringen.
Düngung im Biolandbau – das optimale „Füttern“ des Bodens mit hochwertigen organischen Düngern, vornehmlich hofeigenen Wirtschaftsdüngern, stand von den ersten Bemühungen der Biolandbau-Gründer an im Zentrum der Aufmerksamkeit.
Um den angestrebten Zielen (aktive Böden, qualitativ hochwertige Kulturen, zufriedenstellende Erträge etc.) gerecht zu werden, stellt sich nach wie vor die Frage nach der Aufbereitungsform, Lagerung und Ausbringung, die mithilft, Bodenfruchtbarkeit zu mehren.

  • Schleppschuhfass mit Traktor © Markus Danner
  • solche Fässer sind zu schwer © Markus Danner
  • Gülleverteiler für Verschlauchungssystem © Markus Danner
  • Gülle Verschlauchungspumpe. © Markus Danner
  • Festmist am Feldlager (C) Danner
  • bodenverträgliche Düngertechnik © Markus Danner

Der besondere Wert organischer Dünger:

  • sie schließen Stoffkreisläufe
  • sie bieten ein vielseitiges Nährstoffangebot
  • sind Futter für das Bodenleben
  • liefern Stoffe für die Humusbildung
  • können eine geringere Krankheits- und Schädlingsanfälligkeit der Pflanze bewirken (Humusqualität)
  • sie sind eine betriebseigene Ressource!

Die Biologische Landwirtschaft „lebt“ sozusagen von der optimalen Funktion des Systems Boden↔Bodenleben↔Pflanze.
Eine optimale Bodenfütterung ist für diese Systemfunktion von entscheidender Bedeutung!

Markus Danner

Abstimmung von Nutzung und Düngung

Durch eine intensivierte Nutzung der Wiese kommt es auch zu größeren Entzügen und höheren Umsetzungen im Boden.
Damit dieses System auch langfristig funktioniert, muss die Düngung auf solchen Flächen angepasst werden.
Dabei genügt es nicht, einfach nur die Mistmenge im Herbst zu erhöhen. Es braucht ein gut durchdachtes Düngekonzept. Das Bodenleben benötigt eine regelmäßige Zufuhr von organischer Substanz, um eine intensive Umsetzung und somit ein gutes Graswachstum zu erreichen.
Daher ist bei drei und mehr Schnitten eine einmalige oder zweimalige Düngergabe nicht ausreichend.

Betriebe mit flüssigen Wirtschaftsdüngern können die Düngermengen in kleineren Gaben zu mehreren Terminen auf den Flächen ausbringen.
Festmistbetrieben ist zu empfehlen, Rottemist herzustellen, um auch zwischen zwei Schnitten eine mäßige Gabe verabreichen zu können.

Wird die Düngung nicht an intensivierte Nutzung angepasst, verschlechtern sich Wiesenbestände zwangsläufig und es kommt zu vermehrtem Auftreten unliebsamer Pflanzen. Sowohl zu geringe Düngermengen als auch eine ungleichmäßige Verteilung während des Jahres tragen zu dieser Entwicklung bei.

bodenverträgliche Düngertechnik © Markus Danner
bodenverträgliche Düngertechnik © Markus Danner
ist in der Vegetationsperiode oft im Einsatz!

Eine zu geringe Bodendynamik schwächt in erster Linie die Gräser, die das Gerüst einer jeden Wiese darstellen.
Gehen diese langsam zurück, entstehen Lücken, die dann von anderen Pflanzen, wie in erster Linie von der Gemeinen Rispe besiedelt werden.

Alle diese Erscheinungen sind nicht spezifisch für den Biobetrieb. Sie werden deshalb ausführlich abgehandelt, weil der Biobetrieb im besonderen auf seine eigenen Ressourcen wie eben die Erträge seines Grünlandes angewiesen ist, und allfällige Korrekturen fehlentwickelter Bestände deutlich zeitraubender und schwieriger sind.
Biologische Landwirtschaft muss und will ohne chemische Eingriffe, bestenfalls auch ohne bodenbewegende technische Eingriffe die Grünlandbestände ertragreich erhalten.

Düngung und Nutzung sind untrennbar miteinander verbunden. Die Optimierung dieser beiden Elemente ist für eine langfristig erfolgreiche Nutzung der Wiese entscheidend.

Walter Starz
Markus Danner