Bio Grünland
Gülle düngen – aber wie?
Wie wir Gülle auf die Wiesen ausbringen, ist nicht mehr Privatsache.
Die NEC Richtlinie zwingt Vater Staat dazu, Maßnahmen zu ergreifen, um die Emissionen aus den landwirtschaftlich-tierischen Hinterlassenschaften einzudämmen. Ammoniak ist der Stein des Anstoßes, der die Atmosphäre nicht bekömmlich, dafür umsomehr klimarelevant belastet und als Feinstaub-Initiator gilt.
Sind die Wege zum Ziel klar?
Die Wege, dieses Ziel zu erreichen, könnten unterschiedlicher nicht sein zwischen Förderprogrammen, (halb-)wissenschaftlichen Empfehlungen, Beratungsstellen und -kräften und dem ursprünglichen Anspruch der Biolandwirtschaft.
Die „Bio“-Regel:
Dünger ist frei von Fäulnis und giftigen Inhaltsstoffen an die aerobe Bodenschicht heranzubringen. Dies hat möglichst regelmäßig und gleichmäßig verteilt zu erfolgen.
Jenem Anspruch nämlich, die Böden beleben zu wollen.
Die Umtriebe der letzten Jahre beobachtend, muss die Frage erlaubt sein: Gibt es diesen Anspruch überhaupt noch? Oder ist er ein Relikt aus einer verklärten, verniedlichten Pionierzeit?
Gehen wir kurz davon aus, wir wollen der Lehre des Biolandbaus entsprechend dem Bodenleben so viel wie möglich Gutes tun. Wie machen wir das?
Indem wir den aerob arbeitenden Mikroben und Bodentieren in der oberen Bodenschicht soviel Bekömmliches zuführen, wie diese einerseits verarbeiten können und anderseits durch die Qualität des Angebotenen deren Arbeits- und Vermehrungsfreude befeuern.
Gelebte Praxis biegt ab
Der Druck auf die Bauernschaft, es anders zu machen, steigt stetig.
Gülleseparation wird als fast unverzichtbare Maßnahme der Zukunft propagiert. Dazu das Einbringen der Flüssigphase in den Boden bzw. Aufbringen in möglichst schmalen Streifen, um die schnelle Versickerung in den Boden sicherzustellen und möglichst wenig Futter und Bodenoberfläche zu benetzen.
So weit, so (nicht) gut.
Jahrzehntelang haben wir (Lehrende, Beratende des Biolandbaus) gepredigt, dass das Eindringen der flüssigen organischen Dünger in den Boden zwangsläufig Schäden verursacht. An der Bodenstruktur durch deren Auflösung durch den massiven Kalium-Schwarmionen Eintrag. Am Bodenleben selbst durch den Kontakt mit dem tw. ätzenden Substrat.
Ammoniak soll in den Boden, um nicht in die Atmosphäre auszugasen. Dass Ammoniak nicht in die Atmosphäre soll, ist nachvollziehbar, was soll der toxische Stoff aber im Boden? Es steht nie zur Diskussion, welche Wirkungen der Eintrag in den Boden hinterlässt.
Keine Pflanzenwurzel will mit Ammoniak in Berührung kommen. Kein Bakterium, kein Pilz, keine Alge, kein Regenwurm und kein Springschwanz kann damit irgendetwas anfangen, außer zu platzen oder zu verätzen.
Technik allein löst das Problem nicht
Leider ist die politische Zielrichtung eindeutig und ausschließlich darauf ausgerichtet, die Problematik (Emissionsreduktion) technisch lösen zu wollen.
Das ist kritikwürdig, aufgrund verschiedener Interessen und der Komplexität der Sachlage aber auch nicht unlogisch.
Jeder Betrieb hat unterschiedliche Lagerverhältnisse, unterschiedlichen Umgang mit seinen Hofdüngern. Wie soll eine zielgerichtete, vereinheitlichte Vorgehensweise in Gang gebracht werden? Fast unmöglich.
Woher kommen Lösungsansätze?
Bei der Suche nach der ultimativen Antwort auf die komplexe Thematik muss ich nach über 25 Jahren hoffnungsvollem Warten ernüchtert feststellen: Die Forschung hat uns diesbezüglich völlig im Stich gelassen. Geforscht und wissenschaftlich untersucht wird vermeintlich an Sachverhalten, in die irgendjemand Geld investieren will, aus welchen Motiven auch immer, und nicht zwingend an Antworten auf dringende Fragen der Praktiker.
Verfahren zu entwickeln, die auf jedem tierhaltenden Betrieb einen stabilen, emissionsarmen, unbedenklichen Wirtschaftsdünger herstellen lassen, – daran scheint das Interesse überschaubar.
So beruhen letztlich alle Empfehlungen, die von der Beratung an Betriebe gehen können, von Betrieben, die teilweise über viele Jahre experimentiert und Erfahrungen gesammelt haben.
Aufs Ganze geschaut – worauf kommt es an?
Als Praktiker wünschen wir uns einen Dünger (resp. Gülle), der wenig Verluste zeitigt (v.a. N und S), wenig an Pflanzen haftet, dadurch gut an den Boden kommt und von diesem rasch aufgenommen und verarbeitet wird.
Verschiedene Maßnahmen können helfen, diese Eigenschaften zu unterstützen.
Aus allen Betrachtungen der wichtigste Teilaspekt ist wohl jener, dass alle genannten „Wunsch“- Eigenschaften helfen, durch die Verbesserung des Stoffkreislaufs und des einhergehenden Mehrertrags von Wiesen, Weiden und Ackerkulturen die Wirtschaftlichkeit des Betriebes zu erhöhen. Umso erstaunlicher, dass diesem Aspekt auf vielen Betrieben kaum Bedeutung zuerkannt wird.
Fließfähigkeit der Gülle
Schleimstoffe sorgen für das Anhaften der Gülle an den Pflanzen und verringern allgemein die Fließfähigkeit. Sie in der Güllegrube abzubauen, die Viskosität zu senken, wirkt sich mehrfach positiv aus, bis die Gülle letztlich in den Boden sickert.
Je höher die mikrobielle Aktivität in der Gülle, desto besser werden diese Schleimstoffe abgebaut, die Fließfähigkeit verbessert sich u.U. deutlich!
Mikroorganismenpräparate (milchsaure Kulturen) unterstützen diesen Prozess.
Mikroorganismen milchsaurer Kulturen verhindern bzw. beseitigen auch einen Zustand bzw. Prozesse, die wir Fäulnis nennen.
pH-Wert
Je tiefer der pH-Wert, desto weniger Ammoniakbildung.
Die eben genannten milchsauren Kulturen unterstützen die pH-Wert Absenkung, reichen aber nicht aus, um eine „saure“ Gülle zu erhalten.
Gegenteilig wirkt aber die Verwendung von Kalkprodukten im Stall und in der Gülle. Auf solche Additive sollte aus diesem Grund unbedingt verzichtet werden. Auch die Laugen der Melktechnikreinigung arbeiten nur primär für uns, in der Güllegrube gegenteilig. Ist es möglich, diese Abwässer anders zu „entsorgen“?
Eine Messung des pH-Wertes ist keine aufwändige Geschichte, gibt uns aber wertvolle Informationen. Nahe 7 oder gar darunter heißt: kaum Ammoniakbildung.
pH 7,5 oder mehr lässt uns wissen, dass wir Vorsorge treffen sollten, sich bildendes Ammoniak einzufangen.
Absorbierende Additive
Einfangen lässt sich Ammoniak, Schwefelwasserstoff oder andere flüchtige Stoffe mit oberflächenaktiven Substanzen wie Pflanzenkohle, Zeolith, Tonmineralen oder feinvermahlenem Steinmehl. Teilweise funktioniert das direkt, teilweise indirekt. Ist diese Wirkung zwar häufig bestritten, zeigen solcherart versorgte Güllen in der Praxis dennoch tendenziell höhere N-Gehalte als unversorgte. (Diese Aussage hat keine wissenschaftliche Evidenz, sondern basiert auf Ergebnissen mehrerer Dutzend in den letzten Jahren gesammelter Gülleanalysen). Somit muss durch die Anwendung augenscheinlich eine Verlustquelle abgemildert worden sein.
Natürlich hilft uns auch das verdünnende Wasser, Ammoniak & Co in Lösung zu halten und die Ausgasung zu verhindern.
Fazit
Letztlich muss in Österreich auf irgendeine Art und Weise der NEC Richtlinie entsprochen werden. Je mehr sich an der Maßnahme Bodennahe Ausbringung beteiligen, desto näher das gesetzte Ziel. Dann kann der Fall eintreten, dass es nicht zu einer allgemeinen Verpflichtung wird, bestimmte Ausbring-Technik zu verwenden.
„Bodennahe Ausbringung“ der Gülle ist kein Problem für die Bodengesundheit, wenn gewährleistet wird, dass möglichst vollflächig appliziert wird und die Mengen in verträglichen Portionen verabreicht werden.
Für die Ammoniakproblematik stehen endgültige Lösungen und Antworten aus. Die Bildung im Lager muss mit allen Möglichkeiten so gering wie möglich gehalten werden. Nur dann können wir dem Boden bekömmlichen Futternachschub zukommen lassen. Es bedarf ergebnisoffener Forschung, um Antworten auf diese wichtigen Fragen zu erhalten.
Markus Danner
Weidestart im Frühjahr
Früher Austrieb ist der Schlüssel
Die wichtigste und wirksamste Weidepflege ist der zeitige Austrieb im Frühjahr. Das Überweiden von Grünlandflächen kurz nach Begrünung setzt Impulse, die vor allem die Seitentriebbildung anregt und somit die Pflanzenbestandsdichte massiv verstärken.
Zusätzlich werden durch den zeitlich und physiologisch frühen Verbiss unerwünschte Kräuter wie Ampfer, Hahnenfußarten etc. in ihrer Entwicklung wirksam gestört und vermindert.
Der frühe Auftrieb, der zeitige Weidestart im Frühjahr ist die billigste und wirksamste Bestandsregulierung hin zu weidefähigen Beständen.
Ein zeitiger Weidestart im Frühjahr ist die wichtigste und sicherste Gelegenheit, die Basis für eine gute Weidesaison zu legen.
Bild: © Peter Frühwirth
Düngung für Weidequalität und Ertrag
Oft beklagen Bäuerinnen und Bauern die selektive Futterernte der Weidetiere. D.h. es bilden sich viele und große Geilstellen, die früh im Jahresverlauf auswachsen und einen hohen Pflegeaufwand nach sich ziehen.
Dem ist mit zwei Lenkungsmaßnahmen entgegenzuwirken.
Frühjahrsdüngung mit Gülle: Durch eine mäßige Güllegabe mit qualitativ guter Gülle auf alle zu beweidenden Flächen ist gewährleistet, dass durch den „Restgeruch“ der Düngung Selektion in Richtung ungedüngter Flächenteilen unterbleibt. In der Folge wird auch deutlich näher zu Kuhfladen hin gefressen. Das wirkt sich ganzjährig auf die Sauberkeit der Weide aus.
Weidepflege während der Saison
Je erfahrener Weidebetriebe werden und je sorgfältiger die Beweidung durchgeführt wird, desto weniger technische Weidepflege ist erforderlich.
Sind trotz allem die Geilstellen zu viel und zu stark ausgewachsen, empfiehlt es sich, sie zu toppen. D.h. an einem schönen, warmen Tag die Geilstellen in 10 bis 15cm Höhe abzumähen und liegen zu lassen. Das Mähgut trocknet ab und wird an folgenden Weidetagen sehr zuverlässig gefressen.
Nicht zu empfehlen ist das Mulchen, wenn in der Folge weiter beweidet werden soll. Alle maschinellen Pflegemaßnahmen verschleppen und verschmieren Kuhfladen über den Bestand und vergrößern dadurch Flächenanteile, die von Weidetieren verschmäht werden.
Generell gilt: Das saubere Abweiden durch die Kühe, Schafe oder was auch immer verhindert die Notwendigkeit des Hinterherfahrens mit dem Traktor. Weniger Überfahrten schonen den Boden und kosten weniger Zeit und Geld.
Markus Danner
Gemeine Rispe & Co
wie loswerden?
Der Besatz der Wiesen mit Gemeiner Rispe ist ein Umstand, der sehr vielschichtig ist und keinem Grünlandbewirtschafter gleichgültig sein kann.
Die Gemeine Rispe ist ein Lückenfüller. Das Gras besetzt ggf. alle Fehl- und Kahlstellen, die sich im Bestand öffnen.
Der Versuch der Sanierung des Ungrases ist ein Kampf gegen ein Symptom. Dieser Kampf ist aussichtslos, wenn wir uns nicht auch der Ursachen bewusst werden und sie annehmen.
Warum macht sich die Gemeine Rispe breit?
Typische Verbreitungsgebiete der Gemeinen Rispe (Poa trivialis) sind feuchte Augebiete, schattige, (wechsel-)feuchte Standorte und ältere Klee(-gras)bestände.
Sie hat ein sehr seichtes Wurzelsystem, bildet oberirdische Ausläufer, mit denen sie Lücken rasch findet und besiedelt.
In Wirtschaftswiesen aller Art breitet sie sich vor allem dann aus, wenn das Grasgerüst in diesen Wiesen durch verschiedene Ursachen schwächelt.
Einige dieser Ursachen sind:
- Intensiv genutzte, sehr horstgrasbetonte Bestände: Knaulgraswiesen, Bastardraygraswiesen; die aggressiven Horste dulden keine Artgenossen in unmittelbarer Umgebung (nicht selbstverträglich) und es entsteht eine unbewachsene Pufferzone um die Horste, die vom Rispengras besiedelt wird.
Zitat Walter Dietl: Knaulgras und Gülle bringt Unkraut in Fülle!
- Keine Bestandlenkung auf Intensivwiesen: Auf Versamung angewiesene Gräser fallen nach einiger Zeit aus, Rasengräser fehlen, Lücken öffnen sich;
- Häufig genutzte, aber zu knapp gedüngte Wiesen (= Übernutzung): Fünfschnittwiesen oder Eingraswiesen, deren Leitgräser durch mangelnde Boden- und Nährstoffdynamik leiden und sich zurückziehen.
- Durch Bewirtschaftung geschädigte Grasnarbe: Fahrspuren, zu tief arbeitende Erntemaschinen, zu tiefer Schnitt, offene Trittschäden durch Herbstbeweidung
- Wühlmaus-Aktivität: Die Mäuse fressen die Wurzeln der Wiesenpflanzen, während sie sich seicht unter der Oberfläche ihren Fressgang aufwölben. Auf diesen Gängen siedelt sich die Rispe rasch und beinahe vollflächig aus.
Soll der Vormarsch der Rispe gestoppt oder verhindert werden, empfiehlt es sich, wie bei allen ursachenbasierten Phänomenen, diese Ursachen begleitend zur Sanierung zu beseitigen, zu vermeiden und ihnen aktiv entgegenzuwirken.
Die Gemeine Rispe durch wertvolle Futtergräser ersetzen – aber wie und wann?
Die Rispe im Bestand stark zu dezimieren, gelingt in der Praxis in einem Zeitfenster:
Nach der Ernte des 2. oder 3. Schnittes, je nach Region, wenn darauf einige Hitzetage folgen. Nur während einer Trockenphase im (späten) Hochsommer besteht die Chance, dass das Gras aufgrund mangelnder Wasserversorgung ihrer seichten Wurzeln braun wird, keinen Halt mehr findet und sehr gut ausgestriegelt werden kann. Das Ausstriegeln ist sinnlos, solange die Rispe saftig grün ist. Beim Striegeln darf und soll ziemlich rücksichtslos und scharf, unter Umständen auch wiederholt und/oder über Kreuz fahrend alles was nachgibt mitgenommen werden.
Meist ist anschließendes Schwaden und Aufladen der mitunter fetten Beute erforderlich.
Nach erfolgreicher Mission wird sich viel offener Boden zeigen, auf den rasch eine Nachsaat zu erfolgen hat. Natürlich braucht diese Saat Niederschläge zum Aufgang. Darauf muss aber nicht gewartet werden, denn Saatgut hat kein Problem mit Schönwetter, erst nach der Keimung darf es nicht mehr austrocknen.
Aus diesem Grund zeigen sich Saaten ab Mitte August als sehr aussichtsreich auf Erfolg. Der Altbestand konkurriert nicht mehr zu stark um Licht, und in den Nächten fällt wieder Tau aus.
Bekanntlich sind Prognosen, vor allem jene, die die Zukunft betreffen, schwierig, aber alle jahreszeitlichen Umstände führen zur gefestigten und wiederholten Erfahrung, dass alle Maßnahmen in diesem Zeitraum die höchste Effizienz zeigen.
Das Saatgut, bzw. die Arten und Sorten der Mischung sind unbedingt der Nutzung entsprechend zu wählen, nicht von der kurzfristigen Verfügbarkeit abhängig zu machen (vorausplanen!). Das macht sich langfristig bezahlt.
Frühjahrsbeweidung verbessert Wiesenbestände
Eine weitere Variante der Bestandverbesserung soll nicht unter den Tisch fallen, wenngleich sie für dieses Jahr nicht mehr zur Anwendung kommen kann:
Die sehr zeitige Frühjahrsweide.
Mit ihr wird die Narbendichte stark gefördert und dadurch der Ausbreitung der Gemeinen Rispe Platz entzogen. Zeitgerecht angewendet, kann sich das Erscheinungsbild der Intensivwiese sehr schnell zum Besseren wenden.
Welches Sanierungskonzept auch immer angewendet wird, es wird nachhaltig und erfreulich erfolgreich sein, wenn den oben beschriebenen Ursachen für die Ausbreitung der Rispe die Grundlagen entzogen werden. D.h. zusammengefasst:
- Düngung und Nutzung aufeinander abstimmen
- Nutzungsintensität der Bodengüte anpassen
- „Das rechte Gras am richtigen Ort“ (Dietl)
- Narbenschonende Bewirtschaftung
- Landschaftsstrukturen erhalten bzw. schaffen (Beutegreifer zur Mäuseregulierung)
Markus Danner
Herbstweide auf Wiesen
ein Fallstrick für die Wiesenbestände?
Der letzte Aufwuchs der Wiesen dient den Kühen und Jungrindern oft als Herbstweide.
Um die Beweidung für Tier und Pflanzenbestand gut und verträglich zu gestalten, sind die gegebenen Verhältnisse etwas genauer zu betrachten.
Pflanzenbestände von Mähwiesen sind grundsätzlich keine Weidebestände. Knaulgrasbestände oder Wiesen mit viel Bastardraygras beispielsweise sind sehr empfindlich gegenüber Tritt bei feuchten Verhältnissen, weil um die Gräserhorste meist kein fester Trittrasen vorhanden ist und die Beweidung in der Folge viel offenen Boden hinterlässt.
Die Wiesen sind danach höchst gefährdet für Verunkrautung mit Ampfer, für plötzlichen oder schleichenden Besatz mit Gemeiner Rispe, die die offenen Stellen um die Gräserhorste mit Begeisterung schließt.
- Keine Portionsweide! Je großflächiger die Futterzuteilung, desto weniger Hektik in der Herde, desto weniger Trittbelastung.
- Beweidung von Wiesen im Herbst nur bei ausreichend trockenen Verhältnissen!
- Jungvieh nicht „bis zum Einschneibn“ auf der Weide lassen! Abweiden – weiterziehen.
Die Pflanzenbestände werden es im nächsten Jahr danken, wenn die Herbstweide schonend vor sich gegangen ist.
Allgemein kann festgehalten werden: Je höher die Bestandes-Anteile von Kräutern, Gemeiner Rispe, Knaulgras und Bastardraygras ist, desto größer ist die Gefahr, mit Herbstbeweidung eine Verschlechterung des Bestandes zu bewirken.
Genau gegenteilig wirkt übrigens eine Frühjahrsbeweidung bei guten Verhältnissen!
Beweiden oder Mulchen?
Die Qualität des stehenden Futters sollte auch einen kurzen Gedanken wert sein. Wenn sich viel verpilzte Gräser und Kräuter im Bestand finden, die rosa, weiße oder orange Pusteln oder Beläge zeigen, ist die Verfütterung an den Boden besser als an Weidetiere.
Mulchen im Oktober (in Höhenlagen entsprechend früher) ist eine perfekte organische Düngung. Der „Verlust“ von Futtergras im Herbst wird unter normalen Umständen durch den Mehrertrag im Folgejahr mehr als wettgemacht.
Welche Wiesen sind weniger empfindlich?
Wiesen mit hohen „Untergras“- Anteilen im Bestand, d.h. Engl. Raygras, Rotschwingel, evtl. sogar Wiesenrispe, sind gegenüber spontaner Überweidung weniger empfindlich, weil ihr Grasgerüst jener von Weiden ähnlich ist. Dasselbe gilt für stark genutzte Eingraswiesen, sofern sie nicht an hohem Besatz von Gemeiner Rispe leiden.
Nachsaat im Herbst?
Eine späte Übersaat während oder nach der Herbstbeweidung, die erst im Frühjahr keimen soll, wird als „Schlafsaat“ bezeichnet. Die Saat wartet sozusagen auf ihren Moment, keimt bei für sie günstigen Umständen. So verhält sich natürliche Versamung grundsätzlich.
Bei der Saat von polyploiden Sorten, oder einfach ausgedrückt von modernen, züchterisch stark auf Schnellkeimung getrimmtem Saatgut, funktioniert das meist nicht. Die Saat verschimmelt und verfault im feuchtkühlen Boden, bevor sie Keimbedingungen vorfindet, die ihr behagen. Oder sie keimt eben ohne gute Bedingungen und verdirbt danach.
Fazit:
Das Überweiden der Mähwiesen im Herbst ist durchaus möglich, wenn sie mit Sorgfalt, nicht bei nassen Verhältnissen, zeitlich begrenzt und unter möglichster Vermeidung von Trittschäden erfolgt.
Markus Danner
Ertragsfähigkeit von Bio-Wiesen sicherstellen
Das Gemeine Rispengras als exemplarisches Symptom von Fehlentwicklungen auf der Wiese
Der Besatz unserer Wiesen mit Gemeiner Rispe und anderen Lückenfüllern ist ein Umstand, der sehr vielschichtig ist und keinem Grünlandbewirtschafter gleichgültig sein kann.
Gemeines Rispengras (Poa trivialis) besetzt ggf. alle Fehl- und Kahlstellen, die sich im Bestand öffnen.
Der Versuch der Sanierung des Ungrases ist ein Kampf gegen ein Symptom. Dieser Kampf ist aussichtslos, wenn wir uns nicht auch der Ursachen bewusst werden und der Problematik ursachenseitig entgegentreten.
Warum macht sich die Gemeine Rispe breit?
Typische Verbreitungsgebiete der Gemeinen Rispe sind feuchte Augebiete, schattige, (wechsel-)feuchte Standorte und ältere Klee(-gras)bestände.
Sie hat ein sehr seichtes Wurzelsystem, bildet oberirdische Ausläufer, mit denen sie Lücken rasch findet und besiedelt.
In Wirtschaftswiesen aller Art breitet sie sich vor allem dann aus, wenn das Grasgerüst in diesen Wiesen durch verschiedene Ursachen schwächelt.
Einige dieser Ursachen sind:
- Intensiv genutzte, sehr horstgrasbetonte Bestände: Knaulgraswiesen, Bastardraygraswiesen; die aggressiven Horste dulden keine Artgenossen in unmittelbarer Umgebung (nicht selbstverträglich) und es entsteht eine unbewachsene Pufferzone um die Horste, die vom Rispengras besiedelt wird.
(Zitat Walter Dietl: Knaulgras und Gülle bringt Unkraut in Fülle!)
- Keine Bestandslenkung auf Intensivwiesen: Auf Versamung angewiesene Gräser fallen nach einiger Zeit aus, Rasengräser fehlen, Lücken öffnen sich;
- Häufig genutzte, aber zu knapp gedüngte Wiesen (= Übernutzung): Fünfschnittwiesen oder Eingraswiesen, deren Leitgräser durch mangelnde Boden- und Nährstoffdynamik leiden und sich zurückziehen.
- Durch Bewirtschaftung geschädigte Grasnarbe: Fahrspuren, zu tief arbeitende Erntemaschinen, zu tiefer Schnitt, offene Trittschäden durch Herbstbeweidung
- Wühlmaus-Aktivität: Die Mäuse fressen die Wurzeln der Wiesenpflanzen, während sie sich seicht unter der Oberfläche ihren Fressgang aufwölben. Auf diesen Gängen siedelt sich die Rispe rasch und beinahe vollflächig aus.
Soll der Vormarsch der Rispe gestoppt oder verhindert werden, empfiehlt es sich, wie bei allen ursachenbasierten Phänomenen, diese Ursachen begleitend zur Sanierung zu beseitigen, zu vermeiden und ihnen aktiv entgegenzuwirken.
Die Gemeine Rispe durch wertvolle Futtergräser ersetzen
– aber wie und wann?
Die Rispe im Bestand stark zu dezimieren, gelingt in der Praxis in einem besonderen Zeitfenster:
Nach der Ernte des 2. oder 3. Schnittes, je nach Region, wenn darauf einige Hitzetage folgen. Nur während einer Trockenphase im (späten) Hochsommer besteht die Chance, dass das Gras aufgrund mangelnder Wasserversorgung ihrer seichten Wurzeln braun wird, keinen Halt mehr findet und sehr gut ausgestriegelt werden kann. Das Ausstriegeln ist sinnlos, solange die Rispe saftig grün ist. Beim Striegeln darf und soll ziemlich rücksichtslos und scharf, unter Umständen auch wiederholt und/oder über Kreuz fahrend alles was nachgibt mitgenommen werden.
Meist ist anschließendes Schwaden und Aufladen der mitunter fetten Beute erforderlich.
Nach erfolgreicher Mission wird sich viel offener Boden zeigen, auf den rasch eine Nachsaat zu erfolgen hat. Natürlich braucht diese Saat Niederschläge zum Aufgang. Darauf muss aber nicht gewartet werden, denn Saatgut hat kein Problem mit Schönwetter, erst nach der Keimung darf es nicht mehr austrocknen.
Aus diesem Grund zeigen sich Saaten ab Mitte August als sehr aussichtsreich auf Erfolg. Der Altbestand konkurriert nicht mehr zu stark um Licht, und in den Nächten fällt wieder Tau aus. Bekanntlich sind Prognosen, vor allem jene, die die Zukunft betreffen, schwierig, aber alle jahreszeitlichen Umstände führen zur gefestigten und wiederholten Erfahrung, dass alle Maßnahmen in diesem Zeitraum die höchste Effizienz zeigen.
Das Saatgut, bzw. die Arten und Sorten der Mischung sind unbedingt der Nutzung entsprechend zu wählen, nicht von der kurzfristigen Verfügbarkeit abhängig zu machen (vorausplanen!). Das zahlt sich langfristig aus.
Frühjahrsbeweidung verbessert Wiesenbestände
Eine weitere Variante der Bestandverbesserung soll nicht unter den Tisch fallen:
Die sehr zeitige Frühjahrsweide. Mit ihr wird die Narbendichte stark gefördert und dadurch der Ausbreitung der Gemeinen Rispe Platz entzogen. Zeitgerecht angewendet, kann sich das Erscheinungsbild der Intensivwiese sehr schnell zum Besseren wenden.
Welches Sanierungskonzept auch immer angewendet wird, es wird nachhaltig und erfreulich erfolgreich sein, wenn den oben beschriebenen Ursachen für die Ausbreitung der Rispe die Grundlagen entzogen werden. D.h. zusammengefasst:
- Düngung und Nutzung aufeinander abstimmen
- Nutzungsintensität der Bodengüte anpassen
- „Das rechte Gras am richtigen Ort“ (Dietl)
- Narbenschonende Bewirtschaftung
- Landschaftsstrukturen erhalten bzw. schaffen (Beutegreifer zur Mäuseregulierung)
Markus Danner
Nährstoffversorgung im Bio-Grünland
Näher betrachtet sind die Anforderungen, die an eine Bio-Wiese gestellt werden, ein einziger Widerspruch.
Der Bewirtschafter will nicht nur viel Futter, sondern daraus auch viel tierische Leistung als Milch- oder Zuwachsleistung des Wiederkäuers. Daraus folgt: Das Gras muss jung geerntet werden. Jung heißt, etwa im fünf, – max. sechs Wochen Rhythmus.
Diese Nutzungsabstände reichen aber weder für einen tierischen Reproduktionszyklus (v.a. Insekten und Bodenbrüter), noch für jenen von Blühpflanzen.
Von diesem Aspekt soll später noch die Rede sein.
Zuallererst stellt sich aber die Frage: Wie können wir dieser Nutzungsfrequenz mit ausreichend „Bodenfutter“ entsprechen? Und was ist „ausreichend“?
Wieviel braucht die intensiv genutzte Wiese?
Nähern wir uns der Antwort durch einen Blick auf den „GVE-Besatz“. Das heißt, technisch ausgedrückt, wieviel Tier(-masse) wird auf dem Betrieb pro Hektar Futterfläche gehalten.
Wir kennen die Stickstoff-Obergrenze von 170kg pro Hektar, die von der einen oder anderen Rechtsvorschrift vorgegeben wird, und etwa dem N-Anfall von 2 GVE entspricht. Auf den Punkt gebracht, können wir davon ausgehen, dass diese Menge ausreicht, um eine ertragreiche Wiese mit bis zu fünf Nutzungen auszufüttern.
Dass betriebsindividuell beträchtliche Unterschiede im N-Verlustpotenzial bestehen, darf natürlich nicht unerwähnt bleiben. Mist und Gülle sind aber nicht nur N-Dünger, sondern bringen das gesamte Spektrum der Boden- bzw. Pflanzennährstoffe mit.
Aus Gründen der Bodengesundheit, Strukturstabilität und kontinuierlichen Versorgung des Bodens (des Bodenlebens) gilt die Empfehlung, die Güllemengen bei ca. 12 m3 pro Hektar und Nutzung einzupendeln.
Beinhaltet die Gülle 3kg N pro Kubikmeter, hieße das in Jahressumme 60m3 Gülle mit 180kg N, vor Abzug der Ausbringungsverluste. Diese Rechnung setzt ein sehr gutes Güllemanagement voraus, keine übertrieben starke Verdünnung (ca. 7%TS) und eine vernünftige Ausbringtechnik.
Soviel braucht die Intensivwiese tatsächlich, wenn ihr Grasgerüst stabil und ertragreich ist und bleiben soll. Auf längere Sicht gesehen kann sich aber auch hier eine Stickstofflücke ergeben. Da hilft nur eins: Weißklee. Diese Leguminose ist die Einzige, die in diesen Intensitätsstufen mitspielt. Der N-Ertrag wird mit ca. 2kg pro Prozentanteil der Leguminose am Bestand angegeben. Die N-Bindung der Leguminosen sinkt aber kontinuierlich, je mehr N gedüngt wird. Die Beobachtung der Knöllchenbildung kann daher gute Auskunft darüber geben, wie sehr der Klee-Stickstoff vom Bestand gebraucht wird oder nicht.
Was tun, wenn am Ende der Gülle (Mist) noch viel Fläche überbleibt?
Der Kardinalfehler, der Intensivwiesen oft zum Verhängnis wird, ist die gängige Praxis, möglichst alle Flächen zu versorgen und die oben beschriebenen Düngermengen deutlich zu unterschreiten. Zitat: „Ich schau halt, dass ich im Jahr überall einmal hinkomm.“ (Mit Gülle, Anm.)
Um diesem Dilemma zu entgehen, gibt es nur zwei Möglichkeiten: Düngerzukauf oder konsequente Anwendung des Konzepts des Abgestuften Wiesenbaus.
Ist der Zukauf von N- haltigen Düngern für das Grünland sinnvoll?
Für die eine oder andere Ackerkultur ist Düngerbezug als externes Betriebsmittel auch im Biolandbau nicht außergewöhnlich.
Im Grünland hingegen die Ausnahme. Die Herkunft aus konventioneller Herkunft ist restriktiv eingeschränkt auf Mist von Raufutterverzehrern und Agrogasgüllen aus wenigen Anlagen, die den Vorgaben entsprechen. Aus biologischer Herkunft ist organischer Dünger überhaupt nur in Spuren verfügbar.
Die Praxis zeigt aber, dass die Kosten-Nutzen-Rechnung einen regelmäßigen Einsatz nicht rechtfertigt. Es ist einerseits ohnehin zu teuer und andererseits bleibt die Frage stehen, ob das in der Biolandwirtschaft mittel- und langfristig ein gangbarer Weg sein kann.
Ist der abgestufte Wiesenbau ein Ausweg?
Düngungsplanungen auf Betrieben mit weniger als 1,5 GVE zeigen, dass ein doch beträchtlicher Anteil der Wiesen mit intensiver Nutzung bewirtschaftet werden kann. Der andere Teil bedarf einer weniger häufigen Nutzung. Auch die Bestände von Dreischnittwiesen liefern in den Folgeaufwüchsen milchviehtaugliches Futter.
Die Erstaufwüchse sind rohfaserreich und für Trockensteher und Jungvieh geeignet.
Der Minderbedarf von Düngern ist jedenfalls beträchtlich! (siehe Tabelle).
So wird ein stetiges Anwachsen eines Nährstoffdefizits verhindert. Ebenso soll ein Nährstofftransfer von wenig gedüngten zu stark gedüngten Wiesen nicht das Ziel sein. Jede Wiese wird ihrem Bedarf gemäß gedüngt, umgekehrt betrachtet ihrem Düngungsniveau entsprechend genutzt.
Abgestufte Nutzungsintensität soll jeder Tierkategorie die ihr zuträglichste Futterqualität liefern und das kann auch gelingen.
Kein „Wandern“ mit Biodiversitätsflächen!
Um den Nutzen einer nutzungsreduzierten Wiese auf ihren geringen Düngerbedarf und ihre höhere Artenvielfalt auch auszuschöpfen, ist es alternativlos, den Pflanzenbestand daran anzupassen bzw. dieser Anpassung Zeit zu lassen.
Aus dieser Sicht ist es ausgeschlossen, heuer hier und nächstes Jahr dort den Bestand „länger stehen zu lassen“.
Über längere Zeiträume gesehen werden dabei doch wieder alle Flächen gleich bewirtschaftet.
Wiesenbestände „kennen sich nicht aus“, wohin sie sich entwickeln sollen, wenn die Nutzung nur dem Wetter, aber keiner Strategie folgt.
Es muss auf jedem Betrieb klar sein, auf welcher Wiese der Blumenstrauß gepflückt werden kann und auf welcher nicht. Andernfalls sind Probleme mit der Stabilität der Pflanzenbestände vorprogrammiert.
Diese Wiesen sind es auch, die die erforderlichen Zeitfenster bereitstellen, in denen sich Insekten, Vögel und Säugetiere um ihre Entwicklung bzw. Brutpflege erfolgreich kümmern können. Alles hat mit allem zu tun – so auch dieser Aspekt mit den Lebenskreisläufen in Wiesenlandschaften.
Warnsignale für suboptimale Bewirtschaftung
Veränderungen des Pflanzenbestandes erfolgen schleichend, werden durch trockene Jahre anderen Umständen zugeschrieben und in solchen mit ausreichend Niederschlägen weniger wahrgenommen.
Flächenzugang
Wird das eine oder andere Hektar zugepachtet, ohne den Tierbesatz zu erhöhen, muss gleichzeitig klar sein, dass diese zusätzlichen Flächen Düngermenge der bisher bewirtschafteten Flächen beanspruchen. Wo fehlen diese Dünger jetzt?
Eine Abwärtsspirale setzt sich u.U. in Gang, die durch stetige Verschlechterung der Futterbestände (Vormarsch der Gemeinen Rispe) eine ebenso stetige Beschleunigung erfahren kann.
Deshalb Vorsicht! Bei Flächenzugängen sich unbedingt die Frage stellen, woher diese Flächen den zusätzlich erforderlichen Dünger erhalten sollen.
Rückgang des wertvollen Grasgerüstes
Die wertvollen Futtergräser, wie Engl. Raygras, Wiesenschwingel, Timothe, Wiesenrispengras, Knaulgras oder Wiesenfuchsschwanz, sie alle lieben, um nicht zu sagen brauchen bei mehr als drei Nutzungen im Jahr ein hohes Düngungsniveau.
Ist dieses Niveau zu niedrig, bzw. passt es nicht zur Schnittfrequenz, fahren die Gräser sprichwörtlich nicht mehr die Ellbogen aus, um sich Platz zu schaffen, sondern sie ziehen sich zurück, werden schüchtern und überlassen anderen Platz.
Die freiwerdenden Lücken sind das gefundene Fressen für einen allseits bekannten Störenfried: Das Gemeine Rispengras. Wer es nicht erkennt, geht ihm gern auf den Leim. Denn es vermittelt dem Betrachter im Frühjahr eine bedeckte, geschlossene Grasnarbe. Tarnen und Täuschen, sonst ist leider nichts dahinter. Im ersten Aufwuchs ein frühreifer, hoch aufgeschossener Rispensaum, bleibt für den Rest des Jahres ein jede Lücke zuwachsender, muffiger Filz.
Der Lückenbüßer erkämpft sich so Bestandesanteile von 50% oder weit darüber. Wer solche Wiesen hat, kann sich sicher sein: Hier liegt das Potenzial brach, mit dem etwaiger Futtermangel verhindert werden kann. Flächenausweitung ist eigentlich nur bei einer gleichzeitigen Ausweitung des Tierbesatzes stimmig.
Natürlich können je nach standörtlichen Gegebenheiten auch andere Pflanzen den freigewordenen Platz erobern. Wiesenpippau, Wiesenlabkraut, Hirtentäschel, Gundelrebe, Schafgarbe, Ausläuferstraußgras, Kriechender Hahnenfuß, nicht zuletzt Ampfer u.a. erfreuen sich über plötzliche und anhaltende Entwicklungsmöglichkeiten.
Die Ursache für sich verschlechternde Bestände liegt neben narbenverletzendem Maschineneinsatz (oder auch Herbstweide) fast immer an der Schwäche der Gräser.
Funktionierende Wiesen wachsen auf funktionierenden Böden!
Parallel zum Kreislauf der Organik mit Ernte und Rückführung der Wirtschaftsdünger bedarf ein dynamischer Boden mit einem gesunden Bodenleben auch einer ausgewogenen „Basenbelegung“ (Ca, Mg, und K an den Austauscherplätzen) und einem Säuregrad, in dem sich Pflanzenwurzeln und Bodenlebewesen wohlfühlen.
Gibt es Unverhältnismäßigkeiten, Mängel und Überschüsse, sollen diese durch mineralische Ausgleichsgaben in Ordnung gebracht werden. Dies gilt selbstverständlich auch für den Biobetrieb. Wenngleich mit der Einschränkung, dass der Befund „sehr niedrig“ für einen Phosphorwert in der Bodenanalyse weder Grund zur Panik liefern, noch den Sprint zum nächsten Agrarproduktehändler erzwingen soll.
Es gibt natürlich Phosphormangel. Es gibt auch Schwefelmangel. Genau hingesehen und objektiv betrachtet, gibt es im Grünland aber viel weniger dieser Mängel, als es manche Hochglanzprospekte weismachen wollen.
Ein pH-Wert von 4,8 beispielsweise ist aber tatsächlich keine Voraussetzung für eine bodenerhaltende, nachhaltige Qualitäts-Futterwirtschaft.
Hier besteht Handlungsbedarf, der in Ruhe und Sorgfalt geklärt und bearbeitet werden soll.
Die Entscheidungsgrundlage sollte in jedem Fall ein tiefer Blick in die Bestände und in den Boden sein, um ggf. umzusetzenden Maßnahmen eine fachlich tragfähige Analyse voranzustellen.
Schnitthäufigkeit | Dünger Stickstoffbedarf in kg/ha/Jahr |
1-mähdig | 0 |
2-mähdig | 0-50 |
3-mähdig | 80-120 |
4-mähdig | 140-160 |
5-mähdig | 160-180 |
Dauerweide Milchvieh | 60-80 |
Spezialvariante des abgestuften Wiesenbaus
Rezepte sind gut in der Küche, eignen sich aber schlecht als Grundlage für die Bewirtschaftung eines Biobetriebs.
So sind alle Konzepte und Strategien, die uns sinnvoll und nachhaltig erscheinen, dennoch auf die jeweiligen individuellen Verhältnisse auf den einzelnen Betrieben anzupassen. Dadurch ergeben sich mitunter mehrere sinnvolle und erfolgreiche Varianten ein und desselben Konzepts.
„Mit der Einsaat der Klee-Luzernegrasmischung haben wir eine Situation geschaffen, in der Wiesen über
Jahre trotz deutlich weniger Düngung gute Erträge mit Qualitätsfutter erzielen.“
Josef Eisl, Abersee
Beim Stoffbauer in Abersee sind die Böden karbonatreich und durchlässig. Ideale Voraussetzungen für die Königin der Futterpflanzen, der Luzerne. Mehrere Hektar Wiesen wurden zu Luzernekleegraswiesen angelegt, die sich sehr gut entwickelten, gute Erträge abwarfen und über eine Nutzungsdauer von über drei Jahren nicht gedüngt wurden.
Dadurch konnten erhebliche Düngermengen auf die anderen mehrschnittigen Wiesen und Mähweiden umverteilt werden. Die Luzernefruchtfolge wird zukünftig auf dem Betrieb ein fixer Bestandteil der Grünlandbewirtschaftung bleiben.
Markus Danner
Artenvielfalt in der Kulturlandschaft
Die Thematik des europa- und weltweiten Artenschwundes ist in der öffentlichen Diskussion omnipräsent und zeigt sich deutlich und zunehmend in politischen Handlungsfeldern. Künftig wird damit zu rechnen sein, dass sich die Gesetzgebung mehr um die Verträglichkeit menschlichen Handelns und Wirtschaftens Gedanken macht.
Der Hauptzweck landwirtschaftlich genutzter Graslandschaften liegt in der Futtergewinnung, hauptsächlich für Wiederkäuer.
Mit den gestiegenen Ansprüchen an die Leistung von Wiederkäuern stieg auch die Notwendigkeit, hochverdauliches Grundfutter zu produzieren. Die „Schlagzahl“ auf der Wiese erhöhte sich. Das ist wohl der gravierendste Umstand, der zur massiven Veränderung des ursprünglichen Pflanzenbestandes führt und den Lebensraum Wiese für viele tierische Bewohner ungemütlicher und unattraktiver macht. Solange wir hochleistende Tiere füttern, wollen und können wir zum flächendeckenden Sonnwend-„Altheu“ nicht zurück.
Trotz intensiver Futternutzung Lebensraum bereitstellen
Alle Überlegungen, den vielerorts verdrängten Arten trotzdem ein Leben, Überleben und Vermehren zu ermöglichen, zielen darauf ab, ein möglichst vielfältiges Landschaftsmosaik entstehen zu lassen. Die Inseln aus Altbeständen, Blühflächen, Ruhezonen und sonstigen kleinen „Schlampereien“ sollen Pflanzen und Tieren den Lebensraum bereitstellen, den sie in den Intensivwiesen eben nicht mehr vorfinden. Unter diesem Gesichtspunkt kann auch die Regelung im ÖPUL verstanden werden, dass Feldstücken, die größer als 5 Hektar sind, eine Biodiversitätsfläche von mindestens 15 Ar zugeteilt werden muss.
Intensivwiesen sind nicht ganz „außen vor“
Intensiv genutzte, 4-5 schnittige Wiesen sind in ihrer Relevanz bezüglich der Artenvielfalt bescheiden. Eine durchaus bedeutsame, im Biodiversitätsrechner von BIO AUSTRIA auch honorierte Maßnahme ist der Verzicht auf Mähaufbereiter. Insekten (Bienen), die sich etwa auf Weißklee- oder Löwenzahnblüten gütlich tun, überleben eine Mahd oft, den Mähaufbereiter hingegen selten.
Der Futterqualität zuträglich ist die Mahd nach Abtrocknen des Taus. Dann beginnt aber der Insektenflug und Blütenbesuch. Diesbezüglich ist die sehr frühe Mahd vorteilhaft. Mähen vor oder nach Abtrocknen des Mähguts ist aber ohnehin eine eher akademische Frage, denn auf wieviel Betrieben ist in einem Zeitfenster von wenigen Stunden die Mäharbeit getan und die Möglichkeit gegeben, sie vor oder nach dem Frühstück zu erledigen?
Bis zu drei Nutzungen – da wird’s bunter
Multikulturell besser aufgestellt sind Wiesen, Schläge oder Teilflächen von Wiesen, die weniger als vier Nutzungen dienen.
Von Tallagen bis zu mittleren Höhenlagen von 800 bis 900m Seehöhe lassen inzwischen sogar Dreischnittwiesen Nutzungsfenster von 8 bis 9 Wochen zu. In diesen Ruhezeiten können Vögel eine Brut aufziehen, einige Kräuter und Gräser zur Samenreife gelangen. Hier beginnt sich ein Insekten-Allerlei einzufinden.
Die Leguminosenvielfalt steigt in diesen Flächen deutlich an und steigert die Attraktivität in mehrfacher Hinsicht. Sie helfen, Dünger zu sparen, sie blühen lange und verschiedenfarbig, und sie zeigen eine deutlich höhere Nutzungselastizität. Soll heißen: Das Futter hat trotz älterem Bestand eine vernünftige Wertigkeit.
Biobäuerinnen und Biobauern, die solche Wiesen bewusst wahrnehmen, die Nutzung und Pflege auf die schon hohe Vielfalt anpassen, haben meist eine große Freude damit. Da wird das Pflücken eines Muttertags- und Vatertagsstraußes wieder selbstverständlich.
Ein- und Zweischnittwiesen, die Klassiker der Biodiversitätsflächen
Mager oder feucht.
Zweinutzige Wiesen sind häufig seichtgründige, sonnseitige, eher trockene Magerwiesen. Ihnen bescheinigen Biologen und Botaniker einen besonders hohen Wert im Sinne der Artenvielfalt. Diese Flächen zu belassen wie sie sind, bzw. wieder so zu lassen wie sie von Natur aus wären, ist wirtschaftlich kein Verlust. Hier Dünger zu investieren, setzt sich kaum in Ertrag um, der Verlust von Artenvielfalt ist hingegen beträchtlich. An anderer Stelle ist Mist oder Gülle deutlich besser angelegt.
So können Mager-Wiesen dieser Art mit Stolz als Biodiversitäts-Hotspots präsentiert werden.
Feuchtwiesen, die als sogenannte „WF“ Flächen mit sehr später Schnittzeitauflage versehen sind, liefern ohnehin nur Einstreu, bestenfalls Pferdeheu. Welches übrigens den Einhufern sehr zuträglich ist. Pferde mögen Magerheu nicht nur gern, es verhindert Hufrehe, Sehnenschwäche und schlechte Zähne.
Feuchtwiesen sind aufgrund ihrer langen, ungestörten Aufwuchszeiten und der temporären oder dauerhaften Vernässung ein Paradies für Amphibien, Insektenarten und auch ins Hintertreffen geratene Pflanzen wie dem Knabenkraut oder Pfeifengräsern.
Reduziert genutzte Ecken, Streifen, Raine
Die zuletzt beschriebenen Flächen müssen keine ganzen Feldstücke sein. Im Sinne der eingangs erwähnten Landschaftsmosaik-Bildung sind besonders auch kleinflächige Strukturen wichtig, um die Vernetzung und Brückenbildung in der Landschaft herzustellen. Viele Arten sind nicht besonders mobil, brauchen beim Wandern zwecks genetischen Austauschs auf kurze Strecken Zwischenstationen.
Blüh- oder Altgrasstreifen, an Zäunen, Hecken, Gewässerläufen oder Wegen angelegt oder einfach stehengelassen, leisten hier wichtige Funktionen und verursachen keinen Arbeitsaufwand.
Altgras überjährig stehen zu lassen, ist nicht besonders beliebt. Wir sind zur Ordnung erzogen worden. Nichts desto trotz kann es sich anbieten, einen Graben, eine Mulde, einen „Spitz“ zwischen Weg und Nachbargrundstück nicht auszumähen (ab. 15. August bei ÖPUL-DIV), und so über den Winter bis ins Frühjahr hinein mit Stengeln, Stauden, Wind- und Wetterschutz ein Überwinterungshabitat für viele Insektenarten bereitzustellen.
Dies sind Flächen, die als ÖPUL Biodiversitätsauflage der Variante C gelten, im Folgejahr automatisch Variante A, weil sie dann noch bis zum 2. Schnitt vergleichbarer ortsüblicher Flächen stehenbleiben.
Pufferstreifen
Eine Auflage in der „erweiterten Konditionalität“, die Bestimmung GLÖZ 4 (ich bitte um Nachsicht, diese Begrifflichkeiten entstammen nicht meiner Kreativität!) sieht Pufferstreifen entlang von Gewässern vor. Auf mindestens 3 Meter Breite, bei belasteten Gewässern („Zielverfehlung“ lt. Gewässerwirtschaftsplan) 5 Meter, bei stehenden Gewässern 10 Meter dürfen keine Dünge- und Pflanzenschutzmaßnahmen erfolgen.
So bietet sich ein solcher Streifen ohnehin an, als Biodiversitätsfläche mit den entsprechenden Nutzungsfenstern bewirtschaftet zu werden. Als Grenzflächen unterschiedlicher Landschaftsstrukturen (Gewässer – Wiese) werden sie zu Begegnungszonen und Jagdrevieren erster Güte!
Hecken
Sträucher und niederwüchsige Gehölzstrukturen gehören in vielen Regionen zum Landschaftsbild.
Viele sind aber auch verschwunden. Die Vorgehensweise im Zusammenhang mit der Erhebung von Landschaftselementen, deren dauerhafte Unter-Schutz-Stellung hat nicht selten zum unerwünschten Effekt geführt, dass sie entfernt wurden, bevor der Schutzstatus schlagend wurde.
Diesbezüglich hat auch der Fördergeber dazugelernt, „Landschaftselemente“ sind nun jährlich variabel zur Förderung beantragbar.
So bleibt zu hoffen, dass eine „Renaissance des Interesses“ an diesen vielseitigen und äußerst wertvollen Landschaftsgestaltern und Lebensräumen eingeleitet wird.
Welchen Zweck kann eine Hecke in einer Graslandschaft erfüllen?
- Windschutz, Taubildung (verzögerte Bodenaustrocknung)
- Fruchtnutzung
- Unterschlupf (Rebhuhn, Fasan, Hase und Igel, Reh,…)
- Nistplatz
- Nektarträger
- Futterquelle und Wohnraum (für Singvögel)
- Medizinalwirkung (für Weidetiere)
- Schattenspender
- Flurabgrenzung
- Energieholznutzung
- …
So spricht man heute gerne und zurecht von „Mehrnutzungshecken“. Diesen Mehrnutzen gilt es zu entdecken.
Nichtflächige Landschaftsstrukturen
Landschaft wird durch ganz Offensichtliches geprägt wie Wald und Wiese, Hofstellen, Siedlungen, Wasserläufe, Teiche und Seen, Baumgruppen und mächtige Solitärbäume. Kleine Strukturen sind oft unscheinbar und nur auf den zweiten Blick sichtbar. Sie sind dennoch für viele Organismen unverzichtbar.
Lesesteinhaufen, Altholz(-haufen) für Eidechsen, Blindschleichen, Holzläger, Kleingewässer oder Entwässerungsgräben mit flachen Böschungen, sonnenexponierte unbewachsene Erde, (für Wildbienen), schlammige Wasserlachen auf Feldwegen oder Hofstellen (Nistmaterial für Schwalben), ein paar Disteln oder Brennnesselgruppen und vieles dergleichen soll Platz haben dürfen, um die Vielfalt, die auf diese „Unordentlichkeiten“ angewiesen ist, zu ermöglichen. Das alles berührt nicht unser Zeit- oder Geldbudget. Das macht keine Arbeit. Es ist eine Frage der Einstellung, ob wir das zulassen oder nicht.
Biodiversitätsleistungen objektiv bewerten
Der Biodiversitätsrechner von BIO AUSTRIA bzw. der Bericht, den jeder Betrieb mit diesem Werkzeug ausgewiesen bekommt, ist sozusagen die Quittung, der Nachweis für alles, was auf dem Bio-Grünlandbetrieb (wie auch auf dem Ackerbaubetrieb) an Maßnahmen aktiv umgesetzt oder an ordentlichen und „unordentlichen“ Strukturen zugelassen wurde.
Nach zahlreichen Erhebungen mit dem Rechner kann zusammenfassend festgestellt werden, dass der allergrößte Teil der BIO AUSTRIA Grünlandbetriebe die geforderte Mindestschwelle von 200 Punkten übertrifft. Das bestätigt auch den Ansatz, die Biodiversitätsleistungen der BIO AUSTRIA Betriebe zu erfassen und darstellen zu wollen, nicht mit zusätzlichen „Auflagen“ das Leben zu erschweren.
Für Betriebe, die auf einheitlichen Bodenqualitäten in Gunstlagen wirtschaften und in den letzten Jahren die gesamte Grünlandfläche homogen als Vielschnittwiese genutzt haben, ist es natürlich eine Herausforderung, sich die eine oder andere Maßnahme zu überlegen und umzusetzen, um dem Standard zu entsprechen. Allein, die Maßnahmen für die Biodiversitäts-Auflagen des neuen ÖPUL Programms, kombiniert mit dem verstärkten Weideangebot auf Biobetrieben lässt auch die intensiver wirtschaftenden Betriebe der Gunstlagen in Sichtweite der Punkteschwelle kommen.
Die ggf. noch fehlenden Maßnahmen umzusetzen soll kein Ärgernis und kein Hindernis für Biobäuerinnen und Biobauern sein, sondern eine Bereicherung für jeden Betrieb
Markus Danner
EU Bio Verordnung – neu ab 2022
Bio neu geregelt
Mit 1. Jänner 2022 tritt die neue Bio-Verordnung in Kraft. In einigen Punkten sind auch bei Bio-Rindern, Schafen, Ziegen und in anderen Bereichen Anpassungen notwendig.
Die neue Bio-Verordnung 2018/848 mit ihren ergänzenden Verordnungen und Rechtsakten ersetzt die bisher geltenden EU-Bio-Regelungen. Viele Bereiche wurden ins neue Regelwerk übernommen, bei einigen kommt es zu Änderungen. Allgemein kann gesagt werden, dass die Dokumentation zukünftig noch mehr an Gewicht bekommt. Der Einsatz von konventionellen Betriebsmitteln und der Zukauf von konventionellen Tieren werden weiter eingeschränkt.
Bio-Futtermittel: geringfügige Änderung
Für Bio-Wiederkäuer gilt nach wie vor: Die Futtermittel für Pflanzenfresser müssen zu 100 % biotauglich sein und zu 60 % vom eigenen Betrieb oder von einem Betrieb aus derselben Region stammen. Ab Jänner 2024 erhöht sich dieser Prozentsatz auf 70 %.
Verringert wird auch der Prozentanteil, wenn Futtermittel von Betrieben in Umstellung zugekauft werden. Die Jahresfutterration darf nur mehr 25 % Futtermittel aus dem zweiten Umstellungsjahr enthalten. Bisher waren es 30 %. Gleich bleibt der Prozentanteil bei Umstellungsfuttermitteln vom eigenen Betrieb mit 100% sowie der maximale Anteil von 20% konventionellen Futtermitteln durch Flächenzugang am eigenen Betrieb.
Bio-Kälber sind während der Mindesttränkedauer von 90 Tagen mit natürlicher Milch, vorzugsweise mit Muttermilch, zu versorgen. Nur in Notfällen mit tierärztlicher Bestätigung darf ein Bio-Milchaustauscher in dieser Zeit verfüttert werden.
Weide für alle Bio-Tiere
Mit Beginn der kommenden Weidesaison müssen alle Bio-Pflanzenfresser auf die Weide, wenn die Umstände dies ermöglichen. Eine zeitweilige Unterbrechung des Weideganges ist demnach nur aufgrund der Witterung, des Zustandes des Bodens und den jahreszeitlichen Bedingungen möglich. Schwierige strukturelle Voraussetzungen am Betrieb, wie wenige hofnahe Flächen oder der Viehtrieb über stark befahrene Straßen, befreien nicht mehr von der Weidevorgabe. BIO AUSTRIA und die Landwirtschaftskammer Österreich setzten sich in vielen Verhandlungsrunden mit den zuständigen Ministerien und in zahlreichen Stellungnahmen für eine Flexibilität bei der Umsetzung der Weide ein. Zukünftig werden alle Tiere dem Haltungssystem zugeordnet, in dem sie stehen. Daraus ergibt sich das Weideausmaß. Beim Haltungssystem A (Laufstall mit Auslauf) steht der Bewegungsaspekt im Vordergrund. Eine Bewegungsweide ist in diesem Fall ausreichend. Werden Tiere im Laufstall ohne Winterauslauf (Haltungssystem B) oder in Kombinationshaltung (Haltungssystem C) gehalten, muss mit dem Weidegang dem Bewegungsaspekt und der Futteraufnahme in umfassender Weise Rechnung getragen werden. Während der ersten Aufzuchtphase der Kälber oder wenn notwendige Routinemaßnahmen, wie Belegen oder Verkaufsvorbereitung durchgeführt werden müssen, können die Tiere vorübergehend im Stall bleiben.
Endmast und Weide
Bisher konnten Rinder für die Fleischerzeugung während der Endmast für einen bestimmten Zeitraum ausschließlich im Stall fertiggemästet werden. Auch in diesem Punkt ergeben sich teilweise Änderungen.
Laut neuer Bio-Verordnung müssen über ein Jahr alte männliche Rinder (Stiere und Ochsen) Zugang zur Weide oder zu Freigelände haben. Das ermöglicht, dass der Tierhalter wählen kann, ob der Zuchtstier oder die Ochsen auf die Weide kommen oder den Sommer im Laufstall mit Auslauf verbringen. Somit ist bei diesen Tierkategorien eine Endmast im Stall umsetzbar. Bio-Kalbinnen muss in der Endmastphase zumindestens eine Bewegungsweide angeboten werden.
Eingriffe nur mit Genehmigung
Eingriffe bei Nutztieren sind nur nach behördlicher Ausnahmegenehmigung und mit Angaben von Gründen möglich. Dazu zählen das Entfernen der Hornknospen bei bis zu sechs Wochen alten Kälbern oder die Enthornung von über sechs Wochen alten Kälbern oder Rindern. Der Antrag auf Genehmigung ist ausschließlich über das VIS zu stellen. Die Kastration von männlichen Tieren ist nach wirksamer Betäubung und postoperativer Schmerzbehandlung weiterhin zulässig. In diesem Fall ist keine Genehmigung der Behörde notwendig.
Nasenring bei Zuchtstieren OHNE GENEHMIGUNG
Das Einziehen des Nasenringes bei über 10 Monate alten Zuchtstieren führt zu keiner Aberkennung des Bio-Status, da es aus Gründen der Arbeitssicherheit der Betreuungspersonen und zum sicheren Führen der Tiere bei Versteigerungen gesetzlich vorgeschrieben ist. Das Tier bleibt weiterhin Bio.
Ab 1.1.2022 ist die Antragstellung für diesen Eingriff über das VIS hinfällig!
Gesunde Tiere
Der vorbeugende Einsatz von chemisch-synthetischen allopathischen Arzneimitteln sowie von Antibiotika sind verboten. Neu hinzu kommt, dass auch Bolis auf chemisch-synthetischer Basis nicht präventiv eingesetzt werden dürfen.
Größe von Stall- und Auslaufflächen
Die vorgeschriebenen Mindestmaße der Stall- und Auslaufflächen bleiben gleich. Sie sind allen Tieren zur Verfügung zu stellen, außer beim Haltungssystem B, wo der Winterauslauf bei Weidegang entfallen kann. Neu ist allerdings, dass bei Neubauten die Auslaufflächen seit Jänner 2021 nur mehr zu 50 % (75 % in Regionen mit mehr als 1200 mm Niederschlag) überdacht werden dürfen. Altbauten müssen bis Ende 2030 den genannten Vorgaben entsprechen.
Grünlandsaatgut – Änderungen bei konventionellen Mischungen
Die bisher gültige Regelung, dass konventionelles Grünlandsaatgutmischungen ohne Genehmigung der Behörde auf Biobetrieben verwendet werden darf, ENTFÄLLT AB 2022. Während also biologische oder Umstellungs(UM)- Komponenten/Mischungen natürlich ohne Antrag eingesetzt werden dürfen, ist hingegen für nichtbiologische Komponenten/Mischungen ein Antrag auf Ausnahmegenehmigung notwendig.
Eine Sonderregelung gibt es bei Mischungen für Futterpflanzen mit min. 70% Bio/UM-Komponenten. Bei Verwendung einer solchen Mischungen ist eine Ausnahmegenehmigungen für die konventionellen Komponenten nur dann zu beantragen, sofern diese nicht in der (nationalen) Liste der allgemeinen Ausnahmegenehmigungen angeführt ist. Die Verfügbarkeit von Bio/UM Saatgut ist in der AGES Bio-Saatgutdatenbank ersichtlich.
Franz Promegger
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