Die wichtigste und wirksamste Weidepflege ist der zeitige Austrieb im Frühjahr. Das Überweiden von Grünlandflächen kurz nach Begrünung setzt Impulse, die vor allem die Seitentriebbildung anregt und somit die Pflanzenbestandsdichte massiv verstärken. Zusätzlich werden durch den zeitlich und physiologisch frühen Verbiss unerwünschte Kräuter wie Ampfer, Hahnenfußarten etc. in ihrer Entwicklung wirksam gestört und vermindert. Der frühe Auftrieb, der zeitige Weidestart im Frühjahr ist die billigste und wirksamste Bestandsregulierung hin zu weidefähigen Beständen.
Ein zeitiger Weidestart im Frühjahr ist die wichtigste und sicherste Gelegenheit, die Basis für eine gute Weidesaison zu legen.
Oft beklagen Bäuerinnen und Bauern die selektive Futterernte der Weidetiere. D.h. es bilden sich viele und große Geilstellen, die früh im Jahresverlauf auswachsen und einen hohen Pflegeaufwand nach sich ziehen. Dem ist mit zwei Lenkungsmaßnahmen entgegenzuwirken. Frühjahrsdüngung mit Gülle: Durch eine mäßige Güllegabe mit qualitativ guter Gülle auf alle zu beweidenden Flächen ist gewährleistet, dass durch den „Restgeruch“ der Düngung Selektion in Richtung ungedüngter Flächenteilen unterbleibt. In der Folge wird auch deutlich näher zu Kuhfladen hin gefressen. Das wirkt sich ganzjährig auf die Sauberkeit der Weide aus.
Weidepflege während der Saison
Je erfahrener Weidebetriebe werden und je sorgfältiger die Beweidung durchgeführt wird, desto weniger technische Weidepflege ist erforderlich.
Sind trotz allem die Geilstellen zu viel und zu stark ausgewachsen, empfiehlt es sich, sie zu toppen. D.h. an einem schönen, warmen Tag die Geilstellen in 10 bis 15cm Höhe abzumähen und liegen zu lassen. Das Mähgut trocknet ab und wird an folgenden Weidetagen sehr zuverlässig gefressen. Nicht zu empfehlen ist das Mulchen, wenn in der Folge weiter beweidet werden soll. Alle maschinellen Pflegemaßnahmen verschleppen und verschmieren Kuhfladen über den Bestand und vergrößern dadurch Flächenanteile, die von Weidetieren verschmäht werden. Generell gilt: Das saubere Abweiden durch die Kühe, Schafe oder was auch immer verhindert die Notwendigkeit des Hinterherfahrens mit dem Traktor. Weniger Überfahrten schonen den Boden und kosten weniger Zeit und Geld.
Der Besatz der Wiesen mit Gemeiner Rispe ist ein Umstand, der sehr vielschichtig ist und keinem Grünlandbewirtschafter gleichgültig sein kann. Die Gemeine Rispe ist ein Lückenfüller. Das Gras besetzt ggf. alle Fehl- und Kahlstellen, die sich im Bestand öffnen. Der Versuch der Sanierung des Ungrases ist ein Kampf gegen ein Symptom. Dieser Kampf ist aussichtslos, wenn wir uns nicht auch der Ursachen bewusst werden und sie annehmen.
Warum macht sich die Gemeine Rispe breit? Typische Verbreitungsgebiete der Gemeinen Rispe (Poa trivialis) sind feuchte Augebiete, schattige, (wechsel-)feuchte Standorte und ältere Klee(-gras)bestände. Sie hat ein sehr seichtes Wurzelsystem, bildet oberirdische Ausläufer, mit denen sie Lücken rasch findet und besiedelt. In Wirtschaftswiesen aller Art breitet sie sich vor allem dann aus, wenn das Grasgerüst in diesen Wiesen durch verschiedene Ursachen schwächelt.
Einige dieser Ursachen sind:
Intensiv genutzte, sehr horstgrasbetonte Bestände: Knaulgraswiesen, Bastardraygraswiesen; die aggressiven Horste dulden keine Artgenossen in unmittelbarer Umgebung (nicht selbstverträglich) und es entsteht eine unbewachsene Pufferzone um die Horste, die vom Rispengras besiedelt wird.
Zitat Walter Dietl: Knaulgras und Gülle bringt Unkraut in Fülle!
Keine Bestandlenkung auf Intensivwiesen: Auf Versamung angewiesene Gräser fallen nach einiger Zeit aus, Rasengräser fehlen, Lücken öffnen sich;
Häufig genutzte, aber zu knapp gedüngte Wiesen (= Übernutzung): Fünfschnittwiesen oder Eingraswiesen, deren Leitgräser durch mangelnde Boden- und Nährstoffdynamik leiden und sich zurückziehen.
Durch Bewirtschaftung geschädigte Grasnarbe: Fahrspuren, zu tief arbeitende Erntemaschinen, zu tiefer Schnitt, offene Trittschäden durch Herbstbeweidung
Wühlmaus-Aktivität: Die Mäuse fressen die Wurzeln der Wiesenpflanzen, während sie sich seicht unter der Oberfläche ihren Fressgang aufwölben. Auf diesen Gängen siedelt sich die Rispe rasch und beinahe vollflächig aus.
Soll der Vormarsch der Rispe gestoppt oder verhindert werden, empfiehlt es sich, wie bei allen ursachenbasierten Phänomenen, diese Ursachen begleitend zur Sanierung zu beseitigen, zu vermeiden und ihnen aktiv entgegenzuwirken.
Die Gemeine Rispe durch wertvolle Futtergräser ersetzen – aber wie und wann?
Die Rispe im Bestand stark zu dezimieren, gelingt in der Praxis in einem Zeitfenster:
Nach der Ernte des 2. oder 3. Schnittes, je nach Region, wenn darauf einige Hitzetage folgen. Nur während einer Trockenphase im (späten) Hochsommer besteht die Chance, dass das Gras aufgrund mangelnder Wasserversorgung ihrer seichten Wurzeln braun wird, keinen Halt mehr findet und sehr gut ausgestriegelt werden kann. Das Ausstriegeln ist sinnlos, solange die Rispe saftig grün ist. Beim Striegeln darf und soll ziemlich rücksichtslos und scharf, unter Umständen auch wiederholt und/oder über Kreuz fahrend alles was nachgibt mitgenommen werden. Meist ist anschließendes Schwaden und Aufladen der mitunter fetten Beute erforderlich.
Nach erfolgreicher Mission wird sich viel offener Boden zeigen, auf den rasch eine Nachsaat zu erfolgen hat. Natürlich braucht diese Saat Niederschläge zum Aufgang. Darauf muss aber nicht gewartet werden, denn Saatgut hat kein Problem mit Schönwetter, erst nach der Keimung darf es nicht mehr austrocknen. Aus diesem Grund zeigen sich Saaten ab Mitte August als sehr aussichtsreich auf Erfolg. Der Altbestand konkurriert nicht mehr zu stark um Licht, und in den Nächten fällt wieder Tau aus. Bekanntlich sind Prognosen, vor allem jene, die die Zukunft betreffen, schwierig, aber alle jahreszeitlichen Umstände führen zur gefestigten und wiederholten Erfahrung, dass alle Maßnahmen in diesem Zeitraum die höchste Effizienz zeigen. Das Saatgut, bzw. die Arten und Sorten der Mischung sind unbedingt der Nutzung entsprechend zu wählen, nicht von der kurzfristigen Verfügbarkeit abhängig zu machen (vorausplanen!). Das macht sich langfristig bezahlt.
Frühjahrsbeweidung verbessert Wiesenbestände
Eine weitere Variante der Bestandverbesserung soll nicht unter den Tisch fallen, wenngleich sie für dieses Jahr nicht mehr zur Anwendung kommen kann: Die sehr zeitige Frühjahrsweide. Mit ihr wird die Narbendichte stark gefördert und dadurch der Ausbreitung der Gemeinen Rispe Platz entzogen. Zeitgerecht angewendet, kann sich das Erscheinungsbild der Intensivwiese sehr schnell zum Besseren wenden.
Welches Sanierungskonzept auch immer angewendet wird, es wird nachhaltig und erfreulich erfolgreich sein, wenn den oben beschriebenen Ursachen für die Ausbreitung der Rispe die Grundlagen entzogen werden. D.h. zusammengefasst:
Düngung und Nutzung aufeinander abstimmen
Nutzungsintensität der Bodengüte anpassen
„Das rechte Gras am richtigen Ort“ (Dietl)
Narbenschonende Bewirtschaftung
Landschaftsstrukturen erhalten bzw. schaffen (Beutegreifer zur Mäuseregulierung)
Der letzte Aufwuchs der Wiesen dient den Kühen und Jungrindern oft als Herbstweide. Um die Beweidung für Tier und Pflanzenbestand gut und verträglich zu gestalten, sind die gegebenen Verhältnisse etwas genauer zu betrachten.
Pflanzenbestände von Mähwiesen sind grundsätzlich keine Weidebestände. Knaulgrasbestände oder Wiesen mit viel Bastardraygras beispielsweise sind sehr empfindlich gegenüber Tritt bei feuchten Verhältnissen, weil um die Gräserhorste meist kein fester Trittrasen vorhanden ist und die Beweidung in der Folge viel offenen Boden hinterlässt. Die Wiesen sind danach höchst gefährdet für Verunkrautung mit Ampfer, für plötzlichen oder schleichenden Besatz mit Gemeiner Rispe, die die offenen Stellen um die Gräserhorste mit Begeisterung schließt.
Keine Portionsweide! Je großflächiger die Futterzuteilung, desto weniger Hektik in der Herde, desto weniger Trittbelastung.
Beweidung von Wiesen im Herbst nur bei ausreichend trockenen Verhältnissen!
Jungvieh nicht „bis zum Einschneibn“ auf der Weide lassen! Abweiden – weiterziehen.
Die Pflanzenbestände werden es im nächsten Jahr danken, wenn die Herbstweide schonend vor sich gegangen ist.
Allgemein kann festgehalten werden: Je höher die Bestandes-Anteile von Kräutern, Gemeiner Rispe, Knaulgras und Bastardraygras ist, desto größer ist die Gefahr, mit Herbstbeweidung eine Verschlechterung des Bestandes zu bewirken. Genau gegenteilig wirkt übrigens eine Frühjahrsbeweidung bei guten Verhältnissen!
Beweiden oder Mulchen? Die Qualität des stehenden Futters sollte auch einen kurzen Gedanken wert sein. Wenn sich viel verpilzte Gräser und Kräuter im Bestand finden, die rosa, weiße oder orange Pusteln oder Beläge zeigen, ist die Verfütterung an den Boden besser als an Weidetiere. Mulchen im Oktober (in Höhenlagen entsprechend früher) ist eine perfekte organische Düngung. Der „Verlust“ von Futtergras im Herbst wird unter normalen Umständen durch den Mehrertrag im Folgejahr mehr als wettgemacht.
Welche Wiesen sind weniger empfindlich? Wiesen mit hohen „Untergras“- Anteilen im Bestand, d.h. Engl. Raygras, Rotschwingel, evtl. sogar Wiesenrispe, sind gegenüber spontaner Überweidung weniger empfindlich, weil ihr Grasgerüst jener von Weiden ähnlich ist. Dasselbe gilt für stark genutzte Eingraswiesen, sofern sie nicht an hohem Besatz von Gemeiner Rispe leiden.
Nachsaat im Herbst? Eine späte Übersaat während oder nach der Herbstbeweidung, die erst im Frühjahr keimen soll, wird als „Schlafsaat“ bezeichnet. Die Saat wartet sozusagen auf ihren Moment, keimt bei für sie günstigen Umständen. So verhält sich natürliche Versamung grundsätzlich. Bei der Saat von polyploiden Sorten, oder einfach ausgedrückt von modernen, züchterisch stark auf Schnellkeimung getrimmtem Saatgut, funktioniert das meist nicht. Die Saat verschimmelt und verfault im feuchtkühlen Boden, bevor sie Keimbedingungen vorfindet, die ihr behagen. Oder sie keimt eben ohne gute Bedingungen und verdirbt danach.
Fazit: Das Überweiden der Mähwiesen im Herbst ist durchaus möglich, wenn sie mit Sorgfalt, nicht bei nassen Verhältnissen, zeitlich begrenzt und unter möglichster Vermeidung von Trittschäden erfolgt.
Das Gemeine Rispengras als exemplarisches Symptom von Fehlentwicklungen auf der Wiese
Der Besatz unserer Wiesen mit Gemeiner Rispe und anderen Lückenfüllern ist ein Umstand, der sehr vielschichtig ist und keinem Grünlandbewirtschafter gleichgültig sein kann. Gemeines Rispengras (Poa trivialis) besetzt ggf. alle Fehl- und Kahlstellen, die sich im Bestand öffnen. Der Versuch der Sanierung des Ungrases ist ein Kampf gegen ein Symptom. Dieser Kampf ist aussichtslos, wenn wir uns nicht auch der Ursachen bewusst werden und der Problematik ursachenseitig entgegentreten.
Warum macht sich die Gemeine Rispe breit? Typische Verbreitungsgebiete der Gemeinen Rispe sind feuchte Augebiete, schattige, (wechsel-)feuchte Standorte und ältere Klee(-gras)bestände. Sie hat ein sehr seichtes Wurzelsystem, bildet oberirdische Ausläufer, mit denen sie Lücken rasch findet und besiedelt. In Wirtschaftswiesen aller Art breitet sie sich vor allem dann aus, wenn das Grasgerüst in diesen Wiesen durch verschiedene Ursachen schwächelt.
Einige dieser Ursachen sind:
Intensiv genutzte, sehr horstgrasbetonte Bestände: Knaulgraswiesen, Bastardraygraswiesen; die aggressiven Horste dulden keine Artgenossen in unmittelbarer Umgebung (nicht selbstverträglich) und es entsteht eine unbewachsene Pufferzone um die Horste, die vom Rispengras besiedelt wird. (Zitat Walter Dietl: Knaulgras und Gülle bringt Unkraut in Fülle!)
Keine Bestandslenkung auf Intensivwiesen: Auf Versamung angewiesene Gräser fallen nach einiger Zeit aus, Rasengräser fehlen, Lücken öffnen sich;
Häufig genutzte, aber zu knapp gedüngte Wiesen (= Übernutzung): Fünfschnittwiesen oder Eingraswiesen, deren Leitgräser durch mangelnde Boden- und Nährstoffdynamik leiden und sich zurückziehen.
Durch Bewirtschaftung geschädigte Grasnarbe: Fahrspuren, zu tief arbeitende Erntemaschinen, zu tiefer Schnitt, offene Trittschäden durch Herbstbeweidung
Wühlmaus-Aktivität: Die Mäuse fressen die Wurzeln der Wiesenpflanzen, während sie sich seicht unter der Oberfläche ihren Fressgang aufwölben. Auf diesen Gängen siedelt sich die Rispe rasch und beinahe vollflächig aus.
Soll der Vormarsch der Rispe gestoppt oder verhindert werden, empfiehlt es sich, wie bei allen ursachenbasierten Phänomenen, diese Ursachen begleitend zur Sanierung zu beseitigen, zu vermeiden und ihnen aktiv entgegenzuwirken.
Die Gemeine Rispe durch wertvolle Futtergräser ersetzen – aber wie und wann?
Die Rispe im Bestand stark zu dezimieren, gelingt in der Praxis in einem besonderen Zeitfenster: Nach der Ernte des 2. oder 3. Schnittes, je nach Region, wenn darauf einige Hitzetage folgen. Nur während einer Trockenphase im (späten) Hochsommer besteht die Chance, dass das Gras aufgrund mangelnder Wasserversorgung ihrer seichten Wurzeln braun wird, keinen Halt mehr findet und sehr gut ausgestriegelt werden kann. Das Ausstriegeln ist sinnlos, solange die Rispe saftig grün ist. Beim Striegeln darf und soll ziemlich rücksichtslos und scharf, unter Umständen auch wiederholt und/oder über Kreuz fahrend alles was nachgibt mitgenommen werden. Meist ist anschließendes Schwaden und Aufladen der mitunter fetten Beute erforderlich.
Nach erfolgreicher Mission wird sich viel offener Boden zeigen, auf den rasch eine Nachsaat zu erfolgen hat. Natürlich braucht diese Saat Niederschläge zum Aufgang. Darauf muss aber nicht gewartet werden, denn Saatgut hat kein Problem mit Schönwetter, erst nach der Keimung darf es nicht mehr austrocknen.
Aus diesem Grund zeigen sich Saaten ab Mitte August als sehr aussichtsreich auf Erfolg. Der Altbestand konkurriert nicht mehr zu stark um Licht, und in den Nächten fällt wieder Tau aus. Bekanntlich sind Prognosen, vor allem jene, die die Zukunft betreffen, schwierig, aber alle jahreszeitlichen Umstände führen zur gefestigten und wiederholten Erfahrung, dass alle Maßnahmen in diesem Zeitraum die höchste Effizienz zeigen.
Das Saatgut, bzw. die Arten und Sorten der Mischung sind unbedingt der Nutzung entsprechend zu wählen, nicht von der kurzfristigen Verfügbarkeit abhängig zu machen (vorausplanen!). Das zahlt sich langfristig aus.
Frühjahrsbeweidung verbessert Wiesenbestände Eine weitere Variante der Bestandverbesserung soll nicht unter den Tisch fallen: Die sehr zeitige Frühjahrsweide. Mit ihr wird die Narbendichte stark gefördert und dadurch der Ausbreitung der Gemeinen Rispe Platz entzogen. Zeitgerecht angewendet, kann sich das Erscheinungsbild der Intensivwiese sehr schnell zum Besseren wenden.
Welches Sanierungskonzept auch immer angewendet wird, es wird nachhaltig und erfreulich erfolgreich sein, wenn den oben beschriebenen Ursachen für die Ausbreitung der Rispe die Grundlagen entzogen werden. D.h. zusammengefasst:
Düngung und Nutzung aufeinander abstimmen
Nutzungsintensität der Bodengüte anpassen
„Das rechte Gras am richtigen Ort“ (Dietl)
Narbenschonende Bewirtschaftung
Landschaftsstrukturen erhalten bzw. schaffen (Beutegreifer zur Mäuseregulierung)
Näher betrachtet sind die Anforderungen, die an eine Bio-Wiese gestellt werden, ein einziger Widerspruch. Der Bewirtschafter will nicht nur viel Futter, sondern daraus auch viel tierische Leistung als Milch- oder Zuwachsleistung des Wiederkäuers. Daraus folgt: Das Gras muss jung geerntet werden. Jung heißt, etwa im fünf, – max. sechs Wochen Rhythmus. Diese Nutzungsabstände reichen aber weder für einen tierischen Reproduktionszyklus (v.a. Insekten und Bodenbrüter), noch für jenen von Blühpflanzen. Von diesem Aspekt soll später noch die Rede sein. Zuallererst stellt sich aber die Frage: Wie können wir dieser Nutzungsfrequenz mit ausreichend „Bodenfutter“ entsprechen? Und was ist „ausreichend“?
Wieviel braucht die intensiv genutzte Wiese?
Nähern wir uns der Antwort durch einen Blick auf den „GVE-Besatz“. Das heißt, technisch ausgedrückt, wieviel Tier(-masse) wird auf dem Betrieb pro Hektar Futterfläche gehalten. Wir kennen die Stickstoff-Obergrenze von 170kg pro Hektar, die von der einen oder anderen Rechtsvorschrift vorgegeben wird, und etwa dem N-Anfall von 2 GVE entspricht. Auf den Punkt gebracht, können wir davon ausgehen, dass diese Menge ausreicht, um eine ertragreiche Wiese mit bis zu fünf Nutzungen auszufüttern. Dass betriebsindividuell beträchtliche Unterschiede im N-Verlustpotenzial bestehen, darf natürlich nicht unerwähnt bleiben. Mist und Gülle sind aber nicht nur N-Dünger, sondern bringen das gesamte Spektrum der Boden- bzw. Pflanzennährstoffe mit.
Aus Gründen der Bodengesundheit, Strukturstabilität und kontinuierlichen Versorgung des Bodens (des Bodenlebens) gilt die Empfehlung, die Güllemengen bei ca. 12 m3 pro Hektar und Nutzung einzupendeln. Beinhaltet die Gülle 3kg N pro Kubikmeter, hieße das in Jahressumme 60m3 Gülle mit 180kg N, vor Abzug der Ausbringungsverluste. Diese Rechnung setzt ein sehr gutes Güllemanagement voraus, keine übertrieben starke Verdünnung (ca. 7%TS) und eine vernünftige Ausbringtechnik.
Soviel braucht die Intensivwiese tatsächlich, wenn ihr Grasgerüst stabil und ertragreich ist und bleiben soll. Auf längere Sicht gesehen kann sich aber auch hier eine Stickstofflücke ergeben. Da hilft nur eins: Weißklee. Diese Leguminose ist die Einzige, die in diesen Intensitätsstufen mitspielt. Der N-Ertrag wird mit ca. 2kg pro Prozentanteil der Leguminose am Bestand angegeben. Die N-Bindung der Leguminosen sinkt aber kontinuierlich, je mehr N gedüngt wird. Die Beobachtung der Knöllchenbildung kann daher gute Auskunft darüber geben, wie sehr der Klee-Stickstoff vom Bestand gebraucht wird oder nicht.
Was tun, wenn am Ende der Gülle (Mist) noch viel Fläche überbleibt?
Der Kardinalfehler, der Intensivwiesen oft zum Verhängnis wird, ist die gängige Praxis, möglichst alle Flächen zu versorgen und die oben beschriebenen Düngermengen deutlich zu unterschreiten. Zitat: „Ich schau halt, dass ich im Jahr überall einmal hinkomm.“ (Mit Gülle, Anm.) Um diesem Dilemma zu entgehen, gibt es nur zwei Möglichkeiten: Düngerzukauf oder konsequente Anwendung des Konzepts des Abgestuften Wiesenbaus.
Ist der Zukauf von N- haltigen Düngern für das Grünland sinnvoll?
Für die eine oder andere Ackerkultur ist Düngerbezug als externes Betriebsmittel auch im Biolandbau nicht außergewöhnlich. Im Grünland hingegen die Ausnahme. Die Herkunft aus konventioneller Herkunft ist restriktiv eingeschränkt auf Mist von Raufutterverzehrern und Agrogasgüllen aus wenigen Anlagen, die den Vorgaben entsprechen. Aus biologischer Herkunft ist organischer Dünger überhaupt nur in Spuren verfügbar.
Die Praxis zeigt aber, dass die Kosten-Nutzen-Rechnung einen regelmäßigen Einsatz nicht rechtfertigt. Es ist einerseits ohnehin zu teuer und andererseits bleibt die Frage stehen, ob das in der Biolandwirtschaft mittel- und langfristig ein gangbarer Weg sein kann.
Ist der abgestufte Wiesenbau ein Ausweg?
Düngungsplanungen auf Betrieben mit weniger als 1,5 GVE zeigen, dass ein doch beträchtlicher Anteil der Wiesen mit intensiver Nutzung bewirtschaftet werden kann. Der andere Teil bedarf einer weniger häufigen Nutzung. Auch die Bestände von Dreischnittwiesen liefern in den Folgeaufwüchsen milchviehtaugliches Futter. Die Erstaufwüchse sind rohfaserreich und für Trockensteher und Jungvieh geeignet. Der Minderbedarf von Düngern ist jedenfalls beträchtlich! (siehe Tabelle). So wird ein stetiges Anwachsen eines Nährstoffdefizits verhindert. Ebenso soll ein Nährstofftransfer von wenig gedüngten zu stark gedüngten Wiesen nicht das Ziel sein. Jede Wiese wird ihrem Bedarf gemäß gedüngt, umgekehrt betrachtet ihrem Düngungsniveau entsprechend genutzt.
Abgestufte Nutzungsintensität soll jeder Tierkategorie die ihr zuträglichste Futterqualität liefern und das kann auch gelingen.
Kein „Wandern“ mit Biodiversitätsflächen!
Um den Nutzen einer nutzungsreduzierten Wiese auf ihren geringen Düngerbedarf und ihre höhere Artenvielfalt auch auszuschöpfen, ist es alternativlos, den Pflanzenbestand daran anzupassen bzw. dieser Anpassung Zeit zu lassen.
Aus dieser Sicht ist es ausgeschlossen, heuer hier und nächstes Jahr dort den Bestand „länger stehen zu lassen“. Über längere Zeiträume gesehen werden dabei doch wieder alle Flächen gleich bewirtschaftet.
Wiesenbestände „kennen sich nicht aus“, wohin sie sich entwickeln sollen, wenn die Nutzung nur dem Wetter, aber keiner Strategie folgt. Es muss auf jedem Betrieb klar sein, auf welcher Wiese der Blumenstrauß gepflückt werden kann und auf welcher nicht. Andernfalls sind Probleme mit der Stabilität der Pflanzenbestände vorprogrammiert.
Diese Wiesen sind es auch, die die erforderlichen Zeitfenster bereitstellen, in denen sich Insekten, Vögel und Säugetiere um ihre Entwicklung bzw. Brutpflege erfolgreich kümmern können. Alles hat mit allem zu tun – so auch dieser Aspekt mit den Lebenskreisläufen in Wiesenlandschaften.
Veränderungen des Pflanzenbestandes erfolgen schleichend, werden durch trockene Jahre anderen Umständen zugeschrieben und in solchen mit ausreichend Niederschlägen weniger wahrgenommen.
Flächenzugang Wird das eine oder andere Hektar zugepachtet, ohne den Tierbesatz zu erhöhen, muss gleichzeitig klar sein, dass diese zusätzlichen Flächen Düngermenge der bisher bewirtschafteten Flächen beanspruchen. Wo fehlen diese Dünger jetzt? Eine Abwärtsspirale setzt sich u.U. in Gang, die durch stetige Verschlechterung der Futterbestände (Vormarsch der Gemeinen Rispe) eine ebenso stetige Beschleunigung erfahren kann. Deshalb Vorsicht! Bei Flächenzugängen sich unbedingt die Frage stellen, woher diese Flächen den zusätzlich erforderlichen Dünger erhalten sollen.
Rückgang des wertvollen Grasgerüstes Die wertvollen Futtergräser, wie Engl. Raygras, Wiesenschwingel, Timothe, Wiesenrispengras, Knaulgras oder Wiesenfuchsschwanz, sie alle lieben, um nicht zu sagen brauchen bei mehr als drei Nutzungen im Jahr ein hohes Düngungsniveau. Ist dieses Niveau zu niedrig, bzw. passt es nicht zur Schnittfrequenz, fahren die Gräser sprichwörtlich nicht mehr die Ellbogen aus, um sich Platz zu schaffen, sondern sie ziehen sich zurück, werden schüchtern und überlassen anderen Platz. Die freiwerdenden Lücken sind das gefundene Fressen für einen allseits bekannten Störenfried: Das Gemeine Rispengras. Wer es nicht erkennt, geht ihm gern auf den Leim. Denn es vermittelt dem Betrachter im Frühjahr eine bedeckte, geschlossene Grasnarbe. Tarnen und Täuschen, sonst ist leider nichts dahinter. Im ersten Aufwuchs ein frühreifer, hoch aufgeschossener Rispensaum, bleibt für den Rest des Jahres ein jede Lücke zuwachsender, muffiger Filz.
Der Lückenbüßer erkämpft sich so Bestandesanteile von 50% oder weit darüber. Wer solche Wiesen hat, kann sich sicher sein: Hier liegt das Potenzial brach, mit dem etwaiger Futtermangel verhindert werden kann. Flächenausweitung ist eigentlich nur bei einer gleichzeitigen Ausweitung des Tierbesatzes stimmig. Natürlich können je nach standörtlichen Gegebenheiten auch andere Pflanzen den freigewordenen Platz erobern. Wiesenpippau, Wiesenlabkraut, Hirtentäschel, Gundelrebe, Schafgarbe, Ausläuferstraußgras, Kriechender Hahnenfuß, nicht zuletzt Ampfer u.a. erfreuen sich über plötzliche und anhaltende Entwicklungsmöglichkeiten. Die Ursache für sich verschlechternde Bestände liegt neben narbenverletzendem Maschineneinsatz (oder auch Herbstweide) fast immer an der Schwäche der Gräser.
Funktionierende Wiesen wachsen auf funktionierenden Böden!
Parallel zum Kreislauf der Organik mit Ernte und Rückführung der Wirtschaftsdünger bedarf ein dynamischer Boden mit einem gesunden Bodenleben auch einer ausgewogenen „Basenbelegung“ (Ca, Mg, und K an den Austauscherplätzen) und einem Säuregrad, in dem sich Pflanzenwurzeln und Bodenlebewesen wohlfühlen. Gibt es Unverhältnismäßigkeiten, Mängel und Überschüsse, sollen diese durch mineralische Ausgleichsgaben in Ordnung gebracht werden. Dies gilt selbstverständlich auch für den Biobetrieb. Wenngleich mit der Einschränkung, dass der Befund „sehr niedrig“ für einen Phosphorwert in der Bodenanalyse weder Grund zur Panik liefern, noch den Sprint zum nächsten Agrarproduktehändler erzwingen soll.
Es gibt natürlich Phosphormangel. Es gibt auch Schwefelmangel. Genau hingesehen und objektiv betrachtet, gibt es im Grünland aber viel weniger dieser Mängel, als es manche Hochglanzprospekte weismachen wollen. Ein pH-Wert von 4,8 beispielsweise ist aber tatsächlich keine Voraussetzung für eine bodenerhaltende, nachhaltige Qualitäts-Futterwirtschaft. Hier besteht Handlungsbedarf, der in Ruhe und Sorgfalt geklärt und bearbeitet werden soll. Die Entscheidungsgrundlage sollte in jedem Fall ein tiefer Blick in die Bestände und in den Boden sein, um ggf. umzusetzenden Maßnahmen eine fachlich tragfähige Analyse voranzustellen.
Schnitthäufigkeit
Dünger Stickstoffbedarf in kg/ha/Jahr
1-mähdig
0
2-mähdig
0-50
3-mähdig
80-120
4-mähdig
140-160
5-mähdig
160-180
Dauerweide Milchvieh
60-80
Stickstoffbedarf von Grasland unterschiedlicher Nutzungshäufigkeiten
Spezialvariante des abgestuften Wiesenbaus
Rezepte sind gut in der Küche, eignen sich aber schlecht als Grundlage für die Bewirtschaftung eines Biobetriebs. So sind alle Konzepte und Strategien, die uns sinnvoll und nachhaltig erscheinen, dennoch auf die jeweiligen individuellen Verhältnisse auf den einzelnen Betrieben anzupassen. Dadurch ergeben sich mitunter mehrere sinnvolle und erfolgreiche Varianten ein und desselben Konzepts.
„Mit der Einsaat der Klee-Luzernegrasmischung haben wir eine Situation geschaffen, in der Wiesen über Jahre trotz deutlich weniger Düngung gute Erträge mit Qualitätsfutter erzielen.“ Josef Eisl, Abersee
Beim Stoffbauer in Abersee sind die Böden karbonatreich und durchlässig. Ideale Voraussetzungen für die Königin der Futterpflanzen, der Luzerne. Mehrere Hektar Wiesen wurden zu Luzernekleegraswiesen angelegt, die sich sehr gut entwickelten, gute Erträge abwarfen und über eine Nutzungsdauer von über drei Jahren nicht gedüngt wurden. Dadurch konnten erhebliche Düngermengen auf die anderen mehrschnittigen Wiesen und Mähweiden umverteilt werden. Die Luzernefruchtfolge wird zukünftig auf dem Betrieb ein fixer Bestandteil der Grünlandbewirtschaftung bleiben.
Die Thematik des europa- und weltweiten Artenschwundes ist in der öffentlichen Diskussion omnipräsent und zeigt sich deutlich und zunehmend in politischen Handlungsfeldern. Künftig wird damit zu rechnen sein, dass sich die Gesetzgebung mehr um die Verträglichkeit menschlichen Handelns und Wirtschaftens Gedanken macht.
Der Hauptzweck landwirtschaftlich genutzter Graslandschaften liegt in der Futtergewinnung, hauptsächlich für Wiederkäuer. Mit den gestiegenen Ansprüchen an die Leistung von Wiederkäuern stieg auch die Notwendigkeit, hochverdauliches Grundfutter zu produzieren. Die „Schlagzahl“ auf der Wiese erhöhte sich. Das ist wohl der gravierendste Umstand, der zur massiven Veränderung des ursprünglichen Pflanzenbestandes führt und den Lebensraum Wiese für viele tierische Bewohner ungemütlicher und unattraktiver macht. Solange wir hochleistende Tiere füttern, wollen und können wir zum flächendeckenden Sonnwend-„Altheu“ nicht zurück.
Alle Überlegungen, den vielerorts verdrängten Arten trotzdem ein Leben, Überleben und Vermehren zu ermöglichen, zielen darauf ab, ein möglichst vielfältiges Landschaftsmosaik entstehen zu lassen. Die Inseln aus Altbeständen, Blühflächen, Ruhezonen und sonstigen kleinen „Schlampereien“ sollen Pflanzen und Tieren den Lebensraum bereitstellen, den sie in den Intensivwiesen eben nicht mehr vorfinden. Unter diesem Gesichtspunkt kann auch die Regelung im ÖPUL verstanden werden, dass Feldstücken, die größer als 5 Hektar sind, eine Biodiversitätsfläche von mindestens 15 Ar zugeteilt werden muss.
Intensivwiesen sind nicht ganz „außen vor“
Intensiv genutzte, 4-5 schnittige Wiesen sind in ihrer Relevanz bezüglich der Artenvielfalt bescheiden. Eine durchaus bedeutsame, im Biodiversitätsrechner von BIO AUSTRIAauch honorierte Maßnahme ist der Verzicht auf Mähaufbereiter. Insekten (Bienen), die sich etwa auf Weißklee- oder Löwenzahnblüten gütlich tun, überleben eine Mahd oft, den Mähaufbereiter hingegen selten. Der Futterqualität zuträglich ist die Mahd nach Abtrocknen des Taus. Dann beginnt aber der Insektenflug und Blütenbesuch. Diesbezüglich ist die sehr frühe Mahd vorteilhaft. Mähen vor oder nach Abtrocknen des Mähguts ist aber ohnehin eine eher akademische Frage, denn auf wieviel Betrieben ist in einem Zeitfenster von wenigen Stunden die Mäharbeit getan und die Möglichkeit gegeben, sie vor oder nach dem Frühstück zu erledigen?
Bis zu drei Nutzungen – da wird’s bunter
Multikulturell besser aufgestellt sind Wiesen, Schläge oder Teilflächen von Wiesen, die weniger als vier Nutzungen dienen.
Von Tallagen bis zu mittleren Höhenlagen von 800 bis 900m Seehöhe lassen inzwischen sogar Dreischnittwiesen Nutzungsfenster von 8 bis 9 Wochen zu. In diesen Ruhezeiten können Vögel eine Brut aufziehen, einige Kräuter und Gräser zur Samenreife gelangen. Hier beginnt sich ein Insekten-Allerlei einzufinden.
Die Leguminosenvielfalt steigt in diesen Flächen deutlich an und steigert die Attraktivität in mehrfacher Hinsicht. Sie helfen, Dünger zu sparen, sie blühen lange und verschiedenfarbig, und sie zeigen eine deutlich höhere Nutzungselastizität. Soll heißen: Das Futter hat trotz älterem Bestand eine vernünftige Wertigkeit. Biobäuerinnen und Biobauern, die solche Wiesen bewusst wahrnehmen, die Nutzung und Pflege auf die schon hohe Vielfalt anpassen, haben meist eine große Freude damit. Da wird das Pflücken eines Muttertags- und Vatertagsstraußes wieder selbstverständlich.
Ein- und Zweischnittwiesen, die Klassiker der Biodiversitätsflächen
Mager oder feucht. Zweinutzige Wiesen sind häufig seichtgründige, sonnseitige, eher trockene Magerwiesen. Ihnen bescheinigen Biologen und Botaniker einen besonders hohen Wert im Sinne der Artenvielfalt. Diese Flächen zu belassen wie sie sind, bzw. wieder so zu lassen wie sie von Natur aus wären, ist wirtschaftlich kein Verlust. Hier Dünger zu investieren, setzt sich kaum in Ertrag um, der Verlust von Artenvielfalt ist hingegen beträchtlich. An anderer Stelle ist Mist oder Gülle deutlich besser angelegt. So können Mager-Wiesen dieser Art mit Stolz als Biodiversitäts-Hotspots präsentiert werden.
Feuchtwiesen, die als sogenannte „WF“ Flächen mit sehr später Schnittzeitauflage versehen sind, liefern ohnehin nur Einstreu, bestenfalls Pferdeheu. Welches übrigens den Einhufern sehr zuträglich ist. Pferde mögen Magerheu nicht nur gern, es verhindert Hufrehe, Sehnenschwäche und schlechte Zähne. Feuchtwiesen sind aufgrund ihrer langen, ungestörten Aufwuchszeiten und der temporären oder dauerhaften Vernässung ein Paradies für Amphibien, Insektenarten und auch ins Hintertreffen geratene Pflanzen wie dem Knabenkraut oder Pfeifengräsern.
Reduziert genutzte Ecken, Streifen, Raine
Die zuletzt beschriebenen Flächen müssen keine ganzen Feldstücke sein. Im Sinne der eingangs erwähnten Landschaftsmosaik-Bildung sind besonders auch kleinflächige Strukturen wichtig, um die Vernetzung und Brückenbildung in der Landschaft herzustellen. Viele Arten sind nicht besonders mobil, brauchen beim Wandern zwecks genetischen Austauschs auf kurze Strecken Zwischenstationen. Blüh- oder Altgrasstreifen, an Zäunen, Hecken, Gewässerläufen oder Wegen angelegt oder einfach stehengelassen, leisten hier wichtige Funktionen und verursachen keinen Arbeitsaufwand.
Altgras überjährig stehen zu lassen, ist nicht besonders beliebt. Wir sind zur Ordnung erzogen worden. Nichts desto trotz kann es sich anbieten, einen Graben, eine Mulde, einen „Spitz“ zwischen Weg und Nachbargrundstück nicht auszumähen (ab. 15. August bei ÖPUL-DIV), und so über den Winter bis ins Frühjahr hinein mit Stengeln, Stauden, Wind- und Wetterschutz ein Überwinterungshabitat für viele Insektenarten bereitzustellen.
Dies sind Flächen, die als ÖPUL Biodiversitätsauflage der Variante C gelten, im Folgejahr automatisch Variante A, weil sie dann noch bis zum 2. Schnitt vergleichbarer ortsüblicher Flächen stehenbleiben.
Pufferstreifen
Eine Auflage in der „erweiterten Konditionalität“, die Bestimmung GLÖZ 4 (ich bitte um Nachsicht, diese Begrifflichkeiten entstammen nicht meiner Kreativität!) sieht Pufferstreifen entlang von Gewässern vor. Auf mindestens 3 Meter Breite, bei belasteten Gewässern („Zielverfehlung“ lt. Gewässerwirtschaftsplan) 5 Meter, bei stehenden Gewässern 10 Meter dürfen keine Dünge- und Pflanzenschutzmaßnahmen erfolgen. So bietet sich ein solcher Streifen ohnehin an, als Biodiversitätsfläche mit den entsprechenden Nutzungsfenstern bewirtschaftet zu werden. Als Grenzflächen unterschiedlicher Landschaftsstrukturen (Gewässer – Wiese) werden sie zu Begegnungszonen und Jagdrevieren erster Güte!
Hecken
Sträucher und niederwüchsige Gehölzstrukturen gehören in vielen Regionen zum Landschaftsbild. Viele sind aber auch verschwunden. Die Vorgehensweise im Zusammenhang mit der Erhebung von Landschaftselementen, deren dauerhafte Unter-Schutz-Stellung hat nicht selten zum unerwünschten Effekt geführt, dass sie entfernt wurden, bevor der Schutzstatus schlagend wurde. Diesbezüglich hat auch der Fördergeber dazugelernt, „Landschaftselemente“ sind nun jährlich variabel zur Förderung beantragbar. So bleibt zu hoffen, dass eine „Renaissance des Interesses“ an diesen vielseitigen und äußerst wertvollen Landschaftsgestaltern und Lebensräumen eingeleitet wird.
Welchen Zweck kann eine Hecke in einer Graslandschaft erfüllen?
So spricht man heute gerne und zurecht von „Mehrnutzungshecken“. Diesen Mehrnutzen gilt es zu entdecken.
Nichtflächige Landschaftsstrukturen
Landschaft wird durch ganz Offensichtliches geprägt wie Wald und Wiese, Hofstellen, Siedlungen, Wasserläufe, Teiche und Seen, Baumgruppen und mächtige Solitärbäume. Kleine Strukturen sind oft unscheinbar und nur auf den zweiten Blick sichtbar. Sie sind dennoch für viele Organismen unverzichtbar.
Lesesteinhaufen, Altholz(-haufen) für Eidechsen, Blindschleichen, Holzläger, Kleingewässer oder Entwässerungsgräben mit flachen Böschungen, sonnenexponierte unbewachsene Erde, (für Wildbienen), schlammige Wasserlachen auf Feldwegen oder Hofstellen (Nistmaterial für Schwalben), ein paar Disteln oder Brennnesselgruppen und vieles dergleichen soll Platz haben dürfen, um die Vielfalt, die auf diese „Unordentlichkeiten“ angewiesen ist, zu ermöglichen. Das alles berührt nicht unser Zeit- oder Geldbudget. Das macht keine Arbeit. Es ist eine Frage der Einstellung, ob wir das zulassen oder nicht.
Biodiversitätsleistungen objektiv bewerten
Der Biodiversitätsrechner von BIO AUSTRIA bzw. der Bericht, den jeder Betrieb mit diesem Werkzeug ausgewiesen bekommt, ist sozusagen die Quittung, der Nachweis für alles, was auf dem Bio-Grünlandbetrieb (wie auch auf dem Ackerbaubetrieb) an Maßnahmen aktiv umgesetzt oder an ordentlichen und „unordentlichen“ Strukturen zugelassen wurde.
Nach zahlreichen Erhebungen mit dem Rechner kann zusammenfassend festgestellt werden, dass der allergrößte Teil der BIO AUSTRIA Grünlandbetriebe die geforderte Mindestschwelle von 200 Punkten übertrifft. Das bestätigt auch den Ansatz, die Biodiversitätsleistungen der BIO AUSTRIABetriebe zu erfassen und darstellen zu wollen, nicht mit zusätzlichen „Auflagen“ das Leben zu erschweren.
Für Betriebe, die auf einheitlichen Bodenqualitäten in Gunstlagen wirtschaften und in den letzten Jahren die gesamte Grünlandfläche homogen als Vielschnittwiese genutzt haben, ist es natürlich eine Herausforderung, sich die eine oder andere Maßnahme zu überlegen und umzusetzen, um dem Standard zu entsprechen. Allein, die Maßnahmen für die Biodiversitäts-Auflagen des neuen ÖPUL Programms, kombiniert mit dem verstärkten Weideangebot auf Biobetrieben lässt auch die intensiver wirtschaftenden Betriebe der Gunstlagen in Sichtweite der Punkteschwelle kommen. Die ggf. noch fehlenden Maßnahmen umzusetzen soll kein Ärgernis und kein Hindernis für Biobäuerinnen und Biobauern sein, sondern eine Bereicherung für jeden Betrieb
Mit 1. Jänner 2022 tritt die neue Bio-Verordnung in Kraft. In einigen Punkten sind auch bei Bio-Rindern, Schafen, Ziegen und in anderen Bereichen Anpassungen notwendig.
Die neue Bio-Verordnung 2018/848 mit ihren ergänzenden Verordnungen und Rechtsakten ersetzt die bisher geltenden EU-Bio-Regelungen. Viele Bereiche wurden ins neue Regelwerk übernommen, bei einigen kommt es zu Änderungen. Allgemein kann gesagt werden, dass die Dokumentation zukünftig noch mehr an Gewicht bekommt. Der Einsatz von konventionellen Betriebsmitteln und der Zukauf von konventionellen Tieren werden weiter eingeschränkt.
Bio-Futtermittel: geringfügige Änderung
Für Bio-Wiederkäuer gilt nach wie vor: Die Futtermittel für Pflanzenfresser müssen zu 100 % biotauglich sein und zu 60 % vom eigenen Betrieb oder von einem Betrieb aus derselben Region stammen. Ab Jänner 2024 erhöht sich dieser Prozentsatz auf 70 %.
Verringert wird auch der Prozentanteil, wenn Futtermittel von Betrieben in Umstellung zugekauft werden. Die Jahresfutterration darf nur mehr 25 % Futtermittel aus dem zweiten Umstellungsjahr enthalten. Bisher waren es 30 %. Gleich bleibt der Prozentanteil bei Umstellungsfuttermitteln vom eigenen Betrieb mit 100% sowie der maximale Anteil von 20% konventionellen Futtermitteln durch Flächenzugang am eigenen Betrieb.
Bio-Kälber sind während der Mindesttränkedauer von 90 Tagen mit natürlicher Milch, vorzugsweise mit Muttermilch, zu versorgen. Nur in Notfällen mit tierärztlicher Bestätigung darf ein Bio-Milchaustauscher in dieser Zeit verfüttert werden.
Kleine oder weitreichende Details ändern sich mit Inkrafttreten der neuen Eu Bio Verordnung
Weide für alle Bio-Tiere
Mit Beginn der kommenden Weidesaison müssen alle Bio-Pflanzenfresser auf die Weide, wenn die Umstände dies ermöglichen. Eine zeitweilige Unterbrechung des Weideganges ist demnach nur aufgrund der Witterung, des Zustandes des Bodens und den jahreszeitlichen Bedingungen möglich. Schwierige strukturelle Voraussetzungen am Betrieb, wie wenige hofnahe Flächen oder der Viehtrieb über stark befahrene Straßen, befreien nicht mehr von der Weidevorgabe. BIO AUSTRIA und die Landwirtschaftskammer Österreich setzten sich in vielen Verhandlungsrunden mit den zuständigen Ministerien und in zahlreichen Stellungnahmen für eine Flexibilität bei der Umsetzung der Weide ein. Zukünftig werden alle Tiere dem Haltungssystem zugeordnet, in dem sie stehen. Daraus ergibt sich das Weideausmaß. Beim Haltungssystem A (Laufstall mit Auslauf) steht der Bewegungsaspekt im Vordergrund. Eine Bewegungsweide ist in diesem Fall ausreichend. Werden Tiere im Laufstall ohne Winterauslauf (Haltungssystem B) oder in Kombinationshaltung (Haltungssystem C) gehalten, muss mit dem Weidegang dem Bewegungsaspekt und der Futteraufnahme in umfassender Weise Rechnung getragen werden. Während der ersten Aufzuchtphase der Kälber oder wenn notwendige Routinemaßnahmen, wie Belegen oder Verkaufsvorbereitung durchgeführt werden müssen, können die Tiere vorübergehend im Stall bleiben.
Endmast und Weide
Bisher konnten Rinder für die Fleischerzeugung während der Endmast für einen bestimmten Zeitraum ausschließlich im Stall fertiggemästet werden. Auch in diesem Punkt ergeben sich teilweise Änderungen. Laut neuer Bio-Verordnung müssen über ein Jahr alte männliche Rinder (Stiere und Ochsen) Zugang zur Weide oder zu Freigelände haben. Das ermöglicht, dass der Tierhalter wählen kann, ob der Zuchtstier oder die Ochsen auf die Weide kommen oder den Sommer im Laufstall mit Auslauf verbringen. Somit ist bei diesen Tierkategorien eine Endmast im Stall umsetzbar. Bio-Kalbinnen muss in der Endmastphase zumindestens eine Bewegungsweide angeboten werden.
Eingriffe nur mit Genehmigung
Eingriffe bei Nutztieren sind nur nach behördlicher Ausnahmegenehmigung und mit Angaben von Gründen möglich. Dazu zählen das Entfernen der Hornknospen bei bis zu sechs Wochen alten Kälbern oder die Enthornung von über sechs Wochen alten Kälbern oder Rindern. Der Antrag auf Genehmigung ist ausschließlich über das VIS zu stellen. Die Kastration von männlichen Tieren ist nach wirksamer Betäubung und postoperativer Schmerzbehandlung weiterhin zulässig. In diesem Fall ist keine Genehmigung der Behörde notwendig.
Nasenring bei Zuchtstieren OHNE GENEHMIGUNG
Das Einziehen des Nasenringes bei über 10 Monate alten Zuchtstieren führt zu keiner Aberkennung des Bio-Status, da es aus Gründen der Arbeitssicherheit der Betreuungspersonen und zum sicheren Führen der Tiere bei Versteigerungen gesetzlich vorgeschrieben ist. Das Tier bleibt weiterhin Bio. Ab 1.1.2022 ist die Antragstellung für diesen Eingriff über das VIS hinfällig!
Gesunde Tiere
Der vorbeugende Einsatz von chemisch-synthetischen allopathischen Arzneimitteln sowie von Antibiotika sind verboten. Neu hinzu kommt, dass auch Bolis auf chemisch-synthetischer Basis nicht präventiv eingesetzt werden dürfen.
Größe von Stall- und Auslaufflächen
Die vorgeschriebenen Mindestmaße der Stall- und Auslaufflächen bleiben gleich. Sie sind allen Tieren zur Verfügung zu stellen, außer beim Haltungssystem B, wo der Winterauslauf bei Weidegang entfallen kann. Neu ist allerdings, dass bei Neubauten die Auslaufflächen seit Jänner 2021 nur mehr zu 50 % (75 % in Regionen mit mehr als 1200 mm Niederschlag) überdacht werden dürfen. Altbauten müssen bis Ende 2030 den genannten Vorgaben entsprechen.
Zukauf konventioneller Zuchttiere: noch ein Jahr Schonfrist
Im Jahr 2022 bleibt das Antragsverfahren rund um den konventionellen Tierzukauf noch gleich wie bisher. Ab dem Jahr 2023 hingegen ist für JEDEN konventionellen Tierzukauf ein Ansuchen bei der Behörde notwendig. Angenommen sind nur die gefährdeten Nutztierrassen.
Grünlandsaatgut – Änderungen bei konventionellen Mischungen
Die bisher gültige Regelung, dass konventionelles Grünlandsaatgutmischungen ohne Genehmigung der Behörde auf Biobetrieben verwendet werden darf, ENTFÄLLT AB 2022. Während also biologische oder Umstellungs(UM)- Komponenten/Mischungen natürlich ohne Antrag eingesetzt werden dürfen, ist hingegen für nichtbiologische Komponenten/Mischungen ein Antrag auf Ausnahmegenehmigung notwendig.
Eine Sonderregelung gibt es bei Mischungen für Futterpflanzen mit min. 70% Bio/UM-Komponenten. Bei Verwendung einer solchen Mischungen ist eine Ausnahmegenehmigungen für die konventionellen Komponenten nur dann zu beantragen, sofern diese nicht in der (nationalen) Liste der allgemeinen Ausnahmegenehmigungen angeführt ist. Die Verfügbarkeit von Bio/UM Saatgut ist in der AGES Bio-Saatgutdatenbank ersichtlich.
Wer Bio-Wiesen und Bio-Weiden erfolgreich und dauerhaft bewirtschaften will, kommt fast nicht vorbei, am Bodenpraktiker Grünland
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Als Absolvent dieses Lehrganges kannst du die Pflanzengesellschaften auf deinem Grünland bestimmen. Du kannst Förderungswürdiges von Unerwünschtem unterscheiden. Du kennst die natürlichen Standorte deines Betriebes. Dadurch kannst du deinen verschiedenen Böden und Feldstücken die geeignetsten Wiesen- oder Weidenutzungen zuordnen. Dadurch bist du in der Lage, die Bewirtschaftung deines Betriebes auf Grundlage der natürlichen Gegebenheiten und der vorhandenen Düngermengen zu planen und standortgerecht umzusetzen.
Du hast KollegInnen um dich, mit denen du dich austauschst, und von denen du viele Eindrücke und Erkenntnisse mit nach Hause nimmst!
Zertifikatslehrgang Bodenpraktiker Grünland Inhalt: Der Boden – Lebensträger der Erde Selbstdurchführbare Bodentests, Bodenanalysen lesen und verstehen Düngung und Wirtschaftsdüngeraufbereitung Pflanzenerkennung, Bestandesbeurteilung Grünlandmanagement und Bestandesführung; abgestufter Wiesenbau, Anlage von Biodiversitätsflächen Präsentation der Projektarbeit u.v.m.
Zielgruppen: Biobäuerinnen und -bauern, Lehrkräfte und BeraterInnen, Hofübernehmer, Quereinsteiger
Referenten: Ing. Josef Gruber, Dr. Andreas Bohner, DI Hans-Jörg Unterfrauner, DI Walter Starz, Ing. Markus Danner BEd
Der Kursbeitrag liegt bei 1.410 € ungefördert (ohne LFBis.Nr.), 300 € gefördert. Gefördert durch Bund, Land, EU. Lehrgang Flachgau: 1.2., 15.2., 3.3., 24.3., 5.4., 20.4., 3.5., 12.5., 14.6., 18.10.2022, Jeweils 9:00 – 16:30 Uhr Gasthof Schießentobel, Schießentobel 1, 5164 Seeham
Im Spätherbst beginnen sich die Düngerlager wieder langsam zu füllen. Dann ist der richtige Zeitpunkt, um allfälligen Verlusten v.a. von Gülle entgegenzuwirken.
Zahlreiche Analysen aus den letzten drei Jahren belegen, wie unterschiedlich sich der Düngersaft von verschiedenen Betrieben zeigt. Die Gründe sind oft schwer nachvollziehbar. Es macht aber auch deutlich, dass gewisse Bedingungen höhere Verluste verursachen, andere weniger. Konkret zu benennen, welche Stallsysteme, Fütterungskonzepte, Entmistungs- oder Lagerbedingungen mehr oder weniger Verluste verantworten, ist derzeit so gut wie unmöglich. Konsens besteht lediglich darin, dass umso weniger Ammoniakverluste an Oberflächen entstehen, je schneller und vollständiger die Ausscheidungen der Tiere im Lager landen. Und dort sollen Maßnahmen dazu führen, den Stickstoff in der Gülle zu halten.
Heilsversprechen sind meist leere Versprechen
Bei der Recherche von Anbietern unterschiedlicher Zusatzstoffe tauchen manchmal abenteuerliche Versprechungen und Ideen auf. So wird von einem idealen pH-Wert der Gülle bei 4 schwadroniert. Wie dieser Wert erreicht werden soll, bleibt unbeantwortet, bzw. einer Mikrobenkultur überlassen. Ich betrachte solcherlei Heilsversprechen als weder zielführend noch vertrauenserweckend.
Umso mehr bin ich aber ein begeisterter Verfechter des betrieblichen Experiments. Und viele betriebliche Experimente zeigen ein hoffnungsvolles Bild: Dass gewisse Maßnahmen zu erstaunlichen Ergebnissen in der Qualität der Gülle führen können. Und wie schon mehrfach an dieser und anderen Stellen festgehalten, brauchen wir gute Güllequalitäten wie den sprichwörtlichen Bissen Brot.
Worin zeigt sich Güllequalität?
Die Nährstoffgehalte allein sind es nicht, die die Qualität eines Düngers anzeigen. Moderate bzw. eng begrenzte Verluste vielmehr sind es, die mehrere Fliegen auf einen Streich erlegen: Die Belastung der Luft durch Emissionen sinkt im selben Maß, als die entsprechenden Werte in der Gülle höhere Gehalte anzeigen. Somit ist der reine Düngerwert höher und mit ihm die Wirtschaftlichkeit. Weiters leuchtet ein, dass Pflanzen, Boden und Bodenleben dankbar annehmen, sowenig wie möglich mit Ammoniak, Schwefelwasserstoff und anderen ätzenden Abbauprodukten belastet zu werden.
Welche Vorgänge und Mechanismen speichern Stickstoff
Ein beträchtlicher Teil des Stickstoffs liegt „organisch gebunden“, d.h. in Aminoverbindungen und damit großen Molekülen vor. Dieser Teil ist nicht unmittelbar verlustträchtig, weil er nicht gasförmig entweicht. Der anorganische Anteil, der namentlich in Form des Ammoniums (NH4) enthaltene Stickstoff bzw. schon als Ammoniak (NH3) vorliegende N-Pool ist jener, der sich anschickt, auf die Reise zu gehen. Diese Weltenbummlerei macht uns aber alle bekannten Probleme, ist schade ums Geld und soll daher spätestens am Bahnsteig (kurz vor der Ausfahrt in die Atmosphäre), besser schon früher, unterbunden werden. Womit wir wieder zum betrieblichen Experiment zurückkehren!
Das machen Biobetriebe erfolgreich mit Gülle
Eine der wichtigsten Hauptmerkmale der Flüssigdünger ist ihre Fließfähigkeit. Denn die Gülle soll zum Boden gelangen statt zäh an Stoppeln und Pflanzen zu kleben. Unzählige Beispiele bestätigen die Verbesserung der Viskosität durch regelmäßigen Einsatz von Mikroorganismen. Sie sind es auch, die N für den Aufbau ihrer Zellen brauchen, und somit Stickstoff „organisch binden“.
Und wozu ist jetzt das „Steinmehl“ wirklich gut?
Mit dem Steinmehl im Biolandbau ist es fast wie mit dem Glauben: In schlechten Zeiten steht man fest dazu, in guten kommen Zweifel und ist man gar vom Übermut gepackt, wird die Sache eher belächelt. Doch erneut wurde mir eine Wirkung bestätigt, die in der jahrelangen Erzählung immer wieder zur Floskel zu verkommen schien: An den Steinmehlpartikeln siedeln sich wirklich Mikroorganismen an, die für ein gutes Milieu sorgen. Ein unverdächtiger Laborleiter schildert die Vorgänge und Entwicklungen an den Oberflächen des Materials auf meine wiederholte Nachfrage hin unmissverständlich. So nähert sich Erzählung wieder dem Faktum. Die experimentierfreudigen Betriebe kennen diese Wirkung an der Konsistenz und am Geruch der Gülle und an guten nachbarschaftlichen Beziehungen.
Pflanzenkohle
Kohle als Wirtschaftsdüngerverbesserer
Ebenfalls unmissverständlich ist das Ergebnis beim Kohleeinsatz. Sie nimmt Stickstoff mit Abstand am energischsten in den Schwitzkasten. Mit ihr gelangt der Dünge-N am sichersten in den Boden. Noch nicht ganz geklärt ist die Frage, in welchen Zeiträumen der absorbierte N wieder am Stoffwechsel im Boden teilnimmt, und wieviel sich die Kohle behält. Unter diesem Gesichtspunkt empfehle ich den Kohleeinsatz an sich zwar unbedingt, die Einsatzmenge aber nicht an wirtschaftlichen Interessen der Anbieter anzulehnen, sondern an den Hausverstand. 1 bis 2kg Kohle (= 3-4 Liter Feuchtkohle) pro Kubikmeter Gülle ist so lange ausreichend, bis konkrete neue Erkenntnisse eine andere (höhere) Dosierung empfehlenswert erscheinen lassen. Mit einem Bigbag Pflanzenkohle, der gut 2,5m3 Rauminhalt aufweist, können somit ganz grob gerechnet 400 bis 500m3 Gülle stabilisiert werden.
zwischen Hausverstand, Gesetz und Wirtschaftlichkeit
Die NEC Richtlinie der EU zwingt Österreich, die Behörden und letztlich die Bauern in Bezug auf die Emissionen aus der Gülle(-düngung) zu handeln. Vom Umgang mit Gülle, zwischen Hausverstand Gesetz und Wirtschaftlichkeit, ist dabei kaum die Rede.
Hoheitliche Vorgaben, seien es Gebote oder Verbote, sind zu erwarten. Diese Vorgaben werden ausschließlich auf die Emissionsminderung, v.a. bezüglich Ammoniak, abzielen.
Vielerorts werden „Gülletage“ abgehalten, von Kammern, Maschinenringen, Landmaschinenproduzenten und Experten, die vorführen, wie Gülle am besten an den Boden gebracht wird. Soweit, so gut. Dennoch bleibt großes Unbehagen. Viele Fragen tun sich auf, die teilweise sehr salopp pariert werden. ZB. das leidige Thema der Bodenverdichtung durch die häufig monströsen Güllefässer. Ist es korrekt und zulässig, diesen Einwand einfach mit dem Hinweis auf Reifendruckreduktion wegzuwischen?
Die Kosten:
Ist Gülleseparation und bodennahe Ausbringung mit bester Technik wirklich die praktikable Lösung für den Großteil der Betriebe mit 10, 20, oder 30 Kühen? Die Frage sollte oder könnte doch auch lauten: Wie kann Stickstoff in der Gülle stabilisiert werden?
Ist die überbetriebliche Düngekette die Zukunft, wobei die im Sinne der vielpropagierten standortangepassten, abgestuften Nutzung erforderliche individuelle, feldstückspezifische Düngerration verunmöglicht wird? Führt uns das nicht eher zur weniger häufigen, aber größeren Einzelgabe?
Es ist zu befürchten, dass genau das eintritt, wogegen seit vielen Jahren beraten wird.
„Komm oft, bring wenig“ kommt mit diesem Ansatz im wahrsten Sinn des Wortes unter die Räder.
Natürlich ist es richtig, dass die Pflanzenverschmutzung umso geringer ist, je schmaler das Düngeband durch den Bestand zieht. Zwangsläufig folgt aber auch, dass streifenweise die Menge so groß ist, dass Strukturschäden im Boden durch den temporären Kaliumüberschuss unvermeidbar sind. Von der Sichtweise im Biolandbau, den Boden zu füttern, nicht die Pflanze zu düngen, entfernen wir uns in dem Maße mehr, als wir die vollflächige, gleichmäßige, oftmalige Düngung mit moderaten Mengen aufgeben.
Dass die Pflanzenbestände das nicht goutieren, zeigen viele Beispiele der letzten Jahre.
Fazit:
Es geht nicht im geringsten darum, wer Recht hat oder nicht. Der Appell zielt ausschließlich darauf ab, das Problem nicht eindimensional und rein technisch lösen zu wollen, sondern ein weiteres mal „aufs Ganze zu schauen“!
Die bereits genannten Düngungsgrundsätze dürfen wir einer rechtlichen Vorgabe willen nicht einfach über Bord werfen, sondern versuchen, sie unter allen Umständen zu integrieren. Diese Integration sollten wir als Biobauern im Sinne der Qualität des Gesamtsystems „BIOLANDWIRTSCHAFT“ gemeinsam schaffen. Für die Ausarbeitung einer betriebsindividuellen Dünge- bzw. Düngerstrategie stehen wir von BIO AUSTRIA jederzeit zur Verfügung!
Düngungsgrundsätze in der Biologischen Landwirtschaft
Komm oft, bring wenig:
zu jeder Nutzung eine Düngergabe;
flüssig 12m3 bis max. 15m3/ha
wir düngen nicht die Pflanzen, sondern füttern den Boden!
Bodenleben füttern heißt, quantitativ und qualitativ die Nährstoffdynamik anzukurbeln (das nimmt auch den Schrecken vom P-Mangel)
Und ganz allgemein: Bodenschonung durch Verhinderung der Verdichtung durch zu hohe Achslasten, kein Befahren bei zu feuchten Verhältnissen, keine punktuelle Über- oder Unterdüngung.
Markus Danner
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