Der Zwischenfruchtanbau und Wurzeln, die damit wachsen, dienen in der Vegetationszeit zwischen zwei Hauptfrüchten der Fruchtfolge zur Gründüngung oder zur Feldfutternutzung und unterirdisch zur Fütterung des Bodenlebens und Strukturstabilisierung.
Die Pflanzenwurzel hat nicht nur die Aufgabe aus dem Boden Nährstoffe und Wasser für die Pflanze zu holen, sondern sie besitzt auch die entscheidende Funktion, das riesige Bodenleben mit der notwendigen Lebensenergie zu versorgen. Nur im ständigen Geben und Nehmen zwischen Pflanzenwurzeln und Bodenleben kann natürliche Bodenfruchtbarkeit entstehen:
Milliarden Bodenlebewesen pro Handvoll Boden sorgen dafür, dass der Boden krümelig ist und Wasser, Nähr- und Wirkstoffe für das Pflanzenwachstum jeweils in der richtigen Art und Menge zur Verfügung stehen, während die Pflanze laufend dafür sorgen muss, dass den Bodentieren energiereiche Nahrung in Form von Wurzelausscheidungen und absterbenden Feinstwurzeln zur Verfügung steht.
Zwischenfruchtanbau und Wurzeln korrelieren mit den Bodenfunktionen
Die Leistungsfähigkeit eines Boden-Ökosystems wird also nicht zuletzt durch die Wurzelmasse gesteuert, die am jeweiligen Standort unter den jeweiligen Bedingungen gebildet werden kann.
Je mehr Wurzeln wachsen können, desto mehr Energie kann an den Boden abgegeben werden. Hierfür ist wichtig, wie sich die Wurzeln im Boden ausbreiten: je feiner die Wurzeln in der Fläche und Tiefe des Bodens verteilt sind, desto kompletter kann der Boden belebt und desto besser können Wasser- und Nährstoffvorräte genutzt werden.
Da – im Unterschied zum oberirdischen System – die Bodentiere in ihrem Aktionsradius sehr beschränkt sind, müssen die Pflanzen mit ihren Wurzeln dafür sorgen, dass das Futter den Bodentieren quasi „vor die Haustür“ geliefert wird.
Je mehr unterschiedliche Pflanzen mit ihren verschiedenen Wurzelsystemen den Boden durchwachsen und je lockerer der Boden ist, desto einfacher ist die Erhaltung eines vielfältigen und leistungsfähigen Bodenlebens durch die Versorgung mit genügend Energie.
Die Kulturpflanzen allein schaffen es nicht, das Bodenleben ausreichend zu versorgen: Diese Pflanzen sind ja ausgewählt bzw. gezüchtet worden, um vor allem oberirdische Masse als Ertrag zu erzeugen, von dem wir Menschen und die Tiere leben wollen. Außerdem ist die Anzahl der Kulturpflanzen beschränkt, und pro Feld werden diese meist in Reinsaaten angebaut.
Die Wurzelvielfalt im Boden ist dementsprechend klein, was zur „Unterernährung“ des Bodenlebens und damit zur sogenannten „Bodenmüdigkeit“ führt.
Manuel Böhm