Nährstoffversorgung im Bio-Grünland

Näher betrachtet sind die Anforderungen, die an eine Bio-Wiese gestellt werden, ein einziger Widerspruch.
Der Bewirtschafter will nicht nur viel Futter, sondern daraus auch viel tierische Leistung als Milch- oder Zuwachsleistung des Wiederkäuers. Daraus folgt: Das Gras muss jung geerntet werden. Jung heißt, etwa im fünf, – max. sechs Wochen Rhythmus.
Diese Nutzungsabstände reichen aber weder für einen tierischen Reproduktionszyklus (v.a. Insekten und Bodenbrüter), noch für jenen von Blühpflanzen. 
Von diesem Aspekt soll später noch die Rede sein. 
Zuallererst stellt sich aber die Frage: Wie können wir dieser Nutzungsfrequenz mit ausreichend „Bodenfutter“ entsprechen? Und was ist „ausreichend“?

Wieviel braucht die intensiv genutzte Wiese?

Nähern wir uns der Antwort durch einen Blick auf den „GVE-Besatz“. Das heißt, technisch ausgedrückt, wieviel Tier(-masse) wird auf dem Betrieb pro Hektar Futterfläche gehalten.
Wir kennen die Stickstoff-Obergrenze von 170kg pro Hektar, die von der einen oder anderen Rechtsvorschrift vorgegeben wird, und etwa dem N-Anfall von 2 GVE entspricht. Auf den Punkt gebracht, können wir davon ausgehen, dass diese Menge ausreicht, um eine ertragreiche Wiese mit bis zu fünf Nutzungen auszufüttern.
Dass betriebsindividuell beträchtliche Unterschiede im N-Verlustpotenzial bestehen, darf natürlich nicht unerwähnt bleiben. Mist und Gülle sind aber nicht nur N-Dünger, sondern bringen das gesamte Spektrum der Boden- bzw. Pflanzennährstoffe mit. 

Aus Gründen der Bodengesundheit, Strukturstabilität und kontinuierlichen Versorgung des Bodens (des Bodenlebens) gilt die Empfehlung, die Güllemengen bei ca. 12 mpro Hektar und Nutzung einzupendeln. 
Beinhaltet die Gülle 3kg N pro Kubikmeter, hieße das in Jahressumme 60m3 Gülle mit 180kg N, vor Abzug der Ausbringungsverluste. Diese Rechnung setzt ein sehr gutes Güllemanagement voraus, keine übertrieben starke Verdünnung (ca. 7%TS) und eine vernünftige Ausbringtechnik.

Wieviel Futter braucht Gras? © Danner

Soviel braucht die Intensivwiese tatsächlich, wenn ihr Grasgerüst stabil und ertragreich ist und bleiben soll. Auf längere Sicht gesehen kann sich aber auch hier eine Stickstofflücke ergeben. Da hilft nur eins: Weißklee. Diese Leguminose ist die Einzige, die in diesen Intensitätsstufen mitspielt. Der N-Ertrag wird mit ca. 2kg pro Prozentanteil der Leguminose am Bestand angegeben. Die N-Bindung der Leguminosen sinkt aber kontinuierlich, je mehr N gedüngt wird. Die Beobachtung der Knöllchenbildung kann daher gute Auskunft darüber geben, wie sehr der Klee-Stickstoff vom Bestand gebraucht wird oder nicht.

Was tun, wenn am Ende der Gülle (Mist) noch viel Fläche überbleibt?

Der Kardinalfehler, der Intensivwiesen oft zum Verhängnis wird, ist die gängige Praxis, möglichst alle Flächen zu versorgen und die oben beschriebenen Düngermengen deutlich zu unterschreiten. Zitat: „Ich schau halt, dass ich im Jahr überall einmal hinkomm.“ (Mit Gülle, Anm.)
Um diesem Dilemma zu entgehen, gibt es nur zwei Möglichkeiten: Düngerzukauf oder konsequente Anwendung des Konzepts des Abgestuften Wiesenbaus.

Ist der Zukauf von N- haltigen Düngern für das Grünland sinnvoll?

Für die eine oder andere Ackerkultur ist Düngerbezug als externes Betriebsmittel auch im Biolandbau nicht außergewöhnlich.
Im Grünland hingegen die Ausnahme. Die Herkunft aus konventioneller Herkunft ist restriktiv eingeschränkt auf Mist von Raufutterverzehrern und Agrogasgüllen aus wenigen Anlagen, die den Vorgaben entsprechen. Aus biologischer Herkunft ist organischer Dünger überhaupt nur in Spuren verfügbar.

Die Praxis zeigt aber, dass die Kosten-Nutzen-Rechnung einen regelmäßigen Einsatz  nicht rechtfertigt. Es ist einerseits ohnehin zu teuer und andererseits bleibt die Frage stehen, ob das in der Biolandwirtschaft mittel- und langfristig ein gangbarer Weg sein kann.

Ist der abgestufte Wiesenbau ein Ausweg?

Düngungsplanungen auf Betrieben mit weniger als 1,5 GVE zeigen, dass ein doch beträchtlicher Anteil der Wiesen mit intensiver Nutzung bewirtschaftet werden kann. Der andere Teil bedarf einer weniger häufigen Nutzung. Auch die Bestände von Dreischnittwiesen liefern in den Folgeaufwüchsen milchviehtaugliches Futter.
Die Erstaufwüchse sind rohfaserreich und für Trockensteher und Jungvieh geeignet.
Der Minderbedarf von Düngern ist jedenfalls beträchtlich! (siehe Tabelle).
So wird ein stetiges Anwachsen eines Nährstoffdefizits verhindert. Ebenso soll ein Nährstofftransfer von wenig gedüngten zu stark gedüngten Wiesen nicht das Ziel sein. Jede Wiese wird ihrem Bedarf gemäß gedüngt, umgekehrt betrachtet ihrem Düngungsniveau entsprechend genutzt. 

Abgestufte Nutzungsintensität soll jeder Tierkategorie die ihr zuträglichste Futterqualität liefern und das kann auch gelingen. 

Kein „Wandern“ mit Biodiversitätsflächen!

Um den Nutzen einer nutzungsreduzierten Wiese auf ihren geringen Düngerbedarf und ihre höhere Artenvielfalt auch auszuschöpfen, ist es alternativlos, den Pflanzenbestand daran anzupassen bzw. dieser Anpassung Zeit zu lassen.

Aus dieser Sicht ist es ausgeschlossen, heuer hier und nächstes Jahr dort den Bestand „länger stehen zu lassen“.
Ãœber längere Zeiträume gesehen werden dabei doch wieder alle Flächen gleich bewirtschaftet. 

Wiesenbestände „kennen sich nicht aus“, wohin sie sich entwickeln sollen, wenn die Nutzung nur dem Wetter, aber keiner Strategie folgt.
Es muss auf jedem Betrieb klar sein, auf welcher Wiese der Blumenstrauß gepflückt werden kann und auf welcher nicht. Andernfalls sind Probleme mit der Stabilität der Pflanzenbestände vorprogrammiert.

Diese Wiesen sind es auch, die die erforderlichen Zeitfenster bereitstellen, in denen sich Insekten, Vögel und Säugetiere um ihre Entwicklung bzw. Brutpflege erfolgreich kümmern können. Alles hat mit allem zu tun – so auch dieser Aspekt mit den Lebenskreisläufen in Wiesenlandschaften.

Wie die Wiese genutzt wird, so wird sie genutzt. Nicht heute so und morgen anders. © Danner

Warnsignale für suboptimale Bewirtschaftung

Veränderungen des Pflanzenbestandes erfolgen schleichend, werden durch trockene Jahre anderen Umständen zugeschrieben und in solchen mit ausreichend Niederschlägen weniger wahrgenommen. 

Flächenzugang
Wird das eine oder andere Hektar zugepachtet, ohne den Tierbesatz zu erhöhen, muss gleichzeitig klar sein, dass diese zusätzlichen Flächen Düngermenge der bisher bewirtschafteten Flächen beanspruchen. Wo fehlen diese Dünger jetzt? 
Eine Abwärtsspirale setzt sich u.U.  in Gang, die durch stetige Verschlechterung der Futterbestände (Vormarsch der Gemeinen Rispe) eine ebenso stetige Beschleunigung erfahren kann.
Deshalb Vorsicht! Bei Flächenzugängen sich unbedingt die Frage stellen, woher diese Flächen den zusätzlich erforderlichen Dünger erhalten sollen.

Rückgang des wertvollen Grasgerüstes
Die wertvollen Futtergräser, wie Engl. Raygras, Wiesenschwingel, Timothe, Wiesenrispengras, Knaulgras oder Wiesenfuchsschwanz, sie alle lieben, um nicht zu sagen brauchen bei mehr als drei Nutzungen im Jahr ein hohes Düngungsniveau.
Ist dieses Niveau zu niedrig, bzw. passt es nicht zur Schnittfrequenz, fahren die Gräser sprichwörtlich nicht mehr die Ellbogen aus, um sich Platz zu schaffen, sondern sie ziehen sich zurück, werden schüchtern und überlassen anderen Platz. 
Die freiwerdenden Lücken sind das gefundene Fressen für einen allseits bekannten Störenfried: Das Gemeine Rispengras. Wer es nicht erkennt, geht ihm gern auf den Leim. Denn es vermittelt dem Betrachter im Frühjahr eine bedeckte, geschlossene Grasnarbe. Tarnen und Täuschen, sonst ist leider nichts dahinter. Im ersten Aufwuchs ein frühreifer, hoch aufgeschossener Rispensaum, bleibt für den Rest des Jahres ein jede Lücke zuwachsender, muffiger Filz.

Der Lückenbüßer erkämpft sich so Bestandesanteile von 50% oder weit darüber. Wer solche Wiesen hat, kann sich sicher sein: Hier liegt das Potenzial brach, mit dem etwaiger Futtermangel verhindert werden kann. Flächenausweitung ist eigentlich nur bei einer gleichzeitigen Ausweitung des Tierbesatzes stimmig. 
Natürlich können je nach standörtlichen Gegebenheiten auch andere Pflanzen den freigewordenen Platz erobern. Wiesenpippau, Wiesenlabkraut, Hirtentäschel, Gundelrebe, Schafgarbe, Ausläuferstraußgras, Kriechender Hahnenfuß, nicht zuletzt Ampfer u.a. erfreuen sich über plötzliche und anhaltende Entwicklungsmöglichkeiten.
Die Ursache für sich verschlechternde Bestände liegt neben narbenverletzendem Maschineneinsatz (oder auch Herbstweide) fast immer an der Schwäche der Gräser. 

Funktionierende Wiesen wachsen auf funktionierenden Böden!

Parallel zum Kreislauf der Organik mit Ernte und Rückführung der Wirtschaftsdünger bedarf ein dynamischer Boden mit einem gesunden Bodenleben auch einer ausgewogenen „Basenbelegung“ (Ca, Mg, und K an den Austauscherplätzen) und einem Säuregrad, in dem sich Pflanzenwurzeln und Bodenlebewesen wohlfühlen.
Gibt es Unverhältnismäßigkeiten, Mängel und Überschüsse, sollen diese durch mineralische Ausgleichsgaben in Ordnung gebracht werden. Dies gilt selbstverständlich auch für den Biobetrieb. Wenngleich mit der Einschränkung, dass der Befund „sehr niedrig“ für einen Phosphorwert in der Bodenanalyse weder Grund zur Panik liefern, noch den Sprint zum nächsten Agrarproduktehändler erzwingen soll.

Mineralauffrischung der Weidefläche © Markus Danner

Es gibt natürlich Phosphormangel. Es gibt auch Schwefelmangel. Genau hingesehen und objektiv betrachtet, gibt es im Grünland aber viel weniger dieser Mängel, als es manche Hochglanzprospekte weismachen wollen.
Ein pH-Wert von 4,8 beispielsweise ist aber tatsächlich keine Voraussetzung für eine bodenerhaltende, nachhaltige Qualitäts-Futterwirtschaft.
Hier besteht Handlungsbedarf, der in Ruhe und Sorgfalt geklärt und bearbeitet werden soll.
Die Entscheidungsgrundlage sollte in jedem Fall ein tiefer Blick in die Bestände und in den Boden sein, um ggf. umzusetzenden Maßnahmen eine fachlich tragfähige Analyse voranzustellen.

SchnitthäufigkeitDünger Stickstoffbedarf in kg/ha/Jahr
1-mähdig0
2-mähdig0-50
3-mähdig80-120
4-mähdig140-160
5-mähdig160-180
Dauerweide Milchvieh60-80
Stickstoffbedarf von Grasland unterschiedlicher Nutzungshäufigkeiten

Spezialvariante des abgestuften Wiesenbaus

Rezepte sind gut in der Küche, eignen sich aber schlecht als Grundlage für die Bewirtschaftung eines Biobetriebs.
So sind alle Konzepte und Strategien, die uns sinnvoll und nachhaltig erscheinen, dennoch auf die jeweiligen individuellen Verhältnisse auf den einzelnen Betrieben anzupassen. Dadurch ergeben sich mitunter mehrere sinnvolle und erfolgreiche Varianten ein und desselben Konzepts.

„Mit der Einsaat der Klee-Luzernegrasmischung haben wir eine Situation geschaffen, in der Wiesen über
Jahre trotz deutlich weniger Düngung gute Erträge mit Qualitätsfutter erzielen.“ 
Josef Eisl, Abersee

Beim Stoffbauer in Abersee sind die Böden karbonatreich und durchlässig. Ideale Voraussetzungen für die Königin der Futterpflanzen, der Luzerne. Mehrere Hektar Wiesen wurden zu Luzernekleegraswiesen angelegt, die sich sehr gut entwickelten, gute Erträge abwarfen und über eine Nutzungsdauer von über drei Jahren nicht gedüngt wurden.
Dadurch konnten erhebliche Düngermengen auf die anderen mehrschnittigen Wiesen und Mähweiden umverteilt werden. Die Luzernefruchtfolge wird zukünftig auf dem Betrieb ein fixer Bestandteil der Grünlandbewirtschaftung bleiben.

Markus Danner

Zwischenfrüchte: Antrieb der Bodenfruchtbarkeit

Pflanzen verschiedener Arten und Familien werden als Zwischenfrüchte eingesetzt. Je nach Ziel und Funktion in der Fruchtfolge werden Zwischenfrüchte zum Antrieb der Bodenfruchtbarkeit!

Leguminosen

Leguminosen können in Symbiose mit verschiedenen Bakterien in den charakteristischen Wurzelknöllchen, siehe Bild unten, Stickstoff aus der Bodenluft binden. Sie sind deshalb vor allem dafür zuständig, das lebenswichtige Element Stickstoff in den organischen Kreislauf des Lebens zu bringen; somit stellen sie eine essentielle Grundlage des biologischen Ackerbaues dar.

Stickstofffabrik des (Bio-) Bauern - Rhizobien, Knöllchenbakterien © Markus Danner
Stickstofffabrik des (Bio-) Bauern – Rhizobien, Knöllchenbakterien © Markus Danner


Es gibt eine riesige Anzahl von Leguminosenarten, die an unterschiedlichste Standorte angepasst sind. Deshalb ist die Auswahl sehr groß, sodass mit Leguminosen vielfältige Einsatzzwecke erfüllt werden können.

Vielgestaltige Wurzelsysteme lassen eine große Auswahl zu. 
Mit Pfahlwurzeln können sich manche Pflanzen aus erstaunlichen Tiefen mit Wasser versorgen, andere begeistern durch ihre feinverzweigten, den Boden vernetzenden Wurzeln.

Von den großkörnigen Leguminosen eignen sich Erbsen, Lupinen und Wicken, insbesondere Platterbsen und Winterwicken, als schnelle Wurzler für den Bodenaufbau. 
Luzerne, Rotklee und Steinklee zählen nach ihrer Saatgutgröße zu den kleinkörnigen Leguminosen, bilden aber kräftige Pfahlwurzeln aus, während die meisten anderen Kleearten feinverzweigte Wurzelsysteme ausbilden.

Kreuzblütler

Diese Pflanzen können besonders auch in kühlen Jahreszeiten und Lagen gute Wüchsigkeit zeigen. Die meisten Kreuzblütler besitzen ein Pfahlwurzelsystem, das äußerst effizient ist, um sich Nährstoffe anzueignen. Diese Eigenschaft macht sie vor allem dafür geeignet, den Nährstoffverlust in tiefere Schichten zu verhindern.

Zum aktiven Bodenaufbau sind sie weniger geeignet, da sie relativ wenige Wurzelausscheidungen an das Bodenleben abgeben und nicht in verdichtete Bodenbereiche einwachsen, sondern gerne an entsprechenden Verdichtungen „abknicken“. 
Bei Verwendung im Gemenge darf der Kreuzblütleranteil nicht zu hoch sein, da sie mit ihren oft rosettenartigen großen Blättern nicht selten wertvolle Gemengepartner verdrängen. 
Da in der Biofruchtfolge der Kreuzblütleranteil meist sehr niedrig ist, sind diese in der Zwischenfruchtmischung eine große Bereicherung. Kreuzblütler in Reinsaat, v.a. Senf sollte aber auf Biobetrieben eine Ausnahme darstellen. 
In Mischungen sollten sie aber nicht fehlen. Als Zwischenbegrünung zw. Erbsen- u.  Ackerbohnenernte und Wintergetreideaussaat hat Senf eine große Bedeutung bekommen.

Raublattgewächse und andere

Neben den drei genannten Gruppen von Pflanzen gibt es noch weitere Arten, die sich gut für Gründüngung eignen. 
Buchweizen und Phacelia blühen recht bald und stellen so eine Bereicherung der Nahrungsquelle für Insekten dar. Außerdem zeichnet sich Buchweizen, wie auch die Sonnenblume, durch sehr schnellen Aufwuchs auch bei Trockenheit aus. Die jungen Blätter dieser Pflanzen sind bereits recht groß, so dass sie einige Beschattungswirkung für den Boden und damit für das Auflaufen der anderen, empfindlicheren Gemengepartner in Trockenzeiten bilden.

ZF Mischung mit Sonenblumen, Ölrettich, Buchweizen, Wicken u.a. © Markus Danner
ZF Mischung mit Sonnenblumen, Ölrettich, Buchweizen, Erbsen u.a. © Markus Danner

Phacelia begeistert durch ihre große Masse an Feinwurzeln im Oberboden und ihre schöne Blüte welche sehr begehrt ist als Bienen- und Augenweide. Durch ihre Nicht-Verwandtschaft zu den Kulturpflanzen kann sie vor jeder Kultur als ZF dienen.

Erwähnenswert ist auch die  Ringelblume, die mit ihrer Pfahlwurzel und ihrem Stickstoffspeichervermögen besticht, die Kornrade, welche als schon fast ausgestorbene Ackerwildpflanze in erster Linie symbolischen Charakter hat, die Malve und der Mohn
Sie bieten einen willkommenen Farbklecks in der Herbstlandschaft und bieten eine tolle Bienenweide. Bei den letztgenannten Kulturen ist entscheidend, dass sie am Aussamen gehindert werden, um ein unkontrolliertes Vermehren zu unterbinden.

Gräser

Gräser zeichnen sich durch recht hohe Wurzelmengen und die Fähigkeit zur Nährstoffaneignung aus, Wirtschaftdünger können über sie gut verwertet werden. 
Allerdings entwickeln nur wenige eine ausgeprägte Tiefendurchwurzelung.

In Minimalbodenbearbeitungssystemen sollte man Gräser als Zwischenfrucht meiden, da diese winterhart sind und als Unkraut in der Nachfolgekultur schwer zu regulieren sind. 
In Trockengebieten sollte auf Gräser verzichtet werden, da sie viel Wasser benötigen.

Sie eignen sich überwiegend in über- oder mehrjährigen Gemengen wie Rotations- und Dauerbrache um im Gemenge mit Leguminosen den bereitgestellten Stickstoff zu verwerten, Lücken nach mehrmaligem Mulchen zu schließen und die Befahrbarkeit der Begrünung zu gewährleisten.

Der zu den Gräsern gehörende Hafer hat aber für Futterbaubetriebe eine immense Bedeutung. 
Vor allem als Deckfrucht für die Klee(gras)anlage hat er sich bestens bewährt. 
Einzig die Rostanfälligkeit im Herbst mindert seine Qualität etwas.

Sandhafer bietet dafür die Alternative. Als sehr neue Begrünungskultur ist diese Haferform nicht rostempfindlich, sicher abfrostend und gerne verwendete Futterpflanze.

Auf sehr frühen Standorten könnte auch Sudangras als sehr ergiebige Futterpflanze als Zwischenfrucht interessant sein.

Auch Grünschnittroggen als Zwischenfrucht bzw. Johannis-Roggen (Futternutzung im Anlage-Jahr) erfreut sich hoher Beliebtheit.

Manuel Böhm

Abgestufter Wiesenbau

Abgestufter Wiesenbau – Qualität und Vielfalt auf dem Biobetrieb.
In der biologischen Wiesenbewirtschaftung ist die abgestufte Bewirtschaftungsintensität praktisch unverzichtbar.
Doch was ist dieses Konzept genau? Worin liegt seine Bedeutung?

Mit abgestuftem Wiesenbau ist gemeint, dass ein Betrieb unterschiedliche Wiesenstandorte zur Verfügung hat (Hofentfernung, Bodengüte, Gründigkeit etc.), die sich für unterschiedliche Nutzungsintensitäten eignen und Düngung und Nutzungshäufigkeit auf die gegebenen Verhältnisse abgestimmt werden.

Abgestufter Wiesenbau liefert gewünschte Futterqualitäten

Auf diese Weise bewirtschaftet stehen dem Betrieb sowohl ertragreiche, aber artenärmere Flächen zur Verfügung, die energie- und eiweißreiches Futter liefern, als auch ertragsärmere, dafür artenreiche Wiesenbestände für Jung- und Galtviehfutter:
Abgestufter Wiesenbau – Qualität und Vielfalt auf dem Biobetrieb!

Abgestufer Wiesenbau erfüllt Anforderungen an Biodiversität

Somit kann einer Grundforderung in der biologischen Landwirtschaft nach Erhaltung und Förderung der Artenvielfalt in einem gesamtbetrieblichen Konzept nachgekommen werden, ohne deshalb auf hohe tierische Grundfutterleistungen verzichten zu müssen!

Besonders bedeutend am Konzept der abgestuften Bewirtschaftungsintensität ist neben dem ökologischen Faktor der Umstand, dass ausreichend Hofdünger für intensiv bewirtschaftete Futterflächen zur Verfügung steht, die dadurch langfristig in der Lage sind, hochwertiges Grundfutter zu liefern!

  • Eingraswiese mit Luzerne (C) Danner
  • Hochleistungsfutter für Biotiere (C) Danner
  • vielfältige Fettwiese mit Wiesenbocksbart (C) Danner
  • artenreiche Magerwiese (C) Danner
  • Blühpflanzen in Glatthafer-Kräuterwiese (C) Danner
  • Grünlandbroschüre. ©. Markus Danner

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hier geht’s zu weiteren Betrachtungen: abgestufter Wiesenbau – praktisch umgesetzt

Markus Danner

Abgestufter Wiesenbau – die Praxis

Seit den 80er Jahren, seit Dr. Walter Dietl diese Bewirtschaftungsform als Idee ausformulierte und kommunizierte, kennen wir den „Abgestuften Wiesenbau“ als die Form der Grünlandbewirtschaftung, die den Grundsätzen der biologischen Landwirtschaft entspricht.

Wiesenlandschaft wurde zum Klischee

Vielen BIO-affinen Leuten gefällt Low Input. Vielen gefällt die Idee, Milch aus Grundfutter zu produzieren. Viele sehen Kraftfuttereinsatz kritisch.
Von der Landwirtschaft weit entfernte Gesellschaftsschichten möchten Blumenwiesen in der Landschaft. Sie möchten Schmetterlinge flattern sehen. Sie wollen keine Nachrichten hören über Bienensterben und dramatische Artenrückgänge allerorts.
Sie möchten, dass Tiere auf der Weide grasen. 
Die meisten denken nicht daran, dass ihre günstigen Lebensmittel im Gegensatz zu diesen Idealvorstellungen stehen bzw. mit dem Verschwinden ihrer Wunsch-Postkartenwelt direkt zu tun haben.
Das Eine bedingt das Andere. Das ist auch in der Biolandwirtschaft nicht automatisch anders, denn:

Auch Biobetriebe brauchen wirtschaftliche Erträge! 

Wie also bringen wir das alles unter einen Hut – in ein sinnvolles Bewirtschaftungskonzept?
Der abgestufte Wiesenbau ist dieses sinnvolle Konzept, welches das schier Unmögliche möglich machen kann!

Unter der Voraussetzung eines entsprechenden Commitements der Gesellschaft mit der Landwirtschaft, nämlich deren Produkte zu entsprechenden Preisen zu kaufen und auf Importersatz zu verzichten, wird es gelingen, Ökologie und Ökonomie in Einklang zu bringen.

Vortrag zum abgestuften Wiesenbau in Raumberg Gumpenstein im November 2019.
32 Minuten, Ing. Markus Danner und Christoph Gwehenberger

1. Bodenparameter erheben

Worauf bezieht sich nun die „Abstufung“? 
Sie ergibt sich durch den Standort. Die „abgestufte“ Grünlandbewirtschaftung ist zuallererst eine standortangepasste!

Die Bodeneigenschaften sind demnach der erste Gegenstand der Planung. Wir brauchen Antworten auf die Frage:

Auf welchen Böden mit welchen jeweiligen Voraussetzungen liegen unsere Feldstücke?

Der Großteil der Antwort darauf findet sich in der elektronischen Bodenkarte (eBod), ergänzt durch Beobachtung und Erfahrung des Bewirtschafters.

bodenkarte.at

2. Nutzung definieren

In einem weiteren Schritt halten wir die Nutzung jedes Feldstückes fest und erheben, wie genau sie zu den gegebenen Standortverhältnissen passen oder eben nicht.

Wie nutzen wir sie? 
Passt diese Nutzungsart zu den standörtlichen Gegebenheiten?
Passt der Pflanzenbestand zur Nutzung und zu den Bodenverhältnissen?

An dieser Stelle werden notwendige Nutzungsanpassungen erkannt und in die Planung einbezogen.

3. Düngung

Für jede Nutzungsart und -intensität kennen wir den Bedarf von Düngern pro Flächeneinheit. Um eine vernünftige, dem Betrieb gerecht werdende Düngeplanung erstellen zu können, muss die verfügbare Jahresdüngermenge bekannt sein.

Dieser Punkt bedarf oft der größten Anstrengung seitens der Bewirtschafter, weil nicht selten gedüngt wird, bis die Grube leer ist, nicht bis die Kulturen ausgefüttert sind. Sprich: Die genauen Mengen sind nicht bekannt. Faustzahlen sind für die hier beschriebene Nutzungsplanung unbrauchbar.

Der Bauer/die Bäuerin wird nicht umhin kommen, nachzurechnen, zu recherchieren oder eine Saison lang Strichlisten oder ähnliches zu führen, um über einen validen Wert zu verfügen: In meinem Betrieb stehen soundsoviel m3 Gülle bzw. Mist oder Jauche im Jahr zur Verfügung!

.Von diesen Mengen ausgehend werden die Feldstücke ihrer Nutzungsart und -intensität entsprechend mit den vorhandenen Düngern „ausgefüttert“. D.h. z.B einer 4-Schnittwiese werden je nach Düngerkonzentration 4-5x 12m3 Gülle pro Hektar zugeteilt.

Empfehlung: Im Frühjahr bei voller Grube Gülleanalyse durchführen!

4. Anpassungen, Wiederholungsschleifen

Im „Normalfall“, beim Gros der Betriebe, geht die Gülle früher aus als die Hektare.
Im „Normalfall“, beim Gros der Betriebe, ist bisher die logische Konsequenz, ein bisschen weniger pro Hektar, damit alle etwas bekommen.
Dieses Gießkannenprinzip hat uns in die Situation geraten lassen, dass sehr viele Bio-Futterflächen unterernährt sind (denn auf die Schnitthäufigkeit wurde nicht verzichtet), und unterernährte Wiesen mit geringerer Bonität trotzdem ihre Artenvielfalt verloren haben (weil sie mit Gülle gedüngt wurden und/oder zu häufig geschnitten)

Die abgestufte Bewirtschaftung setzt diese Fehlentwicklung außer Kraft, indem:

  • Trockene Kuppen, feuchte Senken 
  • Graben-, Bach- und Wegraine, 
  • Unförmige, enge Feldstückecken
  • Sehr seichtgründige Schläge
  • Schläge mit geringer Bonität
  • Weit entfernte Feldstücke etc.

aus der (Gülle-) Düngung genommen werden.
Teilschläge werden zur zweischnittigen oder dreischnittigen Glatthaferwiese, zur zweischnittigen Trespenwiese, zur Straußgraswiese oder was auch immer für ein passender Wiesentyp, der mit einer Festmistgabe das Auslangen findet.
Diese Nachjustierung wird solange verfeinert, bis alle Flächen den Dünger bekommen, den sie brauchen.

Im Ergebnis soll mehr Leistungsfutter geerntet, gesamtbetrieblich evtl. sogar mehr Ertrag, jedenfalls eine deutliche Steigerung der Biodiversität auf den düngereduzierten Flächen erzielt werden.

Zusätzlich verfügt der Betrieb über Heu, das ideal für trockenstehende Kühe und Jungvieh geeignet ist. 

Mehr Pflanzenvielfalt, Blumenwiesen und viele blühende Inseln in der Landschaft sind eine Folgeerscheinung dieses Bewirtschaftungskonzeptes. Wir geben der Biodiversität wieder Raum und damit Antworten auf drängende Probleme unserer Zeit.

In den ersten Jahren finden v.a. auf extensivierten Schlägen massive Veränderungen im Pflanzenbestand statt, die aufmerksam beobachtet und begleitet, ggf. mit unterstützenden Saaten stabilisiert werden müssen.

Video: Umsetzungsbeispiel des abgestuften Wiesenbaus auf einem Milchviehbetrieb in Kleinarl

Markus Danner

Biobetrieb mit großer Artenvielfalt

Das brauchen wir! Biobetriebe, die eine große Artenvielfalt vorzuweisen haben.
Biobetriebe sollten zeigen – es geht! Und sie sollen zeigen, wie es geht.
Wirtschaftlichkeit und Biodiversität sind kein Widerspruch.
Im Salzburger Land kann von zahlreichen Betrieben eine beeindruckende Artenvielfalt in ihren Wiesen, Rainen, Hecken, Weiden und sonstigen Strukturen präsentiert werden.
Die Familie Mosshammer in Saalfelden beschäftigt sich seit Jahren intensiv mit Ansprüchen der Insektenwelt. Für viele Arten ist ihr Betrieb zum Lebensraum, zum Zuhause geworden.

Der sterbende Baum ist Lebensraum

Totholz als Biotop ist unersetzlich!
Bäume verabschieden sich, wenn man ihnen die Zeit lässt, über Jahrzehnte von ihrem aktiven Dasein. In dieser Zeit sind sie ein Universum in und für sich.

Pilze, Insekten(-larven), Vögel, Spinnen, Kleinsäuger, Schlangen und was es sonst noch so gibt, Vieles lebt im und vom Holz bzw. vom Lebensraum, den dieses Holz bietet.

der sterbende Altbaum ist ein Universum in sich © Danner

Für viele Vertreter dieser Arten ist es von existenzieller Bedeutung, dass Totholz als Biotop, als Landschaftsstruktur überhaupt vorhanden sind.

Einzelne Bäume, die ihre Ertrags- oder Wachstumsjahre hinter sich haben, deren Holz aber wirtschaftlich von untergeordnetem Nutzen ist, sollten unbedingt stehenbleiben.
Im Besonderen Biobetriebe haben eine Vorreiterrolle beim Bereitstellen von natürlichen Lebensräumen.

Markus Danner

Zwischenfruchtanbau auf dem Bioacker

Zwischenfruchtanbau auf dem Bioacker sollte inzwischen zum gängigen Standard und Ritual des Bio-Ackerbauern gehören!

Grundsätze

Zwischenfrüchte sollten auf allen Flächen angebaut werden, wo ein Anbau möglich und sinnvoll ist. Entscheidendes Kriterium sollten die Auswirkungen auf die Bodengesundheit sein und nicht die Förderung.

Hauptfrüchte nicht in Zwischenfruchtmischungen

Kulturen, die als Hauptkultur angebaut werden, haben in der Zwischenfrucht nichts verloren. 
Ideal ist es Kulturen auszusäen, die nicht mit den herkömmlichen Kulturpflanzen verwandt sind. 
Vor einer Leguminosenhauptfrucht sollte in der Zwischenfruchtmischung keine Leguminose vorkommen. 
Sonnenblumen in der Zwischenfrucht haben in den Betrieben mit Sonnenblumen oder Leinsamen als Hauptkultur keinen Platz. 
Gleiche Leguminosen in der Zwischenfrucht wie in Hauptfrucht zu verwenden (Ackerbohne als HF und als ZF oder Rotklee als HF und als ZF) ist unbedingt zu vermeiden.

Mischungen haben Vorrang

Um der Tatsache, dass auch im Biolandbau in den Hauptfrüchten so gut wie immer Monokulturen zu finden sind, entgegenzuwirken, ist es das Mindeste, diese Eintönigkeit nicht auch im Zwischenfruchtanbau fortzusetzen. 
Um die Vielfalt im System Bioackerbau zu erhöhen, sind Mischungen zu bevorzugen.

Vielfalt bringt Sicherheit

Zwischenfruchtanbau auf dem Bioacker stellt Vielfalt sicher. Gemenge haben mehrere Vorteile: Ein Pflanzengemenge hat immer ein geringeres Anbaurisiko, weil sich die unterschiedlichen Pflanzen gegenseitig schützen und stützen können und die jeweiligen Klimabedingungen besser ausgenützt werden. 
Gleichzeitig entsteht eine Pflanzengesellschaft, die für viele Nützlinge attraktiv sein kann, welche dem Landwirt dabei helfen, mit Kulturschädlingen besser fertig zu werden.

  • Inkarnatklee mit Biene © Markus Danner

Am wichtigsten ist aber, mit einem Pflanzengemenge unterschiedlichste Wurzelarten in den Boden zu bekommen, so dass die Krume dicht, tief und fein durchwurzelt wird und durch die Wurzelvielfalt auch die unendliche Vielfalt des Bodenlebens aufrecht erhalten werden kann.

Die Erhöhung der Artenvielfalt erfordert, dass für die Gründüngung möglichst keine Pflanzen verwendet werden, die als Nutzpflanzen in der Fruchtfolge vorkommen. Stattdessen sollte man aus der Vielzahl anderer Pflanzen, deren Saatgut verfügbar ist, Gemenge für den jeweiligen Einsatzzweck und Standort entwickeln, die die Artenvielfalt und damit die biologische Stabilität des Anbausystems deutlich erhöhen.

Manuel Böhm

Zwischenfruchtanbau und Wurzeln

Der Zwischenfruchtanbau und Wurzeln, die damit wachsen, dienen in der Vegetationszeit zwischen zwei Hauptfrüchten der Fruchtfolge zur Gründüngung oder zur Feldfutternutzung und unterirdisch zur Fütterung des Bodenlebens und Strukturstabilisierung.

Die Pflanzenwurzel hat nicht nur die Aufgabe aus dem Boden Nährstoffe und Wasser für die Pflanze zu holen, sondern sie besitzt auch die entscheidende Funktion, das riesige Bodenleben mit der notwendigen Lebensenergie zu versorgen. Nur im ständigen Geben und Nehmen zwischen Pflanzenwurzeln und Bodenleben kann natürliche Bodenfruchtbarkeit entstehen:

Milliarden Bodenlebewesen pro Handvoll Boden sorgen dafür, dass der Boden krümelig ist und Wasser, Nähr- und Wirkstoffe für das Pflanzenwachstum jeweils in der richtigen Art und Menge zur Verfügung stehen, während die Pflanze laufend dafür sorgen muss, dass den Bodentieren energiereiche Nahrung in Form von Wurzelausscheidungen und absterbenden Feinstwurzeln zur Verfügung steht.

Feinwurzeln sind das Futter für Tonnen von Bodenlebewesen © Markus Danner
Feinwurzeln sind das Futter für Tonnen von Bodenlebewesen © Markus Danner

Zwischenfruchtanbau und Wurzeln korrelieren mit den Bodenfunktionen

Die Leistungsfähigkeit eines Boden-Ökosystems wird also nicht zuletzt durch die Wurzelmasse gesteuert, die am jeweiligen Standort unter den jeweiligen Bedingungen gebildet werden kann. 
Je mehr Wurzeln wachsen können, desto mehr Energie kann an den Boden abgegeben werden. Hierfür ist wichtig, wie sich die Wurzeln im Boden ausbreiten: je feiner die Wurzeln in der Fläche und Tiefe des Bodens verteilt sind, desto kompletter kann der Boden belebt und desto besser können Wasser- und Nährstoffvorräte genutzt werden.

Da – im Unterschied zum oberirdischen System – die Bodentiere in ihrem Aktionsradius sehr beschränkt sind, müssen die Pflanzen mit ihren Wurzeln dafür sorgen, dass das Futter den Bodentieren quasi „vor die Haustür“ geliefert wird. 

Je mehr unterschiedliche Pflanzen mit ihren verschiedenen Wurzelsystemen den Boden durchwachsen und je lockerer der Boden ist, desto einfacher ist die Erhaltung eines vielfältigen und leistungsfähigen Bodenlebens durch die Versorgung mit genügend Energie.

Die Kulturpflanzen allein schaffen es nicht, das Bodenleben ausreichend zu versorgen: Diese Pflanzen sind ja ausgewählt bzw. gezüchtet worden, um vor allem oberirdische Masse als Ertrag zu erzeugen, von dem wir Menschen und die Tiere leben wollen. Außerdem ist die Anzahl der Kulturpflanzen beschränkt, und pro Feld werden diese meist in Reinsaaten angebaut. 
Die Wurzelvielfalt im Boden ist dementsprechend klein, was zur „Unterernährung“ des Bodenlebens und damit zur sogenannten „Bodenmüdigkeit“ führt.

Manuel Böhm

Pflanzen wachsen… nicht überall

Standortsansprüche und Wuchsform der Grünlandpflanzen

Die Grünlandarten stellen unterschiedliche Ansprüche an das Klima. Das Englische Raygras beispielsweise ist in Gebieten mit subozeanischem Klima (Buchen kommen hier vor) das wertvollste Futtergras der intensiv genutzten Dauer- und Mähweiden. Es meidet allerdings schneereiche, frostgefährdete Gebiete. In kontinental beeinflussten Tal- und Beckenlagen ist das Wiesen-Rispengras konkurrenzkräftiger.

Das Italienische Raygras stellt besonders hohe Ansprüche an das Klima; es wächst in Österreich nur in wärmeren, subozeanischen Gebieten mit einer Jahresmitteltemperatur über 8° C. Der Schlangen-Knöterich wiederum kommt in kühleren Tal- und Beckenlagen auf feuchten Böden häufig und weit verbreitet vor und gilt hier als Kühlezeiger unter den Pflanzenarten. Auch die Wuchsform der Gräser wird vom Klima beeinflusst. Mit zunehmender Wärme und Trockenheit nimmt die Bestockungsdichte bei Horstgräsern zu.

Mahdverträglichkeit

Die Mahdverträglichkeit der Grünlandarten ist auch vom Klima am jeweiligen Standort abhängig. Der Glatthafer beispielsweise hat seinen Verbreitungsschwerpunkt in wärmebegünstigten Tal- und Beckenlagen. Hier erträgt er bis zu drei Schnitte pro Jahr und ist in gedüngten, zwei- bis dreischnittigen Mähwiesen sehr häufig ein wichtiger Bestandesbildner. In kühleren Gebieten, wie beispielsweise im Ennstal, toleriert der Glatthafer nur mehr ein bis zwei Schnitte jährlich und fehlt daher in dreischnittigen Mähwiesen.

Fuchsschwanzwiese. © Markus Danner
Fuchsschwanzwiese. © Markus Danner

Pflanzenartenvielfalt

Österreich ist im mitteleuropäischen Vergleich eines der pflanzenartenreichsten Länder. Vor allem aus klimatischen und geologischen Gründen gibt es innerhalb von Österreich Gebiete mit unterschiedlich hohem Artenreichtum. In Naturräumen mit Karbonatgesteinen (Kalkstein, Dolomit, Mergel) als geologischem Untergrund kommen in der Regel mehr Pflanzenarten vor, und es wachsen zum Teil andere Arten als in Naturräumen, die aus Kristallingesteinen bestehen. Pflanzenbestände auf karbonathaltigen Böden sind daher bei gleichartiger Bewirtschaftung und Nutzungshäufigkeit tendenziell artenreicher als jene auf karbonatfreien, sauren Böden. Vor allem auf stark versauerten Böden können nur wenige Blütenpflanzen wachsen.

Pflanzenwurzeln

Das Klima beeinflusst auch die Wurzelmasse und räumliche Wurzelverteilung im Boden. Generell fördern Trockenheit und Wärme das Tiefenwachstum der Wurzeln, während Nässe und Kälte das Tiefenstreben der Wurzeln hemmen. Ein großer Wurzeltiefgang schützt die Pflanzen vor Wassermangel. Folglich nimmt mit zunehmender Trockenheit das Spross-Wurzelverhältnis ab.

Die tiefreichende Durchwurzelung in wärmeren Trockengebieten erhöht die Krumenmächtigkeit im Boden. Daher weisen Tschernoseme im pannonischen Raum in der Regel einen mächtigen A-Horizont auf. Eine tiefreichende Durchwurzelung erhöht den Humusgehalt im Unterboden und vermindert die Nährstoffverluste durch Auswaschung mit dem Sickerwasser; außerdem werden die Nährstoffvorräte im Unterboden besser ausgenutzt. In kühleren Gebieten ist das Tiefenstreben der Wurzeln geringer, dafür ist die Seitenausdehnung der Wurzeln häufig größer als in wärmeren Gebieten. Daher weisen insbesondere Alm- und Gebirgsböden in der obersten Bodenschicht (A-Horizont) meist einen sehr hohen Humusgehalt auf.

In wärmeren Gebieten erreichen die Wurzeln der Gräser auf frischen Standorten Tiefen bis über 1 m, einige Kräuter (z.B. Wiesen-Kümmel, Wiesen-Bärenklau, Wiesen-Löwenzahn, Stumpfblatt-Ampfer) sogar bis über 2 m. Im pannonischen Raum können bestimmte Kräuter (Feld-Mannstreu, Halbstrauch-Radmelde, Löss-Löwenzahn) eine Wurzeltiefe von über 5 m erreichen. In kühleren Gebieten hingegen dringen die Graswurzeln kaum noch tiefer als 50 cm in den Boden ein und die Kräuter erreichen selten eine Wurzeltiefe von über 1 m.

Unter den wertvollen Futtergräsern erreichen insbesondere der Glatthafer, das Wiesen-Knaulgras und das Wiesen-Rispengras eine beachtliche Wurzeltiefe. Sie ertragen daher eine zeitweilige Trockenheit relativ gut, im Gegensatz zum minderwertigen Gewöhnlichen Rispengras, das nur flach wurzelt. 

Wiesenfuchsschwanz übersteht aufgrund seiner besonderen Wurzeleigenschaften Wechselfeuchte und zeitweilige Staunässe schadlos.

Andreas Bohner

Extensive Wiesen

Was heute unter extensive Wiesen verstanden wird waren vor der Intensivierung in der Grünlandwirtschaft die traditionellen ein- bis zweischnittigen Heuwiesen des alpinen Klimaraumes.
Durch die Vorverlegung der ersten Nutzung und Erhöhung der jährlichen Schnitthäufigkeit kam es zu einer gravierenden Änderung der Wiesenbestände, die vor allem durch eine Abnahme der Artenvielfalt gekennzeichnet sind. Extensiv genutzte Wiesen sind für jeden Betrieb von Bedeutung, da sie reifes, samentragendes, rohfaserreiches Futter für trockenstehende Kühe und Kalbinnen liefern.

Artenreiche Wiesen und Weiden sind nicht nur wertvolle Mineralstoff- und Spurenelement-Lieferanten, sondern können auch die Futteraufnahme der Tiere positiv beeinflussen.

Extensivwiesen zählen zu den artenreichsten Ökosystemen überhaupt. Bevor die Technisierung in der Landwirtschaft das Grünland erreichte, waren artenreiche Wiesen je nach Naturraum selbstverständlich. Das war durch die begrenzten Möglichkeiten der Bewirtschaftung vorgegeben.

Extensive Wiesen brauchen Zeit!

  1. Die Flächen wurden nur gelegentlich mit mäßigen Festmistgaben gedüngt.
  2. Der Nutzungszeitpunkt variierte je nach Witterung von Jahr zu Jahr, wobei der 1. Schnitt spät erfolgte (Heumonat war Juli). Heute vorwiegend um Sonnwende.
  3. Meist waren ein bis zwei Schnittnutzungen üblich, teilweise mit einer Vor- oder Nachweide kombiniert.
  4. Die Erntezeit zog sich über einen längeren Zeitraum, da keine schlagkräftigen Maschinen vorhanden waren.

Auf solchen Wiesen konnten bis über 60 Pflanzenarten dauerhaft bestehen.

Glatthafer-Margeritenwiese. © Danner
Glatthafer-Margeritenwiese. © Danner

Walter Starz