Fruchtfolgebeispiele gibt es bergeweise. Fruchtfolgen werden meist an erster Stelle genannt, wenn Besonderheiten des Bio-Ackerbaus diskutiert werden. Die Umsetzung ist weniger selbstverständlich. Im Folgenden ein paar klassische Beispiele.
Getreidelastig
1.
Feldfutter (Klee- oder Luzernegrasmischung)
2.
Winterweizen (ev. ZF)
3.
Winterroggen mit Zwischenfrucht
4.
Ackerbohne (evtl. ZF)
5.
Winterweizen oder Triticale mit anschließender ZF
6.
Hafer oder Sommergerste mit Kleegrasuntersaat
marktorientierte FF, ausreichend Niederschlag
1.
Kleegras
2.
Winterweizen, danach leguminosenbetonte Zwischenfrucht
3.
Speisekartoffel
4.
Roggen danach ZF ohne Leguminosen
5.
Ackerbohne
6.
Wintermohn mit Weißkleeuntersaat- Weißklee oder Körnerlegu-ZF
7.
Hafer- ZF ohne Legu
8.
Buchweizen
9.
Dinkel- Kleegras-Untersaat im Frühjahr
Futterbau Fruchtfolge
1.
Kleegras
2.
Kleegras
3.
Wintertriticale, danach Zwischenfrucht (Hafer, Phacelia..)
4.
Körnererbse, danach ZF So-Wicke, So-Raps und Sonnenblume
5.
Wi-Triticale danach ZF So-Wicke, Phacelia, Raps und Sonnenblume
6.
Sommergerste mit Kleegraseinsaat
Sonderkulturenbetonte Fruchtfolge
1.
Kleegras
2.
Winterraps- Zwischenfrucht leguminosenbetont
3.
Ölkürbis
4.
Dinkel- ZF ohne Leguminosen (Phazelia, Buchweizen, …)
Die Fruchtfolgeplanung eines vielseitigen Kulturenmix muss die Standortverhältnisse, pflanzenbauliche Faktoren, Ackerflächenverhältnisse, Futterbedarf, Arbeitskapazitäten, betriebs- und marktwirtschaftliche Aspekte, aber auch persönliche und betriebliche Vorlieben, Präferenzen und Fähigkeiten in Einklang bringen. Für eine geeignete Rotation sind daher eine sorgfältige Planung, ständiges Beobachten sowie Anpassen an neue Gegebenheiten notwendig. Gut geplante und eingehaltene Fruchtfolgen bieten den Vorteil, dass die Vor- und Nachfrüchte aufeinander abgestimmt sind. Die N-Versorgung ist über den ausreichenden Leguminosenanbau und den gezielten Einsatz von gegebenenfalls anfallenden Wirtschaftsdüngern gesichert. Somit kann das anfallende Futter kalkuliert werden. Auch innerhalb einer festen Fruchtfolge bleibt genug Spielraum, z.B. die Getreidearten zu wechseln oder innerhalb von „Buntschlägen“ (z.B. eine Mischung aus verschiedenen Sommerungen) die Anteile der einzelnen Kulturpflanzen zu variieren.
Schritte zum Fruchtfolgeplan
1. Die einzelnen Felder werden zu ungefähr gleich großen Schlägen zusammengefasst, sind z.B. die Bodenqualitäten sehr unterschiedlich oder nicht alle Flächen beregnungsfähig, ist es günstig, zwei oder mehrere „Fruchtfolgen” zu planen. Die Länge und Vielfalt der Fruchtfolge ist abhängig vom Betriebstyp.
2. Aus der bisherigen Fruchtfolge werden diejenigen Kulturen herausgenommen, die im biologischen Landbau nicht zu vermarkten sind, z.B. Zuckerrübe. in der Umstellungszeit werden solche Kulturpflanzen in manchen Betrieben noch beibehalten. Nach Ende der Umstellung wird die Zuckerrübe häufig durch Feldgemüse oder Kartoffel ersetzt.
3. Die benötigte Futterfläche wird ermittelt; sie steht in engem Zusammenhang mit der Grünlandfläche.
4. Die geplanten Kulturpflanzen werden so kombiniert, dass die Grundsätze der Fruchtfolgegestaltung eingehalten werden. Zur groben Orientierung dient das Kulturpflanzenverhältnis. Es gibt an, in welchem Umfang Leguminosen, Getreide, Hackfrüchte und Zwischenfrüchte angebaut werden.
Praktische Fruchtfolgeplanung
Länge (Anzahl der Jahre bis FF wieder von vorne beginnt) der Fruchtfolge festlegen; das ist oft abhängig von Anbauabständen v.a. der Leguminosen, dabei mit Futterleguminosen( Klee, Kleegras, etc.) beginnen; anschließend Körnerleguminosen in der FF festlegen,
dann dazwischen die N-zehrenden Kulturen aufteilen. Nach Kleegras vorrangig die anspruchsvollsten Kulturen (Mais, Speiseweizen, Wintergerste), bzw. die ein unkrautfreies Feld brauchen, einplanen.
1. Jahr
Kleegras (oder Luzerne)
2. Jahr
Kleegras (oder Luzerne)
3. Jahr
Weizen
4. Jahr
Roggen
5. Jahr
Ackerbohne
6. Jahr
Wi-Gerste
7. Jahr
Hafer
Getreide
Vorsicht bei zuviel Triticum-Arten (Weizen, Dinkel, Emmer, Einkorn, auch Triticale) wegen der Krankheiten (Schwarzbeinigkeit,…) Zuviel Wintergetreide fördert die herbstkeimenden Unkräuter (Klettenlabkraut, Windhalm, tw. auch Kamille) und Wurzelunkräuter auf Grund der langen Vegetationsdauer (Distel, Ampfer)
Leguminosen, Hackfrüchte
Bei Legus sind Anbauabstände unbedingt einzuhalten, vor allem wichtig wegen Schädlingen und Krankheiten (Erbsenwickler, -käfer, Blattrandkäfer,…), Leguminosenanteile über 40 % sind zu hoch und können sehr rasch zu großen Problemen führen, Kleemüdigkeit darf nicht unterschätzt werden – wenn kein Klee mehr wächst, funktioniert das System Biolandbau nicht mehr!
Hackfrüchte sind sinnvoll zwischen 5-25% Anteil in der FF, ein zu hoher Anteil kann Humusabbau bewirken; Achtung! Wo Getreide in weiter Reihe als Hackkultur geführt wird, kann dieser Anteil schnell zu hoch werden!
Neue Kulturen integrieren
Werden Kulturen aus der FF entfernt oder ausgetauscht oder zusätzliche Kulturen aufgenommen, sollte die FF als Gesamtsystem nach oben angeführtem Schema überarbeitet werden und nicht nur der Austausch oder die Ergänzung erfolgen, ohne die Wechselwirkungen zu betrachten. Praktisch betrachtet muss bei einer Erweitung (z. B. Aufnahme von Mais in die FF- heißt von 4 auf 5 jährige FF) am Acker eine neue Schlageinteilung gemacht werden.
Gewisse Teile der Schläge fallen dann aus dem FF-Schema raus (andere Vorfrucht als lt. FF) bis sich die FF im nächsten Jahr wieder eingespielt hat.
Dies kann v.a. dann zum Problem werden, wenn z. B. auf Ackerbohne wie im Bsp. auf der Hälfte der Fläche wieder Ackerbohne folgt oder ein Großteil des Weizens wieder auf einer Weizenfläche steht.
Abgepuffert werden solche FF- Ausreißer sicher durch eine entsprechende Zwischenfrucht. Weiters wird der Schaden sicher relativ gering bleiben, wenn es nur einmalig vorkommt und die FF wie geplant fortgesetzt wird.
Eine richtig geplante und konsequent eingehaltene Fruchtfolge stellt den Schlüssel zur Erhaltung und Steigerung der Bodenfruchtbarkeit und damit zur nachhaltigen Sicherung befriedigender Erträge dar.
Warum ist Fruchtfolge Erfolgsfaktor im Bio-Ackerbau? Es ist wichtig, den Gesamtzusammenhang von Fruchtfolgen zu sehen. Einzelne Kulturarten können nicht nach rein markt- oder betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten ausgetauscht werden, sondern erfüllen ihre jeweilige Aufgabe in der Rotation. Fruchtfolgefehler können im biologischen Landbau nicht einfach durch N-Düngung und Chemieeinsatz korrigiert werden.
Ziele der Fruchtfolge
Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit
maximale Stickstoffbindung
Unkrautregulierung
Vorbeugung gegen Krankheiten und Abwehr gegen Schädlinge
Nährstoffmobilisierung
Grundsätze der Fruchtfolge
Leguminosenanteil in der Fruchtfolge mindestens 25 %;
maximal 60 % Getreide
Anbau von Tiefwurzlern nach Flachwurzlern
Humuszehrer und -mehrer abwechseln
Sommerungen und Winterungen abwechseln
Mit der Fruchtfolgegestaltung sollen natürliche Verhältnisse annähernd nachgeahmt werden!
Natur
menschliche Kulturen
schafft enorme Artenvielfalt und geschlossene Kreisläufe
meist Monokulturen keine Nährstoffkreisläufe
ganzjährige Bodenbedeckung
offener Boden
Die FF muss so gestaltet sein, dass der vorhandene Stickstoff zum Großteil von den Folgekulturen wieder verbraucht wird. Ein gewisser Überhang ist aber notwendig um Humusbildung zu ermöglichen (Humussteigerung um 1% benötigt 1200 kg Stickstoff)
Wechsel zwischen wurzelarmen z.B. Sommergerste und wurzelreichen Pflanzen z.B. Feldfutter
Aufeinanderfolge von Stickstoffmehrern und Stickstoffzehrern
Pflanzen mit langsamer Jugendentwicklung z.B. Mais nach unkrautunterdrückenden Beständen
Wechsel zwischen Winterungen und Sommerungen ist wegen der sonst einseitigen Beikrautentwicklung notwendig
Einschalten von Blatt- vor oder nach Halmfrüchten
Kombination von Kulturen verschiedener Art in Gemengen und Untersaaten
Ganzjähriger Pflanzenbewuchs wäre ganz wichtig um zum einen Erosionsschutz bieten zu können. Leider wird auf vielen Biobetrieben im Spätherbst gepflügt. Gründe: fehlende Technik, Angst vor starkem Unkrautdruck, sinkende Erträge
Anbaupausen einhalten- meist auf Grund der Wurzel-, Blatt- und Blütenausscheidungen und der Zyklen bestimmter Schädlinge
Vielfalt erhöhen durch Zwischenfrüchte und/oder Untersaaten
Kulturpflanzenverhältnis Der Leguminosenanteil ist entscheidend für eine ausreichende N-Versorgung. Er liegt je nach Betriebstyp zwischen 25 und 40 %. Ein- und mehrjährige Leguminosen bilden das Gerüst der Fruchtfolge. Mit welchen Kulturpflanzen dieses Gerüst in den Jahren nach den Leguminosen ausgefüllt wird, hängt von der Marktsituation und vom Betriebstyp ab. Der Getreideanteil (Halmfrucht) wird durch den Leguminosen- und Hackfruchtanteil begrenzt, er soll nicht über 50 – 60 % liegen. Hackfrüchte sind Blattfrüchte – Humuszehrer, sie sollen daher nicht mehr als 25 % der Fläche einnehmen, gerade zur Regulierung gewisser Unkräuter ist ihr Anbau aber sehr empfehlenswert (Distel, Ampfer,…)
Fruchtfolge und Bodenfruchtbarkeit
Düngung: Durch die gezielte Aufeinanderfolge von Leguminosen- den Stickstoffsammlern und den stickstoffzehrenden Pflanzen kann die Versorgung der Pflanzen sichergestellt werden. Wichtig ist, dass die organische Reserve im Boden nicht nur durch Hauptfrucht- Leguminosen aufgebaut wird, sondern auch durch Ernterückstände, Leguminosen-Zwischenfrüchte und andere org. Quellen nachhaltig versorgt und erhalten bzw. vermehrt wird. Je mehr Wurzelmasse und organische Substanz gespeichert wird, umso höher kann die Leistung sein, die das System Boden erbringt. Denn als Energie- und Stickstoffträger ist die, über Wurzelmasse eingebrachte, organische Substanz Grundlage jeder Bewirtschaftung.
Für die Entwicklung der Fruchtbarkeit spielt neben der Masse auch die Qualität des Angebotes an organischer Substanz eine wichtige Rolle. Je vielseitiger die Früchte innerhalb der Fruchtfolge gewählt werden und je vielfältiger der Pflanzenbestand in einer Vegetationsperiode auf einem Feld zusammengesetzt ist, umso günstiger sind die Wechselbeziehungen innerhalb des ganzen Systems. So wird Fruchtfolge der Erfolgsfaktor im Bio-Ackerbau!
Dieses Phänomen wird damit erklärt, dass jede Pflanze, jede Wurzel, jedes Bodentier oder jede Mikrobe unterschiedliche Signale aussendet, empfängt und verarbeitet. Das Ergebnis dieses komplexen Informationsaustausches ist die vielzitierte „natürliche Bodenfruchtbarkeit“. Obwohl über die komplexen Zusammenhänge nur sehr wenig bekannt ist, erscheint es äußerst sinnvoll durch Vielfalt und größtmögliche Abwechslung über die Fruchtfolge und auch über Mischungen eine möglichst große Vielfalt anzubieten, um das System zu unterstützen anstatt es durch Einseitigkeit in seiner Leistungsfähigkeit einzuschränken.
Es erscheint äußerst sinnvoll sich die unterschiedlichen Durchwurzelungstiefen, Nährstoffaneignungs- und –aufschlussvermögen, Nährstoffsbedarfsmengen und –speicherkapazitäten zu Nutze zu machen um die momentan gegebene Situation im Boden des konkreten Feldstücks bestmöglich aber so ressourcenschonend wie nur möglich zu verwenden. Weiters sollte jeder Landwirt über Nährstoff-, Wasser- und Lichteffizienz der unterschiedlichen Kulturen ein bisschen Bescheid wissen.
Manuel Böhm
Cookie-Zustimmung verwalten
Cookies verbessern die Funktionalität der Webseite. Sie können die Zustimmung zu den verwendeten Cookies jederzeit widerrufen.
Notwendige Cookies
Immer aktiv
Die technische Speicherung oder der Zugang ist unbedingt erforderlich für den rechtmäßigen Zweck, die Nutzung eines bestimmten Dienstes zu ermöglichen, der vom Teilnehmer oder Nutzer ausdrücklich gewünscht wird, oder für den alleinigen Zweck, die Übertragung einer Nachricht über ein elektronisches Kommunikationsnetz durchzuführen.
Preferences
Die technische Speicherung oder der Zugriff ist für den rechtmäßigen Zweck der Speicherung von Präferenzen erforderlich, die nicht vom Abonnenten oder Benutzer angefordert wurden.
Statistiken
Die technische Speicherung oder der Zugriff, der ausschließlich zu statistischen Zwecken erfolgt.Die technische Speicherung oder der Zugriff, der ausschließlich zu anonymen statistischen Zwecken verwendet wird. Ohne eine Vorladung, die freiwillige Zustimmung deines Internetdienstanbieters oder zusätzliche Aufzeichnungen von Dritten können die zu diesem Zweck gespeicherten oder abgerufenen Informationen allein in der Regel nicht dazu verwendet werden, dich zu identifizieren.
Weitere Cookies
Die technische Speicherung oder der Zugriff ist erforderlich, um Nutzerprofile zu erstellen, um Werbung zu versenden oder um den Nutzer auf einer Website oder über mehrere Websites hinweg zu ähnlichen Marketingzwecken zu verfolgen.