Bio-Hendl statt Nuggets

Das “Hendl” ist ein europäisches Kontinentalgericht. Das Hendl ist auch eines jener Tiere, dessen Zucht und Haltung zur Perversion menschlichen Handelns geworden sind.
Die Devise der Zukunft muss heißen: Klasse statt Masse – Bio-Hendl statt Nuggets.

In vier oder fünf Wochen zur schlachtreifen, nicht mehr gehfähigen Kreatur hochgemästet – um zum Spottpreis auf den Weltmarkt geworfen zu werden – kann das ein gesundes Lebensmittel sein? Ist das ethischer Prinzipien im Geringsten würdig?

Wir sagen nein.
Bio-Hendl werden doppelt so alt und wissen, wie Sonnenlicht aussieht und sich anfühlt. Sie scharren auf der Weide nach Fressbarem und chillen im Baumschatten. Ist das kein substanzieller Unterschied zum geschundenen Bierzeltfraß?
Deshalb: Bio-Hendl statt Nuggets; nicht oft – aber dafür Genuss mit Klasse!

  • Chillen im Baumschatten © Markus Danner
  • gut entwickelte Masthähnchen im Grünen © Bio Austria

Das Bio-Masthuhn in der Aufzucht –
so lebt das Bio-Hendl

Bodenfläche

Biomasthühner, Biomastgeflügel allgemein wird auf einer eingestreuten Ebene am Boden gehalten. 
Als Einstreu werden Häckselstroh, Hobelspäne, Dinkelspelzen oder Softcell verwendet. 
Wichtig ist eine hohe Qualität der Einstreu (kein verpilztes Stroh einsetzen). 

Stallklima

Ein optimales Stallklima hinsichtlich Licht, Luft und Temperatur sind entscheidend für das Wohlbefinden der Tiere. Speziell Küken haben am Anfang ein besonders hohes Wärmebedürfnis (32 – 33°C im Tierbereich). D.h. der (Küken-) Stall muss  isoliert und beheizbar sein und über ein gutes Zu- und Abluftsystem verfügen.

Fütterungsbereich

Heute sind bei größeren Beständen vorwiegend automatische Spiralfütterungen mit speziellen Futterschalen in Verwendung. In kleineren Ställen auch Handfutterautomaten. In der Kükenaufzucht werden eigene Futterbehälter eingesetzt (flache Futterschalen, Eierhöcker etc.).

Tränkebereich

Verwendung finden bei Masthühnern vorwiegend Nippeltränken, bei Mastputen Rundautomaten oder Cuptränken. 
Sauberes und jederzeit gut erreichbares Tränkewasser ist selbstverständlich.

Außenscharrraum

Der Außenscharrraum (Kaltscharrraum) ist ein überdachter, eingestreuter und mit einem Wind- und Regenschutz versehener Bereich des Hühnerstalles mit betonierter Bodenfläche, in dem Außenklima vorherrschen soll. 
Über den Außenscharrraum erfolgt der Zugang zur Weide.

Weide

4 m2 begrünter Auslauf muss jedem Masthuhn tagsüber uneingeschränkt zur Verfügung stehen. (für 1000 Hühner 4000m2)
Die Weide wird von den Tieren gut angenommen, wenn ihnen ausreichend Unterschlupf- und Fluchtmöglichkeiten angeboten werden (Bäume, Sträucher, Schattenhütten…).

Bio ist Regional!

Bio und Regional ist optimal – Saisonal ist erste Wahl!

Bio ist regional. Vor Ort produziert, vor Ort genossen.
Alleine die Lebensmitteltransporte haben sich in den letzten 20 Jahren verdoppelt, vor allem steigen die Transporte durch LKWs, nur wenig wird Klima schonend mit Bahn, Binnen- und Hochseeschiffen transportiert. Besonders wichtig wäre die Vermeidung von Flugtransporten, die bei sensiblem Obst und Gemüse, besonders außerhalb der Saison durchgeführt werden. Erdbeeren zu Weihnachten und Spargel aus Chile sind die Beispiele, die wir alle kennen.

Auch die Produktion im Freiland statt im beheizten Glashaus trägt erheblich zum Klimaschutz bei: Die Produktion im beheizten Treibhaus braucht bis zu 60x mehr Energie, zum Heizen dienen meist fossile Brennstoffe. Im Biolandbau darf das Glashaus nur sehr eingeschränkt beheizt werden und dann nur mit nachwachsenden Rohstoffen.

Das heißt also für jeden von uns: Bio und Regional ist optimal, Saisonal ist erste Wahl! Essen im Jahreslauf bietet über den Klimaschutz hinaus außerdem Abwechslung, intensiven Geschmack, wertvolle Inhaltsstoffe und Frische.

Finanzieller Stellenwert der Ernährung

Der Anteil der Ausgaben eines Haushalts für Ernährung haben sich in den letzten Jahrzehnten drastisch reduziert. Waren es 1950 noch 50 % , 1970 noch 30 %, so sind es momentan nur mehr ca. 12-13 %. 

Im Vergleich:
1 kg Katzenfutter kostet bis zu 3 x so viel wie 1 kg Tafelstück vom Bio-Rind.

Susanne Maier/Manuela Hager

Bio-Jungrind aus Mutterkuhhaltung

Fleischkonsum steht berechtigt in der Kritik

Rindfleisch steht, wie Fleisch im Allgemeinen, stark in der Kritik. Der hohe Wasserverbrauch, die klimaschädliche Produktion und der hohe Ressourcenverbrauch wird bei der Forderung ins Treffen geführt, Fleischkonsum zu verringern.
Diese Kritik ist völlig legitim, wenn wir uns die weltweite Fleischproduktion (-sindustrie) vor Augen führen.

Ist Bio-Fleisch ethisch vertretbar? Unter Bedingungen ja!

Weiden Rinder voralpine und alpine Weideflächen, Hänge und Almen, sieht die Bilanz deutlich anders aus. Nicht mit Produkten vom Acker gemästet, sondern mit Gras gefüttert, einem der menschlichen Ernährung nicht zuträglichen Rohstoff, steht ein hochwertiges Lebensmittel zur Verfügung, welches ethischen, ökologischen und ökonomischen Maßstäben und Standards nicht nur standhält, sondern alternativ- und konkurrenzlos ist!

Beim Fleischkonsum sollte, um nicht zu sagen muss in Zukunft die Devise sein: Sich von Zeit zu Zeit ein ausgewähltes Gustostück vom regionalen Biotier gönnen, befriedigt im gleichen Maße Gaumen, Magen und Seele.
Täglich der in Plastik eingeschweißte Billigfleisch-, Wurst- oder Fastfood-Fraß macht krank.



Markus Danner

  • Kälbchen an der Tankstelle © Bio Austria
  • Schottisches Hochlandrind auf der Alm. © Promegger
  • Weißbelgisches Riesenbaby bedient sich an der Mutterkuh © Promegger
  • Dauerweide mit Mutterkuhherde © Markus Danner

Die Bio-Mutterkuhhaltung – Tipps für den Tierhalter

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Zumindest 50 % des Grundfutters müssen auch am Mutterkuhbetrieb eine sehr gute Qualität aufweisen, alle Futterpartien müssen eine hohe hygienische Qualität haben. Dies setzt neben einer guten Führung des Pflanzenbestandes und sauberer Ernte auch eine optimale Futterkonservierung und Futtervorlage voraus. Eine Fütterung von Kraftfutter an Mutterkühe ist weder sinnvoll noch wirtschaftlich und bei üblichen Fütterungs- und Haltungsbedingungen auch nicht erforderlich!
Im Säugeverlauf ist nach Möglichkeit eine gestaffelte Energieversorgung anzustreben. In den ersten Wochen sollten vor allem milchstarke Mutterkühe eher zurückhaltend und erst nach 2-3 Säugewochen sehr gut (gutes Grundfutter zur freien Aufnahme) versorgt werden. Am Ende der Säugeperiode und in der Trockenstehzeit ist darauf zu achten, dass die Tiere nicht verfetten. Trockenstehende Mutterkühe sollten nicht mit den säugenden laufen.

Weidehaltung auch in der Mutterkuhhaltung das A&O


Die Weidehaltung liefert das billigste Futter. Bei Almhaltung und auf extensiven Weiden dürfen die Qualität und das Angebot an Futter nicht überschätzt werden. Durch die Gabe von Viehsalz (20–30 g/Tag) und 20–50g einer angepassten Mineralstoffmischung können der Mengen- und Spurenelementbedarf sowie der Vitaminbedarf (insbesondere in den Wintermonaten) gedeckt werden.

Eine gute Entwicklung der Jungrinder kann nur mit einer guten Milchleistung der Kuh erreicht werden. In den ersten Lebensstunden ist die Aufnahme von Kolostralmilch lebensnotwendig. Jungrinder benötigen immer bestes Grundfutter zur freien Aufnahme. Ein eigener Futterbereich (Kälberschlupf) für die Kälber ist zu empfehlen.

Nur unter optimalen Bedingungen kann generell auf die Kraftfutterbeifütterung direkt an die Jungrinder verzichtet werden. In der Mehrzahl der Betriebe wird jedoch zumindest in den letzten 1-2 Monaten vor der Schlachtung mit Erfolg eine geringe Menge Kraftfutter (etwa 1-2 kg/Tag einer Getreidemischung) beigefüttert. Werden Jungrinder von Mutterkühen abgesetzt, dann kann ein Gewichtsverlust zumeist nur durch vorübergehende Fütterung von 1-2 kg Kraftfutter verhindert werden.
Auch Jungrinder benötigen ständig Zugang zu sauberem Wasser.

Andreas Steinwidder
Markus Danner