Blickt man in die Vergangenheit der Grünlandbewirtschaftung, so war das Übersäen von lückigen Wiesen ein regelmäßiger Vorgang.
Hierzu wurden die Heublumen verwendet. Dies war möglich, da die 1. Nutzung spät erfolgte und viele Gräser und Kräuter bis in die Samenreife kamen.
Die Samen fielen am Heustock aus und blieben als Heublumen über. Teilweise samten die Pflanzen auch schon auf der Wiese aus und durch diese natürliche Versamung regenerierten sich die Bestände.
Aufgrund dieser zwei Aspekte kann auf die Frage, ob Übersaaten in intensiven Wiesen und Weiden notwendig sind, ziemlich eindeutig mit JA geantwortet werden. Ausnahmen funktionieren dann, wenn eine gute Basis wertvoller Futterpflanzen im Ausgangsbestand vorhanden ist und sehr sorgfältig bewirtschaftet wird.
Die Nutzung, also die Anzahl der Schnitte pro Jahr, stellt den Haupteinfluss auf die Entwicklung des Pflanzenbestandes dar. Gutes Grundfutter weist eine hohe Energie- und Eiweißdichte auf und stammt von Wiesen, die regelmäßig früh genutzt werden.
Dieses Futter ist für Tiere, die Leistung in Form von Milch oder Fleisch erbringen sollen, erforderlich und hilft den Einsatz von Kraftfutter zu reduzieren.
Dabei verlieren die Wiesen aber auch die Fähigkeit zur natürlichen Versamung. Als Folge werden bisherige Bestandesbildner aus der Wiese verdrängt und die Bestände werden lückig.
Soll sich ein Pflanzenbestand entwickeln, der mit dieser Form der Nutzung zurecht kommt, ist ein gänzlich anderer Schwerpunkt zu setzen.
In solchen Beständen spielt das Wiesenrispengras und in Gunstlagen vor allem das Englische Raygras eine sehr bedeutende Rolle. Solche Vielschnittwiesen nähern sich von der Zusammensetzung her einer Dauerweide an.
Ohne Übersaaten können sich unerwünschte Pflanzen ausbreiten und führen zu einer Verringerung der Futterqualität sowie des Ertrages.
Die hier beschriebene Form der Übersaat ist nicht zwingend eine periodisch anzuwendende Methode, sondern lediglich ein zeitlich beschränktes Instrument zur Umstellung eines an die Nutzung anzupassenden Bestandes.
Weiters muss am Bio-Grünlandbetrieb sichergestellt sein, dass auch extensiv genutzte Wiesen vorhanden sind und somit gesamtbetrieblich einem wichtigen Grundsatz der biologischen Landwirtschaft gerecht wird – der Erhaltung und Förderung der Artenvielfalt.
Walter Starz