Der sterbende Baum ist Lebensraum

Totholz als Biotop ist unersetzlich!
Bäume verabschieden sich, wenn man ihnen die Zeit lässt, über Jahrzehnte von ihrem aktiven Dasein. In dieser Zeit sind sie ein Universum in und für sich.

Pilze, Insekten(-larven), Vögel, Spinnen, Kleinsäuger, Schlangen und was es sonst noch so gibt, Vieles lebt im und vom Holz bzw. vom Lebensraum, den dieses Holz bietet.

der sterbende Altbaum ist ein Universum in sich © Danner

Für viele Vertreter dieser Arten ist es von existenzieller Bedeutung, dass Totholz als Biotop, als Landschaftsstruktur überhaupt vorhanden sind.

Einzelne Bäume, die ihre Ertrags- oder Wachstumsjahre hinter sich haben, deren Holz aber wirtschaftlich von untergeordnetem Nutzen ist, sollten unbedingt stehenbleiben.
Im Besonderen Biobetriebe haben eine Vorreiterrolle beim Bereitstellen von natürlichen Lebensräumen.

Markus Danner

Der Regenwurm macht fruchtbar

Regenwurmlosung in Weide © Markus Danner
Regenwurmlosung in Weide © Markus Danner

Der Regenwurm bringt frischen Mineralboden aus tieferen Schichten an die Oberfläche, neutralisiert und stabilisiert jährlich Tonnen von Erde pro Hektar, macht Nährstoffe verfügbar und konzentriert diese in seinen Losungshäufchen.

“Gott kennt das Rezept, fruchtbaren Boden zu machen, und er hat dieses Geheimnis dem Regenwurm anvertraut.”
franz. Sprichwort

Dutzende Arten arbeiten im Untergrund landwirtschaftlich genutzter Flächen. Dabei kann ihre Individuenzahl pro Hektar eine halbe Million weit überschreiten.
Er ist einer der wertvollsten Helfer des Biobauern und bedeutendsten Vertreter der Bodenfauna.

Wenngleich eine Art regional durch ihren enormen Materialauswurf auf Wiesen und Weiden Probleme bereitet, ist die Bedeutung der Regenwürmer für die Bodenfruchtbarkeit insgesamt nicht hoch genug zu würdigen.

Der Regenwurm macht fruchtbar, im wahrsten Sinne des Wortes.

Markus Danner

Zwischenfruchtanbau auf dem Bioacker

Zwischenfruchtanbau auf dem Bioacker sollte inzwischen zum gängigen Standard und Ritual des Bio-Ackerbauern gehören!

Grundsätze

Zwischenfrüchte sollten auf allen Flächen angebaut werden, wo ein Anbau möglich und sinnvoll ist. Entscheidendes Kriterium sollten die Auswirkungen auf die Bodengesundheit sein und nicht die Förderung.

Hauptfrüchte nicht in Zwischenfruchtmischungen

Kulturen, die als Hauptkultur angebaut werden, haben in der Zwischenfrucht nichts verloren. 
Ideal ist es Kulturen auszusäen, die nicht mit den herkömmlichen Kulturpflanzen verwandt sind. 
Vor einer Leguminosenhauptfrucht sollte in der Zwischenfruchtmischung keine Leguminose vorkommen. 
Sonnenblumen in der Zwischenfrucht haben in den Betrieben mit Sonnenblumen oder Leinsamen als Hauptkultur keinen Platz. 
Gleiche Leguminosen in der Zwischenfrucht wie in Hauptfrucht zu verwenden (Ackerbohne als HF und als ZF oder Rotklee als HF und als ZF) ist unbedingt zu vermeiden.

Mischungen haben Vorrang

Um der Tatsache, dass auch im Biolandbau in den Hauptfrüchten so gut wie immer Monokulturen zu finden sind, entgegenzuwirken, ist es das Mindeste, diese Eintönigkeit nicht auch im Zwischenfruchtanbau fortzusetzen. 
Um die Vielfalt im System Bioackerbau zu erhöhen, sind Mischungen zu bevorzugen.

Vielfalt bringt Sicherheit

Zwischenfruchtanbau auf dem Bioacker stellt Vielfalt sicher. Gemenge haben mehrere Vorteile: Ein Pflanzengemenge hat immer ein geringeres Anbaurisiko, weil sich die unterschiedlichen Pflanzen gegenseitig schützen und stützen können und die jeweiligen Klimabedingungen besser ausgenützt werden. 
Gleichzeitig entsteht eine Pflanzengesellschaft, die für viele Nützlinge attraktiv sein kann, welche dem Landwirt dabei helfen, mit Kulturschädlingen besser fertig zu werden.

  • Inkarnatklee mit Biene © Markus Danner

Am wichtigsten ist aber, mit einem Pflanzengemenge unterschiedlichste Wurzelarten in den Boden zu bekommen, so dass die Krume dicht, tief und fein durchwurzelt wird und durch die Wurzelvielfalt auch die unendliche Vielfalt des Bodenlebens aufrecht erhalten werden kann.

Die Erhöhung der Artenvielfalt erfordert, dass für die Gründüngung möglichst keine Pflanzen verwendet werden, die als Nutzpflanzen in der Fruchtfolge vorkommen. Stattdessen sollte man aus der Vielzahl anderer Pflanzen, deren Saatgut verfügbar ist, Gemenge für den jeweiligen Einsatzzweck und Standort entwickeln, die die Artenvielfalt und damit die biologische Stabilität des Anbausystems deutlich erhöhen.

Manuel Böhm

Zwischenfruchtanbau und Wurzeln

Der Zwischenfruchtanbau und Wurzeln, die damit wachsen, dienen in der Vegetationszeit zwischen zwei Hauptfrüchten der Fruchtfolge zur Gründüngung oder zur Feldfutternutzung und unterirdisch zur Fütterung des Bodenlebens und Strukturstabilisierung.

Die Pflanzenwurzel hat nicht nur die Aufgabe aus dem Boden Nährstoffe und Wasser für die Pflanze zu holen, sondern sie besitzt auch die entscheidende Funktion, das riesige Bodenleben mit der notwendigen Lebensenergie zu versorgen. Nur im ständigen Geben und Nehmen zwischen Pflanzenwurzeln und Bodenleben kann natürliche Bodenfruchtbarkeit entstehen:

Milliarden Bodenlebewesen pro Handvoll Boden sorgen dafür, dass der Boden krümelig ist und Wasser, Nähr- und Wirkstoffe für das Pflanzenwachstum jeweils in der richtigen Art und Menge zur Verfügung stehen, während die Pflanze laufend dafür sorgen muss, dass den Bodentieren energiereiche Nahrung in Form von Wurzelausscheidungen und absterbenden Feinstwurzeln zur Verfügung steht.

Feinwurzeln sind das Futter für Tonnen von Bodenlebewesen © Markus Danner
Feinwurzeln sind das Futter für Tonnen von Bodenlebewesen © Markus Danner

Zwischenfruchtanbau und Wurzeln korrelieren mit den Bodenfunktionen

Die Leistungsfähigkeit eines Boden-Ökosystems wird also nicht zuletzt durch die Wurzelmasse gesteuert, die am jeweiligen Standort unter den jeweiligen Bedingungen gebildet werden kann. 
Je mehr Wurzeln wachsen können, desto mehr Energie kann an den Boden abgegeben werden. Hierfür ist wichtig, wie sich die Wurzeln im Boden ausbreiten: je feiner die Wurzeln in der Fläche und Tiefe des Bodens verteilt sind, desto kompletter kann der Boden belebt und desto besser können Wasser- und Nährstoffvorräte genutzt werden.

Da – im Unterschied zum oberirdischen System – die Bodentiere in ihrem Aktionsradius sehr beschränkt sind, müssen die Pflanzen mit ihren Wurzeln dafür sorgen, dass das Futter den Bodentieren quasi „vor die Haustür“ geliefert wird. 

Je mehr unterschiedliche Pflanzen mit ihren verschiedenen Wurzelsystemen den Boden durchwachsen und je lockerer der Boden ist, desto einfacher ist die Erhaltung eines vielfältigen und leistungsfähigen Bodenlebens durch die Versorgung mit genügend Energie.

Die Kulturpflanzen allein schaffen es nicht, das Bodenleben ausreichend zu versorgen: Diese Pflanzen sind ja ausgewählt bzw. gezüchtet worden, um vor allem oberirdische Masse als Ertrag zu erzeugen, von dem wir Menschen und die Tiere leben wollen. Außerdem ist die Anzahl der Kulturpflanzen beschränkt, und pro Feld werden diese meist in Reinsaaten angebaut. 
Die Wurzelvielfalt im Boden ist dementsprechend klein, was zur „Unterernährung“ des Bodenlebens und damit zur sogenannten „Bodenmüdigkeit“ führt.

Manuel Böhm

Pflanzen wachsen… nicht überall

Standortsansprüche und Wuchsform der Grünlandpflanzen

Die Grünlandarten stellen unterschiedliche Ansprüche an das Klima. Das Englische Raygras beispielsweise ist in Gebieten mit subozeanischem Klima (Buchen kommen hier vor) das wertvollste Futtergras der intensiv genutzten Dauer- und Mähweiden. Es meidet allerdings schneereiche, frostgefährdete Gebiete. In kontinental beeinflussten Tal- und Beckenlagen ist das Wiesen-Rispengras konkurrenzkräftiger.

Das Italienische Raygras stellt besonders hohe Ansprüche an das Klima; es wächst in Österreich nur in wärmeren, subozeanischen Gebieten mit einer Jahresmitteltemperatur über 8° C. Der Schlangen-Knöterich wiederum kommt in kühleren Tal- und Beckenlagen auf feuchten Böden häufig und weit verbreitet vor und gilt hier als Kühlezeiger unter den Pflanzenarten. Auch die Wuchsform der Gräser wird vom Klima beeinflusst. Mit zunehmender Wärme und Trockenheit nimmt die Bestockungsdichte bei Horstgräsern zu.

Mahdverträglichkeit

Die Mahdverträglichkeit der Grünlandarten ist auch vom Klima am jeweiligen Standort abhängig. Der Glatthafer beispielsweise hat seinen Verbreitungsschwerpunkt in wärmebegünstigten Tal- und Beckenlagen. Hier erträgt er bis zu drei Schnitte pro Jahr und ist in gedüngten, zwei- bis dreischnittigen Mähwiesen sehr häufig ein wichtiger Bestandesbildner. In kühleren Gebieten, wie beispielsweise im Ennstal, toleriert der Glatthafer nur mehr ein bis zwei Schnitte jährlich und fehlt daher in dreischnittigen Mähwiesen.

Fuchsschwanzwiese. © Markus Danner
Fuchsschwanzwiese. © Markus Danner

Pflanzenartenvielfalt

Österreich ist im mitteleuropäischen Vergleich eines der pflanzenartenreichsten Länder. Vor allem aus klimatischen und geologischen Gründen gibt es innerhalb von Österreich Gebiete mit unterschiedlich hohem Artenreichtum. In Naturräumen mit Karbonatgesteinen (Kalkstein, Dolomit, Mergel) als geologischem Untergrund kommen in der Regel mehr Pflanzenarten vor, und es wachsen zum Teil andere Arten als in Naturräumen, die aus Kristallingesteinen bestehen. Pflanzenbestände auf karbonathaltigen Böden sind daher bei gleichartiger Bewirtschaftung und Nutzungshäufigkeit tendenziell artenreicher als jene auf karbonatfreien, sauren Böden. Vor allem auf stark versauerten Böden können nur wenige Blütenpflanzen wachsen.

Pflanzenwurzeln

Das Klima beeinflusst auch die Wurzelmasse und räumliche Wurzelverteilung im Boden. Generell fördern Trockenheit und Wärme das Tiefenwachstum der Wurzeln, während Nässe und Kälte das Tiefenstreben der Wurzeln hemmen. Ein großer Wurzeltiefgang schützt die Pflanzen vor Wassermangel. Folglich nimmt mit zunehmender Trockenheit das Spross-Wurzelverhältnis ab.

Die tiefreichende Durchwurzelung in wärmeren Trockengebieten erhöht die Krumenmächtigkeit im Boden. Daher weisen Tschernoseme im pannonischen Raum in der Regel einen mächtigen A-Horizont auf. Eine tiefreichende Durchwurzelung erhöht den Humusgehalt im Unterboden und vermindert die Nährstoffverluste durch Auswaschung mit dem Sickerwasser; außerdem werden die Nährstoffvorräte im Unterboden besser ausgenutzt. In kühleren Gebieten ist das Tiefenstreben der Wurzeln geringer, dafür ist die Seitenausdehnung der Wurzeln häufig größer als in wärmeren Gebieten. Daher weisen insbesondere Alm- und Gebirgsböden in der obersten Bodenschicht (A-Horizont) meist einen sehr hohen Humusgehalt auf.

In wärmeren Gebieten erreichen die Wurzeln der Gräser auf frischen Standorten Tiefen bis über 1 m, einige Kräuter (z.B. Wiesen-Kümmel, Wiesen-Bärenklau, Wiesen-Löwenzahn, Stumpfblatt-Ampfer) sogar bis über 2 m. Im pannonischen Raum können bestimmte Kräuter (Feld-Mannstreu, Halbstrauch-Radmelde, Löss-Löwenzahn) eine Wurzeltiefe von über 5 m erreichen. In kühleren Gebieten hingegen dringen die Graswurzeln kaum noch tiefer als 50 cm in den Boden ein und die Kräuter erreichen selten eine Wurzeltiefe von über 1 m.

Unter den wertvollen Futtergräsern erreichen insbesondere der Glatthafer, das Wiesen-Knaulgras und das Wiesen-Rispengras eine beachtliche Wurzeltiefe. Sie ertragen daher eine zeitweilige Trockenheit relativ gut, im Gegensatz zum minderwertigen Gewöhnlichen Rispengras, das nur flach wurzelt. 

Wiesenfuchsschwanz übersteht aufgrund seiner besonderen Wurzeleigenschaften Wechselfeuchte und zeitweilige Staunässe schadlos.

Andreas Bohner

Extensive Wiesen

Was heute unter extensive Wiesen verstanden wird waren vor der Intensivierung in der Grünlandwirtschaft die traditionellen ein- bis zweischnittigen Heuwiesen des alpinen Klimaraumes.
Durch die Vorverlegung der ersten Nutzung und Erhöhung der jährlichen Schnitthäufigkeit kam es zu einer gravierenden Änderung der Wiesenbestände, die vor allem durch eine Abnahme der Artenvielfalt gekennzeichnet sind. Extensiv genutzte Wiesen sind für jeden Betrieb von Bedeutung, da sie reifes, samentragendes, rohfaserreiches Futter für trockenstehende Kühe und Kalbinnen liefern.

Artenreiche Wiesen und Weiden sind nicht nur wertvolle Mineralstoff- und Spurenelement-Lieferanten, sondern können auch die Futteraufnahme der Tiere positiv beeinflussen.

Extensivwiesen zählen zu den artenreichsten Ökosystemen überhaupt. Bevor die Technisierung in der Landwirtschaft das Grünland erreichte, waren artenreiche Wiesen je nach Naturraum selbstverständlich. Das war durch die begrenzten Möglichkeiten der Bewirtschaftung vorgegeben.

Extensive Wiesen brauchen Zeit!

  1. Die Flächen wurden nur gelegentlich mit mäßigen Festmistgaben gedüngt.
  2. Der Nutzungszeitpunkt variierte je nach Witterung von Jahr zu Jahr, wobei der 1. Schnitt spät erfolgte (Heumonat war Juli). Heute vorwiegend um Sonnwende.
  3. Meist waren ein bis zwei Schnittnutzungen üblich, teilweise mit einer Vor- oder Nachweide kombiniert.
  4. Die Erntezeit zog sich über einen längeren Zeitraum, da keine schlagkräftigen Maschinen vorhanden waren.

Auf solchen Wiesen konnten bis über 60 Pflanzenarten dauerhaft bestehen.

Glatthafer-Margeritenwiese. © Danner
Glatthafer-Margeritenwiese. © Danner

Walter Starz