Bio ist Regional!

Bio und Regional ist optimal – Saisonal ist erste Wahl!

Bio ist regional. Vor Ort produziert, vor Ort genossen.
Alleine die Lebensmitteltransporte haben sich in den letzten 20 Jahren verdoppelt, vor allem steigen die Transporte durch LKWs, nur wenig wird Klima schonend mit Bahn, Binnen- und Hochseeschiffen transportiert. Besonders wichtig wäre die Vermeidung von Flugtransporten, die bei sensiblem Obst und Gemüse, besonders außerhalb der Saison durchgeführt werden. Erdbeeren zu Weihnachten und Spargel aus Chile sind die Beispiele, die wir alle kennen.

Auch die Produktion im Freiland statt im beheizten Glashaus trägt erheblich zum Klimaschutz bei: Die Produktion im beheizten Treibhaus braucht bis zu 60x mehr Energie, zum Heizen dienen meist fossile Brennstoffe. Im Biolandbau darf das Glashaus nur sehr eingeschränkt beheizt werden und dann nur mit nachwachsenden Rohstoffen.

Das heißt also für jeden von uns: Bio und Regional ist optimal, Saisonal ist erste Wahl! Essen im Jahreslauf bietet über den Klimaschutz hinaus außerdem Abwechslung, intensiven Geschmack, wertvolle Inhaltsstoffe und Frische.

Finanzieller Stellenwert der Ernährung

Der Anteil der Ausgaben eines Haushalts für Ernährung haben sich in den letzten Jahrzehnten drastisch reduziert. Waren es 1950 noch 50 % , 1970 noch 30 %, so sind es momentan nur mehr ca. 12-13 %. 

Im Vergleich:
1 kg Katzenfutter kostet bis zu 3 x so viel wie 1 kg Tafelstück vom Bio-Rind.

Susanne Maier/Manuela Hager

Weniger Fleisch und Abfall

Die Universität Kassel-Witzenhausen zeigt in einer Arbeit den wirklich entscheidenden Punkt bei der Frage auf, wie wir in Zukunft globale Ernährungssouveränität erreichen können. Die Studie zeigt die in Deutschland verfügbaren Biomassepotenziale für Energie und Rohstoffe bei flächendeckender Bio-Bewirtschaftung.
Lösen weniger Fleisch und Abfall ein Problem?

Zuerst wurde errechnet, welche Biomasse für Ernährung und Energieerzeugung zur Verfügung stehen würde. Dann wurden Szenarien unterschiedlicher Konsummuster unterstellt, indem zwei Warenkörbe miteinander verglichen wurden: In der ersten Annahme der tatsächliche Warenkorb, wie er sich aus dem tatsächlichen Einkauf der deutschen KonsumentInnen ergibt, und in der zweiten Annahme ein Warenkorb, der auf einer 60%igen Reduktion des Fleischverbrauchs beruht. (Weniger Fleisch und Abfall).

Biofleisch Theke © Markus Danner
Biofleisch Theke © Markus Danner

Das Ergebnis: im zweiten Fall würden 3,7 Millionen Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche zur Verfügung stehen, um Energiepflanzen und weitere nachwachsende Rohstoffe ökologisch zu produzieren. Wenn es uns nicht gelingt, die Ausbreitung des westlichen Lebensstils mit seinem hohen Fleischkonsum, seiner Überernährung und seiner Lebensmittelvernichtung zu verhindern, dann gibt es keine technische Lösung, die den Zusammenbruch des Ernährungssystems verhindert. Das Gleiche gilt für den Fall, dass es uns nicht gelingt, die Zerstörung unserer natürlichen Lebensgrundlage, insbesondere was den Boden und das klimatische Gleichgewicht betrifft, zu stoppen.

Wenn uns allerdings gelingt was gelingen muss, beide Punkte gut zu lösen, dann ist die Biologische Landwirtschaft die Methode der Wahl, mit Hilfe einer konsequenten Ökologischen Intensivierung Welternährungssouveränität kurz-, mittel- und langfristig sicherzustellen.

Reinhard Geßl

Bio-Schweinehaltung ist anders

Kein Schweinezyklus, aber Faktorbindung zwischen Mastschweine- und Ferkelpreis

Bio-Schweinehaltung ist anders, denn sie ist weniger von Weltmarktstimmungen (die Kleinheit des Marktes zog bisher keine Spekulanten an) und Import-Futterpreisen beeinflusst, das bringt Stabilität.

Der Bioschweinepreis ist an keine konventionelle Preisentwicklung gekoppelt (kein Preis-Zuschlagssystem zu konventionellen Preisen) sondern bewegt sich oft sogar entgegen dem Trend  des konventionellen Schweinezyklus. 
Es gibt hier keine stark schwankenden Wochenpreise, sondern nur Monatspreise, die oft über ein halbes Jahr und länger gleichbleiben.

Weiters bringt die Faktor-Bindung von Ferkelpreis und Mastschweinepreis in Österreich ein hohes Maß an Stabilität und keinerlei Interessenskonflikte zwischen Ferkelzüchtern und Mästern.

Besondere Stallsysteme

Gruppensäugebucht   © Markus Danner
Gruppensäugebucht © Markus Danner

Gekennzeichnet sind die Haltungssysteme durch Auslauf für jedes Tier und jede Tierkategorie (auch Abferkelbuchten)
Eine Ausnahme bilden nur Kranken- u. Quarantänebuchten . 
Außerdem muss jedem Tier eine angemessen große Liegefläche mit Einstreu zur Verfügung stehen. (keine Spaltenböden!)

Durch das größere Platzangebot und die Strukturierung der Buchten zumindest in Stall- und Auslaufflächen mit meist unterschiedlichen Klimazonen, trennen Schweine exakt in Fress-, Aktivitäts- und Ausscheidungsbereiche. 
Dadurch kann mit ein paar baulichen Details relativ leicht Kot- und Harnabsatz räumlich gesteuert und somit Entmistungsarbeit dementsprechend gut vereinfacht bzw. vermieden werden.

Die Anforderungen der Biolandwirtschaft ergeben dadurch oft gänzlich andere Haltungssysteme wie in der konventionellen Schweinehaltung üblich. 
Eine einfache Adaption ist deshalb oft schwierig bzw. bei nicht überlegten Baumaßnahmen mit vermehrter (Hand-) Arbeit verbunden.

Manuel Böhm

Bioschweine sind besonders!

Die Bio-Schweinehaltung stellt eine große Herausforderung an den Tierhalter dar. Denn: Bioschweine sind besonders!
Es ist dies ein Tierhaltungsbereich im Biolandbau, der sich durch große Unterschiede in den Haltungssystemen im Vergleich zur konventionellen Schweinehaltung kennzeichnet. 

Andere Stallsysteme, weil: Bioschweine sind besonders!

Entgegen anderen Tierhaltungsbereichen, in denen zu den üblichen konventionellen Haltungssystemen „nur“ der Auslauf hinzukommt (Rinder, Geflügel,…), werden in der Bioschweinehaltung zum Teil ganz andere Stallsysteme gebraucht und verwendet (z.B. freie Abferkelung, Gruppensäugebuchten, max. 50% Spaltenanteil, meist Festmist-Systeme, Auslaufmöglichkeit=Kontakt zu einer Außenmauer für jede Bucht, keine Flat-decks für Ferkelaufzucht,…). 
Daher scheiden viele konventionelle Schweineställe aus, kostengünstig auf Bio umgestellt zu werden, ohne große Umbaumaßnahmen bzw. Systemwechsel tätigen zu müssen. 
Aber auch hier gibt es bereits einige positive Beispiele. Denn oft eröffnen sich mit z.B. Bestandesreduktion, Neubau einzelner Teilbereiche (Abferkelbereich, Ferkelaufzucht) oder der Verwendung einfacher, flexibler Buchten (z.B. Gruppensäuge-Buchten, Großgruppen-Wartestall,…) dennoch interessante Nachnutzungs-Konzepte für einen Großteil der vorhandenen Stallgebäude.

Schweinehaltung dient nur einem: Der Fleischproduktion!
Hier gilt es in der Bio-Schweinehaltung genau hinzusehen – auf die Bedingungen, zu denen Fleisch „produziert“ wird, und in welchem Kontext dieses Fleisch verzehrt wird. Klasse statt Masse!

Mastschweine im Strohauslauf. © Markus Danner
Mastschweine im Strohauslauf. © Markus Danner

Chancen
Gefragte Betriebssparte mit aufstrebender Entwicklung
Flexibel in der Altgebäudenutzung
Hoher Motivationsgrad durch offensichtlichen Beitrag zu Tierwohlergehen und Erfüllung von Konsumentenwünschen
Mit kleineren, familienbetriebs-tauglichen Beständen Erwirtschaften eines passablen Einkommens möglich

Herausforderungen/Voraussetzungen
Anpassung der Haltungssysteme in erster Linie an die Anforderungen der Tiere und erst in zweiter Linie an die der Betreuer
Weniger Fix-Fertig-Lösungen, daher höhere Eigeninitiative bei Stallplanung, Organisation von Futtermittelkomponenten usw.

Manuel Böhm

Milchkühe auf dem Biobetrieb

Milchkühe auf dem Biobetrieb haben ganz besondere Rollen. Sie sind Veredler. Sie wandeln Graslandschaft in Lebensmittel um und machen ganze Regionen dadurch erst besiedelbar bzw. von Menschen nutzbar. Dadurch schaffen sie Kulturlandschaft, offene Flächen, und liefern nebenbei einen wertvollen Dünger, mit dem sich Nährstoffkreisläufe schließen.

Die Milchviehhaltung ist einer der wichtigsten Betriebszweige auf Österreichs Biobetrieben.

Ziele artgemäßer Tierhaltung:

  • Die Tiere sollen ihr artgemäßes Verhalten bestmöglich ausleben können („Tierwohl“ maximieren, Tier als Mitgeschöpf betrachten.)
  • Die Haltungsumwelt soll zu einer Stärkung der Widerstandskräfte und zur Vorbeuge gegen Mangelerscheinungen / Erkrankungen beitragen
  • Die Haltungsbedingungen sollen zu einer hohen ganzheitlich definierten Produktqualität führen
  • Die Erwartungen der Konsumenten/Innen sollen so weit wie möglich erfüllt werden (Qualität umfassend)
  • Tiere im Freien © Markus Danner
  • Weidevieh © Markus Danner
  • Almidylle mit Rindvieh © Promegger
  • Gänsemarsch zur Weide © Bio Austria
  • Milchviehherde auf der Alm © Promegger
  • Außenklimastall mit höchstem Tierkomfort. © Promegger
  • Weide Sommerfrische mit Seeblick © Markus Danner
  • Alm ohne Weidevieh ist Wald oder Lawinenhang © Bio Austria

Aus Verhaltensstudien an Rindern können wichtige Rückschlüsse für tiergemäße Haltungsbedingungen gezogen werden. Vielfältige Haltungsumwelten (z.B. Auslauf, Weide, unterschiedlich strukturierte Stallbereiche) erhöhen das Wohlbefinden und verbessern die Tiergesundheit.

Weide- und Auslaufpflicht
Alle Bio-Tiere müssen ständigen Zugang zu Freigeländevorzugsweise zu Weideland, haben, wenn der Zustand des Bodens und die Witterungsbedingungen dies zulassen.
(Bio-Austria Standard – in keinem Fall weniger als 180 Auslauftage gleichmäßig verteilt)

Raufutterverzehrer müssen zudem immer Zugang zu Weideland haben, wann immer die Umstände dies gestatten.
Die zugehörige österreichische Lösung der Umsetzung ist nicht unumstritten und von der Europäischen Kommission beanstandet worden.

Für Milchkühe auf dem Biobetrieb von BIO AUSTRIA Betrieben gelten engere Weidekriterien. Vorrang bei der Weidehaltung haben die produktliefernden Milchkühe.

Besonderheiten im Bio-Rinderstallbau:

hier aufklappen:
  • Die Hälfte der Mindeststallfläche muss planbefestigt und rutschsicher sein, Liegeflächen dürfen nicht perforiert sein und müssen trockene Einstreu aufweisen, alle Tiere müssen gleichzeitig liegen können.
  • Die Anbindehaltung ist grundsätzlich verboten, Gruppenhaltung notwendig (Ausnahmen sind möglich – siehe unten)
  • Mindestens 1/3 der Mindestfläche muss Liegefläche sein (Bio-Austria Standard)
  • Tier-Fressplatzverhältnis: 1:1 bei rationierter Fütterung (3x täglich Futtervorlage
    2,5:1 bei ad libitum Fütterung (Tierschutzgesetz), 1:1 ist aber in jedem Fall zu empfehlen!
  • Ständiger Zugang zu sauberem Wasser (Tierschutzgesetz)

Ausnahmen – Laufstallpflicht:
Auf „Kleinbetrieben“ (Betriebe mit maximal 35 Rinder-GVE Durchschnittsbestand) können Rinder in Anbindehaltung gehalten werden, sofern :
die Tierhaltung 24 Tiergerechtheitsindex-Punkte (TGI-Punkte) erreicht
die Tiere während der Weidezeit Zugang zu Weideland und mindestens zweimal in der Woche Zugang zu Freigelände haben, wenn das Weiden nicht möglich ist.

Ausläufe können teilweise überdacht sein. Mindestens 10 % der Mindestauslauffläche (m2/Tier) sind nicht überdacht.

Andreas Steinwidder
Markus Danner

Umstellungszeiten von Rindern

Die Umstellungszeiten von Rindern hängen von verschiedenen Umständen ab. Im wesentlichen gibt es zwei Varianten. 
Ein Kontrollvertrag mit einer zertifizierten Kontrollstelle ist in jedem Fall Grundvoraussetzung. Mit dem Vertragsabschluss bzw. Tierzugang auf den Betrieb beginnt die Umstellungszeit zu laufen.

Berechne den Status deiner Tiere mit diesem Werkzeug!

Variante 1. Ganzbetriebsumstellung in zwei Jahren

Ab Datum Abschluss Kontrollvertrag dauert die Umstellungszeit zwei Jahre. 
Nach Ablauf der zwei Jahre ist der komplette Betrieb umgestellt, dass heißt sowohl alle Tiere als auch die Flächen.

Während der Umstellungszeit müssen sowohl die Haltung als auch die Fütterung den Biorichtlinien entsprechen.

Nach Ablauf der Umstellungszeit darf der Betrieb nun seine Milch (-produkte), Rinder bzw. Fleisch sowie Grundfutter biologisch vermarkten.

Rind im Detailportrait © Schröcker
Rind im Detailportrait © Schröcker
bin ich schon „BIO“ oder noch nicht?

Variante 2. Produktspezifisch verkürzte Umstellung in 6 Monaten

Besonders für Betriebe, deren Fokus auf der Milchproduktion und weniger auf der Rinder- und Fleischvermarktung liegt, kann diese Umstellungsvariante interessant sein.

Unter gewissen Voraussetzungen kann die Umstellungszeit für die Milch von 2 Jahren auf 6 Monate verkürzt werden, die Umstellung des Tieres selbst ist davon jedoch nicht betroffen. Siehe „Verkürzte Umstellungszeiten“.

Dass bedeutet: Sechs Monate nach dem Kontrollvertragabschluss kann die Milch als Bioprodukt vermarktet werden, die Umstellung jedes einzelnen Rindes (Fleisch) beträgt jedoch immer mindestens 12 Monate und ¾ des Lebens.

Die Umstellungszeiten von Rindern nach Variante 2 sind wiederkehrend Anlass für Ärger und Sanktionen, weil es für die Betriebe nicht einfach ist, den Überblick zu behalten, wenn jedes Tier ein anderes Konformitätsdatum hat!

Die Umstellungszeiten von Rindern :
Beispiele

Biobauer Huber kauft auf der Versteigerung eine konventionelle, trächtige Kalbin (siehe Ausnahmen beim Tierzukauf). Ab diesem Tag beginnt die Umstellungszeit der Kalbin zu laufen (6 Monate für die Milch, 12 Monate bzw. mind. ¾ des Lebens für Fleisch).
Einen Monat nach dem Kauf kalbt die Kuh am Biobetrieb. Nun verbleiben noch 5 Monate, bis die Milch der Kuh als Biomilch geliefert werden darf. Biobauer Huber muss nun dafür sorgen, dass während dieser Zeit die Milch dieser Kuh nicht in Verkehr kommt. Das Verfüttern der Milch an Kälber ist erlaubt.
Nach weiteren 5 Monaten darf die Milch als Biomilch an die Molkerei geliefert werden. Die Umstellungszeit für das Fleisch läuft jedoch noch. Angenommen, die Kuh war zum Zeitpunkt des Kaufes exakt 28 Monate alt, so muss sie 84 Monate (7 Jahre!!) am Biobetrieb bleiben, bis sie als biologisch vermarktet werden darf.

Die ¾ Regelung

Sowohl im Falle der verkürzten Umstellung als auch bei Zukäufen von konventionellen Tieren (Ausnahmefälle) tritt die ¾ Regelung in Kraft.

Laut dieser Regelung dauert die Umstellung des einzelnen Tieres mindestens 12 Monate und es muss zusätzlich mindestens drei Viertel seines Lebens auf dem Biobetrieb verbracht haben. 
Erst wenn diese beiden Kriterien erfüllt sind, darf das jeweilige Rind biologisch vermarktet werden.

Die ¾ Regelung gilt immer nur für das einzelne Tier. Das bedeutet im Fall einer verkürzten Umstellung, dass für jedes Tier separat berechnet werden muss, ab wann es den Biostatus erfüllt.

Beispiel: Bauer Gruber will Biobauer werden und wählt die Variante der verkürzten Umstellung. 
Also darf er bei Erfüllung der  Voraussetzungen für die Flächenumstellung sechs Monate nach dem Abschluss des Kontrollvertrages die Milch als Biomilch vermarkten.

Kuh Resi ist am Tag, als der Kontrollvertrag abgeschlossen wurde, exakt 3 Jahre alt. Das heißt, sie ist 3 Jahre lang konventionell gehalten worden. (=1/4) Nun muss sie mindestens ¾ ihres Lebens – also 9 Jahre – am Biobetrieb bleiben, bis sie als biologisch verkauft bzw. vermarktet werden darf!

Bei dieser Umstellungsvariante wird über die Jahre oft der Überblick verloren! Es kommt laufend zu Sanktionen wegen Falschkennzeichnung!
Unbedingt zu empfehlen: Jedes Tier im Verzeichnis mit seinem „konventionellen Ablaufdatum“ versehen, dann kann beim Verkauf nicht viel passieren.
Verwende dazu den Statusrechner weiter oben!

Franz Promegger
Markus Danner

Die „Fünf Freiheiten“ für Nutztiere

Wozu tiergerechte Haltung?

Die „Fünf Freiheiten“ für Nutztiere wurden vom Farm Animal Welfare Council definiert. „Weil eine moralische Pflicht Nutztieren gegenüber begründet werden kann, auf ihre Leidensfähigkeit Rücksicht zu nehmen.“ 

Es geht nicht darum, z. B. aus wirtschaftlichen Gründen, aufgrund von Imageproblemen der Landwirte oder weil es gerade en vogue ist auf das Wohl der Nutztiere Rücksicht zu nehmen, sondern auf der Grundlage einer begründbaren, moralischen Rücksichtspflicht.


Multikulti im Schaf-Kälberstall © Promegger
Multikulti im Schaf-Kälberstall © Promegger
geht`s uns gut oder leiden wir an unseren Lebensumständen?

Wie wird man der Verantwortung den Nutztieren gegenüber gerecht?

Ein plausibler Anhaltspunkt ergibt sich aus den „Fünf Freiheiten“ für Nutztiere (five freedoms) des britischen „Farm Animal Welfare Council“. 
Indem ein Nutztierhalter Sorge dafür trägt, dass diese Freiheiten soweit als möglich gewahrt sind, wird er seiner Verantwortung seinen Tieren gegenüber auch gerecht:

1. Freiheit von Hunger und Durst – durch Zugang zu frischem Wasser und adäquater Nahrung

2. Freiheit von Unbehagen – durch die Bereitstellung einer angemessenen Umgebung mit Schutzzonen und komfortablen Ruhezonen

3. Freiheit von Schmerzen, Verletzungen und Krankheiten – durch Prävention oder schnelle Diagnose und Behandlung

4. Freiheit von Angst und Leid – zum Beispiel durch Haltungsbedingungen und eine Behandlung, die kein psychisches Leiden fördern

5. Freiheit zum Ausleben normaler Verhaltensweisen – durch ausreichend Platz, angemessene Einrichtungen und Kontakt zu Artgenossen

Quelle: Projekt „Würde der Tiere“, BIO AUSTRIA, 2008

Biotiere und Ethik

Tiere haben Bedürfnisse

Biotiere und Ethik sind deshalb eng verwandte, weil an Biobetriebe in punkto Tierhaltungsqualität eine höhere Latte gelegt ist als in Nicht-Label Systemen.

Nutztiere sind weitgehend aus ihrem natürlichen Zusammenhang herausgelöst und durch Haustierwerdung Teil der menschlichen Kultur geworden. Die Tiere in der Landwirtschaft verdanken ihr Leben hauptsächlich dem Umstand, dass wir Menschen ihr Fleisch, ihre Milch oder ihre Eier als Lebensmittel nutzen wollen.

In unserem Kulturkreis sind wir uns weitgehend bewusst, dass sich das Dasein der Nutztiere nicht darin erschöpft, nur für uns da zu sein.

Tiere haben zwar einen Nutz- bzw. Ernährungswert für uns, sie besitzen jedoch immer einen Eigenwert. Das heißt, die Tiere sind mehr wert, als sie uns wirtschaftlich von Nutzen sind. Sie sind empfindungsfähige Wesen. 
Als unsere Mitgeschöpfe sind sie ebenso von der Natur mit einer Vielzahl von Bedürfnissen und entsprechenden Verhaltensweisen ausgestattet.
Sie leiden darunter, wenn wir ihnen nicht die Möglichkeit geben, ihrer jeweiligen Art gemäß zu leben. Auch die Nutztiere wollen nicht nur leben, sie wollen gut leben.

Das bedeutet, dass wir Menschen für die Gestaltung der physischen, physiologischen und instinktangepassten Umwelt zuständig sind. Wir sind dazu verpflichtet, dem Nutztier diese Qualitäten zu garantieren, in Form von tiergerechter Fütterung, Haltung und Zucht.

Die tiergerechte Haltung ist ein Grundwert der biologischen Landwirtschaft. Mit einer tiergerechten Haltungsumwelt nehmen wir Rücksicht auf die Verhaltensbedürfnisse der Tiere und vermeiden so Schäden, Schmerzen und Leiden. Als Gradmesser für eine tiergerechte Haltung stehen Gesundheit und Wohlbefinden. 
Ziel jeder Bio-Tierhaltung muss es sein, dass die Tiere darin gesund bleiben und sich wohl fühlen.

Wer als Tierhalter nicht bereit ist, den Tieren mehr zu bieten als die Quadratmeter-Mindestwerte der EU Verordnung, sollte die Finger von der biologischen Landwirtschaft lassen!
Großbetriebe und Agrar AG´s, die die Bedürfnisse der Handelsriesen und Discounter befriedigen wollen, statt jene der Tiere und Konsumenten, untergraben die Glaubwürdigkeit der gesamten Idee der biologischen Landwirtschaft massiv!

Was ist „artgerecht“?

Artgemäße Tierhaltung ist gegeben, wenn sie sich vorrangig am Verhalten der Tiere orientiert. Unter Verhalten versteht man die Gesamtheit aller Körperbewegungen, Körperhaltungen und des Ausdrucksverhaltens (Lautäußerungen, Körperpflege..) eines lebenden Organismus in seiner Umwelt. 
Das Verhalten umfasst einen angeborenen Teil und einen erlernten Teil.
Die Nutztierethologie, als Wissenschaft zur Erforschung des Verhaltens der Nutztiere, erstellt anhand von Tierbeobachtungen unter natürlichen und semi-natürlichen Bedingungen als auch im Stall das gesamte Verhaltensinventar (Ethogramm) einer Tierart. 
Dadurch kann einerseits Normalverhalten definiert werden, andererseits auch welche Bedingungen (Raumverhältnisse, Strukturen, Einrichtungen, Stallklima, etc.) in einem Haltungssystem herrschen müssen, damit dieses auch tatsächlich ablaufen kann. 
Viele anhand der Nutztierethologie gewonnene Erkenntnisse können heute schon im Stallbau umgesetzt werden.

Quelle: Projekt „Würde der Tiere“, BIO AUSTRIA, 2008

Der Bio-Logo Dschungel

Du kennst dich aus mit den Lebensmitteln deiner Wahl?
Der Durchblick im echten oder missbräuchlichen Bio-Logo Dschungel ist dir sicher?

Gratuliere
es geht nicht allen so!

Wer sicher sein will, ein Bioprodukt zu kaufen, braucht sich aber nicht allzuviel zu merken, aber zwei, drei Logos im Kopf zu behalten ist sicher super!

Das garantiert BIO:

Das grüne EU Bio-Logo muss immer (!!) drauf sein,
das BIO AUSTRIA Logo garantiert dir ein österreichisches Bioprodukt zum hohen bäuerlichen BIO AUSTRIA Standard – dann bist du ganz sicher!


Weitere Logos, die auf vielen österreichischen Bioprodukten zu finden sind:

AMA Biozeichen (rot = Produkt zum überwiegenden Teil aus Österreich)

Du findest auch auf jedem echten Bioprodukt einen Kontrollstellencode, der
AT – BIO – Nummer lautet!
Bei ausländischen Bioprodukten natürlich mit anderem Länderkürzel vorne.

Hier wird Bio-Logo Dschungel Fake produziert:
Das sind einige der Schwindel-Begriffe

  • aus der Region/regional..
  • aus kontrolliertem Anbau
  • aus integrierter Produktion
  • von glücklichen Hühnern
  • aus dynamischer Produktion
  • aus naturnahem Anbau
  • umweltgeprüfte Qualität
  • aus chemiefreier Landwirtschaft
  • aus umweltschonendem Anbau
  • aus Bodenhaltung
  • Vollwertnahrungsmittel
  • direkt vom Bauern
  • Bauernhofgarantie    
  • aus umweltgerechter Landwirtschaft
  • garantiert kontrolliert
  • blablabla
  • blablabla

das hat alles nichts mit „BIO“ zu tun, sonst würde nicht auf die BIO Bezeichnung verzichtet!

Augen auf! Bio-Logo entdecken – sicher sein!

BIO ist nichts Exklusives, sondern die Rückkehr zur Normalität!

Markus Danner

Bio und Welthunger

„Welternährung“ oder Lebensmittelsouveränität?

Bio und Welthunger – bedingt etwa das Eine das Andere? Mitnichten!
Von welchen Lebensmitteln sprechen wir eigentlich, wenn wir den Bedarf erheben wollen? Sprechen wir nur von den Welt-Grundnahrungsmitteln wie Reis und Weizen oder von einer Gesamtheit der unglaublichen Vielfalt von Pflanzen? Oder nehmen wir auch das „Veredelungsprodukt“ Fleisch dazu, für das wir für 1 kg bereits ca. 7 kg Getreide- und Eiweißnahrung verfüttern haben müssen? Gehen wir weiters davon aus, auch in Zukunft etwa 200 % erzeugen zu müssen, um 100 % konsumieren zu können, weil wir es uns „leisten“ können, weiterhin etwa 50 % der produzierten Lebensmittel auf den Müll zu werfen oder durch mangelnde Möglichkeiten bei der Nachernte verlieren?Aktuelle Studien machen nämlich deutlich, dass am Weg vom Acker/Stall bis in die Haushalte im großen Durchschnitt 50 % der Lebensmittel „verloren“ gehen.

Gehen diese in den armen Ländern tatsächlich durch veraltete und schlecht gewartete Ernte-, Transport- und Aufbereitungstechnik verloren, so werden Lebensmittel in den reichen Ländern aus den verschiedensten Gründen im großen Stil weggeworfen (in Östereich macht dies einen Betrag zwischen ein und zwei Milliarden Euro aus, etwa das Doppelte dessen, was für Bio-Lebensmittel ausgegeben wird).

Anstatt von „Welternährung“ müssen wir in Zukunft von „globaler Ernährungssouveränität“ sprechen und auch in diesem Sinne Lösungen entwerfen und umsetzen. Kann nun die Biologische Landwirtschaft  Ernährungssouveränität eher garantieren als die konventionelle, industrielle Landwirtschaft? Die Bio-Vordenker Urs Niggli vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) sowie Felix zu Löwenstein, Vorsitzender des Deutschen Bundes Ökologischer Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) sagen dazu eindeutig ja!
Ja unter den Bedingungen einer „ökologischen Intensivierung“. Grundbedingung bleibt, dass Bio genügend produktiv ist, um eine globale Ernährungssicherheit angesichts der steigenden Erdbevölkerung sicherzustellen.

Bio und Welthunger – logische Konsequenz?
Studie spricht vom Gegenteil!

WissenschafterInnen der Universität Michigan haben dazu 2007 einen aufschlussreichen Versuch unternommen, wie viele Lebensmittel durch eine low-input, kleinbäuerliche Bio-Landwirtschaft zur Verfügung gestellt werden könnten. Die Auswertung untersuchte, welche Nahrungsmengen in zehn verschiedenen Kategorien von Grundnahrungsmitteln durch die Umstellung der Weltagrarfläche auf Biologische Landwirtschaft erzeugt werden könnte. Die WissenchafterInnen gingen davon aus, dass es zwei verschiedene Ausgangspunkte für die Umstellung gibt, je nachdem, welche der beiden Formen von den BäuerInnen derzeit praktiziert wird. Einerseits von einer traditionellen Landwirtschaft kommend, die mangels Zugang oder Kaufkraft ohne Chemie arbeitet, aber die Prinzipien des Bio-Landbaus nicht anwendet. Andererseits von einer industriellen Landwirtschaft ausgehend, die alle Methoden einer „modernen“ Landwirtschaft praktiziert, wie sie von der „Grünen Revolution“ seit 40 Jahren vorangetrieben werden, insbesondere den Einsatz von chemisch-synthetischen Dünge- und Pflanzenschutzmittel und von gentechnisch verändertem Saatgut.

Das interessante Ergebnis dieser Studie:

Die Umstellung der globalen Nahrungsmittelerzeugung auf Biologischen Landbau würde zu einer Erhöhung der Nahrungsmittelproduktion um 50 % auf fast 4400 Kilokalorien pro Person und Tag (bei einem Bedarf von 2200 bis 2500 kcal/Person, Tag) führen!

Das Ergebnis ist umso interessanter, als beim Vergleich keine „optimierten“ Systeme, sondern tatsächlich existierende Beispiele gegeneinander abgewogen wurden (Interessensvertreter würden bei Modellen gerne optimierte Annahmen verwendet sehen, doch optimierte Fälle gibt es für beide Anbaumethoden nicht, zu unterschiedlich sind die Bedingungen in jeder Region dieser Erde).

Reinhard Geßl