Organische Zukaufdünger für Biokulturen

Organische Zukaufdünger für Biokulturen, vor allem im biologischen Ackerbau, sollten grundsätzlich die absolute Ausnahme sein!

Zur Nährstoffversorgung des Bodenlebens werden folgende Gruppen in dieser Reihenfolge herangezogen:

  1. Ernterückstände, Gründüngung, Leguminosenstickstoff
  2. Tierische Dünger aus biologischer Landwirtschaft
  3. Organische Zukaufsdünger

Der Boden kann durch Leguminosenanbau, Hofdünger, Gründünger, usw. ausreichend mit Stickstoff versorgt werden. Dennoch kann der Einsatz organischer Zukaufsdünger im Einzelfall notwendig erscheinen, zB:

  • in (viehlosen) Gemüsebaubetrieben
  • bei einer verzögerten bzw. misslungenen Leguminosen-Zwischenfrucht
  • für höhere Marktqualitäten, zB Protein bei Weizen

Bei der Auswahl der Zukaufsdünger ist in erster Linie auf die biologische Herkunft zu achten. 
Kooperationen aus Ackerbau- und Veredelungsbetrieben mit einer Rückführung von tierischem Dünger sind bei räumlicher Nähe zweckmäßig.

Darüber hinaus ist es schwer, Dünger in Bioqualiät zu finden; durchaus geeignet sind Schrote von Körnerleguminosen und Ölkuchen, die ja beträchtliche Stickstoffmengen enthalten.

zulassungsfähige organische Zukaufdünger für Biokulturen

Kompost

Aus pflanzlichem Abfall wie Strauch- und Grünschnitt bzw. kommunaler Biomüllsammlung ist bei diesen Komposten vor allem auf die Schwermetallgehalte zu achten; nur Güteklasse A+!

Pferdemist

Ackerbaubetriebe gehen oft mit Reitbetrieben eine Kooperation ein und tauschen Stroh gegen Mist; Sägespäne aus harzenden Nadelhölzern sind im Mist dabei generell zu vermeiden, da sie im Boden versauernd und lebenshemmend wirken.

Industrielle Abfallprodukte

aus der Vitamin C- und der Penicillin–Erzeugung; hierbei handelt es sich um Handelsprodukte wie Biosol oder Biofert;
Vinasse

Ölkuchen und Körnerleguminosenschrote

Bei österreichischer Herkunft ist nebenbei auch die Gentechnik-Freiheit gesichert, sodass es sich um ein preiswertes Produkt handeln kann

C/N – Verhältnis: Je nach den Anteilen von Kohlenstoff und Stickstoff im Zukaufsdünger ist eher eine Humus aufbauende Wirkung zu erwarten (Kompost) oder als anderes Extrem eine direkte Nährstoffgabe zur Pflanze und sogar Humusabbau (Kartoffelrestfruchtwasser).

Nachvollziehbarkeit von Herkunft und Qualität des Düngers:
Weite Transportwege für organische Dünger sind oft nicht wirtschaftlich und vor allem nicht im Sinn der Sache. Düngemittel müssen zwecks Nachvollziehbarkeit ihres Entstehungsprozesses und GVO-Freiheit im Betriebsmittelkatalog von InfoXgen gelistet sein.

Sind Organische Zukaufsdünger offensichtlich notwendig, aber in Bioqualität nicht verfügbar, so sind einige Faktoren zu prüfen:
C/N – Verhältnis: Je nach den Anteilen von Kohlenstoff und Stickstoff im Zukaufsdünger ist eher eine Humus aufbauende Wirkung zu erwarten (Kompost) oder als anderes Extrem eine direkte Nährstoffgabe zur Pflanze und sogar Humusabbau (Kartoffelrestfruchtwasser).
Nachvollziehbarkeit von Herkunft und Qualität des Düngers:
Weite Transportwege für organische Dünger sind oft nicht wirtschaftlich und vor allem nicht im Sinn der Sache. Düngemittel müssen zwecks Nachvollziehbarkeit ihres Entstehungsprozesses und GVO-Freiheit im Betriebsmittelkatalog von InfoXgen gelistet sein.

Heinz Köstenbauer

Gülle und Jauche auf Bioflächen

In den letzten Jahrzehnten hat sich aus arbeitstechnischen Gründen und vermehrten Umstiegs auf Laufstallhaltung auf vielen Betrieben die Güllewirtschaft etabliert.
Auch deshalb gilt es, alles zu unternehmen, um aus Gülle einen auch in der biologischen Grünlandwirtschaft brauchbaren Dünger zu machen. Gülle und Jauche auf Bioflächen darf und muss kein gesellschaftliches No-Go sein.

Unbehandelte Gülle ist in den meisten Fällen nicht boden- und pflanzenverträglich! 
Diese Verträglichkeit muss durch entsprechende Behandlung erst geschaffen werden.

Aufbereitungsmöglichkeiten

Die Güllebelüftung ist keine unheikle Angelegenheit. Ein Zuviel bewirkt Verluste durch Ausblasen von Stickstoff und Schwefel mit gleichzeitiger Belastung von Luft und Umwelt.
Das Ziel hingegen soll möglichst verlustfreier Erhalt der Stoffe im Kreislauf sein.
Ein Zauberwort heißt, nach neuesten Erkenntnissen: Mikroaerobes Milieu!
Das heißt, leichter Sauerstoffeintrag in die Gülle bewirkt eine Hygienisierung, denn ein Großteil der pathogenen Keime ist nicht sauerstofftolerant und sie verschwinden dadurch.
Gleichzeitig lässt vorhandener Sauerstoff Mikrobentätigkeit zu, welche Voraussetzung ist, Stoffe organisch zu binden (N, S).
Dadurch wird die Gülle bodenverträglicher und bei der Ausbringung treten deutlich weniger Verluste auf!

Eintrag von Urgesteinsmehl oder Tonmineralen

Die Verwendung von Urgesteinsmehl, direkt in die Grube eingeblasen oder im Stall ausgestreut, nimmt gegenwärtig zu, nicht zuletzt auch aufgrund der Einfachheit seiner Anwendung, denn der Arbeitsaufwand im Falle des Einblasens lässt sich auf ein bis zwei Einsätze im Jahr reduzieren.

Zu beachten ist unbedingt, dass der Trockensubstanzgehalt der Gülle nicht weit weniger als 7% beträgt, da ansonsten das Steinmehl zu wenig anhaften und einen Bodensatz bilden kann. Bei Vollgülle mit einer Verdünnung bis max. 25% haften die zuvor intensiv eingemixten Steinmehlpartikel an den Feststoffteilchen der Gülle dauerhaft an und bleiben in Schwebe.

Tonminerale sind höchst oberflächenaktiv, auch deshalb liegt die Aufwandsmenge deutlich niedriger als jene des Steinmehls.
Steinmehl: ca. 25-30kg/m3
Tonminerale: ca 25kg/GVE/Jahr

Ziel und Zweck:

  • Bindung flüchtiger Stoffe durch die hohe Absorbtionskraft
  • Anregung mikrobieller Tätigkeit
  • Entgiftung der Gülle
  • Eintrag der mineralischen Komponente
  • Ausbringung auf den Boden erfolgt durch die Gülledüngung ohne zusätzlichen technischen Aufwand

Die Verdünnung ist eine weit verbreitete Praxis. Sie erfolgt vor allem durch die Ableitung von Oberflächenwasser aus befestigten Auslaufflächen. 
Auch Dachwasser wird gelegentlich in die Grube eingeleitet. Positiv wirkt sich die Wasserzugabe durch den damit verbundenen Sauerstoffeintrag in die Gülle aus, zudem bietet das Wasser Reaktionsoberfläche, an die sich Stoffe binden können und dadurch weniger emissionsgefährdet sind (v.a. Ammoniak).

Gülle und Jauche auf Bioflächen

Darf nicht so aussehen! Damit schaffen wir uns gesellschaftliche und betriebswirtschaftliche Probleme!

Narbenschäden durch Schleppschlauch güllen © Markus Danner
Fehler im Umgang mit der Gülle bringen sie in Verruf! Narbenschäden durch güllen mit Schleppschlauch © Markus Danner

Durch die Verringerung des Trockensubstanzgehaltes wird die Homogenisierung und Belüftbarkeit erleichtert. Werden keine sonstigen Behandlungsmethoden angewandt, ist die Wasserzugabe zur Verringerung der Stickstoffverluste unbedingt notwendig.
Die Verdünnung ist aber nicht unbegrenzt sinnvoll, denn der Energieaufwand der Ausbringung steigt selbstverständlich mit jedem Fass, das zusätzlich ausgebracht werden muss. 
Auf keinen Fall darf die Verdünnung der Gülle dazu führen, dass die ausgebrachten Einzelgaben pro Flächeneinheit über die verträgliche Menge steigen. Dies würde unweigerlich Schäden an Feinwurzeln, Regenwürmern und anderen Bodenorganismen nach sich ziehen

Komm oft, bring wenig!
Ausbringungsmenge:
Einzelgabe Grünland: 12m3
Einzelgabe Acker: 20m3
Jahresmenge: abhängig von der Nutzungsintensität

Um Schwimm- und Sinkschichten zu vermeiden, ist eine regelmäßige Durchmischung bzw. mixen eigentlich selbstverständlich, auch viele Schadorganismen werden dadurch ferngehalten (Fliegen, Rattenschwanzlarven, Ratten..), die auf Schwimmdecken paradiesische Verhältnisse vorfinden.
Durch regelmäßige Bewegung der Gülle wird durch den Oberflächenkontakt zur Luft ein gewisser Sauerstoffeintrag ermöglicht, der u.U. die gewünschten Effekte schon allein dadurch erbringen kann. Weitere Zusatzstoffe jeglicher Art werden sehr unterschiedlich beurteilt, gute und schlechte Erfahrungen halten sich die Waage. 
Wichtig ist in jedem Fall, für sich ein Maßnahmenziel zu formulieren, und die Zielerreichung durch die jeweilige Maßnahme kritisch zu hinterfragen und zu prüfen.

Markus Danner




Was Kompost alles kann

Das Ziel der Kompostierung ist es, einerseits hochwertigen, saatverträglichen und bodenverbessernden Dünger zu erhalten, sowie organische Abfälle einer sinnvollen Verwertung zuzuführen. Was Kompost alles kann – bitte weiterlesen!

Kompost hat Eigenschaften, auf die im biologischen Ackerbau und Gartenbau vielfach nicht verzichtet werden kann.
Selbst der Grünlandbetrieb, der die Phosphorverfügbarkeit in seinem Boden steigern muss, hat mit Kompost das Mittel der Wahl in der Hand.
Mit Kompost können leichte Böden bindiger, schwere etwas leichter bearbeitbar und luftiger werden, vorausgesetzt, es wird langfristig konsequente Kompostwirtschaft betrieben.
Die Wasserhaltefähigkeit, Regenwurmaktivität, Krümelstabilität und andere Bodenparameter werden von Kompostanwendung positiv beeinflusst und haben somit neben der Bedeutung als Nährstoffträger mehrere weitere ertragsrelevante Eigenschaften.

Reifer Kompost. © Markus Danner
inhaltsreicher Kompost ist ein besonders wertvollerDünger (C) Danner

Ein gängiges Qualitätsmerkmal von reifem Kompost ist das C:N Verhältnis (Kohlenstoff-Stickstoff-Verhältnis), das idealerweise im Bereich von 10-15:1 liegt. (Humus!)
Die Qualität eines organischen Düngers hängt zum Großteil von seinen Ausgangssubstanzen und der Qualität der Umsetzungsprozesse ab.
Weisen diese Substanzen in ihrer Gesamtheit ein C:N Verhältnis von ca. 30:1 auf, werden zudem aerobe Rotteverhältnisse geschaffen und dem Material mineralische Komponenten wie Lehm, Tonmineralien oder Urgesteinsmehl zuteil, entsteht eine Komposterde, die Vollwertnahrung für die durchwachsenden Kulturpflanzen darstellt.

Für die Bewirtschaftung offenen Bodens hat Kompost eine herausragende Bedeutung.
Die Nutzung seiner Vorzüge und Qualitäten sind auch in der biologischen Acker- und Gartenbauwirtschaft noch ausbaufähig.

Trotz aller Vorzüge und positiven Eigenschaften ist es keineswegs immer sinnvoll, auch aus tierischem Mist Reifkompost herzustellen.
Seine Erzeugung erfordert Energie und Zeit. 
Der Energieverlust des Materials während des Vererdungsprozesses hat folgerichtig einen geringeren Energieeintrag in den Boden zur Folge. 
Kompost kann durch seine Eigenschaften, Struktur und Zusammensetzung als idealer Stoff für Bodenaufbau und Pflanzen(-wurzel) gelten. 
Dennoch ist für den Aufbau und die Heranzucht vielfältigen Bodenlebens und einer starken Bodendynamik junges, frisches, energiereiches organisches Material wichtig.

Diese Grundüberlegungen sollen der Entscheidung dienen, welcher Dünger zu welcher Zeit an welchem Ort zu welchem Zweck der idealste ist.

Alles organische Material, das auf einem landwirtschaftlichen Betrieb im Laufe des Jahres anfällt, kann und soll kompostiert werden.
Die Erzeugung fruchtbarer Erde ist eine der edelsten Tätigkeiten eines Menschen!

Idealer Dünger
Für Saat- und Pflanzbeete: Kompost
Für Grünland und Kulturdüngung (Getreide, u.U. Begrünungen): junger Rottemist

Markus Danner

Düngen mit Festmist

Die für den Bodenaufbau beste Art der (organischen) Bodenfütterung ist das Düngen mit Festmist. Die festen Wirtschaftsdünger bieten Vorteile gegenüber flüssigen, da die Durchmischung von tierischem Kot mit Einstreu mehrere positive Wirkungen zeigt:

  • ideales C:N Verhältnis, dadurch
  • sehr geringe Nährstoffverluste durch Umwandlung von verfügbaren Nährstoffen in organische Bausteine
  • gut aerob aufzubereiten
  • Die Einstreu als Kohlenstoffträger ist eine Energiequelle für die mikrobielle Aufarbeitung und Umsetzung des Düngers und für das Bodenleben.

Festmistarten, Wirkung

Frischmist

enthält noch schädliche Inhaltsstoffe (Ammoniak, Schleimstoffe) und ist daher für die Anwendung z.B. unmittelbar vor der Saat (Getreide, Zwischenfrucht, Grünlandsaat..) ungeeignet.

Rottemist

ist Stallmist, der aerob, d.h. unter Ein- und Mitwirkung von Luft einen Großteil keimhemmender Stoffe abgebaut hat; dieser Dünger ist nahezu für alle Kulturflächen im Grünland und auf dem Acker geeignet (ausgenommen Kopfdüngung im Gemüsebau);
Rottemist bewirkt ein rasches Ansteigen der mikrobiellen Tätigkeit im Boden; er ist fäulnisfrei!
er wird im Acker leicht in den Boden eingearbeitet oder oberflächlich als Flächenschleier (=Nährdecke) belassen.

stark angerotteter, fäulnisfreier Festmist © Markus Danner

Stapelmist

Unter Stapelmist wird hier dicht gelagerter, wenig strukturierter Mist verstanden, der nach innen zunehmend grünlich-speckig wird und beim Aufreißen des Haufens stechend scharf stinkt.
Neben Ammoniak und Schwefelwasserstoffen enthält solches Material eine Reihe weiterer mehr oder weniger giftiger Stoffe (Indol, Skatol, Cadaverin..), die auf landwirtschaftliche Nutzflächen ausgebracht zwangsläufig zu Schäden und Belastungen von Umwelt und Boden(-leben) führen.
Solcher Mist ist weder Dünger noch Bodenfutter. Früher oder später wirkt sich seine Anwendung durch eine Qualitätsminderung von Boden und Kulturen aus, die sich häufig durch Verunkrautung, Krankheitsanfälligkeit der Kulturen sowie Strukturprobleme des Bodens, die sich durch eine nicht vorhandene Krümelbildung, geringes Nährstoff- und Wasserhaltevermögens (hohe Nährstoff- und Tonmineral-Auswaschungsgefahr!) etc. zeigen.

Hans Müller pflegte gegenüber Bauern mit solchen Mistlagern festzustellen: „Du hast die Giftfabrik auf dem eigenen Hof!“

Die Hauptaufgabe der Düngeraufbereitung ist seine Entgiftung, und die Erzeugung bekömmlichen, rasch umsetzbaren Bodenfutters! Faulender Stapelmist hat auf landwirtschaftlichen Nutzflächen und Kulturen nichts verloren!

Anwendung, Ausbringung

H.P. Rusch und mit ihm Hans Müller legten größten Wert darauf, feste, fäulnisfreie Dünger in dünnen Schleiern, sogenannten Nährdecken, mehrmals im Jahr, gegebenenfalls auch nach den Futterernten, auf die Flächen zu bringen.
Rusch wies auch vehement auf die Sinnhaftigkeit hin, möglichst frische Dünger aufs Feld zu bringen (aufgrund des größten Energiegehaltes für die Bodenorganismen).

Der Effekt, den diese Düngepraxis zeigt, liegt mittel- und langfristig in einer deutlich gesteigerten Nährstoffdynamik, die sich aus der gesteigerten mikrobiellen Aktivität ergibt. 
Rusch dokumentierte langjährige Düngeergebnisse in seinem Werk „Bodenfruchtbarkeit“, anhand der von ihm mittels Zellzahlen in unzähligen Proben ermittelten Bodengüte.
Betriebe, die diese „Gleichmäßigkeit des Futternachschubs“ zur angewandten Praxis machten und machen, können auf stabile Pflanzenbestände und Erträge setzen.

Die Art und Weise der Düngerbehandlung soll keinem Dogma unterliegen! Scheitert die aerobe Behandlung auf einem Betrieb aus technischen, arbeitswirtschaftlichen oder anderen Gründen, kann mit fermentativen Methoden nahezu gleichwertig behandelt werden! 
Entscheidend ist, dass der Dünger nicht faulend sich selbst überlassen wird und seinerseits positive Effekte auf den Boden und im Boden bewirken kann.

Markus Danner

Humus ist genial

Bio ist Synonym für Humuswirtschaft
In den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts hat Hans-Peter Rusch der geläufigen Mineraltheorie eine neue Sichtweise auf Lebensvorgänge, Pflanzenwachstum und -ernährung entgegengestellt:
Den „Kreislauf der lebenden Substanzen“
Bei seinen Forschungen kam auch er zur Erkenntnis: Humus ist genial!

Er erkannte es als widersinnig, dass sich die Natur den verschwenderischen Luxus leisten solle, alles Lebendige bis auf totstoffliche Ionen abzubauen und auf der anderen Seite von „nichts“ ausgehend aus totstofflichen Ionen lebendige Organismen wieder aufzubauen.

Raoul France beschrieb 1911 erstmals das „Edaphon“, das Lebensreich des mikroskopisch Kleinen im Erdreich. Nach ihm (be-)wiesen Virtanen (1933), Schanderl (1947) , Sekera (1984), Rateaver (1993), Hennig (1994), Margulis (1993, 1999) und andere, dass sich das Leben im Boden, durch den Boden und aus dem Boden heraus (Pflanzenwachstum) etwas anders gebärdet als Liebig´s Mineraltheorie dies aus heutiger Sicht unzulässig vereinfachend erahnen ließe.

Regenwurmlosung in Weide © Markus Danner
Der Humusmacher!
Regenwurmlosung in Weide © Markus Danner

All die Funktionen, Wechselwirkungen, Umbildungen, Verwandlungen, Neubildungen, das Vergehen und Entstehen der sichtbaren und unsichtbaren Lebensformen auf dem Land treffen sich im HUMUS.

„Humus = Kohlenstoff mal xy“ trifft dabei die Wahrheit nicht annähernd.
Die Sache ist komplizierter.

Das mikrobielle Leben im Boden, das Voraussetzung ist für den Erfolg des landwirtschaftlichen Werkens an der Oberfläche, ist innig verknüpft mit dem, was wir Humus nennen.
Ein Stoff und eine Funktionsschaltzentrale, dessen Werden, Sein und Wirken sich der Wissenschaft bisher nicht völlig klar erhellt hat.

Ton-Humus-Komplexe

sorgen für stabile Verbindungen der Bodensubstanzen (Brücke zwischen mineralischem Ton und organischem Humus), die wiederum nur mithilfe von Bodenorganismen zum stabilen Krümel „lebendverbaut“ werden können.

Auch die Intensität und Qualität der Lebendverbauung ist abhängig von der Pflege, Bewirtschaftungsweise und Bodenfütterung durch den Bewirtschafter/die Bewirtschafterin.

Enorme Bedeutung des Bodenlebens

Die durchschnittliche Biomasse auf 1 000m2
beträgt nach „The GAIA Atlas 1985“ in den USA:

15 kg Einzeller
100 kg Regenwürmer
100 kg Insekten
170 kg Bakterien
250 kg Pilze

dadurch werden
5.500 kg Pflanzen und
1,8 Menschen versorgt!

Humus ist die Lebenswelt des Lebendigen im Boden, in gleicher Weise sein Futter und sein Zuhause. Nebenbei sorgt er für Wasser, Luft und Wärme; für die bio-logische Landbewirtschaftung heißt das nichts weiter, als lediglich dafür zu sorgen, dieses Werk im Vollbetrieb am Laufen zu halten!

Markus Danner

Pflanzen wachsen… nicht überall

Standortsansprüche und Wuchsform der Grünlandpflanzen

Die Grünlandarten stellen unterschiedliche Ansprüche an das Klima. Das Englische Raygras beispielsweise ist in Gebieten mit subozeanischem Klima (Buchen kommen hier vor) das wertvollste Futtergras der intensiv genutzten Dauer- und Mähweiden. Es meidet allerdings schneereiche, frostgefährdete Gebiete. In kontinental beeinflussten Tal- und Beckenlagen ist das Wiesen-Rispengras konkurrenzkräftiger.

Das Italienische Raygras stellt besonders hohe Ansprüche an das Klima; es wächst in Österreich nur in wärmeren, subozeanischen Gebieten mit einer Jahresmitteltemperatur über 8° C. Der Schlangen-Knöterich wiederum kommt in kühleren Tal- und Beckenlagen auf feuchten Böden häufig und weit verbreitet vor und gilt hier als Kühlezeiger unter den Pflanzenarten. Auch die Wuchsform der Gräser wird vom Klima beeinflusst. Mit zunehmender Wärme und Trockenheit nimmt die Bestockungsdichte bei Horstgräsern zu.

Mahdverträglichkeit

Die Mahdverträglichkeit der Grünlandarten ist auch vom Klima am jeweiligen Standort abhängig. Der Glatthafer beispielsweise hat seinen Verbreitungsschwerpunkt in wärmebegünstigten Tal- und Beckenlagen. Hier erträgt er bis zu drei Schnitte pro Jahr und ist in gedüngten, zwei- bis dreischnittigen Mähwiesen sehr häufig ein wichtiger Bestandesbildner. In kühleren Gebieten, wie beispielsweise im Ennstal, toleriert der Glatthafer nur mehr ein bis zwei Schnitte jährlich und fehlt daher in dreischnittigen Mähwiesen.

Fuchsschwanzwiese. © Markus Danner
Fuchsschwanzwiese. © Markus Danner

Pflanzenartenvielfalt

Österreich ist im mitteleuropäischen Vergleich eines der pflanzenartenreichsten Länder. Vor allem aus klimatischen und geologischen Gründen gibt es innerhalb von Österreich Gebiete mit unterschiedlich hohem Artenreichtum. In Naturräumen mit Karbonatgesteinen (Kalkstein, Dolomit, Mergel) als geologischem Untergrund kommen in der Regel mehr Pflanzenarten vor, und es wachsen zum Teil andere Arten als in Naturräumen, die aus Kristallingesteinen bestehen. Pflanzenbestände auf karbonathaltigen Böden sind daher bei gleichartiger Bewirtschaftung und Nutzungshäufigkeit tendenziell artenreicher als jene auf karbonatfreien, sauren Böden. Vor allem auf stark versauerten Böden können nur wenige Blütenpflanzen wachsen.

Pflanzenwurzeln

Das Klima beeinflusst auch die Wurzelmasse und räumliche Wurzelverteilung im Boden. Generell fördern Trockenheit und Wärme das Tiefenwachstum der Wurzeln, während Nässe und Kälte das Tiefenstreben der Wurzeln hemmen. Ein großer Wurzeltiefgang schützt die Pflanzen vor Wassermangel. Folglich nimmt mit zunehmender Trockenheit das Spross-Wurzelverhältnis ab.

Die tiefreichende Durchwurzelung in wärmeren Trockengebieten erhöht die Krumenmächtigkeit im Boden. Daher weisen Tschernoseme im pannonischen Raum in der Regel einen mächtigen A-Horizont auf. Eine tiefreichende Durchwurzelung erhöht den Humusgehalt im Unterboden und vermindert die Nährstoffverluste durch Auswaschung mit dem Sickerwasser; außerdem werden die Nährstoffvorräte im Unterboden besser ausgenutzt. In kühleren Gebieten ist das Tiefenstreben der Wurzeln geringer, dafür ist die Seitenausdehnung der Wurzeln häufig größer als in wärmeren Gebieten. Daher weisen insbesondere Alm- und Gebirgsböden in der obersten Bodenschicht (A-Horizont) meist einen sehr hohen Humusgehalt auf.

In wärmeren Gebieten erreichen die Wurzeln der Gräser auf frischen Standorten Tiefen bis über 1 m, einige Kräuter (z.B. Wiesen-Kümmel, Wiesen-Bärenklau, Wiesen-Löwenzahn, Stumpfblatt-Ampfer) sogar bis über 2 m. Im pannonischen Raum können bestimmte Kräuter (Feld-Mannstreu, Halbstrauch-Radmelde, Löss-Löwenzahn) eine Wurzeltiefe von über 5 m erreichen. In kühleren Gebieten hingegen dringen die Graswurzeln kaum noch tiefer als 50 cm in den Boden ein und die Kräuter erreichen selten eine Wurzeltiefe von über 1 m.

Unter den wertvollen Futtergräsern erreichen insbesondere der Glatthafer, das Wiesen-Knaulgras und das Wiesen-Rispengras eine beachtliche Wurzeltiefe. Sie ertragen daher eine zeitweilige Trockenheit relativ gut, im Gegensatz zum minderwertigen Gewöhnlichen Rispengras, das nur flach wurzelt. 

Wiesenfuchsschwanz übersteht aufgrund seiner besonderen Wurzeleigenschaften Wechselfeuchte und zeitweilige Staunässe schadlos.

Andreas Bohner

Problemfelder der Biolandwirtschaft

Hoher Anspruch, denn Bio ist Premium

Ja, es gibt durchaus Problemfelder in der Biolandwirtschaft.
Die Biologische Landwirtschaft ist vor gut 50 Jahren angetreten, um eine Alternative zur konventionellen Landwirtschaft zu bieten, eine Alternative zur Maximierung der Erträge, die weitgehend ohne Rücksicht auf Ökologie, Betriebsorganismus und Eigenständigkeit der Betriebe geschah. In den 1990er Jahren, als die Schattenseiten der konventionellen Landwirtschaft immer deutlicher wurden, wurde die Bio-Landwirtschaft zur attraktiven Alternative, sowohl für die KonsumentInnen als auch für Verarbeitung und Handel und z. T. auch für die Agrarpolitik. Dieses schnelle Wachstum geschah jedoch nicht ohne negative Folgen für den Bio-Landbau. Diese Schattenseiten werden unter dem Stichwort „Konventionalisierung“ zusammengefasst. 

Die in diesem Beitrag genannten Punkte stellen einen exemplarischen Versuch dar, Licht hinter manche Entwicklung zu bringen. Zu betonen ist:

Der eigentliche Maßstab, nach dem jede Bio-Landwirtschaft zu bewerten ist und auch kontrolliert wird, stellt die Einhaltung der EU-Bio-Verordnung 2018/848 mit den zugehörigen Rechtsakten und weiterer, z.T. privatrechtlich selbstgewählter Auflagen dar.

Bei nachfolgenden Punkten handelt es sich vielfach um Erwartungen der KonsumentInnen, vielleicht auch um eine weite Interpretation der Grundwerte der Bio-Landwirtschaft. Es ist nicht zulässig, aus dieser kritischen Betrachtung Negativableitungen zu formulieren, da der ganzheitliche Ansatz hier nicht dargestellt werden kann.

Problemfelder der Biolandwirtschaft:
Soziale Standards hier und dort

In besonders handarbeitsintensiven Kulturen wie z. B. Gemüsebau oder Sonderkulturen müssen Bio-Betriebe verstärkt Fremdarbeitskräfte beschäftigen. Über privatrechtliche Vereinbarungen und persönliche Anständigkeit hinaus gibt es auch in der Bio-Landwirtschaft keine Verpflichtung zu höheren Löhnen als die gesetzliche Mindestnorm. Viele Bio-BäuerInnen zahlen als Motivation für exakte, gewissenhafte Arbeit aber freiwillig einen höheren Preis an die Hilfskräfte. In den Ländern des Südens wird die Bezahlung eines fairen Mindestlohns sehr oft über die Kombination mit dem Fair Trade-Gütesiegel sicher gestellt.

Problemfelder der Biolandwirtschaft:
Einsatz ausländischer Eiweißfuttermittel

Der ideale Kreislauf eines Bio-Betriebs bestünde dann, wenn mehr oder minder keine Betriebsmittel  von außen in den Betrieb kommen und auch nur wenige der erzeugten Lebensmittel den Hof verlassen, der überwiegende Anteil sich also im gesunden Betriebsorganismus dreht. Da verständlicherweise die Subsistenzwirtschaft nur für einen sehr kleinen Teil der Bio-BäuerInnen interessant ist, wird auch in der Bio-Landwirtschaft  viel verkauft aber auch viel zugekauft. Z. B. werden Eiweißfuttermittel zur Deckung des Bedarfs der Tiere zugekauft. Soja stellt die hochwertigste Eiweißquelle dar. Soja wird zum Großteil importiert.

Auf dem Problemfeld globaler, industrieller Landwirtschaft darf BIO nicht spielen:
In Brasilien und Argentinien werden zur Gewinnung von ackerfähigem Land für den Sojaanbau riesige Regenwaldflächen gerodet oder Weideland umgebrochen. Mit dieser Maßnahme werden Flächen verbraucht, die nicht mehr der Lebensmittelversorgung der lokalen Bevölkerung zur Verfügung stehen, sondern das Futter für die Tiere der Reichen produzieren.
Zusätzlich werden durch diesen „land use change“ riesige Mengen an CO2 frei, die wiederum einen Anteil an der Klimaerwärmung tragen.

Sojakultur im Alpenvorland © Markus Danner
Sojakultur im Alpenvorland © Markus Danner

Vor allem in privatrechtlichen Vereinbarungen werden Beschränkungen oder Verbote zum Einsatz von Importsoja getroffen. Mit einer Erweiterung der Sojaanbauflächen in Österreich ggf. auch im Vertragsanbau in den südöstlichen Anrainerstaaten entlang der Donau sollte in Zukunft das ethisch unproblematische Sojaangebot weiter steigen.

Problemfelder der Biolandwirtschaft:
Leistungshöhe in der Tierhaltung

In der EU-Bio-Verordnung sind keine Leistungsgrenzen festgelegt. Die Limitierung dieser obliegt alleine der Einhaltung der Grundwerte der Bio-Landwirtschaft. Grundsätzlich spricht innerhalb dieser Grenzen wenig gegen eine Spezialisierung, Rationalisierung oder auch Intensivierung in der Tierhaltung. Genetische Herkünfte, die den Tatbestand der Qualzucht erfüllen sind aber ebenso ausgeschlossen, wie Tiere, die sich nicht artgemäß fortbewegen können oder die unter den Fütterungs- und Haltungsbedingungen der Bio-Landwirtschaft auffallend krankheitsanfällig sind.

Leistungshöhen lassen sich am Stammtisch gut diskutieren, da jeder dazu eine quantifizierbare eigene Meinung hat. Legt man den Maßstab „tiergerechte Haltung“ an, dann kommt man zu praktikablen und herzeigbaren Tierhaltungen mit einer betriebsindividuell angepassten Leistungshöhe.

Problemfelder der Biolandwirtschaft:
Einsatz von Hybridsaatgut/Hybrid-rassen

Auch in der Biologischen Landwirtschaft werden sowohl im Pflanzenbau als auch in der Tierhaltung überwiegend Hybrid“sorten“ und –„rassen“ verwendet. Die Leistungsvorteile und Uniformität der Hybride überwiegen bei Weitem die Nachteile, wie z. B. die Nichtangepasstheit an die kleinklimatischen und topografischen Besonderheiten.

Von den biologischen Produzentenverbänden gibt es Empfehlungen, wo immer möglich nicht-hybride Sorten zu verwenden. Die Verwendung von CMS (Cytoplasmatische Männliche Sterilität) -Hybriden, die aus Protoplasten- oder Cytoplastenfusion hervorgegangen sind, ist z. B. im BIO AUSTRIA-Gemüsebau nicht zulässig. Da sich einzelne Initiativen sowohl im Gemüsebau als auch in der Getreidesaatzucht  und der Tierzucht aktuell verstärkt um eigenständige Zuchtlinien bemühen, gibt es eine gewisse Hoffnung, dass standortangepasste Sorten und Rassen an Bedeutung gewinnen werden.

Reinhard Gessl

Grundsätze der Biologischen Landwirtschaft

Gedanken zu „Grundsätze der Biologischen Landwirtschaft“ beginnen zwangsläufig mit jenen über Bodenfruchtbarkeit.

Die Bodenfruchtbarkeit kann man nicht mit dem Düngersack kaufen! Zu dieser Erkenntnis kommen immer mehr Landwirte.

Kreisläufe schließen

Bereits Justus von Liebig beschäftigte sich mit einer konsequenten Kreislaufwirtschaft von Mensch und Tier, und forderte z.B. die Rückführung der Fäkalien auf den Boden. Kreislaufwirtschaft ist ökologisch und ökonomisch: Organische Substanz und Nährstoffe werden dem Boden zurückgeführt, der Boden bleibt somit in seiner Fruchtbarkeit stabil. Die Ersparnisse durch den nur in geringerem Maße notwendigen Betriebsmitteleinkauf wirken sich auf die Wirtschaftlichkeit des Betriebes unmittelbar aus. Um Stoffkreisläufe im Betrieb in Gang zu halten, bedarf es eines sorgfältigen Betriebsmanagements, um Verluste möglichst gering zu halten. Als Beispiele können die Hofdüngerwirtschaft, die Düngepraxis, die Erntetechnik und der Umgang mit pflanzlichen und tierischen Abfällen auf dem Betrieb angeführt werden.

alles kommt aus dem Boden, und sollte für einen Neustart wieder dort enden (C) tagwerkbiometzgerei.de

Die Würde der Tiere

Dem Grundsatz der Kreislaufwirtschaft entsprechend werden nicht mehr Tiere auf dem Biobetrieb gehalten, als davon ernährt werden können. Tiere sollen hauptsächlich in jenen Regionen gehalten werden, in denen deren Futter auch produziert werden kann. (Das schließt nicht grundsätzlich aus, dass ein Betrieb im Grünlandgebiet den Betriebszweig Geflügel- oder Schweinehaltung betreibt, die Futtergrundlage für den Hauptbetriebszweig muss dennoch aus dem eigenen Betrieb stammen.)

Damit werden Transportkosten gespart und Nährstoffungleichgewichte, zu starker Nährstofftransfer von einer Region in eine andere möglichst vermieden.

In der Intensivtierhaltung können Tiere ihre arteigenen Verhaltensweisen oft nicht mehr ausleben.
Ganzjährige Anbindehaltung bei Rindern ohne Auslauf entspricht nicht den Grundsätzen einer artgerechten und artgemäßen Tierhaltung, da Rinder ein ausgeprägtes Bewegungs- und Sozialverhalten haben.
Werden derartige Verhaltensweisen in der Nutztierhaltung missachtet, kommt es gezwungenermaßen zu mehr oder minder ausgeprägten Verhaltensstörungen oder Krankheiten.

Die Biologische Landwirtschaft bietet den Tieren daher Stall- und Außenflächen an, die das Ausleben ihres arteigenen Verhaltens und entsprechende Bewegungsmöglichkeiten zulassen.

Nutzung natürlicher Ressourcen

Sind Grundsätze der Biologischen Landwirtschaft beschrieben, darf die lebensspendende Arbeit der Rhizobien nicht fehlen! Durch den regelmäßigen Anbau von Leguminosen wird Luftstickstoff in den Stoffkreislauf eingebracht. Durch Optimierung des Fruchtfolgesystems können selbst im viehlosen Ackerbaubetrieb ausgeglichene Stickstoffbilanzen erreicht werden.

Ein kg synthetischer N-Dünger benötigt für seine Herstellung die Energie von ca. 2kg Öl. Diese fossile Energie wird im Biolandbau durch den Verzicht auf diese Dünger gespart!
Energieeffizienz und die Nutzung erneuerbarer Energie ist natürlich keine Frage der Landwirtschaft, sondern der ganzen Gesellschaft, dennoch hat die biologische Landwirtschaft Chancen und Verantwortung, auch auf diesem Gebiet eine Vorreiterrolle einzunehmen.

Auch Biolandbau kann nicht ohne Stickstoff funktionieren – mithilfe der Natur kann sich der Biobauer N aber selbst besorgen!

Stickstofffabrik des (Bio-) Bauern - Rhizobien, Knöllchenbakterien © Markus Danner
Stickstofffabrik des (Bio-) Bauern – Rhizobien, Knöllchenbakterien © Markus Danner

Auch bei Phosphor und Kali sind die Bodenvorräte größer als die Lagerstätten.
Die Herausforderung für den Biobauern ist das optimale Düngemanagement bzw. das Verfügbarmachen der Nährstoffe für die Pflanzen.
Eine ausgeglichene Bereitstellung von Pflanzennährstoffen kann ohnedies nur über den puffernden Humus und ein aktives Bodenleben gewährleistet werden (siehe Nährstoffdynamik).

Markus Danner

Historie der biologischen Landwirtschaft

Dr. Hans Müller (1891-1988)

Der Emmentaler (Schweiz) Hans Müller war Biologe und Pädagoge. Seine Doktorarbeit mit dem Titel „Wie kommt das Leben auf den Fels…?“ wies bereits auf seine Leidenschaft, die dem Boden galt, hin – und der Fruchtbarkeit, die durch das Leben darin entstehen konnte.

Mit einer wachsenden Gruppe von schweizerischen, später auch österreichischen und deutschen Bauern erprobte und verfeinerte er mit Hilfe seiner Frau und später mit Hans Peter Rusch die „Humuswirtschaft„,wie er die Landbaumethode zunächst nannte, die ohne Agrochemikalien und synthetischen Dünger auskam. 

1932: Gründung der Landbauschule auf dem Möschberg im Emmental,         daraufhin rege Lehr- und Bildungstätigkeit für Jugend und Erwachsene. Zitat: „Freiheit ist nur da, wo der bäuerliche Mensch sich der Verantwortung bewußt wird gegenüber dem, was ihm in seinem Boden … zur Hut für kommende Geschlechter – für die Heimat schlechthin,… anvertraut ist.“ (Hans Müller)

Die Historie der Biologischen Landwirtschaft ist untrennbar mit den in diesem Beitrag beschriebenen Persönlichkeiten verbunden.

Großhöchstetten Hotel Möschberg © Trivago.ch
Großhöchstetten Hotel Möschberg © Trivago.ch
So sieht das Ensemble auf dem Möschberg heute aus; hier haben die Müllers gewerkt und gewirkt!

Dr. Maria Müller (1894 – 1969)

Maria Müller erprobte in der praktischen Gartenarbeit auf dem Möschberg die theoretischen Ansätze der neuen Methoden, und unterzog sie einer kritischen Prüfung. Unter ihrer Obhut entstand der biologische Landbau für die Praxis. Neben ihrer Tätigkeit als Ausbildnerin der weiblichen Jugend in hauswirtschaftlichen Belangen publizierte Maria Müller Arbeiten über „Biologisch Gärtnern“ und Ernährungsfragen. Sie befasste sich intensiv mit den Ernährungslehren von Bircher-Benner, Kollath und Hindhede und brachte ein neues Bewusstsein der Vollwerternährung in die bäuerliche Bevölkerung.

Dr. Hans Peter Rusch (1906 – 1977)

Hans Peter Rusch war Arzt, Mikrobiologe und Humusforscher. Er arbeitete ab den 50er Jahren intensiv mit dem Ehepaar Müller zusammen. Gemeinsam wurde über Jahrzehnte Boden,- Humus- und Düngungsforschung betrieben, und daraus gemeinsam eine Landbaumethode entwickelt. Aus der „Humuswirtschaft“ wurde die „organisch-biologische Landwirtschaft.“ Die Ergebnisse von Rusch´s Forschungen waren klare Erkenntnisse über ideale Bodenbearbeitung, organische Düngung, die notwendige Qualität organischer Dünger und Pflege der Bodenflora und –fauna, die den „Kreislauf der organischen Substanz“, wie Rusch es nannte, erst ermöglicht. Rusch entwickelte einen mikrobiologischen Bodentest, den „Rusch-Test“, der ihm gestattete, Aussagen über potenzielle und zukünftige Bodenfruchtbarkeit abzuleiten und der bei allen damaligen Landwirtschaften der Müller´schen Bauerngruppen angewandt wurde.

Dr. Rudolf Steiner (1861 – 1925)

Rudolf Steiner begründet mit einer achttägigen Vortragsreihe zu Pfingsten 1924 in Koberwitz (Schlesien) die biologisch-dynamische Wirtschaftsweise. Diese besondere, spezielle Art, Landwirtschaft zu betreiben, ist international unter der Dachmarke „Demeter“ bekannt. Steiner wies im Besonderen auf die Kräfte des Kosmos, die planetarischen Konstellationen und auf die Wichtigkeit hin, diese Naturkräfte für den Organismus des Bauernhofes gleichsam einzufangen und zur Wirkung zu bringen. Dies geschieht auf dem biodynamischen Betrieb aktiv durch die Zubereitung von pflanzlichen, tierischen und mineralischen Präparaten, die in Kompostmieten eingebracht und/oder auf die Kulturflächen ausgebracht werden. Steiner, der seinerseits in pädagogischen, architektonischen, medizinischen und philosophischen Fachgebieten tätig war, hinterließ ein umfangreiches Lebenswerk an Schriften, Publikationen und Büchern zu den genannten Themenkreisen und seiner anthroposophischen Geisteswissenschaft. Neben „biodynamisch“ geht auch die Waldorfschule auf Rudolf Steiner zurück. Steiner ist überzeugt: „Eine gesunde Landwirtschaft müsste dasjenige, was sie selber braucht, in sich selber eben auch hervorbringen können.“

Markus Danner

Düngung im Biolandbau

Wer sich intensiv mit biologischer Landwirtschaft, der damit verbundenen Fragen der Bodenfruchtbarkeit und Ertragssicherheit auseinandersetzt, stößt eher früher als später auf die Rolle der hofeigenen Wirtschaftsdünger und der Düngung im Biolandbau.

Sie spielen im Betriebsgefüge eines tierhaltenden Betriebes, seiner Wirtschaftlichkeit und der Gesundheit seiner Futterflächen eine wesentliche, oftmals tragende Rolle.

Die Rückführung der auf dem Betrieb gelagerten tierischen Ausscheidungen auf den Boden stellt die Schnittstelle des betrieblichen Stoffkreislaufes dar – die Überführung seines Endes in einen neuen Lebenszyklus, einen Neustart.

Dabei handelt es sich eben NICHT um eine Frage von NPK, sondern um die Frage, wie der Boden bzw. das darin atemberaubend vielfältige Leben genährt, in seinen umfassenden Funktionen gestärkt und unterstützt werden kann, um ihm jene Dynamik zu verleihen, die ihn befähigen, Jahr für Jahr gesunde Pflanzenbestände und ertragreiche Ernten hervorzubringen.
Düngung im Biolandbau – das optimale „Füttern“ des Bodens mit hochwertigen organischen Düngern, vornehmlich hofeigenen Wirtschaftsdüngern, stand von den ersten Bemühungen der Biolandbau-Gründer an im Zentrum der Aufmerksamkeit.
Um den angestrebten Zielen (aktive Böden, qualitativ hochwertige Kulturen, zufriedenstellende Erträge etc.) gerecht zu werden, stellt sich nach wie vor die Frage nach der Aufbereitungsform, Lagerung und Ausbringung, die mithilft, Bodenfruchtbarkeit zu mehren.

  • Schleppschuhfass mit Traktor © Markus Danner
  • solche Fässer sind zu schwer © Markus Danner
  • Gülleverteiler für Verschlauchungssystem © Markus Danner
  • Gülle Verschlauchungspumpe. © Markus Danner
  • Festmist am Feldlager (C) Danner
  • bodenverträgliche Düngertechnik © Markus Danner

Der besondere Wert organischer Dünger:

  • sie schließen Stoffkreisläufe
  • sie bieten ein vielseitiges Nährstoffangebot
  • sind Futter für das Bodenleben
  • liefern Stoffe für die Humusbildung
  • können eine geringere Krankheits- und Schädlingsanfälligkeit der Pflanze bewirken (Humusqualität)
  • sie sind eine betriebseigene Ressource!

Die Biologische Landwirtschaft „lebt“ sozusagen von der optimalen Funktion des Systems Boden↔Bodenleben↔Pflanze.
Eine optimale Bodenfütterung ist für diese Systemfunktion von entscheidender Bedeutung!

Markus Danner