Bio im Vergleich

Der DOK-Versuch: Biodynamisch, biologisch-organisch und konventionell im Vergleich

Wie zeigt sich Bio im Vergleich?
1974 erhielt das Forschungsinstitut für Biologischen Landbau (FiBL)  von der Schweizer Bundesregierung den Auftrag, in einem Langzeitversuch die verschiedenen landwirtschaftlichen Anbausysteme zu vergleichen.
Im Frühjahr 1978 begann auf 1,5 ha Fläche in der Nähe von Basel der Versuch mit der Aussaat von Kartoffeln, Weizen und Gerste. Ursprünglich wurden drei Systeme angelegt:

das biologisch-dynamische (D),
das organisch-biologische (O) und
das konventionelle (K).

Letzteres wurde 1985 ausgehend von einer neuen landwirtschaftlichen Praxis in ein „integriertes“ System (in der Schweiz bekannt unter IP, in Österreich am ehesten unter dem Begriff „gute landwirtschaftliche Praxis“)  umgewandelt.

Das Versuchsdesign des DOK-Versuchs garantiert gleiche Bedingungen für alle. Der Hauptunterschied der Verfahren liegt in der Strategie der Düngung und des Pflanzenschutzes, während die Fruchtfolge, die Sorten und die Bodenbearbeitung weitgehend identisch sind.

Weltweit einzigartig am DOK-Versuch ist die Langjährigkeit, die es nicht nur erlaubt, die Entwicklung der Erträge gesichert abzubilden, sondern vor allem Effekte in der Bodenfruchtbarkeit und der Biodiversität – die sich nur sehr langsam verändern – aufzuzeigen.

Wurm in Zwischenfrucht © Bio Austria
Wurm in Zwischenfrucht © Bio Austria

Bio im Vergleich überraschend ertragsstark!

Der DOK-Versuch zeigt die erstaunlich hohe Effizienz der biologischen Pflanzenproduktion auf. Bei rund 50 % weniger Aufwand an Düngern und Energie und bei 97 % weniger Einsatz von Pflanzenschutzmitteln lagen die Anbauerträge deutlich höher als erwartet, nämlich nur um 10-20 % niedriger als jene der konventionellen Variante.

Die Bio-Parzellen beherbergen außerdem eine größere, vielfältigere und aktivere Gemeinschaft an Organismen. Dies gilt insbesondere für Bodentiere und –mikroben, die den Nährstoffkreislauf im Boden schließen und die Mineralstoffe für die wachsenden Pflanzen wieder verfügbar machen und auch für Mykorrhiza-Wurzelpilze, die in Symbiose mit den Pflanzen leben. Insekten, Spinnentiere und Regenwürmer waren mehr als doppelt so stark und vielfältiger vertreten.

Der Versuch zeigt eindrücklich auf, dass in einem funktionierenden Ökosystem alles Hand in Hand geht und stützt die Hypothese: Wenn der Boden effizient funktioniert, dann funktioniert auch das Gesamtsystem besser.

Reinhard Geßl

Bio ist Regional!

Bio und Regional ist optimal – Saisonal ist erste Wahl!

Bio ist regional. Vor Ort produziert, vor Ort genossen.
Alleine die Lebensmitteltransporte haben sich in den letzten 20 Jahren verdoppelt, vor allem steigen die Transporte durch LKWs, nur wenig wird Klima schonend mit Bahn, Binnen- und Hochseeschiffen transportiert. Besonders wichtig wäre die Vermeidung von Flugtransporten, die bei sensiblem Obst und Gemüse, besonders außerhalb der Saison durchgeführt werden. Erdbeeren zu Weihnachten und Spargel aus Chile sind die Beispiele, die wir alle kennen.

Auch die Produktion im Freiland statt im beheizten Glashaus trägt erheblich zum Klimaschutz bei: Die Produktion im beheizten Treibhaus braucht bis zu 60x mehr Energie, zum Heizen dienen meist fossile Brennstoffe. Im Biolandbau darf das Glashaus nur sehr eingeschränkt beheizt werden und dann nur mit nachwachsenden Rohstoffen.

Das heißt also für jeden von uns: Bio und Regional ist optimal, Saisonal ist erste Wahl! Essen im Jahreslauf bietet über den Klimaschutz hinaus außerdem Abwechslung, intensiven Geschmack, wertvolle Inhaltsstoffe und Frische.

Finanzieller Stellenwert der Ernährung

Der Anteil der Ausgaben eines Haushalts für Ernährung haben sich in den letzten Jahrzehnten drastisch reduziert. Waren es 1950 noch 50 % , 1970 noch 30 %, so sind es momentan nur mehr ca. 12-13 %. 

Im Vergleich:
1 kg Katzenfutter kostet bis zu 3 x so viel wie 1 kg Tafelstück vom Bio-Rind.

Susanne Maier/Manuela Hager

Weniger Fleisch und Abfall

Die Universität Kassel-Witzenhausen zeigt in einer Arbeit den wirklich entscheidenden Punkt bei der Frage auf, wie wir in Zukunft globale Ernährungssouveränität erreichen können. Die Studie zeigt die in Deutschland verfügbaren Biomassepotenziale für Energie und Rohstoffe bei flächendeckender Bio-Bewirtschaftung.
Lösen weniger Fleisch und Abfall ein Problem?

Zuerst wurde errechnet, welche Biomasse für Ernährung und Energieerzeugung zur Verfügung stehen würde. Dann wurden Szenarien unterschiedlicher Konsummuster unterstellt, indem zwei Warenkörbe miteinander verglichen wurden: In der ersten Annahme der tatsächliche Warenkorb, wie er sich aus dem tatsächlichen Einkauf der deutschen KonsumentInnen ergibt, und in der zweiten Annahme ein Warenkorb, der auf einer 60%igen Reduktion des Fleischverbrauchs beruht. (Weniger Fleisch und Abfall).

Biofleisch Theke © Markus Danner
Biofleisch Theke © Markus Danner

Das Ergebnis: im zweiten Fall würden 3,7 Millionen Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche zur Verfügung stehen, um Energiepflanzen und weitere nachwachsende Rohstoffe ökologisch zu produzieren. Wenn es uns nicht gelingt, die Ausbreitung des westlichen Lebensstils mit seinem hohen Fleischkonsum, seiner Überernährung und seiner Lebensmittelvernichtung zu verhindern, dann gibt es keine technische Lösung, die den Zusammenbruch des Ernährungssystems verhindert. Das Gleiche gilt für den Fall, dass es uns nicht gelingt, die Zerstörung unserer natürlichen Lebensgrundlage, insbesondere was den Boden und das klimatische Gleichgewicht betrifft, zu stoppen.

Wenn uns allerdings gelingt was gelingen muss, beide Punkte gut zu lösen, dann ist die Biologische Landwirtschaft die Methode der Wahl, mit Hilfe einer konsequenten Ökologischen Intensivierung Welternährungssouveränität kurz-, mittel- und langfristig sicherzustellen.

Reinhard Geßl

Milchkühe auf dem Biobetrieb

Milchkühe auf dem Biobetrieb haben ganz besondere Rollen. Sie sind Veredler. Sie wandeln Graslandschaft in Lebensmittel um und machen ganze Regionen dadurch erst besiedelbar bzw. von Menschen nutzbar. Dadurch schaffen sie Kulturlandschaft, offene Flächen, und liefern nebenbei einen wertvollen Dünger, mit dem sich Nährstoffkreisläufe schließen.

Die Milchviehhaltung ist einer der wichtigsten Betriebszweige auf Österreichs Biobetrieben.

Ziele artgemäßer Tierhaltung:

  • Die Tiere sollen ihr artgemäßes Verhalten bestmöglich ausleben können („Tierwohl“ maximieren, Tier als Mitgeschöpf betrachten.)
  • Die Haltungsumwelt soll zu einer Stärkung der Widerstandskräfte und zur Vorbeuge gegen Mangelerscheinungen / Erkrankungen beitragen
  • Die Haltungsbedingungen sollen zu einer hohen ganzheitlich definierten Produktqualität führen
  • Die Erwartungen der Konsumenten/Innen sollen so weit wie möglich erfüllt werden (Qualität umfassend)
  • Tiere im Freien © Markus Danner
  • Weidevieh © Markus Danner
  • Almidylle mit Rindvieh © Promegger
  • Gänsemarsch zur Weide © Bio Austria
  • Milchviehherde auf der Alm © Promegger
  • Außenklimastall mit höchstem Tierkomfort. © Promegger
  • Weide Sommerfrische mit Seeblick © Markus Danner
  • Alm ohne Weidevieh ist Wald oder Lawinenhang © Bio Austria

Aus Verhaltensstudien an Rindern können wichtige Rückschlüsse für tiergemäße Haltungsbedingungen gezogen werden. Vielfältige Haltungsumwelten (z.B. Auslauf, Weide, unterschiedlich strukturierte Stallbereiche) erhöhen das Wohlbefinden und verbessern die Tiergesundheit.

Weide- und Auslaufpflicht
Alle Bio-Tiere müssen ständigen Zugang zu Freigeländevorzugsweise zu Weideland, haben, wenn der Zustand des Bodens und die Witterungsbedingungen dies zulassen.
(Bio-Austria Standard – in keinem Fall weniger als 180 Auslauftage gleichmäßig verteilt)

Raufutterverzehrer müssen zudem immer Zugang zu Weideland haben, wann immer die Umstände dies gestatten.
Die zugehörige österreichische Lösung der Umsetzung ist nicht unumstritten und von der Europäischen Kommission beanstandet worden.

Für Milchkühe auf dem Biobetrieb von BIO AUSTRIA Betrieben gelten engere Weidekriterien. Vorrang bei der Weidehaltung haben die produktliefernden Milchkühe.

Besonderheiten im Bio-Rinderstallbau:

hier aufklappen:
  • Die Hälfte der Mindeststallfläche muss planbefestigt und rutschsicher sein, Liegeflächen dürfen nicht perforiert sein und müssen trockene Einstreu aufweisen, alle Tiere müssen gleichzeitig liegen können.
  • Die Anbindehaltung ist grundsätzlich verboten, Gruppenhaltung notwendig (Ausnahmen sind möglich – siehe unten)
  • Mindestens 1/3 der Mindestfläche muss Liegefläche sein (Bio-Austria Standard)
  • Tier-Fressplatzverhältnis: 1:1 bei rationierter Fütterung (3x täglich Futtervorlage
    2,5:1 bei ad libitum Fütterung (Tierschutzgesetz), 1:1 ist aber in jedem Fall zu empfehlen!
  • Ständiger Zugang zu sauberem Wasser (Tierschutzgesetz)

Ausnahmen – Laufstallpflicht:
Auf „Kleinbetrieben“ (Betriebe mit maximal 35 Rinder-GVE Durchschnittsbestand) können Rinder in Anbindehaltung gehalten werden, sofern :
die Tierhaltung 24 Tiergerechtheitsindex-Punkte (TGI-Punkte) erreicht
die Tiere während der Weidezeit Zugang zu Weideland und mindestens zweimal in der Woche Zugang zu Freigelände haben, wenn das Weiden nicht möglich ist.

Ausläufe können teilweise überdacht sein. Mindestens 10 % der Mindestauslauffläche (m2/Tier) sind nicht überdacht.

Andreas Steinwidder
Markus Danner

Die “Fünf Freiheiten” für Nutztiere

Wozu tiergerechte Haltung?

Die “Fünf Freiheiten” für Nutztiere wurden vom Farm Animal Welfare Council definiert. „Weil eine moralische Pflicht Nutztieren gegenüber begründet werden kann, auf ihre Leidensfähigkeit Rücksicht zu nehmen.“ 

Es geht nicht darum, z. B. aus wirtschaftlichen Gründen, aufgrund von Imageproblemen der Landwirte oder weil es gerade en vogue ist auf das Wohl der Nutztiere Rücksicht zu nehmen, sondern auf der Grundlage einer begründbaren, moralischen Rücksichtspflicht.


Multikulti im Schaf-Kälberstall © Promegger
Multikulti im Schaf-Kälberstall © Promegger
geht`s uns gut oder leiden wir an unseren Lebensumständen?

Wie wird man der Verantwortung den Nutztieren gegenüber gerecht?

Ein plausibler Anhaltspunkt ergibt sich aus den “Fünf Freiheiten” für Nutztiere (five freedoms) des britischen „Farm Animal Welfare Council“. 
Indem ein Nutztierhalter Sorge dafür trägt, dass diese Freiheiten soweit als möglich gewahrt sind, wird er seiner Verantwortung seinen Tieren gegenüber auch gerecht:

1. Freiheit von Hunger und Durst – durch Zugang zu frischem Wasser und adäquater Nahrung

2. Freiheit von Unbehagen – durch die Bereitstellung einer angemessenen Umgebung mit Schutzzonen und komfortablen Ruhezonen

3. Freiheit von Schmerzen, Verletzungen und Krankheiten – durch Prävention oder schnelle Diagnose und Behandlung

4. Freiheit von Angst und Leid – zum Beispiel durch Haltungsbedingungen und eine Behandlung, die kein psychisches Leiden fördern

5. Freiheit zum Ausleben normaler Verhaltensweisen – durch ausreichend Platz, angemessene Einrichtungen und Kontakt zu Artgenossen

Quelle: Projekt “Würde der Tiere”, BIO AUSTRIA, 2008

Biotiere und Ethik

Tiere haben Bedürfnisse

Biotiere und Ethik sind deshalb eng verwandte, weil an Biobetriebe in punkto Tierhaltungsqualität eine höhere Latte gelegt ist als in Nicht-Label Systemen.

Nutztiere sind weitgehend aus ihrem natürlichen Zusammenhang herausgelöst und durch Haustierwerdung Teil der menschlichen Kultur geworden. Die Tiere in der Landwirtschaft verdanken ihr Leben hauptsächlich dem Umstand, dass wir Menschen ihr Fleisch, ihre Milch oder ihre Eier als Lebensmittel nutzen wollen.

In unserem Kulturkreis sind wir uns weitgehend bewusst, dass sich das Dasein der Nutztiere nicht darin erschöpft, nur für uns da zu sein.

Tiere haben zwar einen Nutz- bzw. Ernährungswert für uns, sie besitzen jedoch immer einen Eigenwert. Das heißt, die Tiere sind mehr wert, als sie uns wirtschaftlich von Nutzen sind. Sie sind empfindungsfähige Wesen. 
Als unsere Mitgeschöpfe sind sie ebenso von der Natur mit einer Vielzahl von Bedürfnissen und entsprechenden Verhaltensweisen ausgestattet.
Sie leiden darunter, wenn wir ihnen nicht die Möglichkeit geben, ihrer jeweiligen Art gemäß zu leben. Auch die Nutztiere wollen nicht nur leben, sie wollen gut leben.

Das bedeutet, dass wir Menschen für die Gestaltung der physischen, physiologischen und instinktangepassten Umwelt zuständig sind. Wir sind dazu verpflichtet, dem Nutztier diese Qualitäten zu garantieren, in Form von tiergerechter Fütterung, Haltung und Zucht.

Die tiergerechte Haltung ist ein Grundwert der biologischen Landwirtschaft. Mit einer tiergerechten Haltungsumwelt nehmen wir Rücksicht auf die Verhaltensbedürfnisse der Tiere und vermeiden so Schäden, Schmerzen und Leiden. Als Gradmesser für eine tiergerechte Haltung stehen Gesundheit und Wohlbefinden. 
Ziel jeder Bio-Tierhaltung muss es sein, dass die Tiere darin gesund bleiben und sich wohl fühlen.

Wer als Tierhalter nicht bereit ist, den Tieren mehr zu bieten als die Quadratmeter-Mindestwerte der EU Verordnung, sollte die Finger von der biologischen Landwirtschaft lassen!
Großbetriebe und Agrar AG´s, die die Bedürfnisse der Handelsriesen und Discounter befriedigen wollen, statt jene der Tiere und Konsumenten, untergraben die Glaubwürdigkeit der gesamten Idee der biologischen Landwirtschaft massiv!

Was ist “artgerecht”?

Artgemäße Tierhaltung ist gegeben, wenn sie sich vorrangig am Verhalten der Tiere orientiert. Unter Verhalten versteht man die Gesamtheit aller Körperbewegungen, Körperhaltungen und des Ausdrucksverhaltens (Lautäußerungen, Körperpflege..) eines lebenden Organismus in seiner Umwelt. 
Das Verhalten umfasst einen angeborenen Teil und einen erlernten Teil.
Die Nutztierethologie, als Wissenschaft zur Erforschung des Verhaltens der Nutztiere, erstellt anhand von Tierbeobachtungen unter natürlichen und semi-natürlichen Bedingungen als auch im Stall das gesamte Verhaltensinventar (Ethogramm) einer Tierart. 
Dadurch kann einerseits Normalverhalten definiert werden, andererseits auch welche Bedingungen (Raumverhältnisse, Strukturen, Einrichtungen, Stallklima, etc.) in einem Haltungssystem herrschen müssen, damit dieses auch tatsächlich ablaufen kann. 
Viele anhand der Nutztierethologie gewonnene Erkenntnisse können heute schon im Stallbau umgesetzt werden.

Quelle: Projekt “Würde der Tiere”, BIO AUSTRIA, 2008

Der Bio-Logo Dschungel

Du kennst dich aus mit den Lebensmitteln deiner Wahl?
Der Durchblick im echten oder missbräuchlichen Bio-Logo Dschungel ist dir sicher?

Gratuliere
es geht nicht allen so!

Wer sicher sein will, ein Bioprodukt zu kaufen, braucht sich aber nicht allzuviel zu merken, aber zwei, drei Logos im Kopf zu behalten ist sicher super!

Das garantiert BIO:

Das grüne EU Bio-Logo muss immer (!!) drauf sein,
das BIO AUSTRIA Logo garantiert dir ein österreichisches Bioprodukt zum hohen bäuerlichen BIO AUSTRIA Standard – dann bist du ganz sicher!


Weitere Logos, die auf vielen österreichischen Bioprodukten zu finden sind:

AMA Biozeichen (rot = Produkt zum überwiegenden Teil aus Österreich)

Du findest auch auf jedem echten Bioprodukt einen Kontrollstellencode, der
AT – BIO – Nummer lautet!
Bei ausländischen Bioprodukten natürlich mit anderem Länderkürzel vorne.

Hier wird Bio-Logo Dschungel Fake produziert:
Das sind einige der Schwindel-Begriffe

  • aus der Region/regional..
  • aus kontrolliertem Anbau
  • aus integrierter Produktion
  • von glücklichen Hühnern
  • aus dynamischer Produktion
  • aus naturnahem Anbau
  • umweltgeprüfte Qualität
  • aus chemiefreier Landwirtschaft
  • aus umweltschonendem Anbau
  • aus Bodenhaltung
  • Vollwertnahrungsmittel
  • direkt vom Bauern
  • Bauernhofgarantie    
  • aus umweltgerechter Landwirtschaft
  • garantiert kontrolliert
  • blablabla
  • blablabla

das hat alles nichts mit “BIO” zu tun, sonst würde nicht auf die BIO Bezeichnung verzichtet!

Augen auf! Bio-Logo entdecken – sicher sein!

BIO ist nichts Exklusives, sondern die Rückkehr zur Normalität!

Markus Danner

Bio und Welthunger

“Welternährung” oder Lebensmittelsouveränität?

Bio und Welthunger – bedingt etwa das Eine das Andere? Mitnichten!
Von welchen Lebensmitteln sprechen wir eigentlich, wenn wir den Bedarf erheben wollen? Sprechen wir nur von den Welt-Grundnahrungsmitteln wie Reis und Weizen oder von einer Gesamtheit der unglaublichen Vielfalt von Pflanzen? Oder nehmen wir auch das „Veredelungsprodukt“ Fleisch dazu, für das wir für 1 kg bereits ca. 7 kg Getreide- und Eiweißnahrung verfüttern haben müssen? Gehen wir weiters davon aus, auch in Zukunft etwa 200 % erzeugen zu müssen, um 100 % konsumieren zu können, weil wir es uns „leisten“ können, weiterhin etwa 50 % der produzierten Lebensmittel auf den Müll zu werfen oder durch mangelnde Möglichkeiten bei der Nachernte verlieren?Aktuelle Studien machen nämlich deutlich, dass am Weg vom Acker/Stall bis in die Haushalte im großen Durchschnitt 50 % der Lebensmittel „verloren“ gehen.

Gehen diese in den armen Ländern tatsächlich durch veraltete und schlecht gewartete Ernte-, Transport- und Aufbereitungstechnik verloren, so werden Lebensmittel in den reichen Ländern aus den verschiedensten Gründen im großen Stil weggeworfen (in Östereich macht dies einen Betrag zwischen ein und zwei Milliarden Euro aus, etwa das Doppelte dessen, was für Bio-Lebensmittel ausgegeben wird).

Anstatt von „Welternährung“ müssen wir in Zukunft von „globaler Ernährungssouveränität“ sprechen und auch in diesem Sinne Lösungen entwerfen und umsetzen. Kann nun die Biologische Landwirtschaft  Ernährungssouveränität eher garantieren als die konventionelle, industrielle Landwirtschaft? Die Bio-Vordenker Urs Niggli vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) sowie Felix zu Löwenstein, Vorsitzender des Deutschen Bundes Ökologischer Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) sagen dazu eindeutig ja!
Ja unter den Bedingungen einer „ökologischen Intensivierung“. Grundbedingung bleibt, dass Bio genügend produktiv ist, um eine globale Ernährungssicherheit angesichts der steigenden Erdbevölkerung sicherzustellen.

Bio und Welthunger – logische Konsequenz?
Studie spricht vom Gegenteil!

WissenschafterInnen der Universität Michigan haben dazu 2007 einen aufschlussreichen Versuch unternommen, wie viele Lebensmittel durch eine low-input, kleinbäuerliche Bio-Landwirtschaft zur Verfügung gestellt werden könnten. Die Auswertung untersuchte, welche Nahrungsmengen in zehn verschiedenen Kategorien von Grundnahrungsmitteln durch die Umstellung der Weltagrarfläche auf Biologische Landwirtschaft erzeugt werden könnte. Die WissenchafterInnen gingen davon aus, dass es zwei verschiedene Ausgangspunkte für die Umstellung gibt, je nachdem, welche der beiden Formen von den BäuerInnen derzeit praktiziert wird. Einerseits von einer traditionellen Landwirtschaft kommend, die mangels Zugang oder Kaufkraft ohne Chemie arbeitet, aber die Prinzipien des Bio-Landbaus nicht anwendet. Andererseits von einer industriellen Landwirtschaft ausgehend, die alle Methoden einer „modernen“ Landwirtschaft praktiziert, wie sie von der „Grünen Revolution“ seit 40 Jahren vorangetrieben werden, insbesondere den Einsatz von chemisch-synthetischen Dünge- und Pflanzenschutzmittel und von gentechnisch verändertem Saatgut.

Das interessante Ergebnis dieser Studie:

Die Umstellung der globalen Nahrungsmittelerzeugung auf Biologischen Landbau würde zu einer Erhöhung der Nahrungsmittelproduktion um 50 % auf fast 4400 Kilokalorien pro Person und Tag (bei einem Bedarf von 2200 bis 2500 kcal/Person, Tag) führen!

Das Ergebnis ist umso interessanter, als beim Vergleich keine „optimierten“ Systeme, sondern tatsächlich existierende Beispiele gegeneinander abgewogen wurden (Interessensvertreter würden bei Modellen gerne optimierte Annahmen verwendet sehen, doch optimierte Fälle gibt es für beide Anbaumethoden nicht, zu unterschiedlich sind die Bedingungen in jeder Region dieser Erde).

Reinhard Geßl

Die Pflanzen auf der Bio-Weide

Die Pflanzen auf der Bio-Weide sind andere, als auf der Wiese. Biobetriebe, die verstärkt auf das Weidesystem setzen wollen, benötigen dafür Kern-Dauerweideflächen. 
Solche Flächen werden nicht (nur sporadisch) gemäht und werden offiziell (bei Zahlungsanträgen) als Dauerweiden geführt. 
Für einen Weidebetrieb ist es unumgänglich, Dauerweiden zu führen, da solche Flächen vom Pflanzenbestand her sehr trittstabil und belastbar sind und gute Erträge liefern.

Pflanzenbestand

Der Pflanzenbestand auf der Weidefläche ist einer der wesentlichen Faktoren für den Erfolg des Weidesystems. 
Nur mit einem ausgewogenen Bestand aus wertvollen Kräutern und Gräsern können optimale Mengen- und Qualitätserträge erzielt werden. 
Durch den ständigen Verbiss auf Dauerweiden entwickelt sich eine Pflanzengesellschaft von Spezialisten. Das ist auch ein Grund dafür, warum intensive Dauerweiden eine relativ geringe Artenzahl aufweisen. 
In unseren Breiten sind je nach Höhenlage das Wiesenrispengras, das Englische Raygras (bis 800 m Seehöhe) und der Weißklee die wertvollen Hauptarten in den intensiver genutzten Dauerweiden. Das Englische Raygras bildet bei Beweidung Bestockungstriebe und hilft so eine dichte Grasnarbe zu erreichen.

  • Hochleistungsfutter für Biotiere (C) Danner
  • dichte Grasnarbe auch nach der "Ernte" © Markus Danner
  • Intensivweidebestand mit Wiesenrispe, Weißklee, Löwenzahn, E-Raygras © Markus Danner

Praktische Hinweise zur Übersaat auf Weiden

Geeignete Sorten:
Wiesenrispengras: LATO, RHENUS; NIXE, ADAM 1 oder BALIN
Englisches Raygras: GURU oder IVANA
In den Anfangsjahren (1-3) sollten 2-3 Übersaaten mit 5-10 kg/ha Wiesenrispengras durchgeführt werden. An raygrasfähigen Standorten (z.B. Alpenvorland, Becken, Tallagen) zusätzlich 2-4 kg/ha Englisches Raygras.
Neben Feinsämereienstreuern und Saatstriegeln eignen sich auch Kleegeigen (Bild); bestenfalls wird die Übersaat auf einem gut abgefressenen Bestand durchgeführt. 
Wiesenrispengras ist ein absoluter Lichtkeimer und muss auf die Bodenoberfläche fallen.
Der Bodenschluss der Samen erfolgt idealerweise über den Tritt der Weidetiere.

Wiesenrispengras verbreitet sich durch unterirdische Kriechtriebe und sorgt dadurch für eine enorme Trittstabilität und dichte, wertvolle Weiderasen.
Der Anteil des Weißklees im Bestand steigt während der Vegetationsperiode an, durch seine kräftigen kriechenden Sproßtriebe ist er in der Lage, evtl. entstandene Lücken rasch zu schließen.

Wiesenrispengras (Poa pratensis) ist das Leitgras der beständigen und langfristig stabilen Bio Weide. 
Deshalb ist ihr unbedingt entsprechende Aufmerksamkeit zu schenken und ihre Etablierung im Bestand hartnäckig zu verfolgen!

Ein stabiles Grasgerüst verhindert einen zu hohen Weißkleeanteil in der Weide.
In der Regel braucht auf der Weide kein Klee eingesät zu werden. Intensive Beweidung lässt den Bestandesanteil rasch auf natürliche Weise ansteigen.

Futter-Pflanzen auf der Bio-Weide: nur Gräser?

Sind andere Futter-Pflanzen auf der Bio-Weide notwendig oder erwünscht? Ja! Neben diesen Hauptarten werden abhängig von der Beweidungsintensität noch einige Gräserarten, z.B. Wiesenschwingel, Thimothe, Rotschwingel, Knaulgras, und einige Kräuterarten, wie Löwenzahn, Spitzwegerich (auch Breitwegerich), Braunellen, kriechender Günsel, Frauenmantel etc. in geringen Anteilen zu finden sein. Die Kräuter sorgen für Geschmack und Wirkstoffe und sind deshalb sehr wichtige Bestandteile einer funktionierenden Weide.

Umstellung einer Wiese zur Weide

In der Umstellungsphase von einer Mähwiese zu einer Dauerweide verändert sich der Bestand hin zu Pflanzenarten, die an den ständigen Verbiss angepasst sind. In dieser Umstellungsphase funktionieren Übersaaten sehr gut. Durch das Weiden wird der Bestand offener und die übergesäten Samen können auf offenem Boden keimen.

Walter Starz
Markus Danner

Zwischenfruchtanbau auf dem Bioacker

Zwischenfruchtanbau auf dem Bioacker sollte inzwischen zum gängigen Standard und Ritual des Bio-Ackerbauern gehören!

Grundsätze

Zwischenfrüchte sollten auf allen Flächen angebaut werden, wo ein Anbau möglich und sinnvoll ist. Entscheidendes Kriterium sollten die Auswirkungen auf die Bodengesundheit sein und nicht die Förderung.

Hauptfrüchte nicht in Zwischenfruchtmischungen

Kulturen, die als Hauptkultur angebaut werden, haben in der Zwischenfrucht nichts verloren. 
Ideal ist es Kulturen auszusäen, die nicht mit den herkömmlichen Kulturpflanzen verwandt sind. 
Vor einer Leguminosenhauptfrucht sollte in der Zwischenfruchtmischung keine Leguminose vorkommen. 
Sonnenblumen in der Zwischenfrucht haben in den Betrieben mit Sonnenblumen oder Leinsamen als Hauptkultur keinen Platz. 
Gleiche Leguminosen in der Zwischenfrucht wie in Hauptfrucht zu verwenden (Ackerbohne als HF und als ZF oder Rotklee als HF und als ZF) ist unbedingt zu vermeiden.

Mischungen haben Vorrang

Um der Tatsache, dass auch im Biolandbau in den Hauptfrüchten so gut wie immer Monokulturen zu finden sind, entgegenzuwirken, ist es das Mindeste, diese Eintönigkeit nicht auch im Zwischenfruchtanbau fortzusetzen. 
Um die Vielfalt im System Bioackerbau zu erhöhen, sind Mischungen zu bevorzugen.

Vielfalt bringt Sicherheit

Zwischenfruchtanbau auf dem Bioacker stellt Vielfalt sicher. Gemenge haben mehrere Vorteile: Ein Pflanzengemenge hat immer ein geringeres Anbaurisiko, weil sich die unterschiedlichen Pflanzen gegenseitig schützen und stützen können und die jeweiligen Klimabedingungen besser ausgenützt werden. 
Gleichzeitig entsteht eine Pflanzengesellschaft, die für viele Nützlinge attraktiv sein kann, welche dem Landwirt dabei helfen, mit Kulturschädlingen besser fertig zu werden.

  • Inkarnatklee mit Biene © Markus Danner

Am wichtigsten ist aber, mit einem Pflanzengemenge unterschiedlichste Wurzelarten in den Boden zu bekommen, so dass die Krume dicht, tief und fein durchwurzelt wird und durch die Wurzelvielfalt auch die unendliche Vielfalt des Bodenlebens aufrecht erhalten werden kann.

Die Erhöhung der Artenvielfalt erfordert, dass für die Gründüngung möglichst keine Pflanzen verwendet werden, die als Nutzpflanzen in der Fruchtfolge vorkommen. Stattdessen sollte man aus der Vielzahl anderer Pflanzen, deren Saatgut verfügbar ist, Gemenge für den jeweiligen Einsatzzweck und Standort entwickeln, die die Artenvielfalt und damit die biologische Stabilität des Anbausystems deutlich erhöhen.

Manuel Böhm