Woran soll sich Landwirtschaft orientieren?

Gäbe es eine eindeutige Marschrichtung, so wie Mitte des letzten Jahrhunderts, als es hieß, macht zu essen, soviel ihr könnt, wäre die Sache relativ einfach. Doch woran soll sich die Landwirtschaft orientieren, wenn von Allem zuviel auf dem Markt? Wenn sich in der Gesellschaft beinahe jeder und jede bemüßigt fühlt, viel Meinung, aber wenig Ahnung zu haben, wie Bauern arbeiten sollen?

Im Magazin “Unser Hof” (Ausg. 01/21) zeigen gegensätzliche Beiträge den ganzen Irrwitz auf, in dem junge Hofübernehmer, Quereinsteiger oder andere an Landwirtschaft Interessierte Orientierung finden müssen.

Da ist einerseits ein junger ehemaliger Leistungssportler, der ein kleines Bergsacherl von seinen Eltern übernommen hat, mit sieben Kühen, ein paar Schweinen und einer kleinen Hofkäserei incl. ambitioniertem Tourismuskonzept Arbeitsplätze auf dem Hof geschaffen hat. Ein Grünlandbetrieb ohne Milch für die Molkerei, nichts für den “Weltmarkt”.

Da ist andererseits ein junges Paar, das einen Robotic-Hochleistungs-Milchviehbetrieb aufgebaut hat. Eine Aussage, sei sie so getätigt oder vom Journalisten frei erfunden, hinterlässt Appetitlosigkeit: Neben einem Melk- und einem Fütterungsroboter tragen die meisten Rinder Sensoren […] in ihren Pansen. Nachsatz: “So ist es uns gelungen, unseren Traum, Milchwirtschaft im Vollerwerb betreiben zu können, zu erfüllen.”
Sensible Mägen könnten auf Derartiges reagieren.

Freude am ersten Wendetag © Elisabeth Spitzauer
lässt sich Tierwohl “digitalisieren”? © Elisabeth Spitzauer

Beide sind junge Hofübernehmer, beide wachsen in der selben Zeit im Süden Österreichs auf. Ihre unterschiedlichen Perspektiven scheinen aus verschiedenen Welten zu stammen.
Aus diesen beiden Welten ein einheitliches Zukunftsszenario über das Treiben der Landwirtschaft in Österreich zu zeichnen, scheint unmöglich. Dennoch tun es Viele. In bedeutungsschwangeren Diskussionsrunden, vom Stammtisch bis in akademische Zirkel. Die genannten Beispiele lassen erahnen, dass nichts davon stimmt und andererseits alles möglich ist.

Ich habe eine Präferenz, welchem Konzept ich eher zuneige.
160% Selbstversorgungsgrad bei Milch. 60% Milch über Bedarf, die eigentlich niemand braucht.
Dennoch wird jeder neue Stall größer gebaut als es der alte war. Mit viel privatem und öffentlichem Geld. Es wird gezüchtet, fütterungsoptimiert und aufgestockt als wären Mangelzeiten. Mit welchem Ziel?

Darüber laut nachzudenken, muss auch erlaubt sein!

Markus Danner

Zwischenfrüchte: Antrieb der Bodenfruchtbarkeit

Pflanzen verschiedener Arten und Familien werden als Zwischenfrüchte eingesetzt. Je nach Ziel und Funktion in der Fruchtfolge werden Zwischenfrüchte zum Antrieb der Bodenfruchtbarkeit!

Leguminosen

Leguminosen können in Symbiose mit verschiedenen Bakterien in den charakteristischen Wurzelknöllchen, siehe Bild unten, Stickstoff aus der Bodenluft binden. Sie sind deshalb vor allem dafür zuständig, das lebenswichtige Element Stickstoff in den organischen Kreislauf des Lebens zu bringen; somit stellen sie eine essentielle Grundlage des biologischen Ackerbaues dar.

Stickstofffabrik des (Bio-) Bauern - Rhizobien, Knöllchenbakterien © Markus Danner
Stickstofffabrik des (Bio-) Bauern – Rhizobien, Knöllchenbakterien © Markus Danner


Es gibt eine riesige Anzahl von Leguminosenarten, die an unterschiedlichste Standorte angepasst sind. Deshalb ist die Auswahl sehr groß, sodass mit Leguminosen vielfältige Einsatzzwecke erfüllt werden können.

Vielgestaltige Wurzelsysteme lassen eine große Auswahl zu. 
Mit Pfahlwurzeln können sich manche Pflanzen aus erstaunlichen Tiefen mit Wasser versorgen, andere begeistern durch ihre feinverzweigten, den Boden vernetzenden Wurzeln.

Von den großkörnigen Leguminosen eignen sich Erbsen, Lupinen und Wicken, insbesondere Platterbsen und Winterwicken, als schnelle Wurzler für den Bodenaufbau. 
Luzerne, Rotklee und Steinklee zählen nach ihrer Saatgutgröße zu den kleinkörnigen Leguminosen, bilden aber kräftige Pfahlwurzeln aus, während die meisten anderen Kleearten feinverzweigte Wurzelsysteme ausbilden.

Kreuzblütler

Diese Pflanzen können besonders auch in kühlen Jahreszeiten und Lagen gute Wüchsigkeit zeigen. Die meisten Kreuzblütler besitzen ein Pfahlwurzelsystem, das äußerst effizient ist, um sich Nährstoffe anzueignen. Diese Eigenschaft macht sie vor allem dafür geeignet, den Nährstoffverlust in tiefere Schichten zu verhindern.

Zum aktiven Bodenaufbau sind sie weniger geeignet, da sie relativ wenige Wurzelausscheidungen an das Bodenleben abgeben und nicht in verdichtete Bodenbereiche einwachsen, sondern gerne an entsprechenden Verdichtungen „abknicken“. 
Bei Verwendung im Gemenge darf der Kreuzblütleranteil nicht zu hoch sein, da sie mit ihren oft rosettenartigen großen Blättern nicht selten wertvolle Gemengepartner verdrängen. 
Da in der Biofruchtfolge der Kreuzblütleranteil meist sehr niedrig ist, sind diese in der Zwischenfruchtmischung eine große Bereicherung. Kreuzblütler in Reinsaat, v.a. Senf sollte aber auf Biobetrieben eine Ausnahme darstellen. 
In Mischungen sollten sie aber nicht fehlen. Als Zwischenbegrünung zw. Erbsen- u.  Ackerbohnenernte und Wintergetreideaussaat hat Senf eine große Bedeutung bekommen.

Raublattgewächse und andere

Neben den drei genannten Gruppen von Pflanzen gibt es noch weitere Arten, die sich gut für Gründüngung eignen. 
Buchweizen und Phacelia blühen recht bald und stellen so eine Bereicherung der Nahrungsquelle für Insekten dar. Außerdem zeichnet sich Buchweizen, wie auch die Sonnenblume, durch sehr schnellen Aufwuchs auch bei Trockenheit aus. Die jungen Blätter dieser Pflanzen sind bereits recht groß, so dass sie einige Beschattungswirkung für den Boden und damit für das Auflaufen der anderen, empfindlicheren Gemengepartner in Trockenzeiten bilden.

ZF Mischung mit Sonenblumen, Ölrettich, Buchweizen, Wicken u.a. © Markus Danner
ZF Mischung mit Sonnenblumen, Ölrettich, Buchweizen, Erbsen u.a. © Markus Danner

Phacelia begeistert durch ihre große Masse an Feinwurzeln im Oberboden und ihre schöne Blüte welche sehr begehrt ist als Bienen- und Augenweide. Durch ihre Nicht-Verwandtschaft zu den Kulturpflanzen kann sie vor jeder Kultur als ZF dienen.

Erwähnenswert ist auch die  Ringelblume, die mit ihrer Pfahlwurzel und ihrem Stickstoffspeichervermögen besticht, die Kornrade, welche als schon fast ausgestorbene Ackerwildpflanze in erster Linie symbolischen Charakter hat, die Malve und der Mohn
Sie bieten einen willkommenen Farbklecks in der Herbstlandschaft und bieten eine tolle Bienenweide. Bei den letztgenannten Kulturen ist entscheidend, dass sie am Aussamen gehindert werden, um ein unkontrolliertes Vermehren zu unterbinden.

Gräser

Gräser zeichnen sich durch recht hohe Wurzelmengen und die Fähigkeit zur Nährstoffaneignung aus, Wirtschaftdünger können über sie gut verwertet werden. 
Allerdings entwickeln nur wenige eine ausgeprägte Tiefendurchwurzelung.

In Minimalbodenbearbeitungssystemen sollte man Gräser als Zwischenfrucht meiden, da diese winterhart sind und als Unkraut in der Nachfolgekultur schwer zu regulieren sind. 
In Trockengebieten sollte auf Gräser verzichtet werden, da sie viel Wasser benötigen.

Sie eignen sich überwiegend in über- oder mehrjährigen Gemengen wie Rotations- und Dauerbrache um im Gemenge mit Leguminosen den bereitgestellten Stickstoff zu verwerten, Lücken nach mehrmaligem Mulchen zu schließen und die Befahrbarkeit der Begrünung zu gewährleisten.

Der zu den Gräsern gehörende Hafer hat aber für Futterbaubetriebe eine immense Bedeutung. 
Vor allem als Deckfrucht für die Klee(gras)anlage hat er sich bestens bewährt. 
Einzig die Rostanfälligkeit im Herbst mindert seine Qualität etwas.

Sandhafer bietet dafür die Alternative. Als sehr neue Begrünungskultur ist diese Haferform nicht rostempfindlich, sicher abfrostend und gerne verwendete Futterpflanze.

Auf sehr frühen Standorten könnte auch Sudangras als sehr ergiebige Futterpflanze als Zwischenfrucht interessant sein.

Auch Grünschnittroggen als Zwischenfrucht bzw. Johannis-Roggen (Futternutzung im Anlage-Jahr) erfreut sich hoher Beliebtheit.

Manuel Böhm

Genormte Sau für den Massenfraß

Die Fleischindustrie ist das sichtbare und spiegelbildliche Ergebnis zivilisatorischer Perversion.

Der Preis für ein 100 Kilogramm schweres Schwein liegt frei Schlachthof bei ca. 150 Euro. Auf dieser Grundlage unterbieten sich die Angebote in den Supermärkten – ein Wettlauf, ob 5, 4 oder sogar 3 vor dem Komma des Kilopreises für das „Grillfleisch mariniert“ steht.

Viele Kunden greifen zu diesen Angeboten. Wir sind sie gewohnt. Fleisch ist kein Luxusprodukt und darf es dem Vernehmen nach auch nicht werden.

Das Ergebnis dieser Gewohnheit wurde in den letzten Wochen mittels Bewegtbildern in die Wohnzimmer Europas gestreamt. Wir bekamen zu sehen, wie (natürlich ausländische, also halb so schlimm… Ironie Ende) Arbeiter aufgefädelt an Fleischzerlegungstischen im Akkord Schweinhälften zerlegen. Optisch erinnert es allerdings mehr an Müll sortieren. In mehrfachem Sinn.

Denn werden in einem Betrieb pro Tag bis zu 25.000 Schweine angeliefert und geschlachtet, kann die dahinterliegende Geschäftsgrundlage keine ethisch tiefgründige sein. Da ist der Geschäftsgegenstand – also die Schweine – wie Müll zu behandeln.

Infrastruktur ist wegrationalisiert

Dorfmetzger gibt es so gut wie keine mehr. Warum nicht? Weil der König, respektive der Kunde sich entschieden hat, lieber zum Kreisverkehr rauszufahren, um beim dortigen Megamarkt das Grillfleisch mariniert um günstiger zu holen.

Dorfmetzger würden aber einiges bieten! Sie würden beispielsweise den umliegenden Bauern ihre Schweine abkaufen. Etliche Bauern hätten dadurch die Möglichkeit, einige solche in einem würdigen Lebensumfeld zu halten, sich selbst und der Bevölkerung der Umgebung einen nicht unwesentlichen Teil wirklich regionaler, wertvoller Lebensmittelgrundversorgung sicherzustellen.

Die Tiere müssten auch nicht auf Reisen gehen, in überfüllten, heißen, nach Streß und Schweinemist stinkenden LKW Zügen. Der Bauer lieferte sie mit seinem Anhänger. Zu zweit, dritt oder fünft. Nur wenige Kilometer.

Es gäbe keine Konzentration von Verkehr, Geruch, Gülle und permanenter Seuchengefahr.

Keine Bioschweine?

Der Bio-Anteil an der Schweinefleischmenge im Lebensmittelhandel ist verschwindend gering. Abgesehen von einigen wenigen Projekten wie dem „Strohschwein“ tendiert er nahezu gegen null.

Worin liegen die Gründe? Am System.
Dieses zäumt den Gaul fast immer von hinten auf.
Der Handel gibt vor, was er bereit ist zu bezahlen. Davon werden die Margen der einzelnen Teilnehmer der „Wertschöpfungskette“ abgezogen. Was übrigbleibt, wird nach Abzug von guten Ideen wie der Beteiligung an Aktionsrabatten dem Lieferanten überwiesen.

Der Handel geht aber nicht von „Bio-Preis = konventionell + 150%“ aus. Sondern von max. +50%. Aber auch 150% von fast Nichts wäre fast Nichts.

Damit ist der Betrag nach dem üblichen Prozedere negativ.

Um diesem System gerecht zu werden und trotzdem Margen zu erwirtschaften, hat die Lebensmittelindustrie eine Zentralisation, Konzentration und Stückkostenreduktion entwickelt, die sich auch ohne Hang zum Drama als Perversion menschlicher Zivilisation manifestiert. Im Umgang mit Tieren, Mitarbeitern und den Ressourcen dieser Erde. Das organisierte Ende von Schweinen oder anderen Tieren zu Zehntausenden (bei Geflügel 100.000en oder Millionen) täglich an einem Ort hat nichts, aber auch gar nichts mit der Notwendigkeit zu tun, Lebensmittel für die Bevölkerung aufzubringen. Die Maßlosigkeit solcher Unternehmen, gestützt und angetrieben durch die Geiz ist Geil Mentalität und das Schnäppchenjagdfieber der Gesellschaft, hat Infrastruktur und Ernährungssicherheit in den Regionen zerstört, Landschaften verödet , Luft, Wasser, Boden verdreckt und die Vielfalt vernichtet.

Und als wäre aller Unsinn nicht genug, werden Tausende dieser armen tierischen Kreaturen durch Mastfabriken durchgeschleust, in denen sie mithilfe von Überseesoja in kürzester Zeit auf gut 100 Kilogramm Lebendmasse aufgedunsen werden, um sie ans andere Ende der Welt, nach China zu exportieren und mit einem Gläschen Schaumwein auf diesbezügliche Exportzuwächse angestoßen werden kann.

Wir wissen das alles schon lange.
Empörung und Entsetzen über solche Zustände sind nicht angebracht, wenn die Reaktion des Einzelnen in seinem Verhalten ausbleibt.

Schluss mit Reden. Anders tun. Anders kaufen.

Markus Danner

Abgestufter Wiesenbau

Abgestufter Wiesenbau – Qualität und Vielfalt auf dem Biobetrieb.
In der biologischen Wiesenbewirtschaftung ist die abgestufte Bewirtschaftungsintensität praktisch unverzichtbar.
Doch was ist dieses Konzept genau? Worin liegt seine Bedeutung?

Mit abgestuftem Wiesenbau ist gemeint, dass ein Betrieb unterschiedliche Wiesenstandorte zur Verfügung hat (Hofentfernung, Bodengüte, Gründigkeit etc.), die sich für unterschiedliche Nutzungsintensitäten eignen und Düngung und Nutzungshäufigkeit auf die gegebenen Verhältnisse abgestimmt werden.

Abgestufter Wiesenbau liefert gewünschte Futterqualitäten

Auf diese Weise bewirtschaftet stehen dem Betrieb sowohl ertragreiche, aber artenärmere Flächen zur Verfügung, die energie- und eiweißreiches Futter liefern, als auch ertragsärmere, dafür artenreiche Wiesenbestände für Jung- und Galtviehfutter:
Abgestufter Wiesenbau – Qualität und Vielfalt auf dem Biobetrieb!

Abgestufer Wiesenbau erfüllt Anforderungen an Biodiversität

Somit kann einer Grundforderung in der biologischen Landwirtschaft nach Erhaltung und Förderung der Artenvielfalt in einem gesamtbetrieblichen Konzept nachgekommen werden, ohne deshalb auf hohe tierische Grundfutterleistungen verzichten zu müssen!

Besonders bedeutend am Konzept der abgestuften Bewirtschaftungsintensität ist neben dem ökologischen Faktor der Umstand, dass ausreichend Hofdünger für intensiv bewirtschaftete Futterflächen zur Verfügung steht, die dadurch langfristig in der Lage sind, hochwertiges Grundfutter zu liefern!

  • Eingraswiese mit Luzerne (C) Danner
  • Hochleistungsfutter für Biotiere (C) Danner
  • vielfältige Fettwiese mit Wiesenbocksbart (C) Danner
  • artenreiche Magerwiese (C) Danner
  • Blühpflanzen in Glatthafer-Kräuterwiese (C) Danner
  • Grünlandbroschüre. ©. Markus Danner

Du suchst ein Konzept für deinen Betrieb?
Wir von BIO AUSTRIA haben die Lösung,
melde dich einfach!

hier geht’s zu weiteren Betrachtungen: abgestufter Wiesenbau – praktisch umgesetzt

Markus Danner

Böden klimafit machen

Wie können wir Äcker, Grünland, Böden klimafit machen? Diese Frage wird immer wieder gestellt, eine eindeutige Antwort darauf ist schwer zu finden. Denn: Ohne Wasser (von oben) ist alles umsonst.

Dennoch zeigen landwirtschaftliche Flächen bei jedem nennenswerten Niederschlagsereignis ihre Not auf: Sofort bilden sich kleine oder große Lachen. Wegen 20 oder 30 Liter Regen in einigen Stunden? Der Boden müsste das doch gierig aufsaugen, bei dem vorhandenen langfristigen Niederschlagsdefizit seit Monaten.

Er tut es aber nicht. Viel vom segensreichen Nass läuft in Gräben, hangabwärts oder sammelt sich in Senken.
Einige Tage trockenen Wetters, und die Erde scheint sich schon wieder nach Regen zu dürsten. Wie ist das möglich?

Böden brauchen Struktur!

Ein krümeliger, humoser Boden könnte theoretisch sogar 150 Liter Regen aufnehmen, wenn er die entsprechende Stabilität hat.

Diese Stabilität wird durch Lebendverbauung erreicht. Lebendverbauung ist die Strukturbildung von porösem Bodengefüge durch Mikroorganismen und Bodentiere. Da ist vor allem der Regenwurm zu nennen.

Das Gegenteil passiert bei unvorsichtiger Bewirtschaftung. Hohe Düngergaben (v.a. Gülle, Jauche, wasserlösliche Handelsdünger) überschwemmen Boden einseitig mit Nährionen, die die genannte Lebendverbauung schädigen, auf Dauer zerstören. Wiederholte Überfahrten mit schweren Maschinen (besonders bei zu feuchten Verhältnissen), zerstören das Porenvolumen, der Boden wird dichter, kann weniger Wasser aufnehmen und trocknet schnell wieder aus. Das Aufsteigen von Kapillarwasser aus dem Untergrund wird ebenso erschwert, wie die Bildung von Grundwasser in die andere Richtung.
Eine Kettenreaktion ungünstiger Eigenschaften und Wechselwirkungen.

So unterschiedlich ist Boden: können im linken Beispiel Unmengen Wasser infiltrieren, ist der Maisacker rechts dicht!

Wenn die langen trockenen Witterungsphasen in den kommenden Jahren anhalten, und davon ist auszugehen, wird es spannend, wie wir es schaffen, die Speicherkraft der Böden wieder zu erhöhen. Denn davon wird es abhängen, mit welchen Kulturen zukünftig welche Ernten erzielt werden können.

Markus Danner

Bio und die Biene – sind Zwillinge

Bio und die Biene – Warum Bio Imkerei?

Weil Bio und die Biene zusammengehören.
Seit ca. hundert Jahren versucht man aus den Honigbienen Haustiere zu machen. 
Das funktioniert nicht, die Bienen sind und bleiben Wildtiere und es ist damit entsprechend umzugehen.

„Die Bienen schenken dem Menschen Honig und duftendes Wachs, aber was vielleicht mehr wert ist, als Honig und Wachs: sie lenken seinen Sinn auf den heiteren Junitag, sie öffnen ihm das Herz für den Zauber der schönen Jahreszeit, und alles, woran sie Anteil haben, verknüpft sich in der Vorstellung mit blauem Himmel des Sommers, die Uhr der Stunden des Überflusses, der schnelle Flügel der aufsteigenden Düfte, der Geist und Sinn des strömenden Lichtes, das Lied der sich dehnenden ruhenden Luft, und ihr Flug ist das sichtbare Wahrzeichen, die deutliche musikalische Note der tausend kleinen Freuden, die von der Wärme erzeugt sind und im Lichte leben. Sie lehren uns die zarteste Stimme der Natur verstehen, und wer sie einmal kennen und lieben gelernt hat, für den ist ein Sommer ohne Bienensummen so unglücklich und unvollkommen, wie ohne Blumen und ohne Vögel.“ 
aus “Das Leben der Bienen” von Maurice Maeterlinck

Die Bienen würden eigentlich immer alles richtig machen!
Der Mensch, als ihr Betreuer kann ihnen manchmal helfen, muss aber scheinbar erst lernen, sie nicht in noch größere Schwierigkeiten zu bringen.
Eine sensible Beobachtung und zurückhaltender Umgang bei der Betreuung ist ein Gewinn für beide Seiten.
Die Imkerschaft wundert sich derzeit über die immer stärker und aggressiver werdenden Bienenschädlinge und Bakteriosen.
Es wird offensichtlich nicht zur Kenntnis genommen, dass zum Teil die Medikamentenanwendung der letzten 30 Jahre die Ursache dafür ist. 
Durch gut gemeinte Anwendungen ist z.B. die Varroamilbe regelrecht „gezüchtet“ worden.

Dazu kommen noch die Probleme, die durch die intensive Landwirtschaft für die Bienen bestehen.
Die Bio-Bienenhaltung versucht hier mit einigen umsichtigen „Rückschritten“ zumindest eine Stagnation der laufenden Degenerierung auf den Weg zu bringen. Denn Bio und die Biene passen zusammen.
In erster Linie geht es um die Bienen und dann um die daraus entstehenden Produkte!

„Die Imkerei ist eine der schönsten Beschäftigungen, die ich kenne:
in der warmen Jahreszeit  die Arbeit mit den Bienen und die Honigernte,
in der anderen Hälfte des Jahres die Erstellung und Reparatur  der Betriebsmittel. Das ergibt eine zeitliche Abwechslung, die immer voller Spannung bleibt“.

Hans Rindberger

Bio-Richtlinien

In vielen Ländern der Erde werden biologische, im bundesdeutschen Sprachgebrauch häufig “ökologische” Produkte erzeugt. Die Grundlage dafür bilden staatlich festgeschriebene und anerkannte Bio-Richtlinien.

In der Europäischen Union gibt es ein einheitliches Regelwerk – die EU-Bio-Verordnungen. Sie regeln die Produktion, die Kontrolle und den Import von Bio-Produkten und sind von jedem Erzeuger und Verarbeiter von Bio-Lebensmitteln und -Futtermitteln einzuhalten.

In der Basisverordnung 834/2007 sind die Ziele, Grundsätze und Grundregeln des biologischen Landbaus enthalten. Ergänzt wird diese Verordnung durch die Durchführungsbestimmungen 889/2008, welche die beschriebenen Absichten der Basisverordnung für den jeweiligen Bereich präzisieren.
Diese Verordnungen ergänzen einander und sind somit “parallel” zu lesen und als rechtliche Einheit anzuwenden.

zahlreiche Regelungen betreffen die Biolandwirtschaft

Beide Verordnungen sind am 1.1.2009 in Kraft getreten. Für Importeure von Waren aus Drittländern regelt die VO 1235/2008 die Konformität der Rechtsgeschäfte.

Neben der Bio-Verordnung kann es jedoch weitere Richtlinien geben, welche für die praktische Arbeit am Bio-Betrieb von Bedeutung sind. In Österreich kommt der Lebensmittelcodex zur Anwendung, in dem im Kapitel A 8 jene Bereiche geregelt sind, die in der Bio-Verordnung keine Berücksichtigung finden (betrifft z.B. die Kaninchenhaltung bzw. das Gehegewild).

Durch Erlässe des Gesundheitsministeriums, wie auch immer dieses in der jeweiligen Regierungsperiode heißen mag, werden Interpretationen von Umsetzungsmöglichkeiten der Bio-Richtlinien im Detail klargestellt. Das betrifft zum Beispiel Weideregelungen, Auslaufgestaltung, Details in Geflügel- und Kälberhaltung etc….

Mit 1. Jänner 2016 trat in Österreich das Bundesgesetz zur Durchführung des Unionsrechts auf dem Gebiet der biologischen Produktion, geschützten Herkunftsangaben und traditionellen Spezialitäten – EU-Qualitätsregelungen-Durchführungsgesetz, EU-QuaDG; BGBl. I 130/2015 – in Kraft. Das Gesetz dient unter anderem der Durchführung der Verordnung (EG) Nr. 834/2007 über die biologische Produktion und die Kennzeichnung von biologischen Erzeugnissen.

Bei Inanspruchnahme der Bio-Flächenprämien aus dem ÖPUL -Programm sind weiters die Förderungsrichtlinien einzuhalten.

Bei Mitgliedschaft in Bioverbänden müssen deren privatrechtliche Richtlinien berücksichtigt werden.

Ab 2021 wird eine neue, 2018 beschlossene Verordnung in Kraft treten. Bis dahin sind in heftigem Ringen die Umsetzungsbeschlüsse zu fassen.
Änderungen zum Status Quo sind gewiss, welche und in welcher Konsequenz kann aus derzeitiger Sicht noch nicht beurteilt werden.

aktuell gültige Rechtsvorschriften findest du auch auf

https://www.bio-austria.at/bio-bauern/beratung/richtlinien/allgemeine-richtlinien/eu-bio-verordnung/

Boden ist die Basis der Bio-Landwirtschaft

Der Biolandbau ist eine nachhaltige, zukunftsweisende und lebensbejahende Form der Landwirtschaft. Er stellt natürliche Prozesse und Boden, Pflanze, Tier und Mensch zueinander in partnerschaftliche Beziehung. Boden ist die Basis dieser Symbiose.

Der Biolandbau baut auf naturschonende Produktionsmethoden unter Berücksichtigung von Erkenntnissen der Ökologie und des Umweltschutzes auf. 
Dabei steht eine nachhaltige Ressourcennutzung unter Berücksichtigung des Stoff- und Naturkreislaufs im Vordergrund.

Bio-Getreidesaat Salzburg-Flachgau. © Markus Danner
BioGetreide-Saat Salzburg-Flachgau. © Markus Danner

Grundsätze:

  • Oberstes Ziel der biologischen Wirtschaftsweise ist die Verwirklichung einer größtmöglichen Kreislaufwirtschaft – d.h. auf weitgehend gleich starken Nährstofffluss zwischen Boden – Pflanze – Tier – Boden wird geachtet.
  • Pflege des Bodenlebens und des organischen Substanzkreislaufs für eine dynamische Boden- und Humusaktivität, um die Fruchtbarkeit der Böden zu erhalten. So kann ein nachhaltiges Bewirtschaftungssystem für die Landwirtschaft geschaffen werden.
  • Abstimmung der Tierhaltung (Arten, Rassen, Herdengrößen) auf Standort und Hofverhältnisse und auf die physiologischen Bedürfnisse der Tiere.
  • Größtmögliche Vermeidung von Maßnahmen, welche die Umwelt, die menschliche Gesundheit, die Pflanzengesundheit sowie die Gesundheit und das Wohlbefinden der Tiere belasten.
  • Der Boden ist die Basis einer Produktion qualitativ hochwertiger Erzeugnisse.

Alle Maßnahmen der Nutzung, Düngung, Ernte etc., die der Bodenstruktur, dem Lebendverbau des Bodens und der Humusverbesserung dienen, sind anzustreben,
all jene, die dem Genannten hinderlich sind, zu überdenken!

Biobäuerin, Biobauer sein heißt auch: 
Beobachten – erkennen – handeln!

Markus Danner

Bio-Imkerei

Voraussetzungen für eine naturnahe Bienenhaltung

Bienen sind in unserem Ökosystem unverzichtbar und alternativlos.
In jüngster Zeit sind sie, wie viele andere Insektenarten auch, schwer in Bedrängnis gekommen.
Umso mehr ist auch die Bio-Imkerei eine Aufgabe, der sich Biobauern stellen müssen, um ein wichtiges Glied in der Funktionskette unserer Landschaft mit ihren Ökosystemen stabil zu halten.

Vorgaben des Bio-Landbaues für die Haltung von Honigbienen bestehen vor allem für die Bereiche:

  • Die Behausung der Bienen (Bienenbeute)
  • Die Bienenweide – Standort der Bienenstöcke
  • Produktgewinnung und Lagerung
  • Die Bienengesundheit
  • Das Bienenwachs

Ein wesentlicher Bereich der Bio-Imkerei ist die ausschließliche Verwendung von natürlichen Materialien für die Betriebsmittel.

Die Bienenbeute muss also aus natürlichen Materialien bestehen. Das ist vorwiegend Vollholz, Stroh oder Lehm. Eine Außenbehandlung der (Holz)Beute ist nur mit unbedenklichen Stoffen bzw. Farben auf Leinöl- oder Holzölbasis zulässig.

Die Bienen haben bereits für sich allein einen enormen Wert, selbst ohne ihre Produkte Honig, Propolis, Pollen und Wachs!

Hans Rindberger