Gülle und Jauche auf Bioflächen

In den letzten Jahrzehnten hat sich aus arbeitstechnischen Gründen und vermehrten Umstiegs auf Laufstallhaltung auf vielen Betrieben die Güllewirtschaft etabliert.
Auch deshalb gilt es, alles zu unternehmen, um aus Gülle einen auch in der biologischen Grünlandwirtschaft brauchbaren Dünger zu machen. Gülle und Jauche auf Bioflächen darf und muss kein gesellschaftliches No-Go sein.

Unbehandelte Gülle ist in den meisten Fällen nicht boden- und pflanzenverträglich! 
Diese Verträglichkeit muss durch entsprechende Behandlung erst geschaffen werden.

Aufbereitungsmöglichkeiten

Die Güllebelüftung ist keine unheikle Angelegenheit. Ein Zuviel bewirkt Verluste durch Ausblasen von Stickstoff und Schwefel mit gleichzeitiger Belastung von Luft und Umwelt.
Das Ziel hingegen soll möglichst verlustfreier Erhalt der Stoffe im Kreislauf sein.
Ein Zauberwort heißt, nach neuesten Erkenntnissen: Mikroaerobes Milieu!
Das heißt, leichter Sauerstoffeintrag in die Gülle bewirkt eine Hygienisierung, denn ein Großteil der pathogenen Keime ist nicht sauerstofftolerant und sie verschwinden dadurch.
Gleichzeitig lässt vorhandener Sauerstoff Mikrobentätigkeit zu, welche Voraussetzung ist, Stoffe organisch zu binden (N, S).
Dadurch wird die Gülle bodenverträglicher und bei der Ausbringung treten deutlich weniger Verluste auf!

Eintrag von Urgesteinsmehl oder Tonmineralen

Die Verwendung von Urgesteinsmehl, direkt in die Grube eingeblasen oder im Stall ausgestreut, nimmt gegenwärtig zu, nicht zuletzt auch aufgrund der Einfachheit seiner Anwendung, denn der Arbeitsaufwand im Falle des Einblasens lässt sich auf ein bis zwei Einsätze im Jahr reduzieren.

Zu beachten ist unbedingt, dass der Trockensubstanzgehalt der Gülle nicht weit weniger als 7% beträgt, da ansonsten das Steinmehl zu wenig anhaften und einen Bodensatz bilden kann. Bei Vollgülle mit einer Verdünnung bis max. 25% haften die zuvor intensiv eingemixten Steinmehlpartikel an den Feststoffteilchen der Gülle dauerhaft an und bleiben in Schwebe.

Tonminerale sind höchst oberflächenaktiv, auch deshalb liegt die Aufwandsmenge deutlich niedriger als jene des Steinmehls.
Steinmehl: ca. 25-30kg/m3
Tonminerale: ca 25kg/GVE/Jahr

Ziel und Zweck:

  • Bindung flüchtiger Stoffe durch die hohe Absorbtionskraft
  • Anregung mikrobieller Tätigkeit
  • Entgiftung der Gülle
  • Eintrag der mineralischen Komponente
  • Ausbringung auf den Boden erfolgt durch die Gülledüngung ohne zusätzlichen technischen Aufwand

Die Verdünnung ist eine weit verbreitete Praxis. Sie erfolgt vor allem durch die Ableitung von Oberflächenwasser aus befestigten Auslaufflächen. 
Auch Dachwasser wird gelegentlich in die Grube eingeleitet. Positiv wirkt sich die Wasserzugabe durch den damit verbundenen Sauerstoffeintrag in die Gülle aus, zudem bietet das Wasser Reaktionsoberfläche, an die sich Stoffe binden können und dadurch weniger emissionsgefährdet sind (v.a. Ammoniak).

Gülle und Jauche auf Bioflächen

Darf nicht so aussehen! Damit schaffen wir uns gesellschaftliche und betriebswirtschaftliche Probleme!

Narbenschäden durch Schleppschlauch güllen © Markus Danner
Fehler im Umgang mit der Gülle bringen sie in Verruf! Narbenschäden durch güllen mit Schleppschlauch © Markus Danner

Durch die Verringerung des Trockensubstanzgehaltes wird die Homogenisierung und Belüftbarkeit erleichtert. Werden keine sonstigen Behandlungsmethoden angewandt, ist die Wasserzugabe zur Verringerung der Stickstoffverluste unbedingt notwendig.
Die Verdünnung ist aber nicht unbegrenzt sinnvoll, denn der Energieaufwand der Ausbringung steigt selbstverständlich mit jedem Fass, das zusätzlich ausgebracht werden muss. 
Auf keinen Fall darf die Verdünnung der Gülle dazu führen, dass die ausgebrachten Einzelgaben pro Flächeneinheit über die verträgliche Menge steigen. Dies würde unweigerlich Schäden an Feinwurzeln, Regenwürmern und anderen Bodenorganismen nach sich ziehen

Komm oft, bring wenig!
Ausbringungsmenge:
Einzelgabe Grünland: 12m3
Einzelgabe Acker: 20m3
Jahresmenge: abhängig von der Nutzungsintensität

Um Schwimm- und Sinkschichten zu vermeiden, ist eine regelmäßige Durchmischung bzw. mixen eigentlich selbstverständlich, auch viele Schadorganismen werden dadurch ferngehalten (Fliegen, Rattenschwanzlarven, Ratten..), die auf Schwimmdecken paradiesische Verhältnisse vorfinden.
Durch regelmäßige Bewegung der Gülle wird durch den Oberflächenkontakt zur Luft ein gewisser Sauerstoffeintrag ermöglicht, der u.U. die gewünschten Effekte schon allein dadurch erbringen kann. Weitere Zusatzstoffe jeglicher Art werden sehr unterschiedlich beurteilt, gute und schlechte Erfahrungen halten sich die Waage. 
Wichtig ist in jedem Fall, für sich ein Maßnahmenziel zu formulieren, und die Zielerreichung durch die jeweilige Maßnahme kritisch zu hinterfragen und zu prüfen.

Markus Danner




Was Kompost alles kann

Das Ziel der Kompostierung ist es, einerseits hochwertigen, saatverträglichen und bodenverbessernden Dünger zu erhalten, sowie organische Abfälle einer sinnvollen Verwertung zuzuführen. Was Kompost alles kann – bitte weiterlesen!

Kompost hat Eigenschaften, auf die im biologischen Ackerbau und Gartenbau vielfach nicht verzichtet werden kann.
Selbst der Grünlandbetrieb, der die Phosphorverfügbarkeit in seinem Boden steigern muss, hat mit Kompost das Mittel der Wahl in der Hand.
Mit Kompost können leichte Böden bindiger, schwere etwas leichter bearbeitbar und luftiger werden, vorausgesetzt, es wird langfristig konsequente Kompostwirtschaft betrieben.
Die Wasserhaltefähigkeit, Regenwurmaktivität, Krümelstabilität und andere Bodenparameter werden von Kompostanwendung positiv beeinflusst und haben somit neben der Bedeutung als Nährstoffträger mehrere weitere ertragsrelevante Eigenschaften.

Reifer Kompost. © Markus Danner
inhaltsreicher Kompost ist ein besonders wertvollerDünger (C) Danner

Ein gängiges Qualitätsmerkmal von reifem Kompost ist das C:N Verhältnis (Kohlenstoff-Stickstoff-Verhältnis), das idealerweise im Bereich von 10-15:1 liegt. (Humus!)
Die Qualität eines organischen Düngers hängt zum Großteil von seinen Ausgangssubstanzen und der Qualität der Umsetzungsprozesse ab.
Weisen diese Substanzen in ihrer Gesamtheit ein C:N Verhältnis von ca. 30:1 auf, werden zudem aerobe Rotteverhältnisse geschaffen und dem Material mineralische Komponenten wie Lehm, Tonmineralien oder Urgesteinsmehl zuteil, entsteht eine Komposterde, die Vollwertnahrung für die durchwachsenden Kulturpflanzen darstellt.

Für die Bewirtschaftung offenen Bodens hat Kompost eine herausragende Bedeutung.
Die Nutzung seiner Vorzüge und Qualitäten sind auch in der biologischen Acker- und Gartenbauwirtschaft noch ausbaufähig.

Trotz aller Vorzüge und positiven Eigenschaften ist es keineswegs immer sinnvoll, auch aus tierischem Mist Reifkompost herzustellen.
Seine Erzeugung erfordert Energie und Zeit. 
Der Energieverlust des Materials während des Vererdungsprozesses hat folgerichtig einen geringeren Energieeintrag in den Boden zur Folge. 
Kompost kann durch seine Eigenschaften, Struktur und Zusammensetzung als idealer Stoff für Bodenaufbau und Pflanzen(-wurzel) gelten. 
Dennoch ist für den Aufbau und die Heranzucht vielfältigen Bodenlebens und einer starken Bodendynamik junges, frisches, energiereiches organisches Material wichtig.

Diese Grundüberlegungen sollen der Entscheidung dienen, welcher Dünger zu welcher Zeit an welchem Ort zu welchem Zweck der idealste ist.

Alles organische Material, das auf einem landwirtschaftlichen Betrieb im Laufe des Jahres anfällt, kann und soll kompostiert werden.
Die Erzeugung fruchtbarer Erde ist eine der edelsten Tätigkeiten eines Menschen!

Idealer Dünger
Für Saat- und Pflanzbeete: Kompost
Für Grünland und Kulturdüngung (Getreide, u.U. Begrünungen): junger Rottemist

Markus Danner

Düngen mit Festmist

Die für den Bodenaufbau beste Art der (organischen) Bodenfütterung ist das Düngen mit Festmist. Die festen Wirtschaftsdünger bieten Vorteile gegenüber flüssigen, da die Durchmischung von tierischem Kot mit Einstreu mehrere positive Wirkungen zeigt:

  • ideales C:N Verhältnis, dadurch
  • sehr geringe Nährstoffverluste durch Umwandlung von verfügbaren Nährstoffen in organische Bausteine
  • gut aerob aufzubereiten
  • Die Einstreu als Kohlenstoffträger ist eine Energiequelle für die mikrobielle Aufarbeitung und Umsetzung des Düngers und für das Bodenleben.

Festmistarten, Wirkung

Frischmist

enthält noch schädliche Inhaltsstoffe (Ammoniak, Schleimstoffe) und ist daher für die Anwendung z.B. unmittelbar vor der Saat (Getreide, Zwischenfrucht, Grünlandsaat..) ungeeignet.

Rottemist

ist Stallmist, der aerob, d.h. unter Ein- und Mitwirkung von Luft einen Großteil keimhemmender Stoffe abgebaut hat; dieser Dünger ist nahezu für alle Kulturflächen im Grünland und auf dem Acker geeignet (ausgenommen Kopfdüngung im Gemüsebau);
Rottemist bewirkt ein rasches Ansteigen der mikrobiellen Tätigkeit im Boden; er ist fäulnisfrei!
er wird im Acker leicht in den Boden eingearbeitet oder oberflächlich als Flächenschleier (=Nährdecke) belassen.

stark angerotteter, fäulnisfreier Festmist © Markus Danner

Stapelmist

Unter Stapelmist wird hier dicht gelagerter, wenig strukturierter Mist verstanden, der nach innen zunehmend grünlich-speckig wird und beim Aufreißen des Haufens stechend scharf stinkt.
Neben Ammoniak und Schwefelwasserstoffen enthält solches Material eine Reihe weiterer mehr oder weniger giftiger Stoffe (Indol, Skatol, Cadaverin..), die auf landwirtschaftliche Nutzflächen ausgebracht zwangsläufig zu Schäden und Belastungen von Umwelt und Boden(-leben) führen.
Solcher Mist ist weder Dünger noch Bodenfutter. Früher oder später wirkt sich seine Anwendung durch eine Qualitätsminderung von Boden und Kulturen aus, die sich häufig durch Verunkrautung, Krankheitsanfälligkeit der Kulturen sowie Strukturprobleme des Bodens, die sich durch eine nicht vorhandene Krümelbildung, geringes Nährstoff- und Wasserhaltevermögens (hohe Nährstoff- und Tonmineral-Auswaschungsgefahr!) etc. zeigen.

Hans Müller pflegte gegenüber Bauern mit solchen Mistlagern festzustellen: “Du hast die Giftfabrik auf dem eigenen Hof!”

Die Hauptaufgabe der Düngeraufbereitung ist seine Entgiftung, und die Erzeugung bekömmlichen, rasch umsetzbaren Bodenfutters! Faulender Stapelmist hat auf landwirtschaftlichen Nutzflächen und Kulturen nichts verloren!

Anwendung, Ausbringung

H.P. Rusch und mit ihm Hans Müller legten größten Wert darauf, feste, fäulnisfreie Dünger in dünnen Schleiern, sogenannten Nährdecken, mehrmals im Jahr, gegebenenfalls auch nach den Futterernten, auf die Flächen zu bringen.
Rusch wies auch vehement auf die Sinnhaftigkeit hin, möglichst frische Dünger aufs Feld zu bringen (aufgrund des größten Energiegehaltes für die Bodenorganismen).

Der Effekt, den diese Düngepraxis zeigt, liegt mittel- und langfristig in einer deutlich gesteigerten Nährstoffdynamik, die sich aus der gesteigerten mikrobiellen Aktivität ergibt. 
Rusch dokumentierte langjährige Düngeergebnisse in seinem Werk “Bodenfruchtbarkeit”, anhand der von ihm mittels Zellzahlen in unzähligen Proben ermittelten Bodengüte.
Betriebe, die diese “Gleichmäßigkeit des Futternachschubs” zur angewandten Praxis machten und machen, können auf stabile Pflanzenbestände und Erträge setzen.

Die Art und Weise der Düngerbehandlung soll keinem Dogma unterliegen! Scheitert die aerobe Behandlung auf einem Betrieb aus technischen, arbeitswirtschaftlichen oder anderen Gründen, kann mit fermentativen Methoden nahezu gleichwertig behandelt werden! 
Entscheidend ist, dass der Dünger nicht faulend sich selbst überlassen wird und seinerseits positive Effekte auf den Boden und im Boden bewirken kann.

Markus Danner

Humus ist genial

Bio ist Synonym für Humuswirtschaft
In den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts hat Hans-Peter Rusch der geläufigen Mineraltheorie eine neue Sichtweise auf Lebensvorgänge, Pflanzenwachstum und -ernährung entgegengestellt:
Den “Kreislauf der lebenden Substanzen”
Bei seinen Forschungen kam auch er zur Erkenntnis: Humus ist genial!

Er erkannte es als widersinnig, dass sich die Natur den verschwenderischen Luxus leisten solle, alles Lebendige bis auf totstoffliche Ionen abzubauen und auf der anderen Seite von “nichts” ausgehend aus totstofflichen Ionen lebendige Organismen wieder aufzubauen.

Raoul France beschrieb 1911 erstmals das “Edaphon”, das Lebensreich des mikroskopisch Kleinen im Erdreich. Nach ihm (be-)wiesen Virtanen (1933), Schanderl (1947) , Sekera (1984), Rateaver (1993), Hennig (1994), Margulis (1993, 1999) und andere, dass sich das Leben im Boden, durch den Boden und aus dem Boden heraus (Pflanzenwachstum) etwas anders gebärdet als Liebig´s Mineraltheorie dies aus heutiger Sicht unzulässig vereinfachend erahnen ließe.

Regenwurmlosung in Weide © Markus Danner
Der Humusmacher!
Regenwurmlosung in Weide © Markus Danner

All die Funktionen, Wechselwirkungen, Umbildungen, Verwandlungen, Neubildungen, das Vergehen und Entstehen der sichtbaren und unsichtbaren Lebensformen auf dem Land treffen sich im HUMUS.

“Humus = Kohlenstoff mal xy” trifft dabei die Wahrheit nicht annähernd.
Die Sache ist komplizierter.

Das mikrobielle Leben im Boden, das Voraussetzung ist für den Erfolg des landwirtschaftlichen Werkens an der Oberfläche, ist innig verknüpft mit dem, was wir Humus nennen.
Ein Stoff und eine Funktionsschaltzentrale, dessen Werden, Sein und Wirken sich der Wissenschaft bisher nicht völlig klar erhellt hat.

Ton-Humus-Komplexe

sorgen für stabile Verbindungen der Bodensubstanzen (Brücke zwischen mineralischem Ton und organischem Humus), die wiederum nur mithilfe von Bodenorganismen zum stabilen Krümel “lebendverbaut” werden können.

Auch die Intensität und Qualität der Lebendverbauung ist abhängig von der Pflege, Bewirtschaftungsweise und Bodenfütterung durch den Bewirtschafter/die Bewirtschafterin.

Enorme Bedeutung des Bodenlebens

Die durchschnittliche Biomasse auf 1 000m2
beträgt nach “The GAIA Atlas 1985” in den USA:

15 kg Einzeller
100 kg Regenwürmer
100 kg Insekten
170 kg Bakterien
250 kg Pilze

dadurch werden
5.500 kg Pflanzen und
1,8 Menschen versorgt!

Humus ist die Lebenswelt des Lebendigen im Boden, in gleicher Weise sein Futter und sein Zuhause. Nebenbei sorgt er für Wasser, Luft und Wärme; für die bio-logische Landbewirtschaftung heißt das nichts weiter, als lediglich dafür zu sorgen, dieses Werk im Vollbetrieb am Laufen zu halten!

Markus Danner

Pflanzen wachsen… nicht überall

Standortsansprüche und Wuchsform der Grünlandpflanzen

Die Grünlandarten stellen unterschiedliche Ansprüche an das Klima. Das Englische Raygras beispielsweise ist in Gebieten mit subozeanischem Klima (Buchen kommen hier vor) das wertvollste Futtergras der intensiv genutzten Dauer- und Mähweiden. Es meidet allerdings schneereiche, frostgefährdete Gebiete. In kontinental beeinflussten Tal- und Beckenlagen ist das Wiesen-Rispengras konkurrenzkräftiger.

Das Italienische Raygras stellt besonders hohe Ansprüche an das Klima; es wächst in Österreich nur in wärmeren, subozeanischen Gebieten mit einer Jahresmitteltemperatur über 8° C. Der Schlangen-Knöterich wiederum kommt in kühleren Tal- und Beckenlagen auf feuchten Böden häufig und weit verbreitet vor und gilt hier als Kühlezeiger unter den Pflanzenarten. Auch die Wuchsform der Gräser wird vom Klima beeinflusst. Mit zunehmender Wärme und Trockenheit nimmt die Bestockungsdichte bei Horstgräsern zu.

Mahdverträglichkeit

Die Mahdverträglichkeit der Grünlandarten ist auch vom Klima am jeweiligen Standort abhängig. Der Glatthafer beispielsweise hat seinen Verbreitungsschwerpunkt in wärmebegünstigten Tal- und Beckenlagen. Hier erträgt er bis zu drei Schnitte pro Jahr und ist in gedüngten, zwei- bis dreischnittigen Mähwiesen sehr häufig ein wichtiger Bestandesbildner. In kühleren Gebieten, wie beispielsweise im Ennstal, toleriert der Glatthafer nur mehr ein bis zwei Schnitte jährlich und fehlt daher in dreischnittigen Mähwiesen.

Fuchsschwanzwiese. © Markus Danner
Fuchsschwanzwiese. © Markus Danner

Pflanzenartenvielfalt

Österreich ist im mitteleuropäischen Vergleich eines der pflanzenartenreichsten Länder. Vor allem aus klimatischen und geologischen Gründen gibt es innerhalb von Österreich Gebiete mit unterschiedlich hohem Artenreichtum. In Naturräumen mit Karbonatgesteinen (Kalkstein, Dolomit, Mergel) als geologischem Untergrund kommen in der Regel mehr Pflanzenarten vor, und es wachsen zum Teil andere Arten als in Naturräumen, die aus Kristallingesteinen bestehen. Pflanzenbestände auf karbonathaltigen Böden sind daher bei gleichartiger Bewirtschaftung und Nutzungshäufigkeit tendenziell artenreicher als jene auf karbonatfreien, sauren Böden. Vor allem auf stark versauerten Böden können nur wenige Blütenpflanzen wachsen.

Pflanzenwurzeln

Das Klima beeinflusst auch die Wurzelmasse und räumliche Wurzelverteilung im Boden. Generell fördern Trockenheit und Wärme das Tiefenwachstum der Wurzeln, während Nässe und Kälte das Tiefenstreben der Wurzeln hemmen. Ein großer Wurzeltiefgang schützt die Pflanzen vor Wassermangel. Folglich nimmt mit zunehmender Trockenheit das Spross-Wurzelverhältnis ab.

Die tiefreichende Durchwurzelung in wärmeren Trockengebieten erhöht die Krumenmächtigkeit im Boden. Daher weisen Tschernoseme im pannonischen Raum in der Regel einen mächtigen A-Horizont auf. Eine tiefreichende Durchwurzelung erhöht den Humusgehalt im Unterboden und vermindert die Nährstoffverluste durch Auswaschung mit dem Sickerwasser; außerdem werden die Nährstoffvorräte im Unterboden besser ausgenutzt. In kühleren Gebieten ist das Tiefenstreben der Wurzeln geringer, dafür ist die Seitenausdehnung der Wurzeln häufig größer als in wärmeren Gebieten. Daher weisen insbesondere Alm- und Gebirgsböden in der obersten Bodenschicht (A-Horizont) meist einen sehr hohen Humusgehalt auf.

In wärmeren Gebieten erreichen die Wurzeln der Gräser auf frischen Standorten Tiefen bis über 1 m, einige Kräuter (z.B. Wiesen-Kümmel, Wiesen-Bärenklau, Wiesen-Löwenzahn, Stumpfblatt-Ampfer) sogar bis über 2 m. Im pannonischen Raum können bestimmte Kräuter (Feld-Mannstreu, Halbstrauch-Radmelde, Löss-Löwenzahn) eine Wurzeltiefe von über 5 m erreichen. In kühleren Gebieten hingegen dringen die Graswurzeln kaum noch tiefer als 50 cm in den Boden ein und die Kräuter erreichen selten eine Wurzeltiefe von über 1 m.

Unter den wertvollen Futtergräsern erreichen insbesondere der Glatthafer, das Wiesen-Knaulgras und das Wiesen-Rispengras eine beachtliche Wurzeltiefe. Sie ertragen daher eine zeitweilige Trockenheit relativ gut, im Gegensatz zum minderwertigen Gewöhnlichen Rispengras, das nur flach wurzelt. 

Wiesenfuchsschwanz übersteht aufgrund seiner besonderen Wurzeleigenschaften Wechselfeuchte und zeitweilige Staunässe schadlos.

Andreas Bohner

Düngung im Biolandbau

Wer sich intensiv mit biologischer Landwirtschaft, der damit verbundenen Fragen der Bodenfruchtbarkeit und Ertragssicherheit auseinandersetzt, stößt eher früher als später auf die Rolle der hofeigenen Wirtschaftsdünger und der Düngung im Biolandbau.

Sie spielen im Betriebsgefüge eines tierhaltenden Betriebes, seiner Wirtschaftlichkeit und der Gesundheit seiner Futterflächen eine wesentliche, oftmals tragende Rolle.

Die Rückführung der auf dem Betrieb gelagerten tierischen Ausscheidungen auf den Boden stellt die Schnittstelle des betrieblichen Stoffkreislaufes dar – die Überführung seines Endes in einen neuen Lebenszyklus, einen Neustart.

Dabei handelt es sich eben NICHT um eine Frage von NPK, sondern um die Frage, wie der Boden bzw. das darin atemberaubend vielfältige Leben genährt, in seinen umfassenden Funktionen gestärkt und unterstützt werden kann, um ihm jene Dynamik zu verleihen, die ihn befähigen, Jahr für Jahr gesunde Pflanzenbestände und ertragreiche Ernten hervorzubringen.
Düngung im Biolandbau – das optimale „Füttern“ des Bodens mit hochwertigen organischen Düngern, vornehmlich hofeigenen Wirtschaftsdüngern, stand von den ersten Bemühungen der Biolandbau-Gründer an im Zentrum der Aufmerksamkeit.
Um den angestrebten Zielen (aktive Böden, qualitativ hochwertige Kulturen, zufriedenstellende Erträge etc.) gerecht zu werden, stellt sich nach wie vor die Frage nach der Aufbereitungsform, Lagerung und Ausbringung, die mithilft, Bodenfruchtbarkeit zu mehren.

  • Schleppschuhfass mit Traktor © Markus Danner
  • solche Fässer sind zu schwer © Markus Danner
  • Gülleverteiler für Verschlauchungssystem © Markus Danner
  • Gülle Verschlauchungspumpe. © Markus Danner
  • Festmist am Feldlager (C) Danner
  • bodenverträgliche Düngertechnik © Markus Danner

Der besondere Wert organischer Dünger:

  • sie schließen Stoffkreisläufe
  • sie bieten ein vielseitiges Nährstoffangebot
  • sind Futter für das Bodenleben
  • liefern Stoffe für die Humusbildung
  • können eine geringere Krankheits- und Schädlingsanfälligkeit der Pflanze bewirken (Humusqualität)
  • sie sind eine betriebseigene Ressource!

Die Biologische Landwirtschaft „lebt“ sozusagen von der optimalen Funktion des Systems Boden↔Bodenleben↔Pflanze.
Eine optimale Bodenfütterung ist für diese Systemfunktion von entscheidender Bedeutung!

Markus Danner

Übersaaten in Intensiven Wiesen und Weiden

Blickt man in die Vergangenheit der Grünlandbewirtschaftung, so war das Übersäen von lückigen Wiesen ein regelmäßiger Vorgang. Hierzu wurden die Heublumen verwendet. Dies war möglich, da die 1. Nutzung spät erfolgte und viele Gräser und Kräuter bis in die Samenreife kamen. Die Samen fielen am Heustock aus und blieben als Heublumen über. Teilweise samten die Pflanzen auch schon auf der Wiese aus und durch diese natürliche Versamung regenerierten sich die Bestände.

kollabierter Pflanzenbestand auf Intensivwiese © Markus Danner
kollabierter Pflanzenbestand auf Intensivwiese © Markus Danner
hier hat Saatgut Platz!

Aufgrund dieser zwei Aspekte kann auf die Frage, ob Übersaaten in intensiven Wiesen und Weiden notwendig sind, ziemlich eindeutig mit JA geantwortet werden. Ausnahmen funktionieren dann, wenn eine gute Basis wertvoller Futterpflanzen im Ausgangsbestand vorhanden ist und sehr sorgfältig bewirtschaftet wird.
Die Nutzung, also die Anzahl der Schnitte pro Jahr, stellt den Haupteinfluss auf die Entwicklung des Pflanzenbestandes dar. Gutes Grundfutter weist eine hohe Energie- und Eiweißdichte auf und stammt von Wiesen, die regelmäßig früh genutzt werden.
Dieses Futter ist für Tiere, die Leistung in Form von Milch oder Fleisch erbringen sollen, erforderlich und hilft den Einsatz von Kraftfutter zu reduzieren.
Dabei verlieren die Wiesen aber auch die Fähigkeit zur natürlichen Versamung. Als Folge werden bisherige Bestandesbildner aus der Wiese verdrängt und die Bestände werden lückig.
Soll sich ein Pflanzenbestand entwickeln, der mit dieser Form der Nutzung zurecht kommt, ist ein gänzlich anderer Schwerpunkt zu setzen.
In solchen Beständen spielt das Wiesenrispengras und in Gunstlagen vor allem das Englische Raygras eine sehr bedeutende Rolle. Solche Vielschnittwiesen nähern sich von der Zusammensetzung her einer Dauerweide an.
Ohne Übersaaten können sich unerwünschte Pflanzen ausbreiten und führen zu einer Verringerung der Futterqualität sowie des Ertrages.

Die hier beschriebene Form der Übersaat ist nicht zwingend eine periodisch anzuwendende Methode, sondern lediglich ein zeitlich beschränktes Instrument zur Umstellung eines an die Nutzung anzupassenden Bestandes.

Vielschnittwiese   (C) Danner
Vielschnittwiese (C) Danner

Weiters muss am Bio-Grünlandbetrieb sichergestellt sein, dass auch extensiv genutzte Wiesen vorhanden sind und somit gesamtbetrieblich einem wichtigen Grundsatz der biologischen Landwirtschaft gerecht wird –
der Erhaltung und Förderung der Artenvielfalt.

Walter Starz

Abstimmung von Nutzung und Düngung

Durch eine intensivierte Nutzung der Wiese kommt es auch zu größeren Entzügen und höheren Umsetzungen im Boden.
Damit dieses System auch langfristig funktioniert, muss die Düngung auf solchen Flächen angepasst werden.
Dabei genügt es nicht, einfach nur die Mistmenge im Herbst zu erhöhen. Es braucht ein gut durchdachtes Düngekonzept. Das Bodenleben benötigt eine regelmäßige Zufuhr von organischer Substanz, um eine intensive Umsetzung und somit ein gutes Graswachstum zu erreichen.
Daher ist bei drei und mehr Schnitten eine einmalige oder zweimalige Düngergabe nicht ausreichend.

Betriebe mit flüssigen Wirtschaftsdüngern können die Düngermengen in kleineren Gaben zu mehreren Terminen auf den Flächen ausbringen.
Festmistbetrieben ist zu empfehlen, Rottemist herzustellen, um auch zwischen zwei Schnitten eine mäßige Gabe verabreichen zu können.

Wird die Düngung nicht an intensivierte Nutzung angepasst, verschlechtern sich Wiesenbestände zwangsläufig und es kommt zu vermehrtem Auftreten unliebsamer Pflanzen. Sowohl zu geringe Düngermengen als auch eine ungleichmäßige Verteilung während des Jahres tragen zu dieser Entwicklung bei.

bodenverträgliche Düngertechnik © Markus Danner
bodenverträgliche Düngertechnik © Markus Danner
ist in der Vegetationsperiode oft im Einsatz!

Eine zu geringe Bodendynamik schwächt in erster Linie die Gräser, die das Gerüst einer jeden Wiese darstellen.
Gehen diese langsam zurück, entstehen Lücken, die dann von anderen Pflanzen, wie in erster Linie von der Gemeinen Rispe besiedelt werden.

Alle diese Erscheinungen sind nicht spezifisch für den Biobetrieb. Sie werden deshalb ausführlich abgehandelt, weil der Biobetrieb im besonderen auf seine eigenen Ressourcen wie eben die Erträge seines Grünlandes angewiesen ist, und allfällige Korrekturen fehlentwickelter Bestände deutlich zeitraubender und schwieriger sind.
Biologische Landwirtschaft muss und will ohne chemische Eingriffe, bestenfalls auch ohne bodenbewegende technische Eingriffe die Grünlandbestände ertragreich erhalten.

Düngung und Nutzung sind untrennbar miteinander verbunden. Die Optimierung dieser beiden Elemente ist für eine langfristig erfolgreiche Nutzung der Wiese entscheidend.

Walter Starz
Markus Danner

Intensivwiesen

Für hochleistende Tiere dringend notwendig sind Futterflächen, die ein energiereiches und rohfaserarmes Grundfutter bereitstellen. Das bieten Intensivwiesen und gut geführte Weiden.
Leistungsfutter stammt von Wiesen mit einer hohen Schnittfrequenz und einem frühen ersten Schnitt. Für hohe Grundfutterleistungen sind entsprechend intensive Bewirtschaftungskonzepte und -flächen notwendig.
Intensiver genutzte Wiesen sollen bestes Grundfutter mit hohen Energie- und Eiweißgehalten sowie geringen Rohfaserwerten liefern. Aus diesem Grund muss die Mahd zum Zeitpunkt des Ähren-/Rispenschiebens erfolgen.
Durch den frühen Mahdzeitpunkt ergeben sich mehrere Schnitte pro Jahr und somit kommt es automatisch auch zu einer Intensivierung.

Intensivwiesen brauchen mehr als nur häufige Mahd!

Eine Schnittintensivierung bedarf auch immer einer Anpassung des Futternachschubs für den Boden bzw. das Bodenleben. Alle Flächen mit dem Gießkannenprinzip gleich stark (bzw. knapp) abzudüngen und gleichzeitig “zeitgemäße” Schnitthäufigkeit durchzuführen, endet in kollabierten Beständen.


Daher muss auf das Düngemanagement größtes Augenmerk gelegt werden.

kollabierter Pflanzenbestand auf Intensivwiese © Markus Danner
kollabierter Pflanzenbestand auf Intensivwiese © Markus Danner
  • Dichter Wiesenbestand nach der Bestandessanierung © Markus Danner
  • ausgestriegeltes Gemeines Rispengras auf dem Komposthaufen © Markus Danner


Je höher die Leistungsanforderung, desto höher die Ansprüche. Das gilt auch und im Besonderen für Intensivwiesen. Die Bodenqualität mit seiner Struktur, seinem Säurezustand, den Stoffverhältnissen etc. muss natürlich deutlich mehr unter Beobachtung stehen als auf einer Zweischnittwiese, die auch mit geringerer Bodenharmonie gut auskommt.

Im Vergleich zu den Extensiven Wiesen weisen intensiv genutzte Bestände eine geringere Artenanzahl auf, weil häufigere Nutzung und größeres Nährstoffangebot nur wenige Arten bevorzugen.
Gräser wie das Wiesenrispengras oder das Englische Raygras (bis 800 m Seehöhe) ertragen eine häufige Nutzung sehr gut, wenn eine bedarfsgerechte Düngung vorgenommen wird.

Walter Starz
Markus Danner

Extensive Wiesen

Was heute unter extensive Wiesen verstanden wird waren vor der Intensivierung in der Grünlandwirtschaft die traditionellen ein- bis zweischnittigen Heuwiesen des alpinen Klimaraumes.
Durch die Vorverlegung der ersten Nutzung und Erhöhung der jährlichen Schnitthäufigkeit kam es zu einer gravierenden Änderung der Wiesenbestände, die vor allem durch eine Abnahme der Artenvielfalt gekennzeichnet sind. Extensiv genutzte Wiesen sind für jeden Betrieb von Bedeutung, da sie reifes, samentragendes, rohfaserreiches Futter für trockenstehende Kühe und Kalbinnen liefern.

Artenreiche Wiesen und Weiden sind nicht nur wertvolle Mineralstoff- und Spurenelement-Lieferanten, sondern können auch die Futteraufnahme der Tiere positiv beeinflussen.

Extensivwiesen zählen zu den artenreichsten Ökosystemen überhaupt. Bevor die Technisierung in der Landwirtschaft das Grünland erreichte, waren artenreiche Wiesen je nach Naturraum selbstverständlich. Das war durch die begrenzten Möglichkeiten der Bewirtschaftung vorgegeben.

Extensive Wiesen brauchen Zeit!

  1. Die Flächen wurden nur gelegentlich mit mäßigen Festmistgaben gedüngt.
  2. Der Nutzungszeitpunkt variierte je nach Witterung von Jahr zu Jahr, wobei der 1. Schnitt spät erfolgte (Heumonat war Juli). Heute vorwiegend um Sonnwende.
  3. Meist waren ein bis zwei Schnittnutzungen üblich, teilweise mit einer Vor- oder Nachweide kombiniert.
  4. Die Erntezeit zog sich über einen längeren Zeitraum, da keine schlagkräftigen Maschinen vorhanden waren.

Auf solchen Wiesen konnten bis über 60 Pflanzenarten dauerhaft bestehen.

Glatthafer-Margeritenwiese. © Danner
Glatthafer-Margeritenwiese. © Danner

Walter Starz