Nährstoffversorgung im Bio-Grünland

Näher betrachtet sind die Anforderungen, die an eine Bio-Wiese gestellt werden, ein einziger Widerspruch.
Der Bewirtschafter will nicht nur viel Futter, sondern daraus auch viel tierische Leistung als Milch- oder Zuwachsleistung des Wiederkäuers. Daraus folgt: Das Gras muss jung geerntet werden. Jung heißt, etwa im fünf, – max. sechs Wochen Rhythmus.
Diese Nutzungsabstände reichen aber weder für einen tierischen Reproduktionszyklus (v.a. Insekten und Bodenbrüter), noch für jenen von Blühpflanzen. 
Von diesem Aspekt soll später noch die Rede sein. 
Zuallererst stellt sich aber die Frage: Wie können wir dieser Nutzungsfrequenz mit ausreichend „Bodenfutter“ entsprechen? Und was ist „ausreichend“?

Wieviel braucht die intensiv genutzte Wiese?

Nähern wir uns der Antwort durch einen Blick auf den „GVE-Besatz“. Das heißt, technisch ausgedrückt, wieviel Tier(-masse) wird auf dem Betrieb pro Hektar Futterfläche gehalten.
Wir kennen die Stickstoff-Obergrenze von 170kg pro Hektar, die von der einen oder anderen Rechtsvorschrift vorgegeben wird, und etwa dem N-Anfall von 2 GVE entspricht. Auf den Punkt gebracht, können wir davon ausgehen, dass diese Menge ausreicht, um eine ertragreiche Wiese mit bis zu fünf Nutzungen auszufüttern.
Dass betriebsindividuell beträchtliche Unterschiede im N-Verlustpotenzial bestehen, darf natürlich nicht unerwähnt bleiben. Mist und Gülle sind aber nicht nur N-Dünger, sondern bringen das gesamte Spektrum der Boden- bzw. Pflanzennährstoffe mit. 

Aus Gründen der Bodengesundheit, Strukturstabilität und kontinuierlichen Versorgung des Bodens (des Bodenlebens) gilt die Empfehlung, die Güllemengen bei ca. 12 mpro Hektar und Nutzung einzupendeln. 
Beinhaltet die Gülle 3kg N pro Kubikmeter, hieße das in Jahressumme 60m3 Gülle mit 180kg N, vor Abzug der Ausbringungsverluste. Diese Rechnung setzt ein sehr gutes Güllemanagement voraus, keine übertrieben starke Verdünnung (ca. 7%TS) und eine vernünftige Ausbringtechnik.

Wieviel Futter braucht Gras? © Danner

Soviel braucht die Intensivwiese tatsächlich, wenn ihr Grasgerüst stabil und ertragreich ist und bleiben soll. Auf längere Sicht gesehen kann sich aber auch hier eine Stickstofflücke ergeben. Da hilft nur eins: Weißklee. Diese Leguminose ist die Einzige, die in diesen Intensitätsstufen mitspielt. Der N-Ertrag wird mit ca. 2kg pro Prozentanteil der Leguminose am Bestand angegeben. Die N-Bindung der Leguminosen sinkt aber kontinuierlich, je mehr N gedüngt wird. Die Beobachtung der Knöllchenbildung kann daher gute Auskunft darüber geben, wie sehr der Klee-Stickstoff vom Bestand gebraucht wird oder nicht.

Was tun, wenn am Ende der Gülle (Mist) noch viel Fläche überbleibt?

Der Kardinalfehler, der Intensivwiesen oft zum Verhängnis wird, ist die gängige Praxis, möglichst alle Flächen zu versorgen und die oben beschriebenen Düngermengen deutlich zu unterschreiten. Zitat: „Ich schau halt, dass ich im Jahr überall einmal hinkomm.“ (Mit Gülle, Anm.)
Um diesem Dilemma zu entgehen, gibt es nur zwei Möglichkeiten: Düngerzukauf oder konsequente Anwendung des Konzepts des Abgestuften Wiesenbaus.

Ist der Zukauf von N- haltigen Düngern für das Grünland sinnvoll?

Für die eine oder andere Ackerkultur ist Düngerbezug als externes Betriebsmittel auch im Biolandbau nicht außergewöhnlich.
Im Grünland hingegen die Ausnahme. Die Herkunft aus konventioneller Herkunft ist restriktiv eingeschränkt auf Mist von Raufutterverzehrern und Agrogasgüllen aus wenigen Anlagen, die den Vorgaben entsprechen. Aus biologischer Herkunft ist organischer Dünger überhaupt nur in Spuren verfügbar.

Die Praxis zeigt aber, dass die Kosten-Nutzen-Rechnung einen regelmäßigen Einsatz  nicht rechtfertigt. Es ist einerseits ohnehin zu teuer und andererseits bleibt die Frage stehen, ob das in der Biolandwirtschaft mittel- und langfristig ein gangbarer Weg sein kann.

Ist der abgestufte Wiesenbau ein Ausweg?

Düngungsplanungen auf Betrieben mit weniger als 1,5 GVE zeigen, dass ein doch beträchtlicher Anteil der Wiesen mit intensiver Nutzung bewirtschaftet werden kann. Der andere Teil bedarf einer weniger häufigen Nutzung. Auch die Bestände von Dreischnittwiesen liefern in den Folgeaufwüchsen milchviehtaugliches Futter.
Die Erstaufwüchse sind rohfaserreich und für Trockensteher und Jungvieh geeignet.
Der Minderbedarf von Düngern ist jedenfalls beträchtlich! (siehe Tabelle).
So wird ein stetiges Anwachsen eines Nährstoffdefizits verhindert. Ebenso soll ein Nährstofftransfer von wenig gedüngten zu stark gedüngten Wiesen nicht das Ziel sein. Jede Wiese wird ihrem Bedarf gemäß gedüngt, umgekehrt betrachtet ihrem Düngungsniveau entsprechend genutzt. 

Abgestufte Nutzungsintensität soll jeder Tierkategorie die ihr zuträglichste Futterqualität liefern und das kann auch gelingen. 

Kein „Wandern“ mit Biodiversitätsflächen!

Um den Nutzen einer nutzungsreduzierten Wiese auf ihren geringen Düngerbedarf und ihre höhere Artenvielfalt auch auszuschöpfen, ist es alternativlos, den Pflanzenbestand daran anzupassen bzw. dieser Anpassung Zeit zu lassen.

Aus dieser Sicht ist es ausgeschlossen, heuer hier und nächstes Jahr dort den Bestand „länger stehen zu lassen“.
Über längere Zeiträume gesehen werden dabei doch wieder alle Flächen gleich bewirtschaftet. 

Wiesenbestände „kennen sich nicht aus“, wohin sie sich entwickeln sollen, wenn die Nutzung nur dem Wetter, aber keiner Strategie folgt.
Es muss auf jedem Betrieb klar sein, auf welcher Wiese der Blumenstrauß gepflückt werden kann und auf welcher nicht. Andernfalls sind Probleme mit der Stabilität der Pflanzenbestände vorprogrammiert.

Diese Wiesen sind es auch, die die erforderlichen Zeitfenster bereitstellen, in denen sich Insekten, Vögel und Säugetiere um ihre Entwicklung bzw. Brutpflege erfolgreich kümmern können. Alles hat mit allem zu tun – so auch dieser Aspekt mit den Lebenskreisläufen in Wiesenlandschaften.

Wie die Wiese genutzt wird, so wird sie genutzt. Nicht heute so und morgen anders. © Danner

Warnsignale für suboptimale Bewirtschaftung

Veränderungen des Pflanzenbestandes erfolgen schleichend, werden durch trockene Jahre anderen Umständen zugeschrieben und in solchen mit ausreichend Niederschlägen weniger wahrgenommen. 

Flächenzugang
Wird das eine oder andere Hektar zugepachtet, ohne den Tierbesatz zu erhöhen, muss gleichzeitig klar sein, dass diese zusätzlichen Flächen Düngermenge der bisher bewirtschafteten Flächen beanspruchen. Wo fehlen diese Dünger jetzt? 
Eine Abwärtsspirale setzt sich u.U.  in Gang, die durch stetige Verschlechterung der Futterbestände (Vormarsch der Gemeinen Rispe) eine ebenso stetige Beschleunigung erfahren kann.
Deshalb Vorsicht! Bei Flächenzugängen sich unbedingt die Frage stellen, woher diese Flächen den zusätzlich erforderlichen Dünger erhalten sollen.

Rückgang des wertvollen Grasgerüstes
Die wertvollen Futtergräser, wie Engl. Raygras, Wiesenschwingel, Timothe, Wiesenrispengras, Knaulgras oder Wiesenfuchsschwanz, sie alle lieben, um nicht zu sagen brauchen bei mehr als drei Nutzungen im Jahr ein hohes Düngungsniveau.
Ist dieses Niveau zu niedrig, bzw. passt es nicht zur Schnittfrequenz, fahren die Gräser sprichwörtlich nicht mehr die Ellbogen aus, um sich Platz zu schaffen, sondern sie ziehen sich zurück, werden schüchtern und überlassen anderen Platz. 
Die freiwerdenden Lücken sind das gefundene Fressen für einen allseits bekannten Störenfried: Das Gemeine Rispengras. Wer es nicht erkennt, geht ihm gern auf den Leim. Denn es vermittelt dem Betrachter im Frühjahr eine bedeckte, geschlossene Grasnarbe. Tarnen und Täuschen, sonst ist leider nichts dahinter. Im ersten Aufwuchs ein frühreifer, hoch aufgeschossener Rispensaum, bleibt für den Rest des Jahres ein jede Lücke zuwachsender, muffiger Filz.

Der Lückenbüßer erkämpft sich so Bestandesanteile von 50% oder weit darüber. Wer solche Wiesen hat, kann sich sicher sein: Hier liegt das Potenzial brach, mit dem etwaiger Futtermangel verhindert werden kann. Flächenausweitung ist eigentlich nur bei einer gleichzeitigen Ausweitung des Tierbesatzes stimmig. 
Natürlich können je nach standörtlichen Gegebenheiten auch andere Pflanzen den freigewordenen Platz erobern. Wiesenpippau, Wiesenlabkraut, Hirtentäschel, Gundelrebe, Schafgarbe, Ausläuferstraußgras, Kriechender Hahnenfuß, nicht zuletzt Ampfer u.a. erfreuen sich über plötzliche und anhaltende Entwicklungsmöglichkeiten.
Die Ursache für sich verschlechternde Bestände liegt neben narbenverletzendem Maschineneinsatz (oder auch Herbstweide) fast immer an der Schwäche der Gräser. 

Funktionierende Wiesen wachsen auf funktionierenden Böden!

Parallel zum Kreislauf der Organik mit Ernte und Rückführung der Wirtschaftsdünger bedarf ein dynamischer Boden mit einem gesunden Bodenleben auch einer ausgewogenen „Basenbelegung“ (Ca, Mg, und K an den Austauscherplätzen) und einem Säuregrad, in dem sich Pflanzenwurzeln und Bodenlebewesen wohlfühlen.
Gibt es Unverhältnismäßigkeiten, Mängel und Überschüsse, sollen diese durch mineralische Ausgleichsgaben in Ordnung gebracht werden. Dies gilt selbstverständlich auch für den Biobetrieb. Wenngleich mit der Einschränkung, dass der Befund „sehr niedrig“ für einen Phosphorwert in der Bodenanalyse weder Grund zur Panik liefern, noch den Sprint zum nächsten Agrarproduktehändler erzwingen soll.

Mineralauffrischung der Weidefläche © Markus Danner

Es gibt natürlich Phosphormangel. Es gibt auch Schwefelmangel. Genau hingesehen und objektiv betrachtet, gibt es im Grünland aber viel weniger dieser Mängel, als es manche Hochglanzprospekte weismachen wollen.
Ein pH-Wert von 4,8 beispielsweise ist aber tatsächlich keine Voraussetzung für eine bodenerhaltende, nachhaltige Qualitäts-Futterwirtschaft.
Hier besteht Handlungsbedarf, der in Ruhe und Sorgfalt geklärt und bearbeitet werden soll.
Die Entscheidungsgrundlage sollte in jedem Fall ein tiefer Blick in die Bestände und in den Boden sein, um ggf. umzusetzenden Maßnahmen eine fachlich tragfähige Analyse voranzustellen.

SchnitthäufigkeitDünger Stickstoffbedarf in kg/ha/Jahr
1-mähdig0
2-mähdig0-50
3-mähdig80-120
4-mähdig140-160
5-mähdig160-180
Dauerweide Milchvieh60-80
Stickstoffbedarf von Grasland unterschiedlicher Nutzungshäufigkeiten

Spezialvariante des abgestuften Wiesenbaus

Rezepte sind gut in der Küche, eignen sich aber schlecht als Grundlage für die Bewirtschaftung eines Biobetriebs.
So sind alle Konzepte und Strategien, die uns sinnvoll und nachhaltig erscheinen, dennoch auf die jeweiligen individuellen Verhältnisse auf den einzelnen Betrieben anzupassen. Dadurch ergeben sich mitunter mehrere sinnvolle und erfolgreiche Varianten ein und desselben Konzepts.

„Mit der Einsaat der Klee-Luzernegrasmischung haben wir eine Situation geschaffen, in der Wiesen über
Jahre trotz deutlich weniger Düngung gute Erträge mit Qualitätsfutter erzielen.“ 
Josef Eisl, Abersee

Beim Stoffbauer in Abersee sind die Böden karbonatreich und durchlässig. Ideale Voraussetzungen für die Königin der Futterpflanzen, der Luzerne. Mehrere Hektar Wiesen wurden zu Luzernekleegraswiesen angelegt, die sich sehr gut entwickelten, gute Erträge abwarfen und über eine Nutzungsdauer von über drei Jahren nicht gedüngt wurden.
Dadurch konnten erhebliche Düngermengen auf die anderen mehrschnittigen Wiesen und Mähweiden umverteilt werden. Die Luzernefruchtfolge wird zukünftig auf dem Betrieb ein fixer Bestandteil der Grünlandbewirtschaftung bleiben.

Markus Danner

Artenvielfalt in der Kulturlandschaft

Die Thematik des europa- und weltweiten Artenschwundes ist in der öffentlichen Diskussion omnipräsent und zeigt sich deutlich und zunehmend in politischen Handlungsfeldern. Künftig wird damit zu rechnen sein, dass sich die Gesetzgebung mehr um die Verträglichkeit menschlichen Handelns und Wirtschaftens Gedanken macht.

Der Hauptzweck landwirtschaftlich genutzter Graslandschaften liegt in der Futtergewinnung, hauptsächlich für Wiederkäuer.
Mit den gestiegenen Ansprüchen an die Leistung von Wiederkäuern stieg auch die Notwendigkeit, hochverdauliches Grundfutter zu produzieren. Die „Schlagzahl“ auf der Wiese erhöhte sich. Das ist wohl der gravierendste Umstand, der zur massiven Veränderung des ursprünglichen Pflanzenbestandes führt und den Lebensraum Wiese für viele tierische Bewohner ungemütlicher und unattraktiver macht. Solange wir hochleistende Tiere füttern, wollen und können wir zum flächendeckenden Sonnwend-„Altheu“ nicht zurück.

Trotz intensiver Futternutzung Lebensraum bereitstellen

Alle Überlegungen, den vielerorts verdrängten Arten trotzdem ein Leben, Überleben und Vermehren zu ermöglichen, zielen darauf ab, ein möglichst vielfältiges Landschaftsmosaik entstehen zu lassen. Die Inseln aus Altbeständen, Blühflächen, Ruhezonen und sonstigen kleinen „Schlampereien“ sollen Pflanzen und Tieren den Lebensraum bereitstellen, den sie in den Intensivwiesen eben nicht mehr vorfinden. Unter diesem Gesichtspunkt kann auch die Regelung im ÖPUL verstanden werden, dass Feldstücken, die größer als 5 Hektar sind, eine Biodiversitätsfläche von mindestens 15 Ar zugeteilt werden muss. 

Intensivwiesen sind nicht ganz „außen vor“

Intensiv genutzte, 4-5 schnittige Wiesen sind in ihrer Relevanz bezüglich der Artenvielfalt bescheiden. Eine durchaus bedeutsame, im Biodiversitätsrechner von BIO AUSTRIA auch honorierte Maßnahme ist der Verzicht auf Mähaufbereiter. Insekten (Bienen), die sich etwa auf Weißklee- oder Löwenzahnblüten gütlich tun, überleben eine Mahd oft, den Mähaufbereiter hingegen selten.
Der Futterqualität zuträglich ist die Mahd nach Abtrocknen des Taus. Dann beginnt aber der Insektenflug und Blütenbesuch. Diesbezüglich ist die sehr frühe Mahd vorteilhaft. Mähen vor oder nach Abtrocknen des Mähguts ist aber ohnehin eine eher akademische Frage, denn auf wieviel Betrieben ist in einem Zeitfenster von wenigen Stunden die Mäharbeit getan und die Möglichkeit gegeben, sie vor oder nach dem Frühstück zu erledigen?

Bis zu drei Nutzungen – da wird’s bunter

Multikulturell besser aufgestellt  sind Wiesen, Schläge oder Teilflächen von Wiesen, die weniger als vier Nutzungen dienen.

Von Tallagen bis zu mittleren Höhenlagen von 800 bis 900m Seehöhe lassen inzwischen sogar Dreischnittwiesen Nutzungsfenster von 8 bis 9 Wochen zu. In diesen Ruhezeiten können Vögel eine Brut aufziehen, einige Kräuter und Gräser zur Samenreife gelangen. Hier beginnt sich ein Insekten-Allerlei einzufinden.

Die Leguminosenvielfalt steigt in diesen Flächen deutlich an und steigert die Attraktivität in mehrfacher Hinsicht. Sie helfen, Dünger zu sparen, sie blühen lange und verschiedenfarbig, und sie zeigen eine deutlich höhere Nutzungselastizität. Soll heißen: Das Futter hat trotz älterem Bestand eine vernünftige Wertigkeit. 
Biobäuerinnen und Biobauern, die solche Wiesen bewusst wahrnehmen, die Nutzung und Pflege auf die schon hohe Vielfalt anpassen, haben meist eine große Freude damit. Da wird das Pflücken eines  Muttertags- und Vatertagsstraußes wieder selbstverständlich.

Ein- und Zweischnittwiesen, die Klassiker der Biodiversitätsflächen

wird`s auf der Wiese bunter, steigt die Artenvielfalt beträchtlich © Danner

Mager oder feucht. 
Zweinutzige Wiesen sind häufig seichtgründige, sonnseitige, eher trockene Magerwiesen. Ihnen bescheinigen Biologen und Botaniker einen besonders hohen Wert im Sinne der Artenvielfalt. Diese Flächen zu belassen wie sie sind, bzw. wieder so zu lassen wie sie von Natur aus wären, ist wirtschaftlich kein Verlust. Hier Dünger zu investieren, setzt sich kaum in Ertrag um, der Verlust von Artenvielfalt ist hingegen beträchtlich. An anderer Stelle ist Mist oder Gülle deutlich besser angelegt. 
So können Mager-Wiesen dieser Art mit Stolz als Biodiversitäts-Hotspots präsentiert werden.

Feuchtwiesen, die als sogenannte „WF“ Flächen mit sehr später Schnittzeitauflage versehen sind, liefern ohnehin nur Einstreu, bestenfalls Pferdeheu. Welches übrigens den Einhufern sehr zuträglich ist. Pferde mögen Magerheu nicht nur gern, es verhindert Hufrehe, Sehnenschwäche  und schlechte Zähne.
Feuchtwiesen sind aufgrund ihrer langen, ungestörten Aufwuchszeiten und der temporären oder dauerhaften Vernässung ein Paradies für Amphibien, Insektenarten und auch ins Hintertreffen geratene Pflanzen wie dem Knabenkraut oder Pfeifengräsern.

Reduziert genutzte Ecken, Streifen, Raine

Die zuletzt beschriebenen Flächen müssen keine ganzen Feldstücke sein. Im Sinne der eingangs erwähnten Landschaftsmosaik-Bildung sind besonders auch kleinflächige Strukturen wichtig, um die Vernetzung und Brückenbildung in der Landschaft herzustellen. Viele Arten sind nicht besonders mobil, brauchen beim Wandern zwecks genetischen Austauschs auf kurze Strecken Zwischenstationen. 
Blüh- oder Altgrasstreifen, an Zäunen, Hecken, Gewässerläufen oder Wegen angelegt oder einfach stehengelassen, leisten hier wichtige Funktionen und verursachen keinen Arbeitsaufwand.

Altgras überjährig stehen zu lassen, ist nicht besonders beliebt. Wir sind zur Ordnung erzogen worden. Nichts desto trotz kann es sich anbieten, einen Graben, eine Mulde, einen „Spitz“ zwischen Weg und Nachbargrundstück nicht auszumähen (ab. 15. August bei ÖPUL-DIV), und so über den Winter bis ins Frühjahr hinein mit Stengeln, Stauden, Wind- und Wetterschutz ein Überwinterungshabitat für viele Insektenarten bereitzustellen.

Dies sind Flächen, die als ÖPUL Biodiversitätsauflage der Variante C gelten, im Folgejahr automatisch Variante A, weil sie dann noch bis zum 2. Schnitt vergleichbarer ortsüblicher Flächen stehenbleiben.

Pufferstreifen

Eine Auflage in der „erweiterten Konditionalität“, die Bestimmung GLÖZ 4 (ich bitte um Nachsicht, diese Begrifflichkeiten entstammen nicht meiner Kreativität!) sieht Pufferstreifen entlang von Gewässern vor. Auf mindestens 3 Meter Breite, bei belasteten Gewässern („Zielverfehlung“ lt. Gewässerwirtschaftsplan) 5 Meter, bei stehenden Gewässern 10 Meter dürfen keine Dünge- und Pflanzenschutzmaßnahmen erfolgen.
So bietet sich ein solcher Streifen ohnehin an, als Biodiversitätsfläche mit den entsprechenden Nutzungsfenstern bewirtschaftet zu werden. Als Grenzflächen unterschiedlicher Landschaftsstrukturen (Gewässer – Wiese) werden sie zu Begegnungszonen und Jagdrevieren erster Güte!

Hecken

Sträucher und niederwüchsige Gehölzstrukturen gehören in vielen Regionen zum Landschaftsbild.
Viele sind aber auch verschwunden. Die Vorgehensweise im Zusammenhang mit der Erhebung von Landschaftselementen, deren dauerhafte Unter-Schutz-Stellung hat nicht selten zum unerwünschten Effekt geführt, dass sie entfernt wurden, bevor der Schutzstatus schlagend wurde.
Diesbezüglich hat auch der Fördergeber dazugelernt, „Landschaftselemente“ sind nun jährlich variabel zur Förderung beantragbar.
So bleibt zu hoffen, dass eine „Renaissance des Interesses“ an diesen vielseitigen und äußerst wertvollen Landschaftsgestaltern und Lebensräumen eingeleitet wird.

Welchen Zweck kann eine Hecke in einer Graslandschaft erfüllen?
  • Windschutz, Taubildung (verzögerte Bodenaustrocknung)
  • Fruchtnutzung
  • Unterschlupf (Rebhuhn, Fasan, Hase und Igel, Reh,…)
  • Nistplatz
  • Nektarträger
  • Futterquelle und Wohnraum (für Singvögel)
  • Medizinalwirkung (für Weidetiere)
  • Schattenspender
  • Flurabgrenzung
  • Energieholznutzung
Hecken sind hocheffiziente Landschaftsstrukturen © Danner

So spricht man heute gerne und zurecht von „Mehrnutzungshecken“. Diesen Mehrnutzen gilt es zu entdecken.

Nichtflächige Landschaftsstrukturen

Landschaft wird durch ganz Offensichtliches geprägt wie Wald und Wiese, Hofstellen, Siedlungen, Wasserläufe, Teiche und Seen, Baumgruppen und mächtige Solitärbäume. Kleine Strukturen sind oft unscheinbar und nur auf den zweiten Blick sichtbar. Sie sind dennoch für viele Organismen unverzichtbar.

Lesesteinhaufen, Altholz(-haufen) für Eidechsen, Blindschleichen, Holzläger, Kleingewässer oder Entwässerungsgräben mit flachen Böschungen, sonnenexponierte unbewachsene Erde, (für Wildbienen), schlammige Wasserlachen auf Feldwegen oder Hofstellen (Nistmaterial für Schwalben), ein paar Disteln oder Brennnesselgruppen und vieles dergleichen soll Platz haben dürfen, um die Vielfalt, die auf diese „Unordentlichkeiten“ angewiesen ist, zu ermöglichen. Das alles berührt nicht unser Zeit- oder Geldbudget. Das macht keine Arbeit. Es ist eine Frage der Einstellung, ob wir das zulassen oder nicht.

Biodiversitätsleistungen objektiv bewerten

Der Biodiversitätsrechner von BIO AUSTRIA bzw. der Bericht, den jeder Betrieb mit diesem Werkzeug ausgewiesen bekommt, ist sozusagen die Quittung, der Nachweis für alles, was auf dem Bio-Grünlandbetrieb (wie auch auf dem Ackerbaubetrieb) an Maßnahmen aktiv umgesetzt oder an ordentlichen und „unordentlichen“ Strukturen zugelassen wurde.

Nach zahlreichen Erhebungen mit dem Rechner kann zusammenfassend festgestellt werden, dass der allergrößte Teil der BIO AUSTRIA Grünlandbetriebe die geforderte Mindestschwelle von 200 Punkten übertrifft. Das bestätigt auch den Ansatz, die Biodiversitätsleistungen der BIO AUSTRIA Betriebe zu erfassen und darstellen zu wollen, nicht mit zusätzlichen „Auflagen“ das Leben zu erschweren.

Für Betriebe, die auf einheitlichen Bodenqualitäten in Gunstlagen wirtschaften und in den letzten Jahren die gesamte Grünlandfläche homogen als Vielschnittwiese genutzt haben, ist es natürlich eine Herausforderung, sich die eine oder andere Maßnahme zu überlegen und umzusetzen, um dem Standard zu entsprechen. Allein, die Maßnahmen für die Biodiversitäts-Auflagen des neuen ÖPUL Programms, kombiniert mit dem verstärkten Weideangebot auf Biobetrieben lässt auch die intensiver wirtschaftenden Betriebe der Gunstlagen in Sichtweite der Punkteschwelle kommen.
Die ggf. noch fehlenden Maßnahmen umzusetzen soll kein  Ärgernis und kein Hindernis für Biobäuerinnen und Biobauern sein, sondern eine Bereicherung für jeden Betrieb

Markus Danner

Neue Insektenstudie

Neue Insektenstudie muss richtig interpretiert werden

Eine neue Insektenstudie wurde in den vergangenen Tagen sehr optimistisch gedeutet. Ein differenzierter Blick lohnt sich jedoch.
Insgesamt blieben Anzahl und Population stabil, sagte Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig bei der Präsentation der Ergebnisse einer neuen Insektenstudie vor kurzem.
Wertvolle Daten zu unterschiedlichen Insektengruppen wurden bei der vom Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft in Auftrag gegebenen Studie erhoben. Die Ergebnisse wurden von Minister und Presse sehr optimistisch gedeutet. Ein genauerer Blick auf die Daten ist jedoch empfehlenswert.

Es ist fachlich kritisch, Aussagen aus nur zwei (oder nur sehr wenigen) Beobachtungsjahren als Grundlage zu verwenden um daraus generelle Trends über die Artenvielfalt abzuleiten.
Die Studie zeigt, dass die Schwankungen zwischen den Artengruppen sehr unterschiedlich sind – mit Zunahmen, Abnahmen und deutlichen Unterschieden zwischen den Flächen und Regionen. Ein genereller Trend oder gar die Aussage, dass die Insektenvielfalt für Österreich über die vergangenen 30 Jahre hinweg konstant geblieben sei, kann mit diesen Daten nicht belegt werden.

Die Studie zeigt vielmehr deutlich, dass durch den Klimawandel wärmeliebende Arten zunehmen und kälteliebende Arten verschwinden, was zum Teil zu gleichbleibenden Gesamtartenzahlen führt. Es ist davon auszugehen, dass sämtliche österreichische Alpenendemiten langfristig aussterben werden.
Effekte, die von der Klimaerw.rmung hervorgerufen werden, sollten jedoch nicht den Effekten der Landnutzung gegenübergestellt werden – oder sogar zur Aussage führen, dass die Ver.nderung der Insektenvielfalt ma.geblich durch den Klimawandel verursacht wird und nicht durch die Landnutzungsintensivierung.
Bereits vor einigen Jahrzehnten ist nachweislich für Teile von Österreich ein Großteil der ursprünglichen Insektenvielfalt durch Flurbereinigung und landwirtschaftliche Intensivierung verschwunden und war zu den Erstaufnahmen dieser Studie schon gar nicht mehr vorhanden.

Um Aussagen zu Trends des Insektensterbens treffen zu können, müssten Beobachtungen deutlich weiter zurückreichen, bis in die 1950er oder noch früher. Auch eine genaue Betrachtung der ökologischen Sensibilität von Arten wäre essenziell.
Es zeigt sich, dass vor allem Generalisten, also eher anspruchslose Arten, auf dem Vormarsch sind. Langfristig führt das zur Vereinheitlichung der Artenvielfalt und einem Biodiversitätsverlust.

Die Studie ist nicht das Problem, sondern die in der Öffentlichkeit kommunizierte Interpretation dieser Arbeit. Es wäre wünschenswert, wenn für Österreich möglichst rasch ein standardisiertes und flächendeckendes Insektenmonitoring etabliert wird, um den Zustand und die Entwicklung von Biodiversität und der Landschaft objektiv bewerten zu können.

Jan C. Habel,
Uniprofessor für Zoologische Evolutionsbiologie an der Uni Salzburg.
Er forscht etwa zu Themen der globalen Biodiversitätskrise.

Bio und die Artenvielfalt

Europa, Österreich, ÖPUL, Kontrollstellen, BIO AUSTRIA und die Gesellschaft. Alle wollen es, die Landwirtschaftsbetriebe sollten dafür sorgen.

Die Biodiversität, auf deutsch die Artenvielfalt bzw. deren Schwund ist in aller Munde. Natürlich kann sich ein Biobauernverband diesem Thema nicht entziehen.

Die Schwesterverbände des deutschsprachigen Auslandes haben schon seit Jahren entsprechende Standards festgeschrieben. Auch der Gesetzgeber, respektive der „Fördergeber“, sprich EU und Bund fordern Maßnahmen ein, die dem Artenschwund Einhalt gebieten sollen.

In der kommenden ÖPUL Periode sind auch bei Biobetrieben wieder Schnittzeitauflagen bzw. artenreiche Wiesen auf 7 % der Mähfläche vorgesehen bzw. vorgegeben.

BIO AUSTRIA hat ein Punktesystem entwickelt, das die ÖPUL-Maßnahmen integriert und darüber hinaus alle Strukturen und Maßnahmen auf dem Betrieb „belohnt“, die im Grünland, auf dem Acker, durch Landschaftselemente, Nisthilfen für Vögel, Lebensräume für Amphibien, durch Streuobstwiesen und -bäume und vieles mehr zum Schutz von Insekten, Vögeln, Kalt- und Warmblütern und selten gewordenen Pflanzenarten dient.

Dieses Punktesystem bildet sich im „Biodiversitätsrechner“ ab.

Der Biodiversitätsrechner zeigt dir, ob und wie stark die Bewirtschaftung deines Betriebes auf die Artenvielfalt förderlich wirkt.

über 200 Punkte: sehr gut!

weit über 200 Punkte: Hervorragend!

Auf diesen Rechner hat jedes Mitglied auf der BIO AUSTRIA Homepage Zugriff. Eine Registrierung für den Login-Bereich ist allerdings notwendig.

Ich bitte alle Mitgliedsbetriebe, die sich noch nie auf der BIO AUSTRIA Seite registriert haben, dies nachzuholen. (Nur ein paar Klicks und Angaben!).

Nach Erhalt der Zugangsdaten steht der Erforschung der eigenen „Inseln der Artenvielfalt“ nichts mehr im Wege. 2022 wird im Zuge der Biokontrolle abgefragt, ob dieser Rechner ausgefüllt ist oder nicht, mit dem Hinweis, das bitte bis Ende des Jahres zu tun.

Bis dahin haben wir das aber wieder vergessen, deshalb steht beim nächsten Jour Fixe am 1. Juni ’22 das Thema Biodiversität auf dem Programm.

Wir werden die ÖPUL-Maßnahmen ebenso diskutieren wie das Festhalten eurer Biodiversitätsleistungen im Online-Rechner.
Wir gehen sozusagen gemeinsam auf Punktejagd!

Link zur Registrierung auf der BIO AUSTRIA Seite.

Wer’s gleich probieren möchte: Der Einstieg in den Rechner befindet sich HIER

Markus Danner

Zwischenfrüchte: Antrieb der Bodenfruchtbarkeit

Pflanzen verschiedener Arten und Familien werden als Zwischenfrüchte eingesetzt. Je nach Ziel und Funktion in der Fruchtfolge werden Zwischenfrüchte zum Antrieb der Bodenfruchtbarkeit!

Leguminosen

Leguminosen können in Symbiose mit verschiedenen Bakterien in den charakteristischen Wurzelknöllchen, siehe Bild unten, Stickstoff aus der Bodenluft binden. Sie sind deshalb vor allem dafür zuständig, das lebenswichtige Element Stickstoff in den organischen Kreislauf des Lebens zu bringen; somit stellen sie eine essentielle Grundlage des biologischen Ackerbaues dar.

Stickstofffabrik des (Bio-) Bauern - Rhizobien, Knöllchenbakterien © Markus Danner
Stickstofffabrik des (Bio-) Bauern – Rhizobien, Knöllchenbakterien © Markus Danner


Es gibt eine riesige Anzahl von Leguminosenarten, die an unterschiedlichste Standorte angepasst sind. Deshalb ist die Auswahl sehr groß, sodass mit Leguminosen vielfältige Einsatzzwecke erfüllt werden können.

Vielgestaltige Wurzelsysteme lassen eine große Auswahl zu. 
Mit Pfahlwurzeln können sich manche Pflanzen aus erstaunlichen Tiefen mit Wasser versorgen, andere begeistern durch ihre feinverzweigten, den Boden vernetzenden Wurzeln.

Von den großkörnigen Leguminosen eignen sich Erbsen, Lupinen und Wicken, insbesondere Platterbsen und Winterwicken, als schnelle Wurzler für den Bodenaufbau. 
Luzerne, Rotklee und Steinklee zählen nach ihrer Saatgutgröße zu den kleinkörnigen Leguminosen, bilden aber kräftige Pfahlwurzeln aus, während die meisten anderen Kleearten feinverzweigte Wurzelsysteme ausbilden.

Kreuzblütler

Diese Pflanzen können besonders auch in kühlen Jahreszeiten und Lagen gute Wüchsigkeit zeigen. Die meisten Kreuzblütler besitzen ein Pfahlwurzelsystem, das äußerst effizient ist, um sich Nährstoffe anzueignen. Diese Eigenschaft macht sie vor allem dafür geeignet, den Nährstoffverlust in tiefere Schichten zu verhindern.

Zum aktiven Bodenaufbau sind sie weniger geeignet, da sie relativ wenige Wurzelausscheidungen an das Bodenleben abgeben und nicht in verdichtete Bodenbereiche einwachsen, sondern gerne an entsprechenden Verdichtungen „abknicken“. 
Bei Verwendung im Gemenge darf der Kreuzblütleranteil nicht zu hoch sein, da sie mit ihren oft rosettenartigen großen Blättern nicht selten wertvolle Gemengepartner verdrängen. 
Da in der Biofruchtfolge der Kreuzblütleranteil meist sehr niedrig ist, sind diese in der Zwischenfruchtmischung eine große Bereicherung. Kreuzblütler in Reinsaat, v.a. Senf sollte aber auf Biobetrieben eine Ausnahme darstellen. 
In Mischungen sollten sie aber nicht fehlen. Als Zwischenbegrünung zw. Erbsen- u.  Ackerbohnenernte und Wintergetreideaussaat hat Senf eine große Bedeutung bekommen.

Raublattgewächse und andere

Neben den drei genannten Gruppen von Pflanzen gibt es noch weitere Arten, die sich gut für Gründüngung eignen. 
Buchweizen und Phacelia blühen recht bald und stellen so eine Bereicherung der Nahrungsquelle für Insekten dar. Außerdem zeichnet sich Buchweizen, wie auch die Sonnenblume, durch sehr schnellen Aufwuchs auch bei Trockenheit aus. Die jungen Blätter dieser Pflanzen sind bereits recht groß, so dass sie einige Beschattungswirkung für den Boden und damit für das Auflaufen der anderen, empfindlicheren Gemengepartner in Trockenzeiten bilden.

ZF Mischung mit Sonenblumen, Ölrettich, Buchweizen, Wicken u.a. © Markus Danner
ZF Mischung mit Sonnenblumen, Ölrettich, Buchweizen, Erbsen u.a. © Markus Danner

Phacelia begeistert durch ihre große Masse an Feinwurzeln im Oberboden und ihre schöne Blüte welche sehr begehrt ist als Bienen- und Augenweide. Durch ihre Nicht-Verwandtschaft zu den Kulturpflanzen kann sie vor jeder Kultur als ZF dienen.

Erwähnenswert ist auch die  Ringelblume, die mit ihrer Pfahlwurzel und ihrem Stickstoffspeichervermögen besticht, die Kornrade, welche als schon fast ausgestorbene Ackerwildpflanze in erster Linie symbolischen Charakter hat, die Malve und der Mohn
Sie bieten einen willkommenen Farbklecks in der Herbstlandschaft und bieten eine tolle Bienenweide. Bei den letztgenannten Kulturen ist entscheidend, dass sie am Aussamen gehindert werden, um ein unkontrolliertes Vermehren zu unterbinden.

Gräser

Gräser zeichnen sich durch recht hohe Wurzelmengen und die Fähigkeit zur Nährstoffaneignung aus, Wirtschaftdünger können über sie gut verwertet werden. 
Allerdings entwickeln nur wenige eine ausgeprägte Tiefendurchwurzelung.

In Minimalbodenbearbeitungssystemen sollte man Gräser als Zwischenfrucht meiden, da diese winterhart sind und als Unkraut in der Nachfolgekultur schwer zu regulieren sind. 
In Trockengebieten sollte auf Gräser verzichtet werden, da sie viel Wasser benötigen.

Sie eignen sich überwiegend in über- oder mehrjährigen Gemengen wie Rotations- und Dauerbrache um im Gemenge mit Leguminosen den bereitgestellten Stickstoff zu verwerten, Lücken nach mehrmaligem Mulchen zu schließen und die Befahrbarkeit der Begrünung zu gewährleisten.

Der zu den Gräsern gehörende Hafer hat aber für Futterbaubetriebe eine immense Bedeutung. 
Vor allem als Deckfrucht für die Klee(gras)anlage hat er sich bestens bewährt. 
Einzig die Rostanfälligkeit im Herbst mindert seine Qualität etwas.

Sandhafer bietet dafür die Alternative. Als sehr neue Begrünungskultur ist diese Haferform nicht rostempfindlich, sicher abfrostend und gerne verwendete Futterpflanze.

Auf sehr frühen Standorten könnte auch Sudangras als sehr ergiebige Futterpflanze als Zwischenfrucht interessant sein.

Auch Grünschnittroggen als Zwischenfrucht bzw. Johannis-Roggen (Futternutzung im Anlage-Jahr) erfreut sich hoher Beliebtheit.

Manuel Böhm

Abgestufter Wiesenbau

Abgestufter Wiesenbau – Qualität und Vielfalt auf dem Biobetrieb.
In der biologischen Wiesenbewirtschaftung ist die abgestufte Bewirtschaftungsintensität praktisch unverzichtbar.
Doch was ist dieses Konzept genau? Worin liegt seine Bedeutung?

Mit abgestuftem Wiesenbau ist gemeint, dass ein Betrieb unterschiedliche Wiesenstandorte zur Verfügung hat (Hofentfernung, Bodengüte, Gründigkeit etc.), die sich für unterschiedliche Nutzungsintensitäten eignen und Düngung und Nutzungshäufigkeit auf die gegebenen Verhältnisse abgestimmt werden.

Abgestufter Wiesenbau liefert gewünschte Futterqualitäten

Auf diese Weise bewirtschaftet stehen dem Betrieb sowohl ertragreiche, aber artenärmere Flächen zur Verfügung, die energie- und eiweißreiches Futter liefern, als auch ertragsärmere, dafür artenreiche Wiesenbestände für Jung- und Galtviehfutter:
Abgestufter Wiesenbau – Qualität und Vielfalt auf dem Biobetrieb!

Abgestufer Wiesenbau erfüllt Anforderungen an Biodiversität

Somit kann einer Grundforderung in der biologischen Landwirtschaft nach Erhaltung und Förderung der Artenvielfalt in einem gesamtbetrieblichen Konzept nachgekommen werden, ohne deshalb auf hohe tierische Grundfutterleistungen verzichten zu müssen!

Besonders bedeutend am Konzept der abgestuften Bewirtschaftungsintensität ist neben dem ökologischen Faktor der Umstand, dass ausreichend Hofdünger für intensiv bewirtschaftete Futterflächen zur Verfügung steht, die dadurch langfristig in der Lage sind, hochwertiges Grundfutter zu liefern!

  • Eingraswiese mit Luzerne (C) Danner
  • Hochleistungsfutter für Biotiere (C) Danner
  • vielfältige Fettwiese mit Wiesenbocksbart (C) Danner
  • artenreiche Magerwiese (C) Danner
  • Blühpflanzen in Glatthafer-Kräuterwiese (C) Danner
  • Grünlandbroschüre. ©. Markus Danner

Du suchst ein Konzept für deinen Betrieb?
Wir von BIO AUSTRIA haben die Lösung,
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hier geht’s zu weiteren Betrachtungen: abgestufter Wiesenbau – praktisch umgesetzt

Markus Danner

Abgestufter Wiesenbau – die Praxis

Seit den 80er Jahren, seit Dr. Walter Dietl diese Bewirtschaftungsform als Idee ausformulierte und kommunizierte, kennen wir den „Abgestuften Wiesenbau“ als die Form der Grünlandbewirtschaftung, die den Grundsätzen der biologischen Landwirtschaft entspricht.

Wiesenlandschaft wurde zum Klischee

Vielen BIO-affinen Leuten gefällt Low Input. Vielen gefällt die Idee, Milch aus Grundfutter zu produzieren. Viele sehen Kraftfuttereinsatz kritisch.
Von der Landwirtschaft weit entfernte Gesellschaftsschichten möchten Blumenwiesen in der Landschaft. Sie möchten Schmetterlinge flattern sehen. Sie wollen keine Nachrichten hören über Bienensterben und dramatische Artenrückgänge allerorts.
Sie möchten, dass Tiere auf der Weide grasen. 
Die meisten denken nicht daran, dass ihre günstigen Lebensmittel im Gegensatz zu diesen Idealvorstellungen stehen bzw. mit dem Verschwinden ihrer Wunsch-Postkartenwelt direkt zu tun haben.
Das Eine bedingt das Andere. Das ist auch in der Biolandwirtschaft nicht automatisch anders, denn:

Auch Biobetriebe brauchen wirtschaftliche Erträge! 

Wie also bringen wir das alles unter einen Hut – in ein sinnvolles Bewirtschaftungskonzept?
Der abgestufte Wiesenbau ist dieses sinnvolle Konzept, welches das schier Unmögliche möglich machen kann!

Unter der Voraussetzung eines entsprechenden Commitements der Gesellschaft mit der Landwirtschaft, nämlich deren Produkte zu entsprechenden Preisen zu kaufen und auf Importersatz zu verzichten, wird es gelingen, Ökologie und Ökonomie in Einklang zu bringen.

Vortrag zum abgestuften Wiesenbau in Raumberg Gumpenstein im November 2019.
32 Minuten, Ing. Markus Danner und Christoph Gwehenberger

1. Bodenparameter erheben

Worauf bezieht sich nun die „Abstufung“? 
Sie ergibt sich durch den Standort. Die „abgestufte“ Grünlandbewirtschaftung ist zuallererst eine standortangepasste!

Die Bodeneigenschaften sind demnach der erste Gegenstand der Planung. Wir brauchen Antworten auf die Frage:

Auf welchen Böden mit welchen jeweiligen Voraussetzungen liegen unsere Feldstücke?

Der Großteil der Antwort darauf findet sich in der elektronischen Bodenkarte (eBod), ergänzt durch Beobachtung und Erfahrung des Bewirtschafters.

bodenkarte.at

2. Nutzung definieren

In einem weiteren Schritt halten wir die Nutzung jedes Feldstückes fest und erheben, wie genau sie zu den gegebenen Standortverhältnissen passen oder eben nicht.

Wie nutzen wir sie? 
Passt diese Nutzungsart zu den standörtlichen Gegebenheiten?
Passt der Pflanzenbestand zur Nutzung und zu den Bodenverhältnissen?

An dieser Stelle werden notwendige Nutzungsanpassungen erkannt und in die Planung einbezogen.

3. Düngung

Für jede Nutzungsart und -intensität kennen wir den Bedarf von Düngern pro Flächeneinheit. Um eine vernünftige, dem Betrieb gerecht werdende Düngeplanung erstellen zu können, muss die verfügbare Jahresdüngermenge bekannt sein.

Dieser Punkt bedarf oft der größten Anstrengung seitens der Bewirtschafter, weil nicht selten gedüngt wird, bis die Grube leer ist, nicht bis die Kulturen ausgefüttert sind. Sprich: Die genauen Mengen sind nicht bekannt. Faustzahlen sind für die hier beschriebene Nutzungsplanung unbrauchbar.

Der Bauer/die Bäuerin wird nicht umhin kommen, nachzurechnen, zu recherchieren oder eine Saison lang Strichlisten oder ähnliches zu führen, um über einen validen Wert zu verfügen: In meinem Betrieb stehen soundsoviel m3 Gülle bzw. Mist oder Jauche im Jahr zur Verfügung!

.Von diesen Mengen ausgehend werden die Feldstücke ihrer Nutzungsart und -intensität entsprechend mit den vorhandenen Düngern „ausgefüttert“. D.h. z.B einer 4-Schnittwiese werden je nach Düngerkonzentration 4-5x 12mGülle pro Hektar zugeteilt.

Empfehlung: Im Frühjahr bei voller Grube Gülleanalyse durchführen!

4. Anpassungen, Wiederholungsschleifen

Im „Normalfall“, beim Gros der Betriebe, geht die Gülle früher aus als die Hektare.
Im „Normalfall“, beim Gros der Betriebe, ist bisher die logische Konsequenz, ein bisschen weniger pro Hektar, damit alle etwas bekommen.
Dieses Gießkannenprinzip hat uns in die Situation geraten lassen, dass sehr viele Bio-Futterflächen unterernährt sind (denn auf die Schnitthäufigkeit wurde nicht verzichtet), und unterernährte Wiesen mit geringerer Bonität trotzdem ihre Artenvielfalt verloren haben (weil sie mit Gülle gedüngt wurden und/oder zu häufig geschnitten)

Die abgestufte Bewirtschaftung setzt diese Fehlentwicklung außer Kraft, indem:

  • Trockene Kuppen, feuchte Senken 
  • Graben-, Bach- und Wegraine, 
  • Unförmige, enge Feldstückecken
  • Sehr seichtgründige Schläge
  • Schläge mit geringer Bonität
  • Weit entfernte Feldstücke etc.

aus der (Gülle-) Düngung genommen werden.
Teilschläge werden zur zweischnittigen oder dreischnittigen Glatthaferwiese, zur zweischnittigen Trespenwiese, zur Straußgraswiese oder was auch immer für ein passender Wiesentyp, der mit einer Festmistgabe das Auslangen findet.
Diese Nachjustierung wird solange verfeinert, bis alle Flächen den Dünger bekommen, den sie brauchen.

Im Ergebnis soll mehr Leistungsfutter geerntet, gesamtbetrieblich evtl. sogar mehr Ertrag, jedenfalls eine deutliche Steigerung der Biodiversität auf den düngereduzierten Flächen erzielt werden.

Zusätzlich verfügt der Betrieb über Heu, das ideal für trockenstehende Kühe und Jungvieh geeignet ist. 

Mehr Pflanzenvielfalt, Blumenwiesen und viele blühende Inseln in der Landschaft sind eine Folgeerscheinung dieses Bewirtschaftungskonzeptes. Wir geben der Biodiversität wieder Raum und damit Antworten auf drängende Probleme unserer Zeit.

In den ersten Jahren finden v.a. auf extensivierten Schlägen massive Veränderungen im Pflanzenbestand statt, die aufmerksam beobachtet und begleitet, ggf. mit unterstützenden Saaten stabilisiert werden müssen.

Video: Umsetzungsbeispiel des abgestuften Wiesenbaus auf einem Milchviehbetrieb in Kleinarl

Markus Danner

Bio und die Biene – sind Zwillinge

Bio und die Biene – Warum Bio Imkerei?

Weil Bio und die Biene zusammengehören.
Seit ca. hundert Jahren versucht man aus den Honigbienen Haustiere zu machen. 
Das funktioniert nicht, die Bienen sind und bleiben Wildtiere und es ist damit entsprechend umzugehen.

„Die Bienen schenken dem Menschen Honig und duftendes Wachs, aber was vielleicht mehr wert ist, als Honig und Wachs: sie lenken seinen Sinn auf den heiteren Junitag, sie öffnen ihm das Herz für den Zauber der schönen Jahreszeit, und alles, woran sie Anteil haben, verknüpft sich in der Vorstellung mit blauem Himmel des Sommers, die Uhr der Stunden des Überflusses, der schnelle Flügel der aufsteigenden Düfte, der Geist und Sinn des strömenden Lichtes, das Lied der sich dehnenden ruhenden Luft, und ihr Flug ist das sichtbare Wahrzeichen, die deutliche musikalische Note der tausend kleinen Freuden, die von der Wärme erzeugt sind und im Lichte leben. Sie lehren uns die zarteste Stimme der Natur verstehen, und wer sie einmal kennen und lieben gelernt hat, für den ist ein Sommer ohne Bienensummen so unglücklich und unvollkommen, wie ohne Blumen und ohne Vögel.“ 
aus „Das Leben der Bienen“ von Maurice Maeterlinck

Die Bienen würden eigentlich immer alles richtig machen!
Der Mensch, als ihr Betreuer kann ihnen manchmal helfen, muss aber scheinbar erst lernen, sie nicht in noch größere Schwierigkeiten zu bringen.
Eine sensible Beobachtung und zurückhaltender Umgang bei der Betreuung ist ein Gewinn für beide Seiten.
Die Imkerschaft wundert sich derzeit über die immer stärker und aggressiver werdenden Bienenschädlinge und Bakteriosen.
Es wird offensichtlich nicht zur Kenntnis genommen, dass zum Teil die Medikamentenanwendung der letzten 30 Jahre die Ursache dafür ist. 
Durch gut gemeinte Anwendungen ist z.B. die Varroamilbe regelrecht „gezüchtet“ worden.

Dazu kommen noch die Probleme, die durch die intensive Landwirtschaft für die Bienen bestehen.
Die Bio-Bienenhaltung versucht hier mit einigen umsichtigen „Rückschritten“ zumindest eine Stagnation der laufenden Degenerierung auf den Weg zu bringen. Denn Bio und die Biene passen zusammen.
In erster Linie geht es um die Bienen und dann um die daraus entstehenden Produkte!

„Die Imkerei ist eine der schönsten Beschäftigungen, die ich kenne:
in der warmen Jahreszeit  die Arbeit mit den Bienen und die Honigernte,
in der anderen Hälfte des Jahres die Erstellung und Reparatur  der Betriebsmittel. Das ergibt eine zeitliche Abwechslung, die immer voller Spannung bleibt“.

Hans Rindberger

Biobetrieb mit großer Artenvielfalt

Das brauchen wir! Biobetriebe, die eine große Artenvielfalt vorzuweisen haben.
Biobetriebe sollten zeigen – es geht! Und sie sollen zeigen, wie es geht.
Wirtschaftlichkeit und Biodiversität sind kein Widerspruch.
Im Salzburger Land kann von zahlreichen Betrieben eine beeindruckende Artenvielfalt in ihren Wiesen, Rainen, Hecken, Weiden und sonstigen Strukturen präsentiert werden.
Die Familie Mosshammer in Saalfelden beschäftigt sich seit Jahren intensiv mit Ansprüchen der Insektenwelt. Für viele Arten ist ihr Betrieb zum Lebensraum, zum Zuhause geworden.