Grundsätze der Biologischen Landwirtschaft

Gedanken zu „Grundsätze der Biologischen Landwirtschaft“ beginnen zwangsläufig mit jenen über Bodenfruchtbarkeit.

Die Bodenfruchtbarkeit kann man nicht mit dem Düngersack kaufen! Zu dieser Erkenntnis kommen immer mehr Landwirte.

Kreisläufe schließen

Bereits Justus von Liebig beschäftigte sich mit einer konsequenten Kreislaufwirtschaft von Mensch und Tier, und forderte z.B. die Rückführung der Fäkalien auf den Boden. Kreislaufwirtschaft ist ökologisch und ökonomisch: Organische Substanz und Nährstoffe werden dem Boden zurückgeführt, der Boden bleibt somit in seiner Fruchtbarkeit stabil. Die Ersparnisse durch den nur in geringerem Maße notwendigen Betriebsmitteleinkauf wirken sich auf die Wirtschaftlichkeit des Betriebes unmittelbar aus. Um Stoffkreisläufe im Betrieb in Gang zu halten, bedarf es eines sorgfältigen Betriebsmanagements, um Verluste möglichst gering zu halten. Als Beispiele können die Hofdüngerwirtschaft, die Düngepraxis, die Erntetechnik und der Umgang mit pflanzlichen und tierischen Abfällen auf dem Betrieb angeführt werden.

alles kommt aus dem Boden, und sollte für einen Neustart wieder dort enden (C) tagwerkbiometzgerei.de

Die Würde der Tiere

Dem Grundsatz der Kreislaufwirtschaft entsprechend werden nicht mehr Tiere auf dem Biobetrieb gehalten, als davon ernährt werden können. Tiere sollen hauptsächlich in jenen Regionen gehalten werden, in denen deren Futter auch produziert werden kann. (Das schließt nicht grundsätzlich aus, dass ein Betrieb im Grünlandgebiet den Betriebszweig Geflügel- oder Schweinehaltung betreibt, die Futtergrundlage für den Hauptbetriebszweig muss dennoch aus dem eigenen Betrieb stammen.)

Damit werden Transportkosten gespart und Nährstoffungleichgewichte, zu starker Nährstofftransfer von einer Region in eine andere möglichst vermieden.

In der Intensivtierhaltung können Tiere ihre arteigenen Verhaltensweisen oft nicht mehr ausleben.
Ganzjährige Anbindehaltung bei Rindern ohne Auslauf entspricht nicht den Grundsätzen einer artgerechten und artgemäßen Tierhaltung, da Rinder ein ausgeprägtes Bewegungs- und Sozialverhalten haben.
Werden derartige Verhaltensweisen in der Nutztierhaltung missachtet, kommt es gezwungenermaßen zu mehr oder minder ausgeprägten Verhaltensstörungen oder Krankheiten.

Die Biologische Landwirtschaft bietet den Tieren daher Stall- und Außenflächen an, die das Ausleben ihres arteigenen Verhaltens und entsprechende Bewegungsmöglichkeiten zulassen.

Nutzung natürlicher Ressourcen

Sind Grundsätze der Biologischen Landwirtschaft beschrieben, darf die lebensspendende Arbeit der Rhizobien nicht fehlen! Durch den regelmäßigen Anbau von Leguminosen wird Luftstickstoff in den Stoffkreislauf eingebracht. Durch Optimierung des Fruchtfolgesystems können selbst im viehlosen Ackerbaubetrieb ausgeglichene Stickstoffbilanzen erreicht werden.

Ein kg synthetischer N-Dünger benötigt für seine Herstellung die Energie von ca. 2kg Öl. Diese fossile Energie wird im Biolandbau durch den Verzicht auf diese Dünger gespart!
Energieeffizienz und die Nutzung erneuerbarer Energie ist natürlich keine Frage der Landwirtschaft, sondern der ganzen Gesellschaft, dennoch hat die biologische Landwirtschaft Chancen und Verantwortung, auch auf diesem Gebiet eine Vorreiterrolle einzunehmen.

Auch Biolandbau kann nicht ohne Stickstoff funktionieren – mithilfe der Natur kann sich der Biobauer N aber selbst besorgen!

Stickstofffabrik des (Bio-) Bauern - Rhizobien, Knöllchenbakterien © Markus Danner
Stickstofffabrik des (Bio-) Bauern – Rhizobien, Knöllchenbakterien © Markus Danner

Auch bei Phosphor und Kali sind die Bodenvorräte größer als die Lagerstätten.
Die Herausforderung für den Biobauern ist das optimale Düngemanagement bzw. das Verfügbarmachen der Nährstoffe für die Pflanzen.
Eine ausgeglichene Bereitstellung von Pflanzennährstoffen kann ohnedies nur über den puffernden Humus und ein aktives Bodenleben gewährleistet werden (siehe Nährstoffdynamik).

Markus Danner

Historie der biologischen Landwirtschaft

Dr. Hans Müller (1891-1988)

Der Emmentaler (Schweiz) Hans Müller war Biologe und Pädagoge. Seine Doktorarbeit mit dem Titel „Wie kommt das Leben auf den Fels…?“ wies bereits auf seine Leidenschaft, die dem Boden galt, hin – und der Fruchtbarkeit, die durch das Leben darin entstehen konnte.

Mit einer wachsenden Gruppe von schweizerischen, später auch österreichischen und deutschen Bauern erprobte und verfeinerte er mit Hilfe seiner Frau und später mit Hans Peter Rusch die „Humuswirtschaft„,wie er die Landbaumethode zunächst nannte, die ohne Agrochemikalien und synthetischen Dünger auskam. 

1932: Gründung der Landbauschule auf dem Möschberg im Emmental,         daraufhin rege Lehr- und Bildungstätigkeit für Jugend und Erwachsene. Zitat: „Freiheit ist nur da, wo der bäuerliche Mensch sich der Verantwortung bewußt wird gegenüber dem, was ihm in seinem Boden … zur Hut für kommende Geschlechter – für die Heimat schlechthin,… anvertraut ist.“ (Hans Müller)

Die Historie der Biologischen Landwirtschaft ist untrennbar mit den in diesem Beitrag beschriebenen Persönlichkeiten verbunden.

Großhöchstetten Hotel Möschberg © Trivago.ch
Großhöchstetten Hotel Möschberg © Trivago.ch
So sieht das Ensemble auf dem Möschberg heute aus; hier haben die Müllers gewerkt und gewirkt!

Dr. Maria Müller (1894 – 1969)

Maria Müller erprobte in der praktischen Gartenarbeit auf dem Möschberg die theoretischen Ansätze der neuen Methoden, und unterzog sie einer kritischen Prüfung. Unter ihrer Obhut entstand der biologische Landbau für die Praxis. Neben ihrer Tätigkeit als Ausbildnerin der weiblichen Jugend in hauswirtschaftlichen Belangen publizierte Maria Müller Arbeiten über „Biologisch Gärtnern“ und Ernährungsfragen. Sie befasste sich intensiv mit den Ernährungslehren von Bircher-Benner, Kollath und Hindhede und brachte ein neues Bewusstsein der Vollwerternährung in die bäuerliche Bevölkerung.

Dr. Hans Peter Rusch (1906 – 1977)

Hans Peter Rusch war Arzt, Mikrobiologe und Humusforscher. Er arbeitete ab den 50er Jahren intensiv mit dem Ehepaar Müller zusammen. Gemeinsam wurde über Jahrzehnte Boden,- Humus- und Düngungsforschung betrieben, und daraus gemeinsam eine Landbaumethode entwickelt. Aus der „Humuswirtschaft“ wurde die „organisch-biologische Landwirtschaft.“ Die Ergebnisse von Rusch´s Forschungen waren klare Erkenntnisse über ideale Bodenbearbeitung, organische Düngung, die notwendige Qualität organischer Dünger und Pflege der Bodenflora und –fauna, die den „Kreislauf der organischen Substanz“, wie Rusch es nannte, erst ermöglicht. Rusch entwickelte einen mikrobiologischen Bodentest, den „Rusch-Test“, der ihm gestattete, Aussagen über potenzielle und zukünftige Bodenfruchtbarkeit abzuleiten und der bei allen damaligen Landwirtschaften der Müller´schen Bauerngruppen angewandt wurde.

Dr. Rudolf Steiner (1861 – 1925)

Rudolf Steiner begründet mit einer achttägigen Vortragsreihe zu Pfingsten 1924 in Koberwitz (Schlesien) die biologisch-dynamische Wirtschaftsweise. Diese besondere, spezielle Art, Landwirtschaft zu betreiben, ist international unter der Dachmarke „Demeter“ bekannt. Steiner wies im Besonderen auf die Kräfte des Kosmos, die planetarischen Konstellationen und auf die Wichtigkeit hin, diese Naturkräfte für den Organismus des Bauernhofes gleichsam einzufangen und zur Wirkung zu bringen. Dies geschieht auf dem biodynamischen Betrieb aktiv durch die Zubereitung von pflanzlichen, tierischen und mineralischen Präparaten, die in Kompostmieten eingebracht und/oder auf die Kulturflächen ausgebracht werden. Steiner, der seinerseits in pädagogischen, architektonischen, medizinischen und philosophischen Fachgebieten tätig war, hinterließ ein umfangreiches Lebenswerk an Schriften, Publikationen und Büchern zu den genannten Themenkreisen und seiner anthroposophischen Geisteswissenschaft. Neben „biodynamisch“ geht auch die Waldorfschule auf Rudolf Steiner zurück. Steiner ist überzeugt: „Eine gesunde Landwirtschaft müsste dasjenige, was sie selber braucht, in sich selber eben auch hervorbringen können.“

Markus Danner

Düngung im Biolandbau

Wer sich intensiv mit biologischer Landwirtschaft, der damit verbundenen Fragen der Bodenfruchtbarkeit und Ertragssicherheit auseinandersetzt, stößt eher früher als später auf die Rolle der hofeigenen Wirtschaftsdünger und der Düngung im Biolandbau.

Sie spielen im Betriebsgefüge eines tierhaltenden Betriebes, seiner Wirtschaftlichkeit und der Gesundheit seiner Futterflächen eine wesentliche, oftmals tragende Rolle.

Die Rückführung der auf dem Betrieb gelagerten tierischen Ausscheidungen auf den Boden stellt die Schnittstelle des betrieblichen Stoffkreislaufes dar – die Überführung seines Endes in einen neuen Lebenszyklus, einen Neustart.

Dabei handelt es sich eben NICHT um eine Frage von NPK, sondern um die Frage, wie der Boden bzw. das darin atemberaubend vielfältige Leben genährt, in seinen umfassenden Funktionen gestärkt und unterstützt werden kann, um ihm jene Dynamik zu verleihen, die ihn befähigen, Jahr für Jahr gesunde Pflanzenbestände und ertragreiche Ernten hervorzubringen.
Düngung im Biolandbau – das optimale „Füttern“ des Bodens mit hochwertigen organischen Düngern, vornehmlich hofeigenen Wirtschaftsdüngern, stand von den ersten Bemühungen der Biolandbau-Gründer an im Zentrum der Aufmerksamkeit.
Um den angestrebten Zielen (aktive Böden, qualitativ hochwertige Kulturen, zufriedenstellende Erträge etc.) gerecht zu werden, stellt sich nach wie vor die Frage nach der Aufbereitungsform, Lagerung und Ausbringung, die mithilft, Bodenfruchtbarkeit zu mehren.

  • Schleppschuhfass mit Traktor © Markus Danner
  • solche Fässer sind zu schwer © Markus Danner
  • Gülleverteiler für Verschlauchungssystem © Markus Danner
  • Gülle Verschlauchungspumpe. © Markus Danner
  • Festmist am Feldlager (C) Danner
  • bodenverträgliche Düngertechnik © Markus Danner

Der besondere Wert organischer Dünger:

  • sie schließen Stoffkreisläufe
  • sie bieten ein vielseitiges Nährstoffangebot
  • sind Futter für das Bodenleben
  • liefern Stoffe für die Humusbildung
  • können eine geringere Krankheits- und Schädlingsanfälligkeit der Pflanze bewirken (Humusqualität)
  • sie sind eine betriebseigene Ressource!

Die Biologische Landwirtschaft „lebt“ sozusagen von der optimalen Funktion des Systems Boden↔Bodenleben↔Pflanze.
Eine optimale Bodenfütterung ist für diese Systemfunktion von entscheidender Bedeutung!

Markus Danner

Übersaaten in Intensiven Wiesen und Weiden

Blickt man in die Vergangenheit der Grünlandbewirtschaftung, so war das Übersäen von lückigen Wiesen ein regelmäßiger Vorgang.
Hierzu wurden die Heublumen verwendet. Dies war möglich, da die 1. Nutzung spät erfolgte und viele Gräser und Kräuter bis in die Samenreife kamen.
Die Samen fielen am Heustock aus und blieben als Heublumen über. Teilweise samten die Pflanzen auch schon auf der Wiese aus und durch diese natürliche Versamung regenerierten sich die Bestände.

kollabierter Bestand – hier hat Saatgut Platz! © Markus Danner

Aufgrund dieser zwei Aspekte kann auf die Frage, ob Übersaaten in intensiven Wiesen und Weiden notwendig sind, ziemlich eindeutig mit JA geantwortet werden. Ausnahmen funktionieren dann, wenn eine gute Basis wertvoller Futterpflanzen im Ausgangsbestand vorhanden ist und sehr sorgfältig bewirtschaftet wird.
Die Nutzung, also die Anzahl der Schnitte pro Jahr, stellt den Haupteinfluss auf die Entwicklung des Pflanzenbestandes dar. Gutes Grundfutter weist eine hohe Energie- und Eiweißdichte auf und stammt von Wiesen, die regelmäßig früh genutzt werden.
Dieses Futter ist für Tiere, die Leistung in Form von Milch oder Fleisch erbringen sollen, erforderlich und hilft den Einsatz von Kraftfutter zu reduzieren.
Dabei verlieren die Wiesen aber auch die Fähigkeit zur natürlichen Versamung. Als Folge werden bisherige Bestandesbildner aus der Wiese verdrängt und die Bestände werden lückig.
Soll sich ein Pflanzenbestand entwickeln, der mit dieser Form der Nutzung zurecht kommt, ist ein gänzlich anderer Schwerpunkt zu setzen.
In solchen Beständen spielt das Wiesenrispengras und in Gunstlagen vor allem das Englische Raygras eine sehr bedeutende Rolle. Solche Vielschnittwiesen nähern sich von der Zusammensetzung her einer Dauerweide an.
Ohne Übersaaten können sich unerwünschte Pflanzen ausbreiten und führen zu einer Verringerung der Futterqualität sowie des Ertrages.

Die hier beschriebene Form der Übersaat ist nicht zwingend eine periodisch anzuwendende Methode, sondern lediglich ein zeitlich beschränktes Instrument zur Umstellung eines an die Nutzung anzupassenden Bestandes.

Wiesenrispen-Weißkleebestand im Lungau © Markus Danner

Weiters muss am Bio-Grünlandbetrieb sichergestellt sein, dass auch extensiv genutzte Wiesen vorhanden sind und somit gesamtbetrieblich einem wichtigen Grundsatz der biologischen Landwirtschaft gerecht wird – der Erhaltung und Förderung der Artenvielfalt.

Walter Starz

Abstimmung von Nutzung und Düngung

Durch eine intensivierte Nutzung der Wiese kommt es auch zu größeren Entzügen und höheren Umsetzungen im Boden.
Damit dieses System auch langfristig funktioniert, muss die Düngung auf solchen Flächen angepasst werden.
Dabei genügt es nicht, einfach nur die Mistmenge im Herbst zu erhöhen. Es braucht ein gut durchdachtes Düngekonzept. Das Bodenleben benötigt eine regelmäßige Zufuhr von organischer Substanz, um eine intensive Umsetzung und somit ein gutes Graswachstum zu erreichen.
Daher ist bei drei und mehr Schnitten eine einmalige oder zweimalige Düngergabe nicht ausreichend.

Betriebe mit flüssigen Wirtschaftsdüngern können die Düngermengen in kleineren Gaben zu mehreren Terminen auf den Flächen ausbringen.
Festmistbetrieben ist zu empfehlen, Rottemist herzustellen, um auch zwischen zwei Schnitten eine mäßige Gabe verabreichen zu können.

Wird die Düngung nicht an intensivierte Nutzung angepasst, verschlechtern sich Wiesenbestände zwangsläufig und es kommt zu vermehrtem Auftreten unliebsamer Pflanzen. Sowohl zu geringe Düngermengen als auch eine ungleichmäßige Verteilung während des Jahres tragen zu dieser Entwicklung bei.

bodenverträgliche Düngertechnik © Markus Danner
bodenverträgliche Düngertechnik © Markus Danner
ist in der Vegetationsperiode oft im Einsatz!

Eine zu geringe Bodendynamik schwächt in erster Linie die Gräser, die das Gerüst einer jeden Wiese darstellen.
Gehen diese langsam zurück, entstehen Lücken, die dann von anderen Pflanzen, wie in erster Linie von der Gemeinen Rispe besiedelt werden.

Alle diese Erscheinungen sind nicht spezifisch für den Biobetrieb. Sie werden deshalb ausführlich abgehandelt, weil der Biobetrieb im besonderen auf seine eigenen Ressourcen wie eben die Erträge seines Grünlandes angewiesen ist, und allfällige Korrekturen fehlentwickelter Bestände deutlich zeitraubender und schwieriger sind.
Biologische Landwirtschaft muss und will ohne chemische Eingriffe, bestenfalls auch ohne bodenbewegende technische Eingriffe die Grünlandbestände ertragreich erhalten.

Düngung und Nutzung sind untrennbar miteinander verbunden. Die Optimierung dieser beiden Elemente ist für eine langfristig erfolgreiche Nutzung der Wiese entscheidend.

Walter Starz
Markus Danner

Intensivwiesen

Für hochleistende Tiere dringend notwendig sind Futterflächen, die ein energiereiches und rohfaserarmes Grundfutter bereitstellen. Das bieten Intensivwiesen und gut geführte Weiden.
Leistungsfutter stammt von Wiesen mit einer hohen Schnittfrequenz und einem frühen ersten Schnitt. Für hohe Grundfutterleistungen sind entsprechend intensive Bewirtschaftungskonzepte und -flächen notwendig.
Intensiver genutzte Wiesen sollen bestes Grundfutter mit hohen Energie- und Eiweißgehalten sowie geringen Rohfaserwerten liefern. Aus diesem Grund muss die Mahd zum Zeitpunkt des Ähren-/Rispenschiebens erfolgen.
Durch den frühen Mahdzeitpunkt ergeben sich mehrere Schnitte pro Jahr und somit kommt es automatisch auch zu einer Intensivierung.

Intensivwiesen brauchen mehr als nur häufige Mahd!

Eine Schnittintensivierung bedarf auch immer einer Anpassung des Futternachschubs für den Boden bzw. das Bodenleben. Alle Flächen mit dem Gießkannenprinzip gleich stark (bzw. knapp) abzudüngen und gleichzeitig „zeitgemäße“ Schnitthäufigkeit durchzuführen, endet in kollabierten Beständen.


Daher muss auf das Düngemanagement größtes Augenmerk gelegt werden.

kollabierter Pflanzenbestand auf Intensivwiese © Markus Danner


Je höher die Leistungsanforderung, desto höher die Ansprüche. Das gilt auch und im Besonderen für Intensivwiesen. Die Bodenqualität mit seiner Struktur, seinem Säurezustand, den Stoffverhältnissen etc. muss natürlich deutlich mehr unter Beobachtung stehen als auf einer Zweischnittwiese, die auch mit geringerer Bodenharmonie gut auskommt.

Im Vergleich zu den Extensiven Wiesen weisen intensiv genutzte Bestände eine geringere Artenanzahl auf, weil häufigere Nutzung und größeres Nährstoffangebot nur wenige Arten bevorzugen.
Gräser wie das Wiesenrispengras oder das Englische Raygras (bis 800 m Seehöhe) ertragen eine häufige Nutzung sehr gut, wenn eine bedarfsgerechte Düngung vorgenommen wird.

Walter Starz
Markus Danner

Extensive Wiesen

Was heute unter extensive Wiesen verstanden wird waren vor der Intensivierung in der Grünlandwirtschaft die traditionellen ein- bis zweischnittigen Heuwiesen des alpinen Klimaraumes.
Durch die Vorverlegung der ersten Nutzung und Erhöhung der jährlichen Schnitthäufigkeit kam es zu einer gravierenden Änderung der Wiesenbestände, die vor allem durch eine Abnahme der Artenvielfalt gekennzeichnet sind. Extensiv genutzte Wiesen sind für jeden Betrieb von Bedeutung, da sie reifes, samentragendes, rohfaserreiches Futter für trockenstehende Kühe und Kalbinnen liefern.

Artenreiche Wiesen und Weiden sind nicht nur wertvolle Mineralstoff- und Spurenelement-Lieferanten, sondern können auch die Futteraufnahme der Tiere positiv beeinflussen.

Extensivwiesen zählen zu den artenreichsten Ökosystemen überhaupt. Bevor die Technisierung in der Landwirtschaft das Grünland erreichte, waren artenreiche Wiesen je nach Naturraum selbstverständlich. Das war durch die begrenzten Möglichkeiten der Bewirtschaftung vorgegeben.

Extensive Wiesen brauchen Zeit!

  1. Die Flächen wurden nur gelegentlich mit mäßigen Festmistgaben gedüngt.
  2. Der Nutzungszeitpunkt variierte je nach Witterung von Jahr zu Jahr, wobei der 1. Schnitt spät erfolgte (Heumonat war Juli). Heute vorwiegend um Sonnwende.
  3. Meist waren ein bis zwei Schnittnutzungen üblich, teilweise mit einer Vor- oder Nachweide kombiniert.
  4. Die Erntezeit zog sich über einen längeren Zeitraum, da keine schlagkräftigen Maschinen vorhanden waren.

Auf solchen Wiesen konnten bis über 60 Pflanzenarten dauerhaft bestehen.

Glatthaferwiese mit Margariten © Markus Danner

Walter Starz

Bio-Jungrind aus Mutterkuhhaltung

Fleischkonsum steht berechtigt in der Kritik

Rindfleisch steht, wie Fleisch im Allgemeinen, stark in der Kritik. Der hohe Wasserverbrauch, die klimaschädliche Produktion und der hohe Ressourcenverbrauch wird bei der Forderung ins Treffen geführt, Fleischkonsum zu verringern.
Diese Kritik ist völlig legitim, wenn wir uns die weltweite Fleischproduktion (-sindustrie) vor Augen führen.

Ist Bio-Fleisch ethisch vertretbar? Unter Bedingungen ja!

Weiden Rinder voralpine und alpine Weideflächen, Hänge und Almen, sieht die Bilanz deutlich anders aus. Nicht mit Produkten vom Acker gemästet, sondern mit Gras gefüttert, einem der menschlichen Ernährung nicht zuträglichen Rohstoff, steht ein hochwertiges Lebensmittel zur Verfügung, welches ethischen, ökologischen und ökonomischen Maßstäben und Standards nicht nur standhält, sondern alternativ- und konkurrenzlos ist!

Beim Fleischkonsum sollte, um nicht zu sagen muss in Zukunft die Devise sein: Sich von Zeit zu Zeit ein ausgewähltes Gustostück vom regionalen Biotier gönnen, befriedigt im gleichen Maße Gaumen, Magen und Seele.
Täglich der in Plastik eingeschweißte Billigfleisch-, Wurst- oder Fastfood-Fraß macht krank.



Markus Danner

  • Kälbchen an der Tankstelle © Bio Austria
  • Schottisches Hochlandrind auf der Alm. © Promegger
  • Weißbelgisches Riesenbaby bedient sich an der Mutterkuh © Promegger
  • Dauerweide mit Mutterkuhherde © Markus Danner

Die Bio-Mutterkuhhaltung – Tipps für den Tierhalter

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Zumindest 50 % des Grundfutters müssen auch am Mutterkuhbetrieb eine sehr gute Qualität aufweisen, alle Futterpartien müssen eine hohe hygienische Qualität haben. Dies setzt neben einer guten Führung des Pflanzenbestandes und sauberer Ernte auch eine optimale Futterkonservierung und Futtervorlage voraus. Eine Fütterung von Kraftfutter an Mutterkühe ist weder sinnvoll noch wirtschaftlich und bei üblichen Fütterungs- und Haltungsbedingungen auch nicht erforderlich!
Im Säugeverlauf ist nach Möglichkeit eine gestaffelte Energieversorgung anzustreben. In den ersten Wochen sollten vor allem milchstarke Mutterkühe eher zurückhaltend und erst nach 2-3 Säugewochen sehr gut (gutes Grundfutter zur freien Aufnahme) versorgt werden. Am Ende der Säugeperiode und in der Trockenstehzeit ist darauf zu achten, dass die Tiere nicht verfetten. Trockenstehende Mutterkühe sollten nicht mit den säugenden laufen.

Weidehaltung auch in der Mutterkuhhaltung das A&O


Die Weidehaltung liefert das billigste Futter. Bei Almhaltung und auf extensiven Weiden dürfen die Qualität und das Angebot an Futter nicht überschätzt werden. Durch die Gabe von Viehsalz (20–30 g/Tag) und 20–50g einer angepassten Mineralstoffmischung können der Mengen- und Spurenelementbedarf sowie der Vitaminbedarf (insbesondere in den Wintermonaten) gedeckt werden.

Eine gute Entwicklung der Jungrinder kann nur mit einer guten Milchleistung der Kuh erreicht werden. In den ersten Lebensstunden ist die Aufnahme von Kolostralmilch lebensnotwendig. Jungrinder benötigen immer bestes Grundfutter zur freien Aufnahme. Ein eigener Futterbereich (Kälberschlupf) für die Kälber ist zu empfehlen.

Nur unter optimalen Bedingungen kann generell auf die Kraftfutterbeifütterung direkt an die Jungrinder verzichtet werden. In der Mehrzahl der Betriebe wird jedoch zumindest in den letzten 1-2 Monaten vor der Schlachtung mit Erfolg eine geringe Menge Kraftfutter (etwa 1-2 kg/Tag einer Getreidemischung) beigefüttert. Werden Jungrinder von Mutterkühen abgesetzt, dann kann ein Gewichtsverlust zumeist nur durch vorübergehende Fütterung von 1-2 kg Kraftfutter verhindert werden.
Auch Jungrinder benötigen ständig Zugang zu sauberem Wasser.

Andreas Steinwidder
Markus Danner