Neue Insektenstudie

Neue Insektenstudie muss richtig interpretiert werden

Eine neue Insektenstudie wurde in den vergangenen Tagen sehr optimistisch gedeutet. Ein differenzierter Blick lohnt sich jedoch.
Insgesamt blieben Anzahl und Population stabil, sagte Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig bei der Präsentation der Ergebnisse einer neuen Insektenstudie vor kurzem.
Wertvolle Daten zu unterschiedlichen Insektengruppen wurden bei der vom Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft in Auftrag gegebenen Studie erhoben. Die Ergebnisse wurden von Minister und Presse sehr optimistisch gedeutet. Ein genauerer Blick auf die Daten ist jedoch empfehlenswert.

Es ist fachlich kritisch, Aussagen aus nur zwei (oder nur sehr wenigen) Beobachtungsjahren als Grundlage zu verwenden um daraus generelle Trends über die Artenvielfalt abzuleiten.
Die Studie zeigt, dass die Schwankungen zwischen den Artengruppen sehr unterschiedlich sind – mit Zunahmen, Abnahmen und deutlichen Unterschieden zwischen den Flächen und Regionen. Ein genereller Trend oder gar die Aussage, dass die Insektenvielfalt für Österreich über die vergangenen 30 Jahre hinweg konstant geblieben sei, kann mit diesen Daten nicht belegt werden.

Die Studie zeigt vielmehr deutlich, dass durch den Klimawandel wärmeliebende Arten zunehmen und kälteliebende Arten verschwinden, was zum Teil zu gleichbleibenden Gesamtartenzahlen führt. Es ist davon auszugehen, dass sämtliche österreichische Alpenendemiten langfristig aussterben werden.
Effekte, die von der Klimaerw.rmung hervorgerufen werden, sollten jedoch nicht den Effekten der Landnutzung gegenübergestellt werden – oder sogar zur Aussage führen, dass die Ver.nderung der Insektenvielfalt ma.geblich durch den Klimawandel verursacht wird und nicht durch die Landnutzungsintensivierung.
Bereits vor einigen Jahrzehnten ist nachweislich für Teile von Österreich ein Großteil der ursprünglichen Insektenvielfalt durch Flurbereinigung und landwirtschaftliche Intensivierung verschwunden und war zu den Erstaufnahmen dieser Studie schon gar nicht mehr vorhanden.

Um Aussagen zu Trends des Insektensterbens treffen zu können, müssten Beobachtungen deutlich weiter zurückreichen, bis in die 1950er oder noch früher. Auch eine genaue Betrachtung der ökologischen Sensibilität von Arten wäre essenziell.
Es zeigt sich, dass vor allem Generalisten, also eher anspruchslose Arten, auf dem Vormarsch sind. Langfristig führt das zur Vereinheitlichung der Artenvielfalt und einem Biodiversitätsverlust.

Die Studie ist nicht das Problem, sondern die in der Öffentlichkeit kommunizierte Interpretation dieser Arbeit. Es wäre wünschenswert, wenn für Österreich möglichst rasch ein standardisiertes und flächendeckendes Insektenmonitoring etabliert wird, um den Zustand und die Entwicklung von Biodiversität und der Landschaft objektiv bewerten zu können.

Jan C. Habel,
Uniprofessor für Zoologische Evolutionsbiologie an der Uni Salzburg.
Er forscht etwa zu Themen der globalen Biodiversitätskrise.

Weide, Wolf & Co. Die Positionen von BIO AUSTRIA

Bio und Weidehaltung

Grundsätzlich bekennen wir uns zum Grundsatz, Tierhaltung in der biologischen Landwirtschaft so tiergerecht und „naturnah“ wie möglich zu gestalten. Das schließt das prinzipielle Bekenntnis zur Weidehaltung mit ein, selbstverständlich im Einklang mit arbeits- und ertragswirtschaftlichen Erfordernissen und Möglichkeiten. 
Die Intention von BIO AUSTRIA war niemals eine „Ohne Rücksicht auf Verluste“ -Strategie, im Gegenteil. Der Verband hat sich in unzähligen Verhandlungsrunden intensiv für eine flexible Umsetzung eingesetzt. Mehr als die aktuell gültige Regelung war bislang nicht zu erreichen.
Aber: Hartnäckige Gerüchte erschweren die Sache in unnötiger Weise. So hält sich in manchen Regionen die verbreitete Meinung, beginnend mit
1. April wären 180 oder gar 210 Weidetage erforderlich. Sowohl Termin als auch Weidetage sind aus der Luft gegriffen, werden nichts desto trotz eifrig weitererzählt. 

Fakt bleibt: Weide ja, wenn Gras zum Fressen auf den Weiden steht und der Boden durch Beweidung keinen Schaden nimmt (Nässe).

Der Wolf und andere große Beutegreifer

Seit der beginnenden Wiederkehr des Wolfes hat der Vorstand von BIO AUSTRIA Salzburg dazu eine unmissverständliche Haltung. In der Mitgliederaussendung vom August dieses Jahres haben wir uns wieder in aller Klarheit positioniert:

Wir sehen die traditionelle Grünlandwirtschaft durch die Wiederkehr des Wolfes im subalpinen und alpinen Raum als im höchsten Maße gefährdet an.
Wir setzen uns nicht für (illusorische) Herdenschutzmaßnahmen, sondern ganz klar für ein wirksames Jagd-Regime ein, um die Gegenwart des Wolfes nicht zu einer flächendeckenden und allgegenwärtigen Gefahr werden zu lassen.
Initiativen und Bemühungen, die auf diesbezüglich erforderliche Anpassung der rechtlichen Rahmenbedingungen abzielen, können mit unserer vollen Unterstützung rechnen. 

Nichts desto trotz wollen und werden wir aber eine Gesprächsbasis zu allen Organisationen der Zivilgesellschaft aufrechterhalten, die darauf Wert legen. Es war immer eine Stärke des Biobauernvereins, akzeptierter Gesprächspartner auf verschiedenen Ebenen zu sein. Wir sollten trotz unterschiedlicher Positionen nicht als Gegner wahrgenommen werden, aber klare Kante bezüglich unserer Interessen zeigen. Das tun wir.

Mit Schwung gemeinsam vorwärts oder Einzelkämpfertum

Alle Kanäle aufzuzählen, in denen BIO AUSTRIA Einfluss nimmt, lobbyiert, Forderungen platziert und mitarbeitet, würde hier den Rahmen sprengen.
Wichtige Arbeitsbereiche bleiben für den Einzelnen meist unsichtbar und stellen oft die Frage in den Raum, „was habe ich von BIO AUSTRIA?“

Lüften wir den Vorhang und stellen ein paar Aufgaben exemplarisch vor: Jahrelang wurde an der seit diesem Jahr gültigen EU Bio-Verordnung gearbeitet und gefeilscht. Die ursprünglichen Fassungen waren reines Konsumenteninteresse und von praktischer bäuerlicher Arbeit weit entfernt. Ausdauer und zähes Ringen mit nationalen und europäischen Partnern sind dann die Voraussetzung für ein erträgliches Verhandlungs-Endergebnis.

Auf nationaler Ebene wird „sozialpartnerschaftlich“ um die Umsetzung der rechtlichen Grundlagen gerungen. Je stärker der Biobauernverband in diesem Ringen ist, desto größer wiederum die Erfolgschance, von nackter Theorie in umsetzbare Praxis zu kommen.

Als einzelner Biobetrieb ist die Einflussnahme überschaubar bis nicht gegeben, als starker Verband schreiben wir an der Geschichte als hartnäckiger Verhandlungspartner mit. 
Es ist für jeden von uns nicht zufriedenstellend und bedauerlich, oft nur das Schlimmste verhindern statt die eigenen Vorstellungen einbringen zu können. Interessen vertreten ist oft mühsam und braucht letztlich auch Kompromissbereitschaft.

Die Arbeit an der Sache dürfen wir nicht aus den Augen verlieren! © Danner

Die biologische Landwirtschaft unterliegt auch fachlich ständiger Weiterentwicklung. Auch auf dem Biobetrieb müssen die Kulturen auf den Feldern funktionieren. 
Ackerbau, Grünlandwirtschaft, Tierhaltung unterschiedlichster Gattungen, Verarbeitung und Vermarktung liefern uns ständig neue Herausforderungen, die wir mit unseren Betrieben in Zusammenarbeit mit Raumberg-Gumpenstein, der BOKU, der LK und anderen wichtigen Partnern annehmen und Lösungen erarbeiten.

Der BIO AUSTRIA Betrieb holt sich diese „Fort-Schritte“ letztlich in Form der angebotenen Einzel-Beratung und den zahlreichen Publikationen, Veranstaltungen, Fachtagungen und Lehrgängen, die wir anbieten, zu sich in seine Arbeitswelt und profitiert davon auf verschiedenen Ebenen.

BIO AUSTRIA in der Öffentlichkeit

Völlig unterschätzt wird die langjährige Präsenz der Biobauernorganisation in der Öffentlichkeit.  
Sympathische Auftritte von Biobäuerinnen und Biobauern in Medien und bei öffentlichen Anlässen aller Art, mit ihren vielfältigen Betrieben und ihrer nachhaltigen Wirtschaftsweise, dringen ins Bewusstsein der Gesellschaft. 

Bio kann sich sehen lassen. 
Bio wird geschätzt. 
Wohl auch und gerade deshalb, weil Bio – anders als „regional“ für sich allein – ein klar definierter Standard ist.

BIO AUSTRIA bringt BIO unter die Leute! © Danner

Diesen Platz in der Gesellschaft haben sich die Biobäuerinnen/-bauern in langen Jahren mit und als Teil ihrer Organisation erarbeitet. Im gesamten ländlichen Raum in Österreich, von Bregenz oder Neusiedl bis zur Hochalm in den Tauern begegnet uns das Sonnengelb der BIO AUSTRIA Betriebe. Beinahe fahrlässig wäre, dieses enorme Potenzial aufs Spiel zu setzen.
Wer ja sagt zu seiner Bio-Landwirtschaft, wer ja sagt zu einer Zukunft mit seiner Bio-Landwirtschaft, sagt aus allen diesen Umständen heraus auch „Ja, da bin ich dabei!“

Das neue ÖPUL

Über das kommende Umweltprogramm ist in den letzten Wochen seitens der BBK’s umfassend informiert und kommuniziert worden. Die geltenden Fakten wollen hier nicht wiederholt werden.

Kritik an der Rolle von BIO AUSTRIA im Zusammenhang mit der Bio-Maßnahme muss dennoch entgegengehalten werden:
Ein Bioverband tritt für seine Mitglieder ein, und für die Sache an sich.  Somit ist klar, Bio muss im österreichischen Umweltprogramm den Stellenwert einer eigenen Maßnahme haben – was sonst?
Die Umstellungszeit zur Anerkennung und Zertifizierung beträgt zwei Jahre. Somit kann auch die Entscheidung für oder wider Bio keine Husch-Husch Entscheidung sein. Habe ich die Entscheidung dafür getroffen, bin ich Biobetrieb. Natürlich gibt es im Einzelfall Umstände, die einen Ausstieg erzwingen können. Wir empfehlen im Zweifel dennoch nicht, auf die Bio-Maßnahme im ÖPUL zu verzichten. 

BIO AUSTRIA wird sich weiterhin stark für die Praxistauglichkeit der strittigen Anforderungen und Vorgaben einsetzen!

Hier gehts zum 1. Teil – WEITERLESEN

Ulrike Gangl, Obfrau BIO AUSTRIA Salzburg

Biobauer, Biobäuerin sein in stürmischen Zeiten

Die letzten Jahre boten Phasen, in denen die Entscheidung, Biobauer zu sein, zu bleiben oder zu werden leichter war als in den aktuellen Wochen und Monaten.
Die Kugel rollte schon ruhiger.
Dennoch gilt: Unterm Strich gibt’s keine wirkliche Alternative.

Biologische Landwirtschaft in Österreich

In über 40 Jahren wurde die heutige Akzeptanz und Relevanz in der Landwirtschaft, Gesellschaft und auf dem Lebensmittelmarkt erarbeitet. 
Der Stellenwert, den die Biolandwirtschaft in Österreich erreicht hat, ist das Ergebnis langjähriger hartnäckiger Arbeit mit Rückschlägen und Erfolgen auf den vielen Biobetrieben von der Pionierarbeit bis zu jenen, die erst kürzlich zu der Erkenntnis gelangt sind: Ja, das hat Sinn.

Bio ist Erfolgsgeschichte!

Die Entscheidung, auf die biologische Landwirtschaft zu setzen, war und ist für viele österreichische Landwirtschaftsbetriebe die richtige.
Die Erfolgsgeschichte der letzten Jahre wird nicht dadurch geschmälert, dass aufgrund einer Krisensituation medial Hysterie betrieben wird.

Das Viertel Butter um gut 3 Euro, kürzlich in einer Nachrichtensendung als „für Viele nicht mehr bezahlbar“ bezeichnet, nähert sich jetzt seinem wahren Wert. Für ein Kilo Butter werden nunmal 25 Liter Milch benötigt. Kurz: Panik ist nicht angesagt.
Information und Kommunikation gegenüber der Gesellschaft sowie Standhaftigkeit gegenüber der eigenen Sache ist gefragt.
Dass BIO in der Öffentlichkeit Früchte trägt, zeigt auch die Tatsache, dass der Biomarkt in Österreich trotz der Teuerungswelle bislang nicht eingebrochen ist. In Nachbarländern zeigen sich diesbezüglich größere Schwierigkeiten.

Bio liefert! Qualität und regionale Versorgungssicherheit. © BioAusDemTal

Die Verringerung der Preisspanne zwischen manchen konventionellen und biologischen Produkten im Geschäftsregal sehen einige als positiven Effekt, der die angespannte Marktsituation überbrücken und Abwanderung von Biokunden verhindern hilft, andere als Katastrophe, weil sich der Mehrwert der Bioprodukte zu wenig abbildet.
In Anbetracht der Wucht, mit der die Ereignisse und Hiobsbotschaften in den letzten Monaten auf uns zurollten, sind Marktverwerfungen jeglicher Art und Intensität aber wenig überraschend.
Mit einer guten Portion Gelassenheit werden wir diese unsichere Phase übertauchen. Und mit vereinten Kräften werden wir unseren Anteil einfordern, den Mehrwert unserer Arbeit wieder ins rechte Licht rücken müssen, wie wir das auch in der Vergangenheit immer getan haben.

„Bio“ muss liefern!

In Zusammenarbeit von Praxis, Wissenschaft, Forschung und verbandseigener Beratung ist mit dem Biolandbau eine Methode etabliert, von der wir wissen, dass sie funktioniert und in der Lage ist, unter Schonung der natürlichen Ressourcen Erträge zu erwirtschaften. 
Erträge, die auf Dauer Versorgungssicherheit garantieren können.

Dass Biolandwirtschaft mit den Höchsterträgen konventioneller Methoden nicht mithalten kann, sollte uns in keiner Weise beunruhigen. 
Langfristig muss die Sache Bestand haben, und dieses Match zwischen Bio und konventionell  ist zugunsten des Biolandbaus entschieden!

An der „Methode“ Biolandwirtschaft müssen wir aber laufend weiterarbeiten. Neben dem ständigen Kampf gegen inakzeptable Forderungen und Vorschriften, woher auch immer sie kommen mögen, lauert auch permanent die Gefahr, Wesentliches aus den Augen zu verlieren und gefährliche Kompromisse einzugehen (z.B. in Düngung, Pflanzenschutz,  Fruchtfolge oder Gentechnik..). 

Bio heißt miteinander nach Vorne schauen © Danner

Genau deshalb ist ein hoher Organisationsgrad der Biobauern im Verband BIO AUSTRIA notwendig. Nur organisiert können wir das „Werkl“ zusammenhalten. 
WIR Biobauern wissen wie Tiere gehalten werden sollen. Wir wissen auch wie Fruchtfolgen auszusehen haben. In jahrzehntelanger Praxis haben WIR das entwickelt, nicht „Qualitätssicherungsabteilungen“ in Bürohäusern von Handelskonzernen. Das braucht uns niemand von außen zu erklären.

Um Marketingschmähs aller Art etwas entgegenzusetzen, ist die Identifikation mit einem eigenen bäuerlichen Bio-Standard, der eigenen „Marke“, von entscheidender Bedeutung. Hier dürfen und sollen wir etwas mehr Selbstbewusstsein vor uns her tragen.
Eine solche Identifikation kann der BIO AUSTRIA Standard bieten. 
Er hat einen belegt hohen Bekanntheitsgrad in Österreich. So erinnert sich der Supermarktkunde durch das sonnengelbe Logo auf einem Produkt an seinen BIO AUSTRIA Direktvermarkter genauso wie umgekehrt. Eine echte Win-Win-Situation für jeden Biobetrieb und jeden Verarbeiter und Vermarkter, der Bioprodukte mit dem Label auf den Markt bringt. Jede und jeder Einzelne von uns Biobäuerinnen und Biobauern hat eine Verantwortung für den „Markt“, für die Attraktivität unserer Erzeugnisse beim Kunden!

Ein gemeinsamer Standard schützt vor Verwässerung und Wildwuchs. Denn nichts ist langfristig gefährlicher für den Premiumstandard Bio, als Unklarheit.
BIO muss also liefern: Qualität, Quantität, Charme und Sicherheit.

Die Systemleistungen gemeinsam kommunizieren

Die grundsätzlichen Vorzüge der Biolandwirtschaft haben sich in den letzten Jahrzehnten kaum verändert, sie sind nur wichtiger denn je!
Themen wie Bodenschutz, Humuswirtschaft, Ressourcen-Effizienz, standortangepasste Bewirtschaftung und Fruchtfolge werden nicht alt. 
Artenvielfalt und die CO2 Bilanz sind in den vergangenen Jahren brisanter geworden.
Dem trägt BIO AUSTRIA insofern Rechnung, als wir beispielsweise die Förderung der Artenvielfalt in unseren Standard festgeschrieben haben und sie mit einem Werkzeug, dem Biodiversitätsrechner, sichtbar machen. So werden aus Erzählungen herzeigbare Fakten. 

Wohin auch immer sich unsere Gesellschaft entwickelt: Ohne Schaden können wir uns dem Naturkreislauf nicht entziehen! © Bio Austria

Das Biobauer/Biobäuerin sein ist  viel mehr, als ein Bündel von Richtlinien und Vorgaben einzuhalten, die uns zweifellos schwer fordern.
Allen äußeren Einflüssen und Forderungen gegenüber sind wir dann bestmöglich gewappnet, wenn wir uns darauf verlassen können, in und mit einer großen Interessensgruppe eben deren Interessen voranzutreiben und die Wurzeln unserer biobäuerlichen Werte nicht zu verlieren. Wurzeln geben bekanntlich Standfestigkeit und verhindern Erosion.

Weiterlesen (2. Teil)

Ulrike Gangl, Obfrau BIO AUSTRIA Salzburg

Der Auslaufstall

Ein einfaches System für den schrittweisen Umstieg auf Laufstall

Die Anbinde-  oder Kombinationshaltung von Rindern gerät immer mehr unter Druck. Betroffen sind ökologisch wie konventionell wirtschaftende Betriebe. Ursache dafür sind unter anderem die gestiegenen Anforderungen der Qualitätsprogramme von Verarbeitung und Handel. Auch die Akzeptanz von Seiten der Konsumenten für diese Haltungsform sinkt.

Die Laufstallhaltung ist der Anbindehaltung im Hinblick auf Tierwohl, Leistung und Arbeitswirtschaftlichkeit deutlich überlegen. Warum also nicht umstellen? Neben arbeitstechnischen und baulichen Schwierigkeiten stellt sich insbesondere die Frage nach der Wirtschaftlichkeit. Gerade Betriebe mit kleinen Tierzahlen stehen vor der Herausforderung, ob ein Umstieg auf Laufstallhaltung finanziell tragbar ist, insbesondere bei der aktuellen Preisexplosion im Bausektor. Die Lösung für den eigenen Betrieb zu finden, erforderen Kreativität und häufig einen Blick über den Tellerrand. Eine Einstiegsmöglichkeit ist das System Auslaufstall. 

Auslaufflächen aufwerten

Der Auslaufstall ist letztlich eine möblierte Auslauffläche, nach und nach mit allen Elementen eines Laufstalles ausgestattet. Dieser Auslauf enthält Liegeflächen, Fressplätze sowie Tränken – und so entsteht Schritt für Schritt ein offener Freiluftlaufstall. Danach können die alten Anbindeställe  beispielsweise als Melkstand oder Reservestall genutzt werden. Einer der großen Vorteile dieses Systems ist die modulare Bauweise. So kann der Auslaufstall in unterschiedlichen Bauabschnitten über eine längere Zeit ausgebaut werden. Der Umstieg auf Laufstallhaltung erfolgt dadurch schrittweise, da die vorhandenen Anbindestände weiter genutzt werden können.

Grundlage für dieses System ist ein Auslauf, der befestigt sein muss. Bei der Befestigung ist darauf zu achten, dass sie rutschfest sein sollte sowie einfach zu reinigen. Entmistet wird im Regelfall mittels Mobilentmistung durch einen Hoftraktor oder mit Frontlader. Mitunter kommt in kleineren Ställen auch eine manuelle Entmistung (E-Schieber, Schubkarre) zum Einsatz. Automatische Entmistungssysteme wie Schrapper oder Entmistungsroboter sind aufgrund der im Winter möglicherweise auftretenden Witterungsereignisse wie Frost, Eis und Schnee und den damit einhergehenden Funktionsstörungen nicht empfehlenswert. Spaltenböden sind eine Möglichkeit, allerdings müssen befahrbare Spaltenelemente verlegt werden. Friert der Spaltenboden im Winter zu, kann dieser trotzdem entmistet werden. Die Fläche sollte so konzipiert sein, dass Oberflächenwasser selbstständig in Düngersammelanlagen abläuft und sich keine Pfützen bilden.

Überdachte Liegeflächen

Im Bereich der Liegeflächen gibt es vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten. Einige grundlegende Anforderungen müssen allerdings erfüllt werden. Die Liegeflächen müssen trocken, zugluftfrei und wärmegedämmt sein. Dabei sollte die Liegefläche so bemessen sein, dass alle Tiere ungestört liegen können. Für Milchvieh haben sich Liegeboxen bewährt, insbesondere Tiefboxen, mit einer richtig aufgebauten und dick eingestreuten Stroh-Mistmatratze. Mutterkühe, Jung- und Mastvieh, aber auch extensiv gefüttertes Milchvieh (Low Input-System), kommen durch den vergleichsweise festen Kot auch gut mit freien Liegeflächen zurecht. Hier sind sowohl Tret-als auch Tiefstreusysteme möglich. Kritische Punkte bei diesen Systemen sind der hohe Strohverbrauch und das richtige Management, um die nötige Sauberkeit der Tiere zu gewährleisten und gesundheitlichen Problemen wie Eutererkrankungen durch Umweltkeime vorzubeugen.  

Außenliegefläche im Lungau © Promegge

Fütterung und Tränke

Gefüttert wird im Auflauf in der Regel in Raufen. Bei der Ausführung ist der Kreativität keine Grenze gesetzt. So können dies mobile Rundballenraufen, Holzraufen oder andere Innovationen sein. Wichtig ist, dass für jedes Tier ein Fressplatz vorhanden ist, um gleichzeitiges Fressen zu ermöglichen und damit Rangkämpfe zu vermeiden. Wird die vorhandene Anbindehaltung weiterhin zum Melken genutzt, kann eine Futtergabe (zum Beispiel von Kraftfutter) auch hier erfolgen. Das hat den Vorteil, dass die Kühe in der Anbindung fixiert sind und ein Kampf um die beliebte Ressource Kraftfutter vermieden wird.
Komplettiert wird der Auslaufstall durch eine oder mehrere Tränken.

Vorteilhaft sind große Trogtränken, da diese dem natürlichen Trinkverhalten von Rindern am besten entsprechen und, wenn sie ausreichend lang sind, von mehreren Tieren gleichzeitig benutzt werden können. Tränken müssen frostsicher sein. Dazu kann eine Begleitheizung oder eine Zirkulation eingebaut werden, um auch bei tiefen Temperaturen den Zugang zu frischem Wasser zu sichern.
Absolut empfehlenswert ist eine elektrische Viehbürste. Diese nutzen die Tiere sehr gern und die Bürste hilft auch den Verschmutzungsgrad der Herde möglichst gering zu halten. 

Wie läuft es im Winter?

Kälte und Schnee im Winter bereiten  Landwirten die größten Sorgen in Bezug auf den Auslaufstall. Aus tierischer Sicht sind die Bedenken weitestgehend unbegründet. Den Temperaturbereich bis -10 Grad Celsius empfinden gesunde, gut versorgte und ungeschorenen Rinder als nicht zu kalt. Erfahrungsgemäß steigt die Tiergesundheit sogar tendenziell mit einer Haltung im Auslaufstall. Stellvertretend sei hier das Zitat eines Salzburger Bergbauern erwähnt: „Manchmal kommen die Kühe am Morgen mit kleinen Eiszapfen an den Flotzmaulhaaren in den Melkstand. Aber das ist kein Problem, im Gegenteil, seit dem die Rinder aus dem stickigem Anbindestall in den möblierten Auslauf übergesiedelt sind, sind die Tierarztbesuche massiv zurückgegangen!“. 

Herausforderungen mit Kälte gibt es beispielsweise bei der Entmistung. Wird bei Minusgraden zu oft entmistet, steigt die Gefahr von Eisbildung am Boden und damit die Gefahr, dass die Rinder ausrutschen. Hier hilft es, wenn der Auslauf eingestreut wird und das Entmistungsintervall an kalten Tagen deutlich reduziert wird, in Extremfällen bis hin zu einer Entmistung im zwei Wochen Rhythmus. Das gefrorene Kot-Stroh-Gemisch, welches sich im Laufe der Zeit ansammelt, ergibt  einen wunderbar griffigen und rutschfesten Bodenbelag. Bei Tauwetter muss der Mist natürlich sofort entfernt werden.

Baukosten

Auslaufställe können durchwegs kosteneffizient errichtet werden. Durch die geringe Kubatur der einzelnen Elemente bietet sich Holz als Baustoff an. Dieses ist häufig auf kleineren, diversen Betrieben mit vorhandenen Waldflächen leicht verfügbar und ist zudem eigenleistungsfreundlich in der Verarbeitung. Durch den fließenden Übergang von Stall und Auslauf wird in der Summe weniger Platz benötigt als für einen geschlossenen Stall plus angeschlossenem, separaten Auslauf notwendig wäre. Auch die Weiternutzung der bestehenden Rohrmelkanlagen ist sehr kosteneffizient. Als Endausbaustufe kann ein Auslaufstall aber auch mit einem separatem Melkgebäude oder mit einem Melkstand im Altbestand aufgerüstet werden. Flexible Nutzungsmöglichkeit ist hier das Stichwort und ein großer Vorteil. 

Fazit

Ein Auslaufstall ist kein Stallsystem von der Stange, sondern ein Konzept, das individuelle Lösungen für fast jeden Betrieb und jedes Gelände ermöglicht. Dazu benötigt es Kreativität bei der Planung sowie Flexibilität des Bewirtschafters im laufenden Betrieb. Aus Sicht der Tiere wiederum gibt es kaum Nachteile, sofern alle ihre Bedürfnisse erfüllt werden, kommen Rinder mit einer Haltung im Auslaufstall sehr gut zurecht.

Franz Promegger

Bio und die Artenvielfalt

Europa, Österreich, ÖPUL, Kontrollstellen, BIO AUSTRIA und die Gesellschaft. Alle wollen es, die Landwirtschaftsbetriebe sollten dafür sorgen.

Die Biodiversität, auf deutsch die Artenvielfalt bzw. deren Schwund ist in aller Munde. Natürlich kann sich ein Biobauernverband diesem Thema nicht entziehen.

Die Schwesterverbände des deutschsprachigen Auslandes haben schon seit Jahren entsprechende Standards festgeschrieben. Auch der Gesetzgeber, respektive der „Fördergeber“, sprich EU und Bund fordern Maßnahmen ein, die dem Artenschwund Einhalt gebieten sollen.

In der kommenden ÖPUL Periode sind auch bei Biobetrieben wieder Schnittzeitauflagen bzw. artenreiche Wiesen auf 7 % der Mähfläche vorgesehen bzw. vorgegeben.

BIO AUSTRIA hat ein Punktesystem entwickelt, das die ÖPUL-Maßnahmen integriert und darüber hinaus alle Strukturen und Maßnahmen auf dem Betrieb „belohnt“, die im Grünland, auf dem Acker, durch Landschaftselemente, Nisthilfen für Vögel, Lebensräume für Amphibien, durch Streuobstwiesen und -bäume und vieles mehr zum Schutz von Insekten, Vögeln, Kalt- und Warmblütern und selten gewordenen Pflanzenarten dient.

Dieses Punktesystem bildet sich im „Biodiversitätsrechner“ ab.

Der Biodiversitätsrechner zeigt dir, ob und wie stark die Bewirtschaftung deines Betriebes auf die Artenvielfalt förderlich wirkt.

über 200 Punkte: sehr gut!

weit über 200 Punkte: Hervorragend!

Auf diesen Rechner hat jedes Mitglied auf der BIO AUSTRIA Homepage Zugriff. Eine Registrierung für den Login-Bereich ist allerdings notwendig.

Ich bitte alle Mitgliedsbetriebe, die sich noch nie auf der BIO AUSTRIA Seite registriert haben, dies nachzuholen. (Nur ein paar Klicks und Angaben!).

Nach Erhalt der Zugangsdaten steht der Erforschung der eigenen „Inseln der Artenvielfalt“ nichts mehr im Wege. 2022 wird im Zuge der Biokontrolle abgefragt, ob dieser Rechner ausgefüllt ist oder nicht, mit dem Hinweis, das bitte bis Ende des Jahres zu tun.

Bis dahin haben wir das aber wieder vergessen, deshalb steht beim nächsten Jour Fixe am 1. Juni ’22 das Thema Biodiversität auf dem Programm.

Wir werden die ÖPUL-Maßnahmen ebenso diskutieren wie das Festhalten eurer Biodiversitätsleistungen im Online-Rechner.
Wir gehen sozusagen gemeinsam auf Punktejagd!

Link zur Registrierung auf der BIO AUSTRIA Seite.

Wer’s gleich probieren möchte: Der Einstieg in den Rechner befindet sich HIER

Markus Danner

Bio-Geflügelhaltung unter der neuen EU Bio-Verordnung

Die neue EU BIO-VO bildet auch für die Bio-Geflügelhaltung die rechtliche Grundlage . Darauf setzt die nationale Verordnung auf, die noch einige Dinge ungeklärt lässt, aber im Großen und Ganzen beschlossen scheint.
Und daran wiederum schließen die Richtlinien von BIO AUSTRIA und die der privatrechtlichen Projekte (zB. der Handelsmarken) an.
Die Geflügelrichtlinien von BIO AUSTRIA müssen ebenfalls ergänzt und angepasst werden. Dazu werden Vorschläge für die Delegiertenversammlung im April ’22 erarbeitet.

Neuerungen der EU Bio-VO für Geflügelhaltung

Keine Besatzdichtenerhöhung mehr als Folge eines konformen Außenscharraums

21 kg/m2 nutzbarer Stallfläche gelten für Masthühner, Puten, Enten, Junghennen und Bruderhähne. Bei Gänsen erlaubt die THVO nur 15 kg/m2. Für Legehennen gelten 6 Tiere /m2.

Um die vorher erlaubten 28 kg/m2 bei einem konformen Außenscharraum zu kompensieren, hat man sich national darauf geeinigt, dass der bestehende Außenscharraum zu einem sogenannten K2 (Klimazone 2) umgerüstet werden darf und dieser ab Überschreiten der 21 kg/m2 im Stallinneren 24 Stunden zugänglich bleiben muss:

Er ist überdacht, eingestreut, hat planbefestigten Boden und grenzt unmittelbar an den Stallinnenbereich an.

Die Außenwände des zusätzlich überdachten Außenbereichs (K2) sind baulich derart ausgeführt, dass zumindest ein Außenklimareiz (Sonne, Niederschlag, Wind, Temperatur etc.) reduziert wird. Dazu werden zum Beispiel Windschutznetze, Folien, Schiebeelemente oder ähnliche das Außenklima reduzierende Materialien eingesetzt“

Auslaufklappenregelung neu

2 m /100m2 nutzbarer Stallfläche (Achtung – K2 zählt dann dazu!) vom Stallinnenraum in den K2 oder den Außenscharraum, 4 m/100m2 nutzbarer Stallfläche (Achtung – K2 zählt dann dazu!) vom K2 oder Außenscharrraum in den Grünauslauf.

prächtige Truthähne auf der Weide © Bio Austria
prächtige Truthähne auf der Weide © Bio Austria

Sitzstangen und/oder erhöhte Ebenen

Legehennen: 20 cm/Tier; Junglegehennen & Bruderhahn: 10 cm oder 100 cm2/Tier; Masthuhn: 5 cm oder 25 cm2/Tier, Pute: 10cm oder 100 cm2/Tier

Erhöhte Flächen für Masthühner dürfen in einem Ausmaß von maximal 10% der Grundfläche zur nutzbaren Fläche gerechnet werden, wenn ein Gutachten der Fachstelle gemäß §2 Abs. 4 (www.tierschutzkonform.at) vorliegt oder der zuständige Amtstierarzt diese überprüft und genehmigt hat.

Für K2, Ausflugklappen und erhöhte Ebenen gilt es eine Übergangsfrist bis zum 1.1.2025

Futtermittel

30% der Futtermittel müssen vom eigenen Betrieb oder aus der Region (Österreich) stammen, Umstellungsware darf nur mehr zu 25% enthalten sein. Die 5 % konventionellen Eiweißfuttermittel sind ab 2023 nur mehr für Junggeflügel (mögliche Definition dafür ist die Verknöcherung des Brustbeines) erlaubt.

Tierzukauf

Ab 2023 muss der Zukauf konventioneller Küken durch die Behörde genehmigt werden. Die Umstellungszeit von 10 Wochen bei Fleisch und 6 Wochen bei Eiern gilt weiterhin.

Bernhard Altenburger

Bio Standards in der Direktvermarktung

Bio- Direktvermarktung

im Rahmen der BIO AUSTRIA Richtlinien, der neuen EU Bio-Verordnung  und weiteren Richtlinien.

Jour Fixe, Mittwoch, 2. März, 19.30 Online per Zoom. Wir diskutieren und beantworten Fragen wie:

  • Was ist bei der Zertifizierung zu beachten, welche Neuerungen gibt es  für die Direktvermarktung in der EU BIO-Verordnung ? 
  • Was ist ein Bio-Produkt, was ein BIO AUSTRIA Produkt ? 
  • Welche gesetzlichen Rahmenbedingungen sind vorgegeben, welche Ziele hat BIO AUSTRIA?
  • Die Verwendung  des BIO AUSTRIA Logos: Chancen und Herausforderungen

Bei unserem 6. Jour Fixe erörtert euch Regina Daghofer, Beraterin für den Bereich Direktvermarktung bei BIO AUSTRIA Salzburg, was zu beachten ist, wenn ihr als BIO AUSTRIA Mitgliedsbetrieb eure selbst erzeugten Produkte vermarkten wollt. 

Der Hintergrund ist ernst, denn es gibt durchaus beabsichtigte Tendenzen, „Bio“ als Premiumstandard unter dem „Regional-Mäntelchen“ verschwinden zu lassen.

Für  Fragen und die Diskussion um die Chancen und Herausforderungen der Vermarktung als BIO AUSTRIA Betrieb stehen Euch auch unsere beiden für Direktvermarktung zuständigen Vorstandsmitglieder Christoph Quehenberger, Kleinarl, „Bio  aus dem Tal“  und Anton Spitzauer, St. Georgen, „Aglassinger  Biobauernmarkt“  zur Verfügung. 

Jetzt registrieren bis spätestens 2. März, 14:00 Uhr!

Thema: Bio-Direktvermarktung
Uhrzeit: 2.März.2022 19:30 Online

hier registrieren:
https://zoom.us/meeting/register/tJEpceihqz4oHNLnI2CjlWSP9PESkQ1vIER5

Die Folgenden Gedanken wurden an dieser Stelle am 1.1.2020 veröffentlicht:

Bio Standards und bio-bäuerliche Identifikation

Richtlinien, Auflagen, Verbote, Verpflichtungen, Beschränkungen, Vorgaben, Kontrollen. 

Wem hängen sie nicht zum Hals raus.
Die Biobauern müssen sich damit auseinandersetzen, seit es Regelungen gibt.

In der Pionierzeit waren es selbst auferlegte Rahmenbedingungen, mithilfe derer das System BIO definiert wurde. Bald musste und wollte man sich aber gegen Trittbrettfahrer und sonstige Möchtegerne schützen und die Sache wurde „amtlich“.
Nebenbei bemerkt, die Trittbrettfahrer und Möchtegerne sind seither leider nicht weniger geworden.

Der Zusammenschluss zur Interessensgemeinschaft

Zur Verfolgung gemeinsamer Ziele wurden und werden Vereine gegründet. So auch bei den Biobauern. BIO AUSTRIA ist das Ergebnis von Zusammenschlüssen biobäuerlicher Organisationen. 

Als solches kümmert sich der Verein um verschiedenste Belange wie z.B. den Aufbau eines Wiedererkennungswertes – in Gestalt des BIO AUSTRIA Zeichens. Auf Höfen, Produkten, Vermarktungseinrichtungen, bei Partnern und in Medien stößt man darauf und erkennt österreichische Biolandwirtschaft wieder.

Wir Biobauern und -bäuerinnen – Eine Marke

In den Aufbau einer Marke investieren Unternehmen Millionen.
Die Marke „BIO AUSTRIA“ hat nicht soviel gekostet. Ist sie den Biobauern vielfach deshalb so wenig wert?  Mit ungläubigem Staunen kann und muss vielerorts festgestellt werden, wie die Gemeinschaftsleistung „Markenbildung“ und ein in ganz Österreich und darüber hinaus wohlbekanntes Markenzeichen,  von Mitgliedsbetrieben ignoriert wird. 

Starke Marke? ja, wenn sie genutzt wird!

Jede/r kann davon profitieren, jede/r stärkt mit seiner Präsenz als BIO AUSTRIA Bauer und Bäuerin das Ganze. Es ist ein Geben und Nehmen in Einem.

Marken geben Sicherheit. Kauft ein Kunde auf dem Wochenmarkt an einem BIO AUSTRIA gekennzeichneten Stand BIO AUSTRIA gekennzeichnete Produkte, erinnert er sich daran, wenn er nächstens im Supermarkt ein Milchpackerl mit BIO AUSTRIA Logo oder ein sonstiges Produkt kauft. Das Eine wird mit dem Anderen assoziiert. So wird die Marke sukzessive stärker.

Die Realität zeigt oft ein anderes Bild. „Eigene Süppchen kochen“ ist aber noch kein Marketingkonzept. 

Flucht vor klaren Absagen an Konventionalisierung

Bio Austria hat zahlreiche Mitglieder verloren.
Durch das Verbot des elektrischen Kuherziehers meinten viele, dieser wäre ihnen wichtiger und verließen den Verein.
Durch die Beschränkung des Kraftfuttereinsatzes auf ein argumentierbares Maß stiegen einige aus. Bio sind sie geblieben.
Durch die BIO AUSTRIA-eigene Weideregelung ergriffen Betriebe die Flucht. BIO sind sie geblieben. Die EU Bio-Verordnung holt sie nun wieder ein.

Seit zwei, drei Jahren ist eine deutsche Düngemittelfirma aggressiv auf dem österreichischen Markt aktiv. Mit Hochglanzprospekt und unwiderstehlichen Produkten und Versprechungen. Schwefel wird künftig unsere Probleme lösen, so der Tenor.
Und auch da gibt es Betriebe, die mit dem Verlassen des Vereins liebäugeln, noch bevor sie sich erkundigt haben, welche Alternativen innerhalb des BIO AUSTRIA Standards zur Verfügung stünden.
Nach kurzer Recherche konnte in Erfahrung gebracht werden, dass die stickstoffhaltigen Dünger dieser Firma Melassehydrolysat aus China beinhalten.
So wird BIO sicher zum Verkaufsschlager, wenn wir Industrie-Abfälle vom Weltmarkt auf unsere Felder streuen! (Ironie Ende)

Nur ein bäuerlicher Bio-Standard schützt vor solchem Unsinn!

Die Beispiele zeigen auf, dass BIO auf nicht ungefährlichen Pfaden wandelt. Sie zeigen auch, dass der BIO AUSTRIA Standard einen tatsächlich großen Mehrwert zu „EU-Bio“ darstellt, weil sich der Verein mit seinem Regelwerk gegen die Konventionalisierung im Dünge-, Pflanzenschutz- und Tierhaltungsbereich stellt. Weil BIO AUSTRIA die Glaubwürdigkeit des Biolandbaus schützen und erhalten will. Trotz Widersprüchlichkeiten im eigenen Haus.
Diese Interessen hat sonst niemand. Dessen sollten sich die Biobauern bewusst werden. Und dann entscheiden, welcher Weg der zukunftsträchtigere sein wird.

Bodenbeurteilung am Acker © Bio Austria
Zusammenarbeit bringt uns weiter, nicht Eigenbrötlerei.
Bodenbeurteilung am Acker © Bio Austria

Rahmenbedingungen müssen definiert und eingehalten werden. Um sie so verträglich wie möglich umsetzen zu können, hat BIO AUSTRIA seinen Servicedienst für die Mitgliedsbetriebe in mehreren Bereichen aufgebaut.
Gemeinsam finden wir jedes Betriebsmittel, das wir brauchen, jede Zutat, jedes Produkt. 

Es wird wohl notwendig sein, wieder auf eine klarere Linie zurückzukehren. Die Handelsmarken Standards sind ein Flickwerk, in dem der Eine den Anderern sektoral übertrumpfen will. Der Blick aufs Ganze bleibt dabei trüb. Der EU Bio-Standard ist zu löchrig. Nahezu jede Molkerei unterschreibt bei einem anderen Abnehmer eine andere Vorgabe. Einen gemeinsam gültigen Standard bietet den Biobauern nur der einzige bäuerliche Standard. Und das ist in Österreich jener von BIO AUSTRIA. 

Markus Danner
Sebastian Herzog

Biogeflügel in neuem rechtlichen Rahmen

Richtlinien in der Bio-Geflügelhaltung
Durch die neue EU-BIO Verordnung gibt es auch in der Geflügelhaltung Änderungen und Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt.

Vor allem für bestehende Betriebe wurde versucht, Adaptierungsmöglichkeiten zu finden, die in der Praxis umgesetzt werden können.
Was die EU-BIO Verordnung alles vorgibt, wie die nationalen Umsetzungs-Vorschläge dazu aussehen und welche Richtlinien bei BIO AUSTRIA im Geflügelbereich zu berücksichtigen sind, sollen Inhalte des kommenden Jour Fixe sein. Aufgrund der stattfindenden BIO AUSTRIA Bauerntage (und Lichtmess) wird der Termin diesmal um eine Woche verschoben. 

Ab sofort bitte die Anmeldung nicht mehr per mail, sondern direkt in zoom mit untenstehendem Link durchführen,
es erleichtert uns die Organisation.

Termin:
Mittwoch, 9. Februar 2022, 19:30 Uhr
online per Zoom
Anmeldung ab sofort unter folgendem Link:

https://zoom.us/meeting/register/tJwpceqvqTIiH9S39KC42IpCdR5nlXmWDpzD

Masthühnerauslauf mit viel Schattenplätzen © Markus Danner
Masthühnerauslauf mit viel Schattenplätzen © Markus Danner

Markus Danner, Bernhard Altenburger

Food mythbusters – Mythen über die “Welternährung”

Alt, aber gut, und aktueller denn je, die Food mythbusters!
Nur mit Superlativen in Technik, Bestandesgrößen, Chemie- und Düngereinsatz soll unsere Welt zukünftig genug zu essen haben.

Wie die Verfechter der Biolandwirtschaft meint Anna Lappé das Gegenteil:
Sie spricht von Food mythbusters, von Mythen über die “Welternährung“.

Sieh dir das Video an!

EU Bio Verordnung – neu ab 2022

Bio neu geregelt

Mit 1. Jänner 2022 tritt die neue Bio-Verordnung in Kraft. In einigen Punkten sind auch bei Bio-Rindern, Schafen, Ziegen und in anderen Bereichen Anpassungen notwendig.

Die neue Bio-Verordnung 2018/848 mit ihren ergänzenden Verordnungen und Rechtsakten ersetzt die bisher geltenden EU-Bio-Regelungen. Viele Bereiche wurden ins neue Regelwerk übernommen, bei einigen kommt es zu Änderungen. Allgemein kann gesagt werden, dass die Dokumentation zukünftig noch mehr an Gewicht bekommt. Der Einsatz von konventionellen Betriebsmitteln und der Zukauf von konventionellen Tieren werden weiter eingeschränkt. 

Bio-Futtermittel: geringfügige Änderung

Für Bio-Wiederkäuer gilt nach wie vor: Die Futtermittel für Pflanzenfresser müssen zu 100 % biotauglich sein und zu 60 % vom eigenen Betrieb oder von einem Betrieb aus derselben Region stammen. Ab Jänner 2024 erhöht sich dieser Prozentsatz auf 70 %. 

Verringert wird auch der Prozentanteil, wenn Futtermittel von Betrieben in Umstellung zugekauft werden. Die Jahresfutterration darf nur mehr 25 % Futtermittel aus dem zweiten Umstellungsjahr enthalten. Bisher waren es 30 %. Gleich bleibt der Prozentanteil bei Umstellungsfuttermitteln vom eigenen Betrieb mit 100% sowie der maximale Anteil von 20% konventionellen Futtermitteln durch Flächenzugang am eigenen Betrieb. 

Bio-Kälber sind während der Mindesttränkedauer von 90 Tagen mit natürlicher Milch, vorzugsweise mit Muttermilch, zu versorgen. Nur in Notfällen mit tierärztlicher Bestätigung darf ein Bio-Milchaustauscher in dieser Zeit verfüttert werden. 

Kleine oder weitreichende Details ändern sich mit Inkrafttreten der neuen Eu Bio Verordnung

Weide für alle Bio-Tiere

Mit Beginn der kommenden Weidesaison müssen alle Bio-Pflanzenfresser auf die Weide, wenn die Umstände dies ermöglichen. Eine zeitweilige Unterbrechung des Weideganges ist demnach nur aufgrund der Witterung, des Zustandes des Bodens und den jahreszeitlichen Bedingungen möglich. Schwierige strukturelle Voraussetzungen am Betrieb, wie wenige hofnahe Flächen oder der Viehtrieb über stark befahrene Straßen, befreien nicht mehr von der Weidevorgabe. BIO AUSTRIA und die Landwirtschaftskammer Österreich setzten sich in vielen Verhandlungsrunden mit den zuständigen Ministerien und in zahlreichen Stellungnahmen für eine Flexibilität bei der Umsetzung der Weide ein. Zukünftig werden alle Tiere dem Haltungssystem zugeordnet, in dem sie stehen. Daraus ergibt sich das Weideausmaß. Beim Haltungssystem A (Laufstall mit Auslauf) steht der Bewegungsaspekt im Vordergrund. Eine Bewegungsweide ist in diesem Fall ausreichend. Werden Tiere im Laufstall ohne Winterauslauf (Haltungssystem B) oder in Kombinationshaltung (Haltungssystem C) gehalten, muss mit dem Weidegang dem Bewegungsaspekt und der Futteraufnahme in umfassender Weise Rechnung getragen werden. Während der ersten Aufzuchtphase der Kälber oder wenn notwendige Routinemaßnahmen, wie Belegen oder Verkaufsvorbereitung durchgeführt werden müssen, können die Tiere vorübergehend im Stall bleiben. 

Endmast und Weide

Bisher konnten Rinder für die Fleischerzeugung während der Endmast für einen bestimmten Zeitraum ausschließlich im Stall fertiggemästet werden. Auch in diesem Punkt ergeben sich teilweise Änderungen.
Laut neuer Bio-Verordnung müssen über ein Jahr alte männliche Rinder (Stiere und Ochsen) Zugang zur Weide oder zu Freigelände haben. Das ermöglicht, dass der Tierhalter wählen kann, ob der Zuchtstier oder die Ochsen auf die Weide kommen oder den Sommer im Laufstall mit Auslauf verbringen. Somit ist bei diesen Tierkategorien eine Endmast  im Stall umsetzbar. Bio-Kalbinnen muss in der Endmastphase zumindestens eine Bewegungsweide angeboten werden. 

Eingriffe nur mit Genehmigung

Eingriffe bei Nutztieren sind nur nach behördlicher Ausnahmegenehmigung und mit Angaben von Gründen möglich. Dazu zählen das Entfernen der Hornknospen bei bis zu sechs Wochen alten Kälbern oder die Enthornung von über sechs Wochen alten Kälbern oder Rindern. Der Antrag auf Genehmigung ist ausschließlich über das VIS zu stellen. Die Kastration von männlichen Tieren ist nach wirksamer Betäubung und postoperativer Schmerzbehandlung weiterhin zulässig. In diesem Fall ist keine Genehmigung der Behörde notwendig. 

Nasenring bei Zuchtstieren OHNE GENEHMIGUNG

Das Einziehen des Nasenringes bei über 10 Monate alten Zuchtstieren führt zu keiner Aberkennung des Bio-Status, da es aus Gründen der Arbeitssicherheit der Betreuungspersonen und zum sicheren Führen der Tiere bei Versteigerungen gesetzlich vorgeschrieben ist. Das Tier bleibt weiterhin Bio.
Ab 1.1.2022 ist die Antragstellung für diesen Eingriff über das VIS hinfällig! 

Gesunde Tiere

Der vorbeugende Einsatz von chemisch-synthetischen allopathischen Arzneimitteln sowie von Antibiotika sind verboten. Neu hinzu kommt, dass auch Bolis  auf chemisch-synthetischer Basis nicht präventiv eingesetzt werden dürfen. 

Größe von Stall- und Auslaufflächen

Die vorgeschriebenen Mindestmaße der Stall- und Auslaufflächen bleiben gleich. Sie sind allen Tieren zur Verfügung zu stellen, außer beim Haltungssystem B, wo der Winterauslauf bei Weidegang entfallen kann. Neu ist allerdings, dass bei Neubauten die Auslaufflächen seit Jänner 2021 nur mehr zu 50 % (75 % in Regionen mit mehr als 1200 mm Niederschlag) überdacht werden dürfen. Altbauten müssen bis Ende 2030 den genannten Vorgaben entsprechen.

Zukauf konventioneller Zuchttiere: noch ein Jahr Schonfrist

Im Jahr 2022 bleibt das Antragsverfahren rund um den konventionellen Tierzukauf noch gleich wie bisher. Ab dem Jahr 2023 hingegen ist für JEDEN konventionellen Tierzukauf ein Ansuchen bei der Behörde notwendig. Angenommen sind nur die gefährdeten Nutztierrassen. 

Grünlandsaatgut – Änderungen bei konventionellen Mischungen

Die bisher gültige Regelung, dass konventionelles Grünlandsaatgutmischungen ohne Genehmigung der Behörde auf Biobetrieben verwendet werden darf, ENTFÄLLT AB 2022. Während also biologische oder Umstellungs(UM)- Komponenten/Mischungen natürlich ohne Antrag eingesetzt werden dürfen, ist hingegen für nichtbiologische Komponenten/Mischungen ein Antrag auf Ausnahmegenehmigung notwendig. 

Eine Sonderregelung gibt es bei Mischungen für Futterpflanzen mit min. 70% Bio/UM-Komponenten. Bei Verwendung einer solchen Mischungen ist eine Ausnahmegenehmigungen für die konventionellen Komponenten nur dann zu beantragen, sofern diese nicht in der (nationalen) Liste der allgemeinen Ausnahmegenehmigungen angeführt ist. Die Verfügbarkeit von Bio/UM Saatgut ist in der AGES Bio-Saatgutdatenbank ersichtlich.

Franz Promegger