Sind Almen gefährlich?

ein persönlicher Kommentar von Markus Danner

Zwischenfälle auf Almen zwischen Mensch und Rind sind in den letzten Jahren häufiger geworden. Der Fall in Tirol mit anschließendem Urteil bzw. Verurteilung des Rinderhalters ließ die Wogen hochgehen. Vom Ende der Almwirtschaft mit all seinen Folgen war die Rede.
Aber: Sind Almen gefährlich?

Ein amtsbekannter Tierschützer glaubt sich nun bestätigt und blogt, „Almen töten Menschen“. „Almen verletzen Menschen“. „Almen sind grauenhaft“.
Grundsätzlich sollte nicht auf jeden Unsinn reagiert werden, schon gar nicht, wenn er wie in diesem Fall so haarsträubend Tatsachen verdreht. Ein Kommentar zu dieser Thematik im Allgemeinen scheint aus persönlicher, biobäuerlicher Perspektive dennoch nicht unangebracht.

Stichwort „biobäuerlich“: Ich habe mich als Biobauer bzw. als im Biolandbau tätiger Mensch Zeit meines Lebens als Tier- und Naturschützer empfunden. Ich bin seit jeher Kritiker der um sich gegriffenen Entwicklungen in der industrialisierten Landwirtschaft. Ich war nie gefährdet, klientelfreundliche Meinungen der Klientel wegen zu vertreten. Umso befremdlicher wirkt es auf mich, wenn völlig ahnungslose Träumer, die doch recht zahlreich geworden sind, Forderungen erheben, die lebensfremder nicht sein könnten:
Schluss mit Tierhaltung! Das Gras der Wiesen zur Energiegewinnung in die Biogasanlagen.
Freie Fahrt für freie Mountainbiker auf allen alpinen Wegen! Aber wenn`s uns auf die Schnauze haut, zahlst du, verantwortlicher Wegerhalter, Schmerzensgeld. Alle Tiere auf die Weide, aber drei Minuten warten, weil eure Viecher die selbe Straße nutzen wie ich – kommt nicht in Frage!
Und: Die Hunde müssen sich doch irgendwo austoben können, was macht das schon in einer Wiese. Nun: Die Wiese gehört ihm einfach nicht, dem Typen am anderen Ende der oft nur imaginären Leine.
Und das muss verboten werden, und dies muss verboten werden. Aber den Preis bezahlen wir nicht.

Die Alm damals und jetzt

In den 70er und 80er Jahren waren auch schon zahlreiche Wanderer auf Almen unterwegs. Von Zwischenfällen mit Tieren war eigentlich nie zu hören.
Was hat sich verändert? Einerseits sind wir zwischenzeitlich eine Informationsgesellschaft geworden. Hat sich damals ein mutiger Bub an ein dösendes, wiederkauendes Jungrind geschlichen, um ihm auf den Rücken zu springen, so konnte er seinen Abflug nach den Ferien seinen Freunden in der Schule erzählen. Heute liken das ein paar Hundert innert Minuten in den Online-Medien. Oder es empören sich ebensoviele.

Mensch und Tier sind anders geworden

Andererseits sind inzwischen die Menschen und die Tiere anders geworden.
Die Menschen strömen zu Tausenden überallhin, im Bewusstsein der absoluten Rechtmäßigkeit und zu Hundert Prozent vollkaskoversichert. Der Rechtsstaat gibt`s her, keine noch so große Unverschämtheit hat nicht das Recht, das Gericht anzurufen, um die Verantwortung an andere zu übertragen.
Die Tiere sind anders geworden. Sie kommen nicht mehr ausschließlich aus Ställen, in denen sie mit ihren Betreuern nahezu täglich physisch in Berührung kamen.
Mutterkuhherden in „Selbstversorgerställen“ entwickeln eine ganz andere Verhaltensdynamik als Milchkühe aus Anbindehaltung, die händisch geputzt wurden, zum Melken angesprochen, angefasst, zur Seite geschoben, sprich — mit der ein Mensch täglich für mehrere Minuten interagiert hat.
Auch das Jungvieh auf Almen ist teilweise deutlich weniger menschenaffin.
Und Hunde, ja Hunde trafen vor Jahrzehnten auch weniger auf das grasende Rindvieh der Almen wie heute.

Vor allem aber weiß der Großteil der Freizeitmenschen heutzutage nicht mehr, wie sie sich abseits ihrer technisierten Vollkaskowelt verhalten sollen.

So ist die Zunahme an unangenehmen Begegnungen auf Almen ebenso logisch und unausweichlich wie jene von E-Bike Unfällen.

Almen töten nicht

Aber, um auf den Punkt zu kommen: Keine Alm hat jemals jemanden getötet. Ums Leben kommen Leute aufgrund ihrer Aktivitäten, aufgrund unglücklicher oder tragischer Umstände. Weil sie zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort sind. Aus Leichtsinn, Selbstüberschätzung oder Pech. Aber sicher nicht, weil sie von einer Alm umgebracht wurden.

Almen vermehren auch nicht Naturkatastrophen!
Lawinenabgänge sind so selbstverständlich wie Schneefall im Hochgebirge. Dafür sorgt die Topographie, das Wetter und die Gravitation. Der Mensch wiederum ist es, der sich, sofern er zu Schaden kommt, der Gefahren bewusst oder nicht, zur falschen Zeit an den falschen Ort begibt.

Almböden sind nicht immer, aber oft gute Wasserspeicher. Sie absorbieren umso mehr Niederschlag, je größer der Humusgehalt. Den Humusgehalt fördert einerseits die Weidenutzung, andererseits der Mist der Weidetiere.
Wasserquellen sind trotz der Weidetiere sauber und herrlich frisches Trinkwasser. Sind sie es nicht, stimmt an der Bewirtschaftung einiges nicht und die Ursachen sind sofort abzustellen. Selbstverständlich gibt es wie überall, wo Menschen zugange sind, auch auf der einen oder anderen Alm Missstände. Das soll aufgezeigt und umgehend abgestellt werden. Überbesatz kommt nur mehr sehr selten vor. Bauern schicken ihre Tiere nicht mehr auf die Alm, nur damit sie auf dem Heimbetrieb kein Futter brauchen. Sie legen Wert darauf, dass die Tiere gut konditioniert nach Hause kommen. Dazu muss die Weidequalität und -quantität der Almen in Ordnung sein.

Die Almwirtschaft ist Kulturgut

Jahrhunderte und Jahrtausende bewirtschaften Menschen alpine Regionen. Ja, sie haben dadurch Kulturlandschaft geschaffen. Für sich. Nicht für Wölfe oder Bären, einfach für sich und ihr Überleben.
Unter nicht wirklich einfachen Umständen. Nebenbei ist dadurch eine enorme Biodiversität entstanden, pflanzlicher und tierischer Art.
Sollen Ethiker und Philosophen debattieren, ob das so rechtens war. Die Menschen in diesen Regionen hätten ohne diese Landnahme mithilfe der Wiederkäuer jedenfalls keine Lebensgrundlage vorgefunden. Und wir tun es heute noch nicht. Ohne den Wiederkäuer gibt es nicht nur keine Milch- und Fleischprodukte (das ist womöglich manchen Veganers Freude und logisches Ziel), sondern auch keine offene Landschaft, keine Almmatten, keine Wanderwege, keine Schigebiete, keinen alpinen Tourismus (mit Ausnahme des Survival– und Adventure- Individualtouristen). Es gibt ohne Grasnutzung keinen bevölkerten alpinen Raum! Wessen Ziel kann das sein?

Bleibt abschließend die Frage: Lassen wir das mit der Tierhaltung und der Almwirtschaft, welche Hälfte der Bevölkerung soll sich denn nun wohin verabschieden, dem Wald, Wisent und Wolf weichend?

Genormte Sau für den Massenfraß

Die Fleischindustrie ist das sichtbare und spiegelbildliche Ergebnis zivilisatorischer Perversion.

Der Preis für ein 100 Kilogramm schweres Schwein liegt frei Schlachthof bei ca. 150 Euro. Auf dieser Grundlage unterbieten sich die Angebote in den Supermärkten – ein Wettlauf, ob 5, 4 oder sogar 3 vor dem Komma des Kilopreises für das „Grillfleisch mariniert“ steht.

Viele Kunden greifen zu diesen Angeboten. Wir sind sie gewohnt. Fleisch ist kein Luxusprodukt und darf es dem Vernehmen nach auch nicht werden.

Das Ergebnis dieser Gewohnheit wurde in den letzten Wochen mittels Bewegtbildern in die Wohnzimmer Europas gestreamt. Wir bekamen zu sehen, wie (natürlich ausländische, also halb so schlimm… Ironie Ende) Arbeiter aufgefädelt an Fleischzerlegungstischen im Akkord Schweinhälften zerlegen. Optisch erinnert es allerdings mehr an Müll sortieren. In mehrfachem Sinn.

Denn werden in einem Betrieb pro Tag bis zu 25.000 Schweine angeliefert und geschlachtet, kann die dahinterliegende Geschäftsgrundlage keine ethisch tiefgründige sein. Da ist der Geschäftsgegenstand – also die Schweine – wie Müll zu behandeln.

Infrastruktur ist wegrationalisiert

Dorfmetzger gibt es so gut wie keine mehr. Warum nicht? Weil der König, respektive der Kunde sich entschieden hat, lieber zum Kreisverkehr rauszufahren, um beim dortigen Megamarkt das Grillfleisch mariniert um günstiger zu holen.

Dorfmetzger würden aber einiges bieten! Sie würden beispielsweise den umliegenden Bauern ihre Schweine abkaufen. Etliche Bauern hätten dadurch die Möglichkeit, einige solche in einem würdigen Lebensumfeld zu halten, sich selbst und der Bevölkerung der Umgebung einen nicht unwesentlichen Teil wirklich regionaler, wertvoller Lebensmittelgrundversorgung sicherzustellen.

Die Tiere müssten auch nicht auf Reisen gehen, in überfüllten, heißen, nach Streß und Schweinemist stinkenden LKW Zügen. Der Bauer lieferte sie mit seinem Anhänger. Zu zweit, dritt oder fünft. Nur wenige Kilometer.

Es gäbe keine Konzentration von Verkehr, Geruch, Gülle und permanenter Seuchengefahr.

Keine Bioschweine?

Der Bio-Anteil an der Schweinefleischmenge im Lebensmittelhandel ist verschwindend gering. Abgesehen von einigen wenigen Projekten wie dem „Strohschwein“ tendiert er nahezu gegen null.

Worin liegen die Gründe? Am System.
Dieses zäumt den Gaul fast immer von hinten auf.
Der Handel gibt vor, was er bereit ist zu bezahlen. Davon werden die Margen der einzelnen Teilnehmer der „Wertschöpfungskette“ abgezogen. Was übrigbleibt, wird nach Abzug von guten Ideen wie der Beteiligung an Aktionsrabatten dem Lieferanten überwiesen.

Der Handel geht aber nicht von „Bio-Preis = konventionell + 150%“ aus. Sondern von max. +50%. Aber auch 150% von fast Nichts wäre fast Nichts.

Damit ist der Betrag nach dem üblichen Prozedere negativ.

Um diesem System gerecht zu werden und trotzdem Margen zu erwirtschaften, hat die Lebensmittelindustrie eine Zentralisation, Konzentration und Stückkostenreduktion entwickelt, die sich auch ohne Hang zum Drama als Perversion menschlicher Zivilisation manifestiert. Im Umgang mit Tieren, Mitarbeitern und den Ressourcen dieser Erde. Das organisierte Ende von Schweinen oder anderen Tieren zu Zehntausenden (bei Geflügel 100.000en oder Millionen) täglich an einem Ort hat nichts, aber auch gar nichts mit der Notwendigkeit zu tun, Lebensmittel für die Bevölkerung aufzubringen. Die Maßlosigkeit solcher Unternehmen, gestützt und angetrieben durch die Geiz ist Geil Mentalität und das Schnäppchenjagdfieber der Gesellschaft, hat Infrastruktur und Ernährungssicherheit in den Regionen zerstört, Landschaften verödet , Luft, Wasser, Boden verdreckt und die Vielfalt vernichtet.

Und als wäre aller Unsinn nicht genug, werden Tausende dieser armen tierischen Kreaturen durch Mastfabriken durchgeschleust, in denen sie mithilfe von Überseesoja in kürzester Zeit auf gut 100 Kilogramm Lebendmasse aufgedunsen werden, um sie ans andere Ende der Welt, nach China zu exportieren und mit einem Gläschen Schaumwein auf diesbezügliche Exportzuwächse angestoßen werden kann.

Wir wissen das alles schon lange.
Empörung und Entsetzen über solche Zustände sind nicht angebracht, wenn die Reaktion des Einzelnen in seinem Verhalten ausbleibt.

Schluss mit Reden. Anders tun. Anders kaufen.

Markus Danner

Abgestufter Wiesenbau

Abgestufter Wiesenbau – Qualität und Vielfalt auf dem Biobetrieb.
In der biologischen Wiesenbewirtschaftung ist die abgestufte Bewirtschaftungsintensität praktisch unverzichtbar.
Doch was ist dieses Konzept genau? Worin liegt seine Bedeutung?

Mit abgestuftem Wiesenbau ist gemeint, dass ein Betrieb unterschiedliche Wiesenstandorte zur Verfügung hat (Hofentfernung, Bodengüte, Gründigkeit etc.), die sich für unterschiedliche Nutzungsintensitäten eignen und Düngung und Nutzungshäufigkeit auf die gegebenen Verhältnisse abgestimmt werden.

Abgestufter Wiesenbau liefert gewünschte Futterqualitäten

Auf diese Weise bewirtschaftet stehen dem Betrieb sowohl ertragreiche, aber artenärmere Flächen zur Verfügung, die energie- und eiweißreiches Futter liefern, als auch ertragsärmere, dafür artenreiche Wiesenbestände für Jung- und Galtviehfutter:
Abgestufter Wiesenbau – Qualität und Vielfalt auf dem Biobetrieb!

Abgestufer Wiesenbau erfüllt Anforderungen an Biodiversität

Somit kann einer Grundforderung in der biologischen Landwirtschaft nach Erhaltung und Förderung der Artenvielfalt in einem gesamtbetrieblichen Konzept nachgekommen werden, ohne deshalb auf hohe tierische Grundfutterleistungen verzichten zu müssen!

Besonders bedeutend am Konzept der abgestuften Bewirtschaftungsintensität ist neben dem ökologischen Faktor der Umstand, dass ausreichend Hofdünger für intensiv bewirtschaftete Futterflächen zur Verfügung steht, die dadurch langfristig in der Lage sind, hochwertiges Grundfutter zu liefern!

  • Eingraswiese mit Luzerne (C) Danner
  • Hochleistungsfutter für Biotiere (C) Danner
  • vielfältige Fettwiese mit Wiesenbocksbart (C) Danner
  • artenreiche Magerwiese (C) Danner
  • Blühpflanzen in Glatthafer-Kräuterwiese (C) Danner
  • Grünlandbroschüre. ©. Markus Danner

Du suchst ein Konzept für deinen Betrieb?
Wir von BIO AUSTRIA haben die Lösung,
melde dich einfach!

hier geht’s zu weiteren Betrachtungen: abgestufter Wiesenbau – praktisch umgesetzt

Markus Danner

Weidehaltung für Wiederkäuer auf Biobetrieben

Stand 9. April 2020!

Im Jahr ’21 und vor allem ab 2022 gelten andere Regelungen!

Um im Sinne der Biobetriebe zu einem Abschluss der Diskussion zu kommen, und die Sachlage zum Verständnis aller zu klären, ist es noch nicht gekommen, die Corona Situation ist dazwischen gefahren.

Aber gerade auf landwirtschaftlichen Betrieben geht die Arbeit weiter, meist wie gewohnt.

Zu den unten angeführten Vorgaben ist nichts substanziell anderes hinzugekommen.
Die Kontrollstellen werden bis Ende August die Umsetzung der Weide auf tierhaltenden Biobetrieben ansehen, evtl. Nachbesserungen einfordern.

In diesem Zusammenhang wird es wichtig sein, einen plausiblen „Weideplan“ vorlegen zu können.

Weideplan:
Wohin (auf welches Feldstück) treibe ich meine Tiere (bzw. wie viele davon) von wann bis wann (zB von Anfang Mai bis Ende Oktober) auf die Weide.

Sind mindestens 50% der Tiere integriert (nur heuer, also 2020!, ab ’21 könnten es mehr sein), erübrigt sich jedwede Rechnerei mit „weidefähiger Fläche“ etc.!!

  • Kühe auf neu angelegter Weide - eine neue Ära!
  • Biokühe dürfen auf die Weide © Ellenhuber
  • hochwertiger Weidezaun © Danner
  • Weide in Sommerholz © Greischberger

Im heurigen Jahr sind für den Weidebetrieb auf Biobetrieben folgende Mindestanforderungen gegeben:

2020 müssen alle Betriebe Weide einrichten.
Vom Umfang her sieht es folgendermaßen aus:

Jeder tierhaltende Bio-Betrieb muss mindestens
1 GVE pro Hektar weidefähiger Fläche oder zumindest 50 % des Tierbestandes weiden.

Wenn 50% der Tier auf die Weide können, ist die „weidefähige Fläche“ unerheblich!!


D.h. z.B.:
Betrieb mit 35 ha Grünland, davon 28ha weidefähig (=nicht staunass, nicht über 25% Steilfläche!)
40 GVE Raufutterverzehrer;
Für mindestens 28 GVE ist Weidehaltung umzusetzen.

Achtung! Es müssen nicht 28 Hektar beweidet werden, sondern 28 GVE, auf wie viel Fläche auch immer!!

Weidefähige Fläche (Zahl in ha) = Grünland minus nicht weidefähiger Fläche  plus 20% Ackerflächen
(Anmerkung: AckerFutterflächen können nicht abgezogen werden)

Zusätzlich muss jeder Betrieb bis zum 30. Juni einen Weideplan erstellen und die Weidehaltung dokumentieren.
Für diesen Weideplan wird derzeit an einer Vorlage gearbeitet, um sie rechtzeitig den Mitgliedsbetrieben zur Verfügung stellen zu können.

Version vom 12. Dezember

Jetzt müssen wir nachbessern!

Vor wenigen Wochen erhielten alle Biobetriebe mit raufutterverzehrenden Tierarten einen Brief mit „Sonderinformation“ zum Thema Richtlinienänderungen, -verschärfungen vordergründig für den Bereich Weidehaltung für Wiederkäuer auf Biobetrieben. Weitere Punkte betreffen Enthornung und andere Eingriffe am Tier sowie Überdachung von Ausläufen (v.a. Kälberausläufe).

Gründe für dieses Anschreiben sind Aufforderungen der zuständigen EU-Behörden an Österreich, in den beanstandeten Bereichen (nach erfolgtem Audit 2017) Anpassungen vorzunehmen.

Für diese Anpassungen sind keine „Übergangsfristen“ vorgesehen, weil aus Sicht der EU-Kommission keine neuen Regelungen eingeführt, sondern bestehende nicht umgesetzt wurden.

Aus heutiger Sicht kann festgehalten werden: Ab dem kommenden Frühjahr werden alle Biobetriebe mit Raufutterverzehrern Weideflächen bestoßen müssen.

Bestätigungen und Protokolle bezüglich Ausnahmen von der Weidehaltung nach BIO AUSTRIA-Richtlinien, die wir ausgestellt haben, sind hinfällig!

Weidealtung für Wiederkäuer auf Biobetrieben

Die Aussichten, das politisch irgendwie „zu richten“, sind nicht gegeben.
Es wird voraussichtlich noch Wochen, u.U. bis ins Frühjahr hinein dauern, bis wirklich Klarheit darüber herrscht, welche rechtlichen Details festgehalten worden sind und umgesetzt werden müssen.

In der Bio-Verordnung steht aber in Artikel 14 auch unmissverständlich, dass Weide dann anzubieten ist, wenn „…die Witterungsbedingungen und der Zustand des Bodens dies erlauben,…“

Das heißt, wir sind auch in Zukunft nicht gezwungen, nasse Grünlandbestände durch Viehtritt umzugraben und zu zerstören. Und auch nicht, die Kühe an Tropentagen der prallen Hitze auszusetzen.

Lösungen mit Hausverstand sind gefragt und die werden wir finden.
Weidehaltung erfordert ganz generell die Beschäftigung mit pflanzenbaulichen, fütterungstechnischen und züchterischen Fragen.

BIO AUSTRIA und das Bio-Institut Raumberg-Gumpenstein tun das, wie viele Biobetriebe auch, seit über 10 Jahren.
Wir werden darin nicht nachlassen dürfen, denn dass Weidehal- tung zukünftig ein fixer Bestandteil der Biotierhaltung sein wird, steht unter dem Eindruck der aktuellen rechtlichen Entwick- lung – mehr denn je – außer Zweifel.

In welchem Bereich auch immer Unterstützungsbedarf erwächst, stehen wir selbstverständlich jederzeit helfend zur Seite. Einfach anrufen, wenn gewünscht und erforderlich, sind wir auf den Betrieben vor Ort!

Kälberstall an der frischen Luft. © Markus Danner
Kälberstall an der frischen Luft. © Markus Danner

Auslaufflächen müssen den Charakter von Freigelände aufweisen

Dieser Beitrag wird aktualisiert, sobald neue Fakten vorliegen.

Der Nebenerwerbsbauer – gewinnt der Bauernhof wieder an Bedeutung?

Als landwirtschaftlicher Berater, der beruflich auf Bauernhöfen zu tun hat, bin ich häufig mit Auswirkungen des „Strukturwandels“ konfrontiert.
Ein Bauer zeigt auf Bauernhäuser in der Umgebung: „Da hat man aufgehört, der dort drüben schon länger, der dort wird nächstes Jahr aufhören…“ In vielen Gegenden ist das so.
Noch häufiger wird auf den Umstand verwiesen, dass alle (Familienmitglieder) einer Arbeit nachgehen, die Landwirtschaft wird halt noch auf Schmalspur weiterbetrieben, dem Erhalt des Erbes wegen oder so. 

Da macht es schon Freude, wenn eine Biobäuerin, wie letztens, stolz ihren umgebauten und arbeitsfreundlich adaptierten Stall für 15, 16 Kühe zeigt und Wert auf die Tatsache legt, dass sie sich damit ihren Arbeitsplatz zu Hause sichert.
Ja! Genau. So sollte es doch sein.

Jetzt ist sie da – die Krise. 
Eine Krise, in der die Routinearbeit für Abertausende nicht möglich ist, weil die Betriebe geschlossen werden mussten. Beim Schreiben dieser Zeilen nicht absehbar, wann wieder geöffnet.

Seltsame, völlig ungewohnte Gedanken schleichen sich ein. Beschleichen sie diejenigen vielleicht auch, die erzählen, dass z.B im Pongau sowieso alles vom Tourismus lebt – ob einer von den Kindern das „Sacherl“ daheim weiterbetreibt – wohl eher nicht.
Oder jene Bauernfamilie, die sich erst kürzlich entschlossen hat, ihre beiden kleinen Landwirtschaften im Flachgau zu verpachten. Die Freizeit vom Haupterwerb ist dann eben auch Freizeit, nicht Zweitjob. Ja, das stimmt.
Was aber ist schiefgelaufen, dass junge und ältere Bauern und Bäuerinnen zur Erkenntnis gelangen mussten, dass sie es besser lassen. Das mit der Landwirtschaft.
Wir alle wissen es. Der Preis, die Wertschätzung, die dich verschlingende Bürokratie, die Arbeitsbelastung, die Kosten. 

von der Landwirtschaft leben oder nicht? Die Frage vieler jungen Leute © Danner

Jetzt, wo viele zuhause sitzen, vielleicht sogar auf dem Sacherl der Eltern, schon verpachtet oder noch in Tagesrandzeiten und Wochenendarbeit bewirtschaftet, könnte aber die Wertschätzung für das Eigene, – für die einem auf Zeit anvertraute Mutter Erde eine Renaissance erleben.

Auf den Bauernhöfen wird unbeirrt die Arbeit fortgesetzt. Die Tiere scheren sich keinen Deut um die Krise. Das hat möglicherweise auch etwas Beruhigendes für die betreuenden Menschen an sich.
Von den Tieren kann man sich etwas abschauen. Nämlich – worauf es wirklich ankommt.
Es kommt darauf an, dass die fundamentalen Dinge funktionieren, auch wenn’s schwierig wird. 
Unser hochgezüchtetes globales Wirtschaftssystem ist nach wenigen Tagen am Boden, wenn’s schwierig wird, das erleben wir gerade hautnah.

Die Landwirtschaft – in der Ökonomie „Primärsektor“ genannt, ist deutlich resilienter. 
Das „Primär“ bezieht sich für mich auf die Hierarchie in der Unverzichtbarkeit.
Mit Landwirtschaft allein funktioniert keine moderne Volkswirtschaft, klar.  Aber ohne?
Diese Wichtigkeit müsste nicht zwingend dazu führen, sich in entsprechenden Gruppen in sozialen Medien selbst zu feiern und teilweise haarsträubenden Unsinn zu verbreiten.

Sie dürfte aber dazu führen, mit Selbstbewusstsein die eigene Rolle in der Gesellschaft zu überdenken. Die eigene Rolle in der Arbeitswelt. Die Rolle des landwirtschaftlichen Familienbetriebes im Gesamtgetriebe.

Die aktuelle Krise zeigt ganz deutlich auf, was viele nie bezweifelten:
Gut vernetzte kleine Strukturen sind widerstandsfähiger als große. Je größer, desto tönern die Füße. So gesehen ist unsere Landwirtschaft ein Paradebeispiel an Resilienz.

Eine zukunftsträchtige Strategie könnte doch sein, Energie dafür aufzuwenden, die landwirtschaftlichen Betriebe zu entwickeln. In eine Richtung zu entwickeln, die sie befähigt, einem Familienmitglied oder mehreren einen Arbeitsplatz „zuhause“ zu sichern.
Das wird nicht überall mit ein paar Milchkühen möglich sein. Dennoch: Die Möglichkeiten sind nahezu unbegrenzt, wenngleich viele Bauern im Grünlandgebiet Landwirtschaft mit Milchviehhaltung gleichsetzen.

Autor unbekannt; Foto Danner

Es wird aber nicht nur einer positiven Grundstimmung der Bauern bedürfen. Die Gesellschaft als Ganzes muss sich entscheiden. Bäuerliche Betriebe leben davon, ihre Produkte gewinnbringend zu verkaufen und für öffentliche Leistungen angemessen bezahlt zu werden. Lange genug hat der Tourismus bäuerliche Kulturlandschaft verkauft, ohne sich vorher  Verkaufsrechte sichern zu müssen. Damit muss jetzt Schluss sein! 

Der Preis des Essens muss seinem Wert entsprechen. Der Preis der Kulturlandschaft dem Aufwand ihrer Instandhaltung.

Dann kann ein 25 Hektar Betrieb ein Familieneinkommen sichern, und für viele Familien Grundnahrungsmittel erzeugen, die selbst in der Krise verfügbar sind.

Markus Danner

Mit der Kuh auf Du und Du

Nach Sturz- und Fallunfällen rangieren Unfälle mit Tieren laut Unfallstatistik am bäuerlichen Betrieb bereits an zweiter Stelle, wobei auch hier die Entwicklung von Anbindehaltung hin zu Laufstallhaltung Auswirkungen zeigt. So sind im Laufstall tendenziell weniger Unfälle zu verzeichnen, allerdings steigt der Schweregrad. Während es bei Anbindehaltung oft zu Unfällen mit leichten Verletzungen kommt, enden Unfälle mit Rindern im Laufstall selten mit weniger als Serienrippenbrüchen. „Mit der Kuh auf Du und Du“ – wie können Missverständnisse am besten vermieden werden – einfach weiterlesen!

Anbinde- vs. Laufstallhaltung

Ein Hauptaugenmerk liegt auf der Mensch Tier-Beziehung. In Anbindehaltung kam und kommt es durch die tägliche Melkarbeit zwischen den Tieren zwangsläufig zu intensiver Begegnung. In Laufställen hingegen ist dies nicht mehr selbstverständlich. Moderne Melksysteme, Kraftfutterautomaten und Fütterungsroboter haben bei allen Vorteilen den gravierenden Nachteil, dass der Kontakt zum Tier abnimmt. Eine Folge daraus können nervöse und scheue Tiere sein, welche in Stresssituationen auch aggressiv gegenüber Personen auftreten können, hierbei besonders gefährdet sind Frauen und alte Menschen. Oberstes Ziel muss es daher sein, solche Situationen gar nicht erst aufkommen zu lassen.

Kälberhaltung entscheidend

Die ergiebigsten Maßnahmen zur Steigerung der Mensch Tier Beziehung und damit auch der Sicherheit können bereits im Kälberalter getroffen werden. Dabei sind die ersten drei Tage nach der Geburt entscheidend. Verbindet das Kalb hier den Menschen mit positiven Emotionen, so hallt dies ein ganzes Tierleben lang nach. Oft ist es schon ausreichend sich morgens und abends einige Minuten mit dem Tier zu beschäftigen, es berühren, zu streicheln und auch mit ihm zu sprechen. Die menschliche Stimme bleibt dabei positiv im Gedächtnis. Umgekehrt gedacht, sollte bei schmerzhaften Erlebnissen (Ohrmarken setzen, Enthornen, …) eben nicht beruhigend auf das Tier eingeredet werden, da in diesem Fall die Stimme mit etwas Unangenehmen in Verbindung gebracht wird.   

Kalb mit Führungsstrick © Promegger

Ebenso sollen bereits Kälber an das Tragen eines Halfters gewöhnt werden, dies erleichtert später die Arbeit mit dem erwachsenen Tier ungemein. 

Ein Augenmerk soll auch auf die am Tier vorhandenen Beruhigungspunkte gelegt werden, welche für besonderes Wohlbefinden sorgen. Allgemein bekannt ist das Kraulen der Wamme, hingegen wissen aber nur die wenigsten, dass auch der erste Haarwirbel hinter dem Kopf als intensiver Beruhigungspunkt gilt. Im Gegensatz dazu, soll das Streicheln der Stirn und des Hornansatzes unbedingt vermieden werden, dies fordert nämlich den Kampftrieb des Rindes heraus. Ist das daraus folgende „Stupsen” oder „Boxen“ beim Kalb noch lustig und harmlos, so kann dies beim erwachsenen Tier zu ernsthaften Verletzungen führen. 

In Rinder hineinversetzen

Die Stirn bietet nicht nur Rammfläche, bei fast allen Rindern findet sich auf ihr auch ein prägnanter Haarwirbel. Diese Haarwirbel können Auskunft über das Temperament von Rindern geben. So haben Untersuchungen ergeben, das bei ängstlichen, nervösen und aggressiven Tieren dieser Haarwirbel tendenziell oberhalb der Augenlinie liegt (Bild – 1). Wirbel unterhalb der Augenlinie weisen hingegen eher auf ein gutmütiges und umgängliches Wesen hin. Wirbel welche mittig auf der Stirn liegen, haben wenig Aussagekraft.

Eine häufige Arbeit am Betrieb ist das Treiben, auch hier gibt es einiges zu beachten. 

Hier geht es vorrangig darum, sich in die Tiere hineinzuversetzen, um daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen. So können Rinder im Gegensatz zum Menschen nicht vernetzt denken und sind daher immer nur auf eine Tätigkeit (fressen, gehen, wiederkauen, …) konzentriert. Weiters sind Rinder ausgeprägte Gewohnheitstiere, ein neues blitzendes Rohr im Melkstand oder eine neue Stufe im Treibgang können unglaubliche Schwierigkeiten und damit auch Stress für die Tiere bereiten. Beim Treiben ist auch auf die richtige Blicktechnik zu achten, da Menschen mit ihren eng beieinanderstehenden Augen ähnlich wie Hund oder Katze einen typischen Raubtierblick besitzen. Der direkte Augenkontakt sollte daher mit dem Fluchttier Rind vermieden werden, stattdessen soll der Blick beim Treiben auf den Schulterblättern ruhen. 

Der Sicherheitsknoten

Das richtige Anbinden von Rindern ist einer der wichtigsten Handgriffe im Umgang mit Rindern. Vor allem bei Tieren welche nicht halfterführig sind oder selten fixiert werden, können gefährliche Situationen, etwa bei Anhängertransporten auftreten. Aus Sicherheitsgründen sollten daher nur Knoten zur Anwendung kommen, welche im Notfall auch von unerfahrenen Personen selbsterklärend gelöst werden können.  Ein simpler aber wirksamer Knoten der diese Anforderung erfüllt, ist der einfache Sicherheitsknoten. Dieser hat die Eigenschaft, dass er sich durch Spannung am festen Ende festzieht, sich beim Ziehen am losen Ende jedoch sofort öffnet. 

Der Sicherheitsknoten kann viel Stress und Unfallgefahr vermeiden © Promegger

Mit Belohnung arbeiten

Beinahe jeder Hundehalter und jeder Pferdehalter belohnt positives Verhalten seine Tiere mit Leckerlis. Bei Rinderhaltern hingegen ist diese Praktik weniger verbreitet, dabei sind Rinder genauso lernfähig. Hatte ein Verhalten angenehme Folgen (z.B. Streicheleinheit) so wird das Rind dieses Verhalten in Zukunft öfter Zeigen. Hatte ein Verhalten hingegen negative Folgen (z.B. Stromschlag) so wird dieses Verhalten danach weniger gezeigt werden. Generell ist zu sagen, dass Belohnen von erwünschten Verhalten erfolgreicher ist, als das Bestrafen von unerwünschten Verhalten. Bei Belohnung ist darauf zu achten, dass diese auch wirklich außergewöhnlich sein soll. Die tägliche Kraftfuttergabe ist dazu nicht wirklich geeignet. Nützlichere Belohnungen sind etwa Apfelschnitze, Zuckerstücken oder hartes Brot.

Franz Promegger

Quelle: SVB OÖ, Mairinger

Schwefeldüngung auch im Biogrünland?

Zusehends wird Schwefel als ertragsbegrenzender Nährstoff im Grünland diskutiert.
Das geht grundsätzlich mit beinahe jedem relevanten Nährstoff so. Das kann man für gut befinden oder kritisieren, sei’s drum.

In der Biolandwirtschaft ist die Prämisse seit jeher, die Dinge nicht allein stofflich, schon gar nicht Einzel-Nährstoff-bezogen zu betrachten, sondern ganzheitlich.

Das gilt für die NPK Diskussion ebenso wie für pro und kontra Kalkung und – ganz im Trend – eben Schwefel.

Vor bereits vielen Jahren begannen vor allem Biobauern, Steinmehl in die Gülle zu blasen/mixen. Mit dem Ziel, deren Geruchsintensität zu mildern, die Abgasung und somit die Verluste einzudämmen und die Gülle milder zu machen. Durchaus mit Erfolg.

hwk.at
die Feinheit des Materials ist entscheidend

Das blieb nicht unbeobachtet. Plötzlich war es auch en vogue, Kalk in die Gülle zu rühren, sogar Asche. Und neuerdings Schwefel.

Hatte diese Praxis mit Steinmehl (Urgesteinsmehl wie Diabas/Basalt) Sinn, muss ebendieser bei den anderen Materialien bezweifelt werden. Nicht nur bezweifelt – durch tragische Ereignisse wie dem Tod einer Rinderherde im Stall in Tirol Ende 2019- wird aufgezeigt, wie gefährlich es sein kann, eine Idee unreflektiert einfach zu kopieren und unter völlig anderen Voraussetzungen anzuwenden!

Folgende Meldung stammt von der LK Oberösterreich;
https://ooe.lko.at/vorsicht-mit-schwefel-in-gülle+2500+3061532

Schwefel einmischen ist verboten – Lebensgefahr

Einer Initiative der Landwirtschaftskammer Tirol ist es zu verdanken, dass die lebensgefährliche Praxis des Einrührens von Schwefel in Gülle ab sofort verboten ist – es besteht nämlich akute Lebensgefahr.

Es war bisweilen Praxis, dass eine Schwefeldüngung über das Zumischen von elementarem Schwefel zu Gülle erfolgt ist.

Dabei kommt es im Zuge des Einrührens zur Bildung von Schwefelwasserstoff (H2S). Bis zu einer Konzentration von 200 ppm ist Schwefelwasserstoff ein stechend riechendes Gas; bei Konzentrationen darüber werden die Geruchsnerven gelähmt und ab Konzentrationen von 700 ppm ist Schwefelwasserstoff tödlich.

Worin liegt der Unterschied?
Steinmehl, auch Tonminerale, Zubereitungen von Mikrobenkulturen, neuerdings Pflanzenkohle, haben die Eigenschaft, durch ihre hohen spezifischen Oberflächen mit freien Stoffen in der Gülle in Wechselwirkung zu treten. Sie anzulagern. Dadurch erkennt unsere Spürnase weniger flüchtige Partikel in der Luft, wenn solche Güllen gerührt oder ausgebracht werden. Dadurch bleibt mehr Schwefel, mehr Stickstoff in der Gülle, – dort, wo wir das haben wollen.

Andere Zusatzstoffe, – wie Asche, Kalk, Schwefel – reagieren in der Gülle teilweise chemisch. Dadurch entstehen zusätzlich Gase (Ammoniak, Schwefelwasserstoff, evtl. Methan..), die Verluste steigen statt sie geringer werden. Der einzige Vorteil: Die Ausbringung des Düngers geht mit der Gülle (automatisch) mit.

www.giglberg.net
Das berühmte „Liebig-Fass“:
es wird immer eine Daube die kürzeste sein!

Es ist also von entscheidender Bedeutung, vor dem Einsatz irgendeines Zusatzstoffes in Hofdüngern sich zu fragen:
Aus welchem Grund?
Mit welchem Ziel?
Was sind die Alternativen?

Wir sind mit unserer Methodik im Biolandbau auf einem guten Weg. Viele Biobauern sind Forscher aus Leidenschaft. Das führt dazu, dass unsere Methodik weiterhin eine Vorwärtsentwicklung erfährt. In Zusammenarbeit mit Forschung und Beratung.
Sich daran anzuhalten, dieses Wissen bei der Beratung auch abzuholen, ist das Gebot der Stunde. Auf dass sich Ereignisse wie oben zitiert vermeiden lassen, dass die Ressourcen der Betriebe im Betriebskreislauf bleiben, die Umwelt von Immissionen geschützt und die Wirtschaftlichkeit der Betriebe verbessert wird.

Und Schwefel – ja, Schwefel braucht’s dann, wenn objektiv festgestellt wird, dass’s Schwefel braucht. Sonst nicht.

Markus Danner

Titelbild: salzburger-lagerhaus.at

Böden klimafit machen

Wie können wir Äcker, Grünland, Böden klimafit machen? Diese Frage wird immer wieder gestellt, eine eindeutige Antwort darauf ist schwer zu finden. Denn: Ohne Wasser (von oben) ist alles umsonst.

Dennoch zeigen landwirtschaftliche Flächen bei jedem nennenswerten Niederschlagsereignis ihre Not auf: Sofort bilden sich kleine oder große Lachen. Wegen 20 oder 30 Liter Regen in einigen Stunden? Der Boden müsste das doch gierig aufsaugen, bei dem vorhandenen langfristigen Niederschlagsdefizit seit Monaten.

Er tut es aber nicht. Viel vom segensreichen Nass läuft in Gräben, hangabwärts oder sammelt sich in Senken.
Einige Tage trockenen Wetters, und die Erde scheint sich schon wieder nach Regen zu dürsten. Wie ist das möglich?

Böden brauchen Struktur!

Ein krümeliger, humoser Boden könnte theoretisch sogar 150 Liter Regen aufnehmen, wenn er die entsprechende Stabilität hat.

Diese Stabilität wird durch Lebendverbauung erreicht. Lebendverbauung ist die Strukturbildung von porösem Bodengefüge durch Mikroorganismen und Bodentiere. Da ist vor allem der Regenwurm zu nennen.

Das Gegenteil passiert bei unvorsichtiger Bewirtschaftung. Hohe Düngergaben (v.a. Gülle, Jauche, wasserlösliche Handelsdünger) überschwemmen Boden einseitig mit Nährionen, die die genannte Lebendverbauung schädigen, auf Dauer zerstören. Wiederholte Überfahrten mit schweren Maschinen (besonders bei zu feuchten Verhältnissen), zerstören das Porenvolumen, der Boden wird dichter, kann weniger Wasser aufnehmen und trocknet schnell wieder aus. Das Aufsteigen von Kapillarwasser aus dem Untergrund wird ebenso erschwert, wie die Bildung von Grundwasser in die andere Richtung.
Eine Kettenreaktion ungünstiger Eigenschaften und Wechselwirkungen.

So unterschiedlich ist Boden: können im linken Beispiel Unmengen Wasser infiltrieren, ist der Maisacker rechts dicht!

Wenn die langen trockenen Witterungsphasen in den kommenden Jahren anhalten, und davon ist auszugehen, wird es spannend, wie wir es schaffen, die Speicherkraft der Böden wieder zu erhöhen. Denn davon wird es abhängen, mit welchen Kulturen zukünftig welche Ernten erzielt werden können.

Markus Danner

Wer A sagt, sollte auch B …

Wer Tierschutz fordert, sollte auch kein Tierleid kaufen. Wer Nachhaltigkeit fordert, sollte saisonal und regional und BIO essen. Qualität? lässt sich sicher nicht am günstigsten Preis messen. Wer A sagt, sollte auch B kaufen.

Die Wohlstandsgesellschaft bringt es mit sich. Wir haben immer alles, und das sofort.
Die vielzitierten Erdbeeren im Winter.
Den kuscheligen, spottbilligen „Onesie“ aus China. 
Das Karree um 2,99 das Kilo.
Meterlange Listen ließen sich hier fortsetzen.

Gleichzeitig ist uns aber nicht wohl dabei.
Wir kritisieren Kritikwürdiges schnell, dauerhaft und heftig, solange es nicht unmittelbar unsere eigene Lebenswelt betrifft. Letzteres lässt die Wahrnehmung schnell umdrehen.
Beispiele gefällig?

Freitags beim Fernsehen:
Wahnsinn! Die füttern Antibiotika? Was sind denn das für Gauner, die Bauern! Und wir gehen dann an resistenten Keimen ein, oder was?

Samstags beim Einkaufen:
…Das Schnitzel, 3,49 das Kilo. Chicken-Nuggets
mhhh, lecker, die nehmen wir mit, so ein Schnäppchen!
…Grillfleisch gemischt, mariniert, im  Sonderangebot…,
Schatz, grillen wir morgen?

Neulich beim abendlichen Philosopieren:
Das ist schon unglaublich, oder? Die meisten Kühe kommen ihr ganzes Leben nicht auf eine Weide. Also wenn du mich fragst, gehört das verboten, aber sofort!

am folgenden Morgen auf dem Weg zur Arbeit:
Was macht dieser sch… Bauer mit seinen Drecksviechern schon wieder auf der Straße (hupt wiederholt, schimpft zum Fenster raus)!
Und überhaupt, der kann mir die Autowäsche zahlen, wenn die ganze Straße verdreckt ist!
Wenn der nochmal die Straße blockiert, zeig ich ihn an.

Gänsemarsch zur Weide © Bio Austria
Gänsemarsch zur Weide © Bio Austria
manchmal wird`s auch ein größerer Verkehrsweg sein, der überquert werden muss!

WhatsApp Nachricht auf dem iPhone:
Bringst du bitte vom Supermarkt noch zwei Liter Milch mit, wenn du nach Hause kommst?
Die um 79 Cent, steht gleich da bei diesen Müller-Milch Sachen!

Mit der Lebensweise, die diese nicht ganz frei erfundenen Gegebenheiten aus unserem Alltagsleben widerspiegeln, drehen wir permanent an einer Abwärtsspirale aus Qualitätsverlust, Naturausbeutung, maßloser Energieverschwendung und letztlich tausendfachem Zusperren von landwirtschaftlichen Betrieben.

Keine Regierung, kein Gesetz kann das stoppen.
Ändern können sich die Dinge durch vieltausendfachen Griff ins richtige Regal.
Der Käufer – der Konsument hat die Macht. Er/sie sollte sie nutzen.

Wer will, dass die Welt bleibt wie sie ist, will nicht, dass sie bleibt!

Wenn wir wollen, dass die Welt bleibt, wie wir sie kennen und lieben, werden wir nicht umhin kommen, unser wirtschaftliches, politisches und persönliches Handeln rasch und nachhaltig zu ändern. In nahezu allen Lebensbereichen.

Markus Danner

Der Bio-Acker und das Beikraut

Im Biologischen Landbau ist das Bestreben nach beikrautfreien Beständen zweitrangig. Ziel der Regulierungsmaßnahmen ist es, die Beikräuter so unter Kontrolle zu halten, dass sie die Produktion möglichst wenig beeinflussen. Die Pflege- und Erntemaßnahmen sollen nicht gestört werden, die Konkurrenz um Licht und Nährstoff sich in Grenzen halten.

Deswegen spricht man im Biolandbau von Beikrautregulierung statt von Beikrautbekämpfung oder –vernichtung.

Kartoffel mit Nachbarkulturen © Markus Danner
Kartoffel mit Nachbarkulturen © Markus Danner

Entwickeln sich Kulturen gut, halten sie den Beikrautdruck in Schach!

Bio-Acker und Beikraut: Einige Fakten

  • Pro Quadratmeter Boden können bis zu 200.000 Samen vorrätig sein.
  • Insgesamt gibt es ca. 250 „Beikrautarten“ in Österreich.
  • Pro Betrieb kommen je nach Region und Standort ca. 20 bis 70 verschiedene Arten vor.
  • Durch den Herbizideinsatz wurden einige tolerante Beikräuter selektiert und konnten sich dadurch stärker vermehren (Ragweed).
  • Anfang der 70er Jahre traten die ersten herbizidresistenten Arten auf, heute sind es weltweit über hundert Beikrautarten. Triazinresistente Arten sind z.B. Amarant, Gänsefuß, Melde und Vogelmiere.
  • 40 – 90% der Pflanzenschutzmittel können verdunsten und abdriften. Dadurch sind heute auch entferntest liegende Gebiete, wie Bergspitzen und Polargebiete, pestizidbelastet.

Schaden durch Beikräuter:

  • Konkurrenz zu Kulturpflanzen (um Wasser, Licht, Nährstoffe und Platz)
  • Bodenbearbeitung, Pflege und Ernte sind erschwert
  • Beikräuter können Zwischenwirt für Pflanzenkrankheiten sein
  • Beikrautbestand kann günstiges Mikroklima für Pflanzenkrankheiten schaffen
  • Beikrautsamen im Erntegut können zur Aberkennung von Saatgut führen

Positive Eigenschaften von Beikräutern:

  • Bodenbedeckung und Erosionsschutz
  • Verbesserung der Bodenstruktur durch Lebendverbauung und Schattengare
  • Aufschließen von Nährstoffen und Binden von Nährstoffüberschüssen
  • Nahrung für Mikroorganismen nach Absterben
  • Zeigerpflanzen für Bodeneigenschaften
  • Lebensraum und Nahrung für Nützlinge

Robert Schneider