Zwischenfruchtanbau und Wurzeln

Der Zwischenfruchtanbau und Wurzeln, die damit wachsen, dienen in der Vegetationszeit zwischen zwei Hauptfrüchten der Fruchtfolge zur Gründüngung oder zur Feldfutternutzung und unterirdisch zur Fütterung des Bodenlebens und Strukturstabilisierung.

Die Pflanzenwurzel hat nicht nur die Aufgabe aus dem Boden Nährstoffe und Wasser für die Pflanze zu holen, sondern sie besitzt auch die entscheidende Funktion, das riesige Bodenleben mit der notwendigen Lebensenergie zu versorgen. Nur im ständigen Geben und Nehmen zwischen Pflanzenwurzeln und Bodenleben kann natürliche Bodenfruchtbarkeit entstehen:

Milliarden Bodenlebewesen pro Handvoll Boden sorgen dafür, dass der Boden krümelig ist und Wasser, Nähr- und Wirkstoffe für das Pflanzenwachstum jeweils in der richtigen Art und Menge zur Verfügung stehen, während die Pflanze laufend dafür sorgen muss, dass den Bodentieren energiereiche Nahrung in Form von Wurzelausscheidungen und absterbenden Feinstwurzeln zur Verfügung steht.

Feinwurzeln sind das Futter für Tonnen von Bodenlebewesen    © Markus Danner
Feinwurzeln sind das Futter für Tonnen von Bodenlebewesen © Markus Danner

Zwischenfruchtanbau und Wurzeln korrelieren mit den Bodenfunktionen

Die Leistungsfähigkeit eines Boden-Ökosystems wird also nicht zuletzt durch die Wurzelmasse gesteuert, die am jeweiligen Standort unter den jeweiligen Bedingungen gebildet werden kann. 
Je mehr Wurzeln wachsen können, desto mehr Energie kann an den Boden abgegeben werden. Hierfür ist wichtig, wie sich die Wurzeln im Boden ausbreiten: je feiner die Wurzeln in der Fläche und Tiefe des Bodens verteilt sind, desto kompletter kann der Boden belebt und desto besser können Wasser- und Nährstoffvorräte genutzt werden.

Da – im Unterschied zum oberirdischen System – die Bodentiere in ihrem Aktionsradius sehr beschränkt sind, müssen die Pflanzen mit ihren Wurzeln dafür sorgen, dass das Futter den Bodentieren quasi „vor die Haustür“ geliefert wird. 

Je mehr unterschiedliche Pflanzen mit ihren verschiedenen Wurzelsystemen den Boden durchwachsen und je lockerer der Boden ist, desto einfacher ist die Erhaltung eines vielfältigen und leistungsfähigen Bodenlebens durch die Versorgung mit genügend Energie.

Die Kulturpflanzen allein schaffen es nicht, das Bodenleben ausreichend zu versorgen: Diese Pflanzen sind ja ausgewählt bzw. gezüchtet worden, um vor allem oberirdische Masse als Ertrag zu erzeugen, von dem wir Menschen und die Tiere leben wollen. Außerdem ist die Anzahl der Kulturpflanzen beschränkt, und pro Feld werden diese meist in Reinsaaten angebaut. 
Die Wurzelvielfalt im Boden ist dementsprechend klein, was zur „Unterernährung“ des Bodenlebens und damit zur sogenannten „Bodenmüdigkeit“ führt.

Manuel Böhm

Bio Hackfrüchte und Sonderkulturen

Bio Hackfrüchte und Sonderkulturen sind wichtige Glieder der Fruchtfolgen und eine unabdingbare Notwendigkeit, um eine der konventionellen ebenbürtige Produktpalette anbieten zu können.

Bio Mais

Körnermais

Steht meist nach aufbauenden Kulturen oder nach Wintergetreide plus Leguminosen-Zwischenfrucht,
Rotklee als Vorfrucht liefert den N oft erst zur Abreife!
.besser Kleearten mit niedrigem C-N- Verhältnis oder Rotklee – Getreide – Mais

Silomais

Steht sehr oft nach Kleegras, kann aber , wenn Wirtschaftsdünger zur Verfügung steht auch gut nach Getreide stehen, auf Unkrautfreiheit achten!

Mais erntereif für Grünfütterung © Markus Danner
Mais erntereif für Grünfütterung © Markus Danner

Zuckerrübe

Nach aufbauenden Kulturen, auf guten Standorten reicht auch eine Leguminosen-ZF,
bei nicht zu später Ernte kann noch gut Winterdinkel oder Triticale folgen,
die großen Mengen an Ernterückständen hinterlassen viele Nährstoffe!

© BIO AUSTRIA

Bio-Körnerleguminosen

Soja

Stellt wenig Ansprüche an die Vorfrucht, wichtig ist Unkrautfreiheit des Ackers, ist gewissermaßen selbstverträglich.

Sojakultur im Alpenvorland © Markus Danner
Sojakultur im Alpenvorland © Markus Danner

Erbse
Stellt geringe Ansprüche an die Vorfrucht, gilt als aufbauende Kultur, N-Vorrat im Boden ist hinderlich, Erbsen in der ZF und am besten auch am Nachbarfeldstück wegen der möglichen Schädlinge vermeiden, ZF soll folgen, dann am besten Wintergetreide

Wicke, Platterbse
Stellt geringe Ansprüche an die Vorfrucht, gilt als aufbauende Kultur, N-Vorrat im Boden ist hinderlich, ZF soll folgen, dann am besten Wintergetreide

Ackerbohne
Stellt geringe Ansprüche an die Vorfrucht, gilt als aufbauende Kultur, N-Vorrat im Boden ist hinderlich, Wintergetreide soll folgen

Bio-Kartoffel

Bio-Kartoffeln im Innviertel    (C) Markus Danner
idealerweise nach Getreide und Körnerleguminosen
jeweils aber mit Zwischenfrucht
Kartoffel selbst ist neben den Leguminosen die „Königin der Vorfrüchte“,  weil sie so einen garen Boden hinterlässt 
am besten folgt Wintergetreide (C) Markus Danner

Bio Buchweizen, Bio-Hirse

Buchweizen blüht schnell und lang © Markus Danner

Hirse
Hirse kann sowohl nach Mais als auch nach Getreide angebaut werden 
Nach Luzerne besteht die Gefahr des Lagerns, welche sich nachteilig auf die Qualität der Hirse auswirkt  Wegen Hirsebrand 4 Jahre Anbauabstand
Buchweizen
Den Buchweizen sollte man nach Getreide oder Mais in der Fruchtfolge einsetzen 
Nach Kleegras sollte der Anbauabstand 2-3 Jahre betragen da bei zuviel Stickstoffnachlieferung der Buchweizen vermehrt Stroh bildet und kaum Körner!

Bio Ölfrüchte

Sonnenblume
Auf Vorfrüchte hat die Sonnenblume sehr geringe Ansprüche und steht somit abtragend, sie vermag Nährstoffe zu mobilisieren, welche für andere Kulturen nicht mehr verfügbar sind, entzieht dem Boden viel Wasser, Durchwuchs in Folgekultur beachten, am besten Klee(gras), bzgl. Krankheiten Abstand zu Soja, Raps etc. wegen Sclerotiniagefahr!

nickende Sonnenblumen © Bio Austria
nickende Sonnenblumen © Bio Austria

Raps
Sehr gut geeignet für getreidestarke Fruchtfolgen und als Folgekultur nach Getreide oder Körnerleguminosen, nimmt viel N im Herbst auf, konkurrenzstark gg. Beikräuter, 4- 5 Jahre Anbauabstand zu anderen Kreuzblütlern , auch in den Zwischenfrüchten, beachten!

sonnengelb blühendes Rapsfeld © Markus Danner

Ölkürbis
Nach Getreide oder Leguminosen, selbst wieder gute Vorfrucht für Getreide, Späträumende Vorfrüchte mit Verdichtungen bei der Ernte vermeiden (Mais, Zuckerrübe, Kartoffel,…)

Leindotter
Selten als Reinkultur, oft in Mischkultur, Kreuzblütler- somit Abstand zu anderen einplanen, sonst anspruchslos, ev. Durchwuchsgefahr in Folgekultur, kein 100% sicheres Abfrosten

Öllein
Abtragend, bodengesundend, vgl. Hafer, nur geringer Nährstoffbedarf, Zu hohe Stickstoffversorgung kann zur Lagerung führen, kurze Vegetationszeit, braucht v.a. selbst einen Anbauabstand von ca. 7-8 Jahren; Leinmüdigkeit

Manuel Böhm

Bio-Getreidekulturen

Bio-Speiseweizen

Reife Weizenähren mit Grannen. © Markus Danner
Reife Weizenähren mit Grannen. © Markus Danner

Unter den Bio-Getreidekulturen ist Weizen eine der anspruchsvollsten!
Kleegras oder Körnerleguminosen sind gute Vorfrucht,
sicherere Speisequalität (13 % RP) nach mehrjährigem Kleegras;
weitere mögliche FF-Glieder: 
mehrjähriges Kleegras-Hafer-Winterweizen, Hafer schließt organische Masse gut auf und mobilisiert Mengen an Phosphor, durch den relativ geringen N-Bedarf hat er mehr positive Einflüsse als Konkurrenzwirkung
alle anderen Getreidearten als Vorfrucht meiden (Fußkrankheiten)!

Bio Roggen

(C) Markus Danner

nach Getreide, selten nach Leguminosen, weil Qualitätsminderungsgefahr!
siehe Dinkel
danach Sommergetreide oder aufbauende Kulturen, Tiefwurzler, 
trockenheitstolerant, liebt auch Hackfrüchte als Vorfrucht (Kartoffel, Silomais)
Futterroggen
hinterlässt meist unkrautfreies Feld wegen gutem Unterdrückungsvermögen 
(starke Bestockung und Wuchshöhe)
Roggen ist selbstverträglich

Bio Dinkel, Emmer, Einkorn

Dinkelfeld in Salzburg erntereif. © Markus Danner
Dinkelfeld in Salzburg erntereif. © Markus Danner

Dinkel
Stellung in der FF eher abtragend, nach Weizen, Triticale, Sommergetreide, 
Leguminosenvorfrüchte sind Luxus und führen eher zu Qualitätsminderung  v.a. durch Lagergefahr (keine standfesten Sorten) als zu einem Mehrertrag
nach Dinkel folgen aufbauende Kulturen
Emmer, Einkorn
Einkorn ist ein Wechselgetreide und kann im Herbst und im Frühjahr ausgesät werden, Herbstsaaten sind aber konkurrenz- und ertragsstärker

Bio Gerste

Gerstenfeld Ernte © Markus Danner
Gerstenfeld Ernte © Markus Danner

Braugerste
eher abtragend, wenn nur mehr wenig N-Reserven vorhanden, weil niedriger Rohprotein- Gehalt für Mälzeignung erwünscht ist
Wintergerste
anspruchsvoll, intensive Stellung nach aufbauenden Kulturen, 
ev. auch Legu-ZF, die auch im Frühjahr des nächsten Jahres noch N nachliefern- dort hat W-Gerste größten Bedarf 
wenn Wirschaftsdünger zur Verfügung auch schlechtere FF Stellung
Sommergerste
Meist abtragend, oft auch nach Hackfrüchten- ev. mit Zwischenfrucht, 
Leguminosenzwischenfrüchte und Wirtschaftdünger werden gut verwertet, 
kann sehr gut als Deckfrucht für Klee(gras)anlage verwendet werden, dann aber lange Sorten verwenden
nicht vor Weizen! überträgt Halmbruchkrankheit

Bio Hafer

Haferfeld mit Geilflecken. (C) Markus Danner
Haferfeld mit Geilflecken. (C) Markus Danner

Speisehafer
guter P-Aufschließer, sehr gute Wurzelleistung
Tiefwurzler unter den Getreidearten, nicht zu intensiv stellen
wird oft auch nach mehrjährigem Kleegras u.ä. gestellt weil Hafer mit dem großen Angebot an organischer Masse gut umgehen und diese aufschließen kann
Futterhafer
Steht meist abtragend, nach Wintergetreide, Mais, Kartoffel, Lagergefahr bei zu intensiver Düngung

Bio Triticale, Futterweizen

Triticaleacker mit Baum. © Markus Danner

Triticale
in Futterbau-FF nach aufbauenden Kulturen, 
wenn Wirtschaftsdünger zur Verfügung stehen oder Speisegetreide bzw. Mais in der FF auch schlechter
Futterweizen
selbe FF-Stellung wie Triticale, wo Wirtschaftdünger verwertet werden sollen auch schlechtere Stellung, Nährstoffbedarf etwas höher als bei Triticale

Manuel Böhm

Fruchtfolgebeispiele

Fruchtfolgebeispiele gibt es bergeweise. Fruchtfolgen werden meist an erster Stelle genannt, wenn Besonderheiten des Bio-Ackerbaus diskutiert werden. Die Umsetzung ist weniger selbstverständlich.
Im Folgenden ein paar klassische Beispiele.

Getreidelastig

1.Feldfutter (Klee- oder Luzernegrasmischung)
2.Winterweizen (ev. ZF)
3.Winterroggen mit Zwischenfrucht
4.Ackerbohne (evtl. ZF)
5.Winterweizen oder Triticale mit anschließender ZF
6.Hafer oder Sommergerste mit Kleegrasuntersaat

marktorientierte FF, ausreichend Niederschlag

1.Kleegras
2.Winterweizen, danach leguminosenbetonte Zwischenfrucht
3.Speisekartoffel
4.Roggen danach ZF ohne Leguminosen
5.Ackerbohne
6.Wintermohn mit Weißkleeuntersaat- Weißklee oder Körnerlegu-ZF
7.Hafer- ZF ohne Legu
8.Buchweizen
9.Dinkel- Kleegras-Untersaat im Frühjahr

Futterbau Fruchtfolge

1.Kleegras
2.Kleegras
3.Wintertriticale, danach Zwischenfrucht (Hafer, Phacelia..)
4.Körnererbse, danach ZF So-Wicke, So-Raps und Sonnenblume
5.Wi-Triticale danach ZF So-Wicke, Phacelia, Raps und Sonnenblume
6.Sommergerste mit Kleegraseinsaat

Sonderkulturenbetonte Fruchtfolge

1.Kleegras
2.Winterraps- Zwischenfrucht leguminosenbetont
3.Ölkürbis
4.Dinkel- ZF ohne Leguminosen (Phazelia, Buchweizen, …)
5.Ackerbohne
6.Wintermohn ZF mit Leguminosen
7.Kartoffel ZF ohne Leguminosen
8.Braugerste

Manuel Böhm

Fruchtfolgeplanung

Die Fruchtfolgeplanung eines vielseitigen Kulturenmix muss die Standortverhältnisse, pflanzenbauliche Faktoren, Ackerflächenverhältnisse, Futterbedarf, Arbeitskapazitäten, betriebs- und marktwirtschaftliche Aspekte, aber auch persönliche und betriebliche Vorlieben, Präferenzen und Fähigkeiten in Einklang bringen. 
Für eine geeignete Rotation sind daher eine sorgfältige Planung, ständiges Beobachten sowie Anpassen an neue Gegebenheiten notwendig. 
Gut geplante und eingehaltene Fruchtfolgen bieten den Vorteil, dass die Vor- und Nachfrüchte aufeinander abgestimmt sind. 
Die N-Versorgung ist über den ausreichenden Leguminosenanbau und den gezielten Einsatz von gegebenenfalls anfallenden Wirtschaftsdüngern gesichert. Somit kann das anfallende Futter kalkuliert werden. 
Auch innerhalb einer festen Fruchtfolge bleibt genug Spielraum, z.B. die Getreidearten zu wechseln oder innerhalb von  „Buntschlägen“ (z.B. eine Mischung aus verschiedenen Sommerungen) die Anteile der einzelnen Kulturpflanzen zu variieren.

Schritte zum Fruchtfolgeplan

1. Die einzelnen Felder werden zu ungefähr gleich großen Schlägen zusammengefasst, sind z.B. die Bodenqualitäten sehr unterschiedlich oder nicht alle Flächen beregnungsfähig, ist es günstig, zwei oder mehrere „Fruchtfolgen” zu planen. Die Länge und Vielfalt der Fruchtfolge ist abhängig vom Betriebstyp.

2. Aus der bisherigen Fruchtfolge werden diejenigen Kulturen herausgenommen, die im biologischen Landbau nicht zu vermarkten sind, z.B. Zuckerrübe.
in der Umstellungszeit werden solche Kulturpflanzen  in manchen Betrieben noch beibehalten. Nach Ende der Umstellung wird die Zuckerrübe häufig durch Feldgemüse oder Kartoffel ersetzt.

3. Die benötigte Futterfläche wird ermittelt; sie steht in engem Zusammenhang mit der Grünlandfläche.

4. Die geplanten Kulturpflanzen werden so kombiniert, dass die Grundsätze der Fruchtfolgegestaltung eingehalten werden. Zur groben Orientierung dient das Kulturpflanzenverhältnis. 
Es gibt an, in welchem Umfang Leguminosen, Getreide, Hackfrüchte und Zwischenfrüchte angebaut werden.

Praktische Fruchtfolgeplanung

Länge (Anzahl der Jahre bis FF wieder von vorne beginnt) der Fruchtfolge festlegen; das ist oft abhängig von Anbauabständen v.a. der Leguminosen,
dabei mit Futterleguminosen( Klee, Kleegras, etc.) beginnen;
anschließend Körnerleguminosen in der FF festlegen,

dann dazwischen die N-zehrenden Kulturen aufteilen
Nach Kleegras vorrangig die anspruchsvollsten Kulturen (Mais, Speiseweizen, Wintergerste), bzw. die ein unkrautfreies Feld brauchen, einplanen.

1. JahrKleegras (oder Luzerne)
2. JahrKleegras (oder Luzerne)
3. JahrWeizen
4. JahrRoggen
5. JahrAckerbohne
6. JahrWi-Gerste
7. JahrHafer

Getreide

Vorsicht bei zuviel Triticum-Arten (Weizen, Dinkel, Emmer, Einkorn, auch Triticale) wegen der Krankheiten (Schwarzbeinigkeit,…) Zuviel Wintergetreide fördert die herbstkeimenden Unkräuter (Klettenlabkraut, Windhalm, tw. auch Kamille) und Wurzelunkräuter auf Grund der langen Vegetationsdauer (Distel, Ampfer)

Leguminosen, Hackfrüchte

Bei Legus sind Anbauabstände unbedingt einzuhalten, vor allem wichtig wegen Schädlingen und Krankheiten (Erbsenwickler, -käfer, Blattrandkäfer,…), Leguminosenanteile über 40 % sind zu hoch und können sehr rasch zu großen Problemen führen, 
Kleemüdigkeit darf nicht unterschätzt werden – wenn kein Klee mehr wächst, funktioniert das System Biolandbau nicht mehr!


Hackfrüchte sind sinnvoll zwischen 5-25% Anteil in der FF, ein zu hoher Anteil kann Humusabbau bewirken; 
Achtung! Wo Getreide in weiter Reihe als Hackkultur geführt wird, kann dieser Anteil schnell zu hoch werden!

Neue Kulturen integrieren

Werden Kulturen aus der FF entfernt oder ausgetauscht oder zusätzliche Kulturen aufgenommen, sollte die FF als Gesamtsystem nach oben angeführtem Schema überarbeitet werden und nicht nur der Austausch oder die Ergänzung erfolgen, ohne die Wechselwirkungen zu betrachten. Praktisch betrachtet muss bei einer Erweitung (z. B. Aufnahme von Mais in die FF- heißt von 4 auf 5 jährige FF) am Acker eine neue Schlageinteilung gemacht werden.

Gewisse Teile der Schläge fallen dann aus dem FF-Schema raus (andere Vorfrucht als lt. FF) bis sich die FF im nächsten Jahr wieder eingespielt hat.

Dies kann v.a. dann zum Problem werden, wenn z. B. auf Ackerbohne wie im Bsp. auf der Hälfte der Fläche wieder Ackerbohne folgt oder ein Großteil des Weizens wieder auf einer Weizenfläche steht.

Abgepuffert werden solche FF- Ausreißer sicher durch eine entsprechende Zwischenfrucht. Weiters wird der Schaden sicher relativ gering bleiben, wenn es nur einmalig vorkommt und die FF wie geplant fortgesetzt wird.

Eine richtig geplante und konsequent eingehaltene Fruchtfolge stellt den Schlüssel zur Erhaltung und Steigerung der Bodenfruchtbarkeit und damit zur nachhaltigen Sicherung befriedigender Erträge dar.

Manuel Böhm

Fruchtfolge der Erfolgsfaktor im Bio-Ackerbau

Zentrale Funktion auf dem Acker

Warum ist Fruchtfolge Erfolgsfaktor im Bio-Ackerbau? Es ist wichtig, den Gesamtzusammenhang von Fruchtfolgen zu sehen. Einzelne Kulturarten können nicht nach rein markt- oder betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten ausgetauscht werden, sondern erfüllen ihre jeweilige Aufgabe in der Rotation. 
Fruchtfolgefehler können im biologischen Landbau nicht einfach durch N-Düngung und Chemieeinsatz korrigiert werden.

Ziele der Fruchtfolge

  • Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit
  • maximale Stickstoffbindung
  • Unkrautregulierung
  • Vorbeugung gegen Krankheiten und Abwehr gegen Schädlinge
  • Nährstoffmobilisierung

Grundsätze der Fruchtfolge

  • Leguminosenanteil in der Fruchtfolge mindestens 25 %;
  • maximal 60 % Getreide
  • Anbau von Tiefwurzlern nach Flachwurzlern
  • Humuszehrer und -mehrer abwechseln
  • Sommerungen und Winterungen abwechseln

Mit der Fruchtfolgegestaltung sollen natürliche Verhältnisse annähernd nachgeahmt werden!

Naturmenschliche Kulturen
schafft enorme Artenvielfalt und
geschlossene Kreisläufe
meist Monokulturen
keine Nährstoffkreisläufe
ganzjährige Bodenbedeckungoffener Boden

Die FF muss so gestaltet sein, dass der vorhandene Stickstoff zum Großteil von den Folgekulturen wieder verbraucht wird. Ein gewisser Überhang ist aber notwendig um Humusbildung zu ermöglichen (Humussteigerung um 1% benötigt 1200 kg Stickstoff)

  • Wechsel zwischen wurzelarmen z.B. Sommergerste und wurzelreichen Pflanzen z.B. Feldfutter
  • Aufeinanderfolge von Stickstoffmehrern und Stickstoffzehrern
  • Pflanzen mit langsamer Jugendentwicklung z.B. Mais nach unkrautunterdrückenden Beständen
  • Wechsel zwischen Winterungen und Sommerungen
    ist wegen der sonst einseitigen Beikrautentwicklung notwendig
  • Einschalten von Blatt- vor oder nach Halmfrüchten
  • Kombination von Kulturen verschiedener Art in Gemengen und Untersaaten
  • Ganzjähriger Pflanzenbewuchs
    wäre ganz wichtig um zum einen Erosionsschutz bieten zu können. Leider wird auf vielen Biobetrieben im Spätherbst gepflügt.
    Gründe: fehlende Technik, Angst vor starkem Unkrautdruck, sinkende Erträge
  • Anbaupausen einhalten- meist auf Grund der Wurzel-, Blatt- und Blütenausscheidungen und der Zyklen bestimmter Schädlinge
  • Vielfalt erhöhen durch Zwischenfrüchte und/oder Untersaaten

Kulturpflanzenverhältnis
Der Leguminosenanteil ist entscheidend für eine ausreichende N-Versorgung. Er liegt je nach Betriebstyp zwischen 
25 und 40 %. 
Ein- und mehrjährige Leguminosen bilden das Gerüst der Fruchtfolge
Mit welchen Kulturpflanzen dieses Gerüst in den Jahren nach den Leguminosen ausgefüllt wird, hängt von der Marktsituation und vom Betriebstyp ab.
Der Getreideanteil (Halmfrucht) wird durch den Leguminosen- und Hackfruchtanteil begrenzt, er soll nicht über 50 – 60 % liegen.
Hackfrüchte sind Blattfrüchte – Humuszehrer, sie sollen daher nicht mehr als 25 % der Fläche einnehmen, gerade zur Regulierung gewisser Unkräuter ist ihr Anbau aber sehr empfehlenswert (Distel, Ampfer,…)

auf dem Bioacker müssen Kulturen abwechseln (C) Danner

Fruchtfolge und Bodenfruchtbarkeit

Düngung: Durch die gezielte Aufeinanderfolge von Leguminosen- den Stickstoffsammlern und den stickstoffzehrenden Pflanzen kann die Versorgung der Pflanzen sichergestellt werden. 
Wichtig ist, dass die organische Reserve im Boden nicht nur durch Hauptfrucht- Leguminosen aufgebaut wird, sondern auch durch Ernterückstände, Leguminosen-Zwischenfrüchte und andere org. Quellen nachhaltig versorgt und erhalten bzw. vermehrt wird. 
Je mehr Wurzelmasse und organische Substanz gespeichert wird, umso höher kann die Leistung sein, die das System Boden erbringt. Denn als Energie- und Stickstoffträger ist die, über Wurzelmasse eingebrachte, organische Substanz Grundlage jeder Bewirtschaftung.

Für die Entwicklung der Fruchtbarkeit spielt neben der Masse auch die Qualität des Angebotes an organischer Substanz eine wichtige Rolle. Je vielseitiger die Früchte innerhalb der Fruchtfolge gewählt werden und je vielfältiger der Pflanzenbestand in einer Vegetationsperiode auf einem Feld zusammengesetzt ist, umso günstiger sind die Wechselbeziehungen innerhalb des ganzen Systems. So wird Fruchtfolge der Erfolgsfaktor im Bio-Ackerbau!

Dieses Phänomen wird damit erklärt, dass jede Pflanze, jede Wurzel, jedes Bodentier oder jede Mikrobe unterschiedliche Signale aussendet, empfängt und verarbeitet. 
Das Ergebnis dieses komplexen Informationsaustausches ist die vielzitierte „natürliche Bodenfruchtbarkeit“. 
Obwohl über die komplexen Zusammenhänge nur sehr wenig bekannt ist, erscheint es äußerst sinnvoll durch Vielfalt und größtmögliche Abwechslung über die Fruchtfolge und auch über Mischungen eine möglichst große Vielfalt anzubieten, um das System zu unterstützen anstatt es durch Einseitigkeit in seiner Leistungsfähigkeit einzuschränken.

Es erscheint äußerst sinnvoll sich die unterschiedlichen Durchwurzelungstiefen, Nährstoffaneignungs- und –aufschlussvermögen, Nährstoffsbedarfsmengen und –speicherkapazitäten zu Nutze zu machen um die momentan gegebene Situation im Boden des konkreten Feldstücks bestmöglich aber so ressourcenschonend wie nur möglich zu verwenden. Weiters sollte jeder Landwirt über Nährstoff-, Wasser- und Lichteffizienz der unterschiedlichen Kulturen ein bisschen Bescheid wissen.

Manuel Böhm

Mineralische Dünger für Bio-Kulturen

Mineralische Dünger für Bio-Kulturen sind erlaubt, vielfach üblich und vor allem dann sinnvoll und notwendig, wenn Nährstoffverhältnisse im Boden ins Ungleichgewicht geraten.

Kalkdünger, Karbonate, Ca-Träger

sind jene Düngemittel, die in der biologischen Landwirtschaft am häufigsten zugekauft werden.
Laufende Kalk-Auswaschung durch Niederschläge und die landwirtschaftliche Nutzung entziehen dem Boden Karbonate und Calcium. 
Dies kann zu einer Bodenversauerung und in deren Folge zu einer verringerten Nährstoffverfügbarkeit von einigen Nährstoffen führen. Umgekehrt kann aber auch ein zuviel Festlegungen bewirken (z.B. Mangan). Insbesondere auf Standorten mit sehr tiefem pH-Wert kann daher eine Kalkdüngung die Nährstoffverfügbarkeit, das Bodenleben und die Bodenstruktur fördern. 
Dennoch gilt auch für Kalk dasselbe wie für alle anderen Nährstoffe: Mit den vorhandenen Ressourcen vorsichtig umgehen, damit Zukaufsdünger möglichst selten notwendig werden.

Urgesteinsmehl – seine Bedeutung im Biolandbau

Im Biologischen Landbau sind neben dem Kohlensauren Kalk bzw. Kohlensaurem Magnesiakalk vor allem noch Carbokalk (Abfallprodukt aus der Zuckerrübenverarbeitung) und Muschelkalke gängige erlaubte Kalkdünger.

Urgesteinsmehl hilft, den Boden zu beleben (C) Danner

Phosphor- und Kalidünger

Der Zukauf von Phosphor- bzw. Kalidünger ist im Bio-Ackerbau weniger üblich als im konventionellen Ackerbau. In der Regel kann davon ausgegangen werden, dass ausreichend Phosphor- und Kalivorräte im Boden vorhanden sind. 
Eventuellen Engpässen an pflanzenverfügbarem Phosphor bzw. Kali wird im Bio-Landbau vorrangig mit Maßnahmen begegnet, die zu einer verstärkten Nährstoffmobilisierung im Boden führen.

Als mineralische Dünger für Bio-Kulturen für P und K Defizite stehen grundsätzlich mit den weicherdigen Rohphosphaten „Hyperkorn“ und „Hyperphosphat“ sowie den Kalidüngern „Patentkali“ und „Schwefelsaures Kali“ gängige Handelsprodukte zur Verfügung. 
Einzelne Kulturen, wie Kartoffeln, benötigen große Mengen rasch verfügbares Kali, sodass bei geringen Reserven im Boden auf Handelsdünger zurückgegriffen wird. Eine Phosphordüngung kann vor allem auf Standorten mit natürlicher Phosphor-Armut notwendig werden, zB. Böden, die aus Sandstein bzw. Quarzit entstanden sind. 
Umgekehrt ist eine Phosphor-Düngung bei leichter Violettfärbung von Mais aufgrund eines Phosphor-Mangels im Frühjahr wenig sinnvoll. Sobald sich das Wurzelsystem von Mais etabliert hat, kann die Pflanze in der Regel ausreichend mit Phosphor versorgt werden, sodass letztlich keinerlei Ertragseinbußen zu erwarten sind.

Die erlaubten Phosphor- und Kalidünger sind langsamwirkend und basieren auf Rohphosphat (Hyperkorn, Hyperphosphat) bzw. Kalirohsalz (Patentkali, Schwefelsaures Kali, Kaliumsulfat).

Bodenstabilisierung durch folgende Maßnahmen

In der biologischen Landwirtschaft wird durch konsequente Kreislaufwirtschaft und eine vorausschauende Bewirtschaftungsweise die Pufferfähigkeit und damit der pH-Wert im Boden stabilisiert. Folgende Punkte tragen dazu bei:
Vermeidung von sauer wirkenden Düngern
zB unaufbereitete Gülle, Sägespäne in Wirtschaftsdüngern
Aufbereitung der Wirtschaftsdünger/Kompostierung zB gezielte pH-Wert-Anhebung mit Kompost
verstärkte Nährstoffmobilisierung durch intensive, tiefe und möglichst ganzjährige Durchwurzelung
Anbau von Leguminosen und Tiefwurzlern
Anbau von Zwischenfrüchten, Untersaaten und Winterbegrünungen
Aufbau von Dauerhumus:
Böden mit hohen Humusgehalten kommen mit niedrigen Kalkgehalten besser zurecht. Humus wirkt als Strukturbildner und pH-Puffer.
Ernterückstände im Betrieb halten (Kreislaufwirtschaft!):
am Feld belassen,
in Form von Hofdüngern wieder auf das Feld bringen;
Solange die Ernterückstände (zB Stroh) am Feld bleiben und Hofdünger eingesetzt werden, fällt der Ca-Entzug durch Kulturen äußerst gering aus.

Einsatz von basisch wirkendem Gesteinsmehl (Diabas, Basalt)

Heinz Köstenbauer

Organische Zukaufdünger für Biokulturen

Organische Zukaufdünger für Biokulturen, vor allem im biologischen Ackerbau, sollten grundsätzlich die absolute Ausnahme sein!

Zur Nährstoffversorgung des Bodenlebens werden folgende Gruppen in dieser Reihenfolge herangezogen:

  1. Ernterückstände, Gründüngung, Leguminosenstickstoff
  2. Tierische Dünger aus biologischer Landwirtschaft
  3. Organische Zukaufsdünger

Der Boden kann durch Leguminosenanbau, Hofdünger, Gründünger, usw. ausreichend mit Stickstoff versorgt werden. Dennoch kann der Einsatz organischer Zukaufsdünger im Einzelfall notwendig erscheinen, zB:

  • in (viehlosen) Gemüsebaubetrieben
  • bei einer verzögerten bzw. misslungenen Leguminosen-Zwischenfrucht
  • für höhere Marktqualitäten, zB Protein bei Weizen

Bei der Auswahl der Zukaufsdünger ist in erster Linie auf die biologische Herkunft zu achten. 
Kooperationen aus Ackerbau- und Veredelungsbetrieben mit einer Rückführung von tierischem Dünger sind bei räumlicher Nähe zweckmäßig.

Darüber hinaus ist es schwer, Dünger in Bioqualiät zu finden; durchaus geeignet sind Schrote von Körnerleguminosen und Ölkuchen, die ja beträchtliche Stickstoffmengen enthalten.

zulassungsfähige organische Zukaufdünger für Biokulturen

Kompost

Aus pflanzlichem Abfall wie Strauch- und Grünschnitt bzw. kommunaler Biomüllsammlung ist bei diesen Komposten vor allem auf die Schwermetallgehalte zu achten; nur Güteklasse A+!

Pferdemist

Ackerbaubetriebe gehen oft mit Reitbetrieben eine Kooperation ein und tauschen Stroh gegen Mist; Sägespäne aus harzenden Nadelhölzern sind im Mist dabei generell zu vermeiden, da sie im Boden versauernd und lebenshemmend wirken.

Industrielle Abfallprodukte

aus der Vitamin C- und der Penicillin–Erzeugung; hierbei handelt es sich um Handelsprodukte wie Biosol oder Biofert;
Vinasse

Ölkuchen und Körnerleguminosenschrote

Bei österreichischer Herkunft ist nebenbei auch die Gentechnik-Freiheit gesichert, sodass es sich um ein preiswertes Produkt handeln kann

C/N – Verhältnis: Je nach den Anteilen von Kohlenstoff und Stickstoff im Zukaufsdünger ist eher eine Humus aufbauende Wirkung zu erwarten (Kompost) oder als anderes Extrem eine direkte Nährstoffgabe zur Pflanze und sogar Humusabbau (Kartoffelrestfruchtwasser).

Nachvollziehbarkeit von Herkunft und Qualität des Düngers:
Weite Transportwege für organische Dünger sind oft nicht wirtschaftlich und vor allem nicht im Sinn der Sache. Düngemittel müssen zwecks Nachvollziehbarkeit ihres Entstehungsprozesses und GVO-Freiheit im Betriebsmittelkatalog von InfoXgen gelistet sein.

Sind Organische Zukaufsdünger offensichtlich notwendig, aber in Bioqualität nicht verfügbar, so sind einige Faktoren zu prüfen:
C/N – Verhältnis: Je nach den Anteilen von Kohlenstoff und Stickstoff im Zukaufsdünger ist eher eine Humus aufbauende Wirkung zu erwarten (Kompost) oder als anderes Extrem eine direkte Nährstoffgabe zur Pflanze und sogar Humusabbau (Kartoffelrestfruchtwasser).
Nachvollziehbarkeit von Herkunft und Qualität des Düngers:
Weite Transportwege für organische Dünger sind oft nicht wirtschaftlich und vor allem nicht im Sinn der Sache. Düngemittel müssen zwecks Nachvollziehbarkeit ihres Entstehungsprozesses und GVO-Freiheit im Betriebsmittelkatalog von InfoXgen gelistet sein.

Heinz Köstenbauer

Gülle und Jauche auf Bioflächen

In den letzten Jahrzehnten hat sich aus arbeitstechnischen Gründen und vermehrten Umstiegs auf Laufstallhaltung auf vielen Betrieben die Güllewirtschaft etabliert.
Auch deshalb gilt es, alles zu unternehmen, um aus Gülle einen auch in der biologischen Grünlandwirtschaft brauchbaren Dünger zu machen. Gülle und Jauche auf Bioflächen darf und muss kein gesellschaftliches No-Go sein.

Unbehandelte Gülle ist in den meisten Fällen nicht boden- und pflanzenverträglich! 
Diese Verträglichkeit muss durch entsprechende Behandlung erst geschaffen werden.

Aufbereitungsmöglichkeiten

Die Güllebelüftung ist keine unheikle Angelegenheit. Ein Zuviel bewirkt Verluste durch Ausblasen von Stickstoff und Schwefel mit gleichzeitiger Belastung von Luft und Umwelt.
Das Ziel hingegen soll möglichst verlustfreier Erhalt der Stoffe im Kreislauf sein.
Ein Zauberwort heißt, nach neuesten Erkenntnissen: Mikroaerobes Milieu!
Das heißt, leichter Sauerstoffeintrag in die Gülle bewirkt eine Hygienisierung, denn ein Großteil der pathogenen Keime ist nicht sauerstofftolerant und sie verschwinden dadurch.
Gleichzeitig lässt vorhandener Sauerstoff Mikrobentätigkeit zu, welche Voraussetzung ist, Stoffe organisch zu binden (N, S).
Dadurch wird die Gülle bodenverträglicher und bei der Ausbringung treten deutlich weniger Verluste auf!

Eintrag von Urgesteinsmehl oder Tonmineralen

Die Verwendung von Urgesteinsmehl, direkt in die Grube eingeblasen oder im Stall ausgestreut, nimmt gegenwärtig zu, nicht zuletzt auch aufgrund der Einfachheit seiner Anwendung, denn der Arbeitsaufwand im Falle des Einblasens lässt sich auf ein bis zwei Einsätze im Jahr reduzieren.

Zu beachten ist unbedingt, dass der Trockensubstanzgehalt der Gülle nicht weit weniger als 7% beträgt, da ansonsten das Steinmehl zu wenig anhaften und einen Bodensatz bilden kann. Bei Vollgülle mit einer Verdünnung bis max. 25% haften die zuvor intensiv eingemixten Steinmehlpartikel an den Feststoffteilchen der Gülle dauerhaft an und bleiben in Schwebe.

Tonminerale sind höchst oberflächenaktiv, auch deshalb liegt die Aufwandsmenge deutlich niedriger als jene des Steinmehls.
Steinmehl: ca. 25-30kg/m3
Tonminerale: ca 25kg/GVE/Jahr

Ziel und Zweck:

  • Bindung flüchtiger Stoffe durch die hohe Absorbtionskraft
  • Anregung mikrobieller Tätigkeit
  • Entgiftung der Gülle
  • Eintrag der mineralischen Komponente
  • Ausbringung auf den Boden erfolgt durch die Gülledüngung ohne zusätzlichen technischen Aufwand

Die Verdünnung ist eine weit verbreitete Praxis. Sie erfolgt vor allem durch die Ableitung von Oberflächenwasser aus befestigten Auslaufflächen. 
Auch Dachwasser wird gelegentlich in die Grube eingeleitet. Positiv wirkt sich die Wasserzugabe durch den damit verbundenen Sauerstoffeintrag in die Gülle aus, zudem bietet das Wasser Reaktionsoberfläche, an die sich Stoffe binden können und dadurch weniger emissionsgefährdet sind (v.a. Ammoniak).

Gülle und Jauche auf Bioflächen

Darf nicht so aussehen! Damit schaffen wir uns gesellschaftliche und betriebswirtschaftliche Probleme!

Narbenschäden durch Schleppschlauch güllen © Markus Danner
Fehler im Umgang mit der Gülle bringen sie in Verruf! Narbenschäden durch güllen mit Schleppschlauch © Markus Danner

Durch die Verringerung des Trockensubstanzgehaltes wird die Homogenisierung und Belüftbarkeit erleichtert. Werden keine sonstigen Behandlungsmethoden angewandt, ist die Wasserzugabe zur Verringerung der Stickstoffverluste unbedingt notwendig.
Die Verdünnung ist aber nicht unbegrenzt sinnvoll, denn der Energieaufwand der Ausbringung steigt selbstverständlich mit jedem Fass, das zusätzlich ausgebracht werden muss. 
Auf keinen Fall darf die Verdünnung der Gülle dazu führen, dass die ausgebrachten Einzelgaben pro Flächeneinheit über die verträgliche Menge steigen. Dies würde unweigerlich Schäden an Feinwurzeln, Regenwürmern und anderen Bodenorganismen nach sich ziehen

Komm oft, bring wenig!
Ausbringungsmenge:
Einzelgabe Grünland: 12m3
Einzelgabe Acker: 20m3
Jahresmenge: abhängig von der Nutzungsintensität

Um Schwimm- und Sinkschichten zu vermeiden, ist eine regelmäßige Durchmischung bzw. mixen eigentlich selbstverständlich, auch viele Schadorganismen werden dadurch ferngehalten (Fliegen, Rattenschwanzlarven, Ratten..), die auf Schwimmdecken paradiesische Verhältnisse vorfinden.
Durch regelmäßige Bewegung der Gülle wird durch den Oberflächenkontakt zur Luft ein gewisser Sauerstoffeintrag ermöglicht, der u.U. die gewünschten Effekte schon allein dadurch erbringen kann. Weitere Zusatzstoffe jeglicher Art werden sehr unterschiedlich beurteilt, gute und schlechte Erfahrungen halten sich die Waage. 
Wichtig ist in jedem Fall, für sich ein Maßnahmenziel zu formulieren, und die Zielerreichung durch die jeweilige Maßnahme kritisch zu hinterfragen und zu prüfen.

Markus Danner




Was Kompost alles kann

Das Ziel der Kompostierung ist es, einerseits hochwertigen, saatverträglichen und bodenverbessernden Dünger zu erhalten, sowie organische Abfälle einer sinnvollen Verwertung zuzuführen. Was Kompost alles kann – bitte weiterlesen!

Kompost hat Eigenschaften, auf die im biologischen Ackerbau und Gartenbau vielfach nicht verzichtet werden kann.
Selbst der Grünlandbetrieb, der die Phosphorverfügbarkeit in seinem Boden steigern muss, hat mit Kompost das Mittel der Wahl in der Hand.
Mit Kompost können leichte Böden bindiger, schwere etwas leichter bearbeitbar und luftiger werden, vorausgesetzt, es wird langfristig konsequente Kompostwirtschaft betrieben.
Die Wasserhaltefähigkeit, Regenwurmaktivität, Krümelstabilität und andere Bodenparameter werden von Kompostanwendung positiv beeinflusst und haben somit neben der Bedeutung als Nährstoffträger mehrere weitere ertragsrelevante Eigenschaften.

Reifer Kompost. © Markus Danner
inhaltsreicher Kompost ist ein besonders wertvollerDünger (C) Danner

Ein gängiges Qualitätsmerkmal von reifem Kompost ist das C:N Verhältnis (Kohlenstoff-Stickstoff-Verhältnis), das idealerweise im Bereich von 10-15:1 liegt. (Humus!)
Die Qualität eines organischen Düngers hängt zum Großteil von seinen Ausgangssubstanzen und der Qualität der Umsetzungsprozesse ab.
Weisen diese Substanzen in ihrer Gesamtheit ein C:N Verhältnis von ca. 30:1 auf, werden zudem aerobe Rotteverhältnisse geschaffen und dem Material mineralische Komponenten wie Lehm, Tonmineralien oder Urgesteinsmehl zuteil, entsteht eine Komposterde, die Vollwertnahrung für die durchwachsenden Kulturpflanzen darstellt.

Für die Bewirtschaftung offenen Bodens hat Kompost eine herausragende Bedeutung.
Die Nutzung seiner Vorzüge und Qualitäten sind auch in der biologischen Acker- und Gartenbauwirtschaft noch ausbaufähig.

Trotz aller Vorzüge und positiven Eigenschaften ist es keineswegs immer sinnvoll, auch aus tierischem Mist Reifkompost herzustellen.
Seine Erzeugung erfordert Energie und Zeit. 
Der Energieverlust des Materials während des Vererdungsprozesses hat folgerichtig einen geringeren Energieeintrag in den Boden zur Folge. 
Kompost kann durch seine Eigenschaften, Struktur und Zusammensetzung als idealer Stoff für Bodenaufbau und Pflanzen(-wurzel) gelten. 
Dennoch ist für den Aufbau und die Heranzucht vielfältigen Bodenlebens und einer starken Bodendynamik junges, frisches, energiereiches organisches Material wichtig.

Diese Grundüberlegungen sollen der Entscheidung dienen, welcher Dünger zu welcher Zeit an welchem Ort zu welchem Zweck der idealste ist.

Alles organische Material, das auf einem landwirtschaftlichen Betrieb im Laufe des Jahres anfällt, kann und soll kompostiert werden.
Die Erzeugung fruchtbarer Erde ist eine der edelsten Tätigkeiten eines Menschen!

Idealer Dünger
Für Saat- und Pflanzbeete: Kompost
Für Grünland und Kulturdüngung (Getreide, u.U. Begrünungen): junger Rottemist

Markus Danner