Abgestufter Wiesenbau – die Praxis

Seit den 80er Jahren, seit Dr. Walter Dietl diese Bewirtschaftungsform als Idee ausformulierte und kommunizierte, kennen wir den „Abgestuften Wiesenbau“ als die Form der Grünlandbewirtschaftung, die den Grundsätzen der biologischen Landwirtschaft entspricht.

Wiesenlandschaft wurde zum Klischee

Vielen BIO-affinen Leuten gefällt Low Input. Vielen gefällt die Idee, Milch aus Grundfutter zu produzieren. Viele sehen Kraftfuttereinsatz kritisch.
Von der Landwirtschaft weit entfernte Gesellschaftsschichten möchten Blumenwiesen in der Landschaft. Sie möchten Schmetterlinge flattern sehen. Sie wollen keine Nachrichten hören über Bienensterben und dramatische Artenrückgänge allerorts.
Sie möchten, dass Tiere auf der Weide grasen. 
Die meisten denken nicht daran, dass ihre günstigen Lebensmittel im Gegensatz zu diesen Idealvorstellungen stehen bzw. mit dem Verschwinden ihrer Wunsch-Postkartenwelt direkt zu tun haben.
Das Eine bedingt das Andere. Das ist auch in der Biolandwirtschaft nicht automatisch anders, denn:

Auch Biobetriebe brauchen wirtschaftliche Erträge! 

Wie also bringen wir das alles unter einen Hut – in ein sinnvolles Bewirtschaftungskonzept?
Der abgestufte Wiesenbau ist dieses sinnvolle Konzept, welches das schier Unmögliche möglich machen kann!

Unter der Voraussetzung eines entsprechenden Commitements der Gesellschaft mit der Landwirtschaft, nämlich deren Produkte zu entsprechenden Preisen zu kaufen und auf Importersatz zu verzichten, wird es gelingen, Ökologie und Ökonomie in Einklang zu bringen.

Vortrag zum abgestuften Wiesenbau in Raumberg Gumpenstein im November 2019.
32 Minuten, Ing. Markus Danner und Christoph Gwehenberger

1. Bodenparameter erheben

Worauf bezieht sich nun die „Abstufung“? 
Sie ergibt sich durch den Standort. Die „abgestufte“ Grünlandbewirtschaftung ist zuallererst eine standortangepasste!

Die Bodeneigenschaften sind demnach der erste Gegenstand der Planung. Wir brauchen Antworten auf die Frage:

Auf welchen Böden mit welchen jeweiligen Voraussetzungen liegen unsere Feldstücke?

Der Großteil der Antwort darauf findet sich in der elektronischen Bodenkarte (eBod), ergänzt durch Beobachtung und Erfahrung des Bewirtschafters.

bodenkarte.at

2. Nutzung definieren

In einem weiteren Schritt halten wir die Nutzung jedes Feldstückes fest und erheben, wie genau sie zu den gegebenen Standortverhältnissen passen oder eben nicht.

Wie nutzen wir sie? 
Passt diese Nutzungsart zu den standörtlichen Gegebenheiten?
Passt der Pflanzenbestand zur Nutzung und zu den Bodenverhältnissen?

An dieser Stelle werden notwendige Nutzungsanpassungen erkannt und in die Planung einbezogen.

3. Düngung

Für jede Nutzungsart und -intensität kennen wir den Bedarf von Düngern pro Flächeneinheit. Um eine vernünftige, dem Betrieb gerecht werdende Düngeplanung erstellen zu können, muss die verfügbare Jahresdüngermenge bekannt sein.

Dieser Punkt bedarf oft der größten Anstrengung seitens der Bewirtschafter, weil nicht selten gedüngt wird, bis die Grube leer ist, nicht bis die Kulturen ausgefüttert sind. Sprich: Die genauen Mengen sind nicht bekannt. Faustzahlen sind für die hier beschriebene Nutzungsplanung unbrauchbar.

Der Bauer/die Bäuerin wird nicht umhin kommen, nachzurechnen, zu recherchieren oder eine Saison lang Strichlisten oder ähnliches zu führen, um über einen validen Wert zu verfügen: In meinem Betrieb stehen soundsoviel m3 Gülle bzw. Mist oder Jauche im Jahr zur Verfügung!

.Von diesen Mengen ausgehend werden die Feldstücke ihrer Nutzungsart und -intensität entsprechend mit den vorhandenen Düngern „ausgefüttert“. D.h. z.B einer 4-Schnittwiese werden je nach Düngerkonzentration 4-5x 12mGülle pro Hektar zugeteilt.

Empfehlung: Im Frühjahr bei voller Grube Gülleanalyse durchführen!

4. Anpassungen, Wiederholungsschleifen

Im „Normalfall“, beim Gros der Betriebe, geht die Gülle früher aus als die Hektare.
Im „Normalfall“, beim Gros der Betriebe, ist bisher die logische Konsequenz, ein bisschen weniger pro Hektar, damit alle etwas bekommen.
Dieses Gießkannenprinzip hat uns in die Situation geraten lassen, dass sehr viele Bio-Futterflächen unterernährt sind (denn auf die Schnitthäufigkeit wurde nicht verzichtet), und unterernährte Wiesen mit geringerer Bonität trotzdem ihre Artenvielfalt verloren haben (weil sie mit Gülle gedüngt wurden und/oder zu häufig geschnitten)

Die abgestufte Bewirtschaftung setzt diese Fehlentwicklung außer Kraft, indem:

  • Trockene Kuppen, feuchte Senken 
  • Graben-, Bach- und Wegraine, 
  • Unförmige, enge Feldstückecken
  • Sehr seichtgründige Schläge
  • Schläge mit geringer Bonität
  • Weit entfernte Feldstücke etc.

aus der (Gülle-) Düngung genommen werden.
Teilschläge werden zur zweischnittigen oder dreischnittigen Glatthaferwiese, zur zweischnittigen Trespenwiese, zur Straußgraswiese oder was auch immer für ein passender Wiesentyp, der mit einer Festmistgabe das Auslangen findet.
Diese Nachjustierung wird solange verfeinert, bis alle Flächen den Dünger bekommen, den sie brauchen.

Im Ergebnis soll mehr Leistungsfutter geerntet, gesamtbetrieblich evtl. sogar mehr Ertrag, jedenfalls eine deutliche Steigerung der Biodiversität auf den düngereduzierten Flächen erzielt werden.

Zusätzlich verfügt der Betrieb über Heu, das ideal für trockenstehende Kühe und Jungvieh geeignet ist. 

Mehr Pflanzenvielfalt, Blumenwiesen und viele blühende Inseln in der Landschaft sind eine Folgeerscheinung dieses Bewirtschaftungskonzeptes. Wir geben der Biodiversität wieder Raum und damit Antworten auf drängende Probleme unserer Zeit.

In den ersten Jahren finden v.a. auf extensivierten Schlägen massive Veränderungen im Pflanzenbestand statt, die aufmerksam beobachtet und begleitet, ggf. mit unterstützenden Saaten stabilisiert werden müssen.

Video: Umsetzungsbeispiel des abgestuften Wiesenbaus auf einem Milchviehbetrieb in Kleinarl

Markus Danner

Boden im Labor

Was wird von Boden im Labor untersucht?
Wie interpretiere ich die Ergebniswerte?

Vor allem die Grünlandböden sind in Österreich – bewertet nach den RICHTLINIEN FÜR DIE SACHGERECHTE DÜNGUNG (2006) – meist sehr schlecht mit CAL-löslichem Phosphor versorgt.
Der Großteil der österreichischen Grünlandböden fällt in die Gehaltsklasse A (sehr niedrige Phosphor-Gehalte). Aus diesem Befund könnte man zunächst einmal einen erhöhten Phosphor-Düngerbedarf der meisten österreichischen Grünlandböden ableiten.
Andererseits sind auch Zweifel an der Eignung der CAL-Methode für die Ermittlung der „pflanzenverfügbaren“ Phosphor- und Kalium-Gehalte im Boden und der Richtigkeit der Gehaltsklassen-Einstufung berechtigt.

humose Feinerde des Oberbodens © Markus Danner
humose Feinerde des Oberbodens © Markus Danner

Folgende Parameter sind immer mitzuberücksichtigen:

  • Bodeneigenschaften wie insbesondere Wärme- und Wasserhaushalt, Bodenstruktur, Humusmenge, mikrobielle Aktivität, Durchwurzelbarkeit und Durchwurzelungsdichte
  • Immer zur gleichen Jahreszeit beproben!
  • Zeigerpflanzen berücksichtigen
  • visuelle Diagnose von Nährstoffmangel- und –überschusssymptomen
  • evtl. Pflanzenanalysen 
  • Hoftor- oder Schlagbilanzen können zusätzlich wichtige Informationen liefern
Möglichkeiten und Grenzen der chemischen Bodenuntersuchung hier klicken

Ziel der Bodenuntersuchung ist es, einen Überblick über den Nährstoffzustand der landwirtschaftlich genutzten Böden zu bekommen. Auf der Basis von Bodenuntersuchungsergebnissen werden kulturartenspezifische Düngeempfehlungen abgegeben mit dem Ziel die Bodenfruchtbarkeit zu steigern.

Im Rahmen der routinemäßigen Bodenuntersuchungwerden bei Grünlandböden die Proben aus der Tiefenstufe 0-10 cm und bei Ackerböden aus der Tiefenstufe 0-20 cm gezogen. Die entnommenen Bodenproben müssen repräsentativ für den Boden der beprobten Fläche sein. Auf jeder Fläche sollten mindestens 25 Einzelproben zu einer Mischprobe vereinigt werden. Die Probenahme kann grundsätzlich während des gesamten Jahres erfolgen. Allerdings sollte die letzte Ausbringung mineralischer Dünger mindestens 1 Monat und die letzte Ausbringung organischer Düngemittel etwa 2 Monate zurückliegen.

Die Bodenparameter, die zur Bewertung des Nährstoffzustandes der landwirtschaftlich genutzten Böden herangezogen werden, sind hauptsächlich der pH-Wert sowie der Phosphor- und Kalium-Gehalt. Der Phosphor- und Kalium-Gehalt im Boden wird mit der Calcium-Acetat-Lactat-Methode (CAL-Methode) bestimmt. Zur Interpretation der Bodenuntersuchungsergebnisse werden die Analysenwerte getrennt für Ackerland und Grünland den entsprechenden Gehaltsklassen (A bis E) und Versorgungsstufen (sehr niedrig bis sehr hoch) zugeordnet und daraus Düngeempfehlungen abgeleitet.

Die chemische Bodenanalyse ist geeignet zur allgemeinen Charakterisierung des Bodens und des Pflanzenstandortes. Sie ist auch ein wertvolles Mittel, um einen Überblick über den Versorgungsgrad der landwirtschaftlich genutzten Böden mit Nährstoffen zu bekommen. Auf Grund der Daten aus den chemischen Bodenanalysen können verschiedene Acker- und Grünlandböden im Hinblick auf ihren Nährstoffgehalt im Oberboden miteinander verglichen werden, unter der Voraussetzung dass dieselbe chemische Untersuchungsmethode verwendet wurde und die Probenahme einheitlich erfolgte. Bei einer korrekten, sorgfältig und kontinuierlich in bestimmten Zeitabständen durchgeführten Probenahme können aus den Analyseergebnissen Trends der Veränderung des Nährstoffgehaltes im Oberboden festgestellt werden. Im Rahmen der routinemäßigen Bodenuntersuchung wurde aus allen österreichischen Naturräumen bereits eine sehr große Zahl an Daten mit einheitlichen Analysemethoden erhoben, sodass eine Bewertung der einzelnen Bodenuntersuchungsergebnisse durch Vergleich mit einem großen Datenmaterial möglich ist.

Als ausschließliches Kriterium für die Ermittlung des Düngerbedarfs und die Ableitung von Düngeempfehlungen reicht die chemische Bodenanalyse aus mehreren Gründen nicht aus.

Die wichtigsten Gründe sind:

  1. Bei der routinemäßigen Bodenuntersuchung wird nur der Feinboden (Durchmesser kleiner 2 mm) beprobt. Vor allem Grünlandböden können aber einen hohen Skelettgehalt (Grobanteil) aufweisen und die Gründigkeit kann gering sein. In beiden Fällen wird das routinemäßig ermittelte Nährstoffangebot für die Pflanzenwurzeln deutlich überschätzt. Daher sollten die Nährstoffgehalte (mg pro kg) auch in Nährstoffmengen (kg pro Hektar) im durchwurzelten Boden umgerechnet werden, insbesondere bei sehr flachgründigen und skelettreichen Böden. Dazu müssen aber die Lagerungsdichte, der Skelettgehalt (Grobanteil) und die Mächtigkeit des durchwurzelten Bodenraumes bekannt sein.
  2. Für Routineuntersuchungen werden die Bodenproben nur aus dem Oberboden (0-10 cm im Grünland, 0-20 cm im Ackerland) entnommen, weil die Pflanzenwurzeln den Großteil der Nährstoffe daraus aufnehmen. Allerdings tragen auch die Nährstoffgehalte im durchwurzelten Unterboden zur Nährstoffversorgung der Pflanzen bei, insbesondere in niederschlagsarmen Vegetationsperioden. Vom Nährstoffgehalt im Oberboden kann nicht auf die Nährstoffsituation im Unterboden geschlossen werden.
  3. Stickstoff ist für die Pflanzen mengenmäßig das wichtigste Nährelement und bestimmt daher maßgeblich ihr Wachstum. Der pflanzenverfügbare Stickstoffgehalt im Boden kann mit routinemäßigen bodenchemischen Analysemethoden nicht hinreichend genau bestimmt werden. Die Nmin-Methode dient gelegentlich als Basis für Stickstoff-Düngeempfehlungen. Mit dieser Methode kann aber nur die Menge an anorganischem Stickstoff im Boden zum Zeitpunkt der Probenahme abgeschätzt werden. Die für Düngeempfehlungen viel wichtigere Stickstoff-Mineralisierung (Nachlieferung) während der Vegetationsperiode hingegen kann mit den routinemäßigen Bodenanalysemethoden nicht befriedigend bestimmt werden.
  4. Die Bodenmikroorganismen haben eine große Bedeutung für die Freisetzung von potenziell pflanzenverfügbaren Nährstoffen im Boden. Insbesondere die Verfügbarkeit von Stickstoff, Phosphor und Schwefel wird stark von der Aktivität der Mikroorganismen im Boden bestimmt. Bodenmikrobiologische Kennwerte werden in der Düngerberatung allerdings nur sehr selten berücksichtigt, weil die hierfür notwendigen mikrobiologischen Untersuchungsmethoden meist nicht routinemäßig angeboten werden oder relativ teuer sind.
  5. Im Rahmen der routinemäßigen Bodenuntersuchung wird nur der Gehalt des Bodens an einigen wenigen Nährstoffen (meistens Phosphor und Kalium) bestimmt. Zwischen dem Nährstoffgehalt im Boden und der Aufnehmbarkeit dieser Nährstoffe durch die Pflanzen muss keine Beziehung bestehen. Ein Überschuss an Kalium im Boden beispielswiese kann die Magnesium-Aufnahme der Pflanzen stark behindern. Das Ertragspotenzial eines Standortes wird nur dann voll ausgeschöpft, wenn die Nährstoffe im Boden in ausreichenden Mengen und in einem harmonischen Verhältnis pflanzenverfügbar sind. Daher sollten bei der Interpretation der Bodenuntersuchungsergebnisse neben den Nährstoffgehalten immer auch die Nährstoffverhältnisse im Boden berücksichtigt werden.
  6. Die räumliche Variabilität einzelner Bodenkennwerte ist manchmal sehr groß. Viele Gründe können dafür verantwortlich sein. Das Ausgangsmaterial für die Bodenbildung, der Bodentyp, die Bodenart, der Humusgehalt, der Grobsteingehalt und die Gründigkeit können kleinräumig wechseln. Natürliche Nährstoffanreicherungszonen sind Mulden, Unterhänge oder Hangfußlagen. Auch eine ungleichmäßige Düngerverteilung auf der Grünland- oder Ackerfläche kann im Oberboden zu kleinräumigen Unterschieden im Nährstoffgehalt führen. Die räumliche Heterogenität ist vor allem in Dauerweiden sehr ausgeprägt. Die Entnahme von Bodenproben erfordert daher besondere Sorgfalt. Die Probenahmefläche, auf der Einzelproben entnommen und zu einer Mischprobe vereinigt werden, sollte hinsichtlich Geländeform, Boden und Pflanzenbestand homogen sein. Die Nährstoffanreicherungszonen sollten bei der Bodenprobenahme ausgelassen oder getrennt von der restlichen Fläche beprobt werden.
  7. Auch die zeitliche Variabilität einzelner Bodenkennwerte ist manchmal sehr groß. Der Gehalt des Bodens an potenziell pflanzenverfügbaren Nährstoffen weist während der Vegetationszeit in der Regel starke zeitliche und saisonale Schwankungen auf. Die Nährstoffgehalte können auch von Jahr zu Jahr auf derselben Fläche beträchtlich variieren. Hauptverantwortlich dafür sind die Witterungsverhältnisse. Die Nährstoffaufnahme der Pflanzen bewirkt ebenfalls saisonale Schwankungen einzelner Nährelemente im Boden. Die Bodenuntersuchungsergebnisse gelten auf Grund der zeitlichen Variabilität einzelner chemischer Bodenparameter meist nur für den Zeitpunkt der Probenahme. Eine chemische Bodenanalyse liefert daher oft nur Informationen über einen „Augenblickszustand“. Anstelle einer einmaligen Untersuchung des Bodens im Hinblick auf potenziell pflanzenverfügbare Nährstoffe wären daher für die Ableitung von Düngeempfehlungen Probenahmen während der gesamten Vegetationsperiode notwendig. Dies ist aber aus Zeit- und Kostengründen in der Praxis nicht durchführbar.
  8. Auf Grund des CAL-löslichen Phosphor-Gehaltes im Oberboden werden Phosphor-Düngeempfehlungen abgegeben. Die CAL-Methode unterschätzt die Phosphor-Verfügbarkeit in Böden mit hohem Karbonat-Gehalt. Mit der CAL-Methode wird der CAL-lösliche Phosphor-Pool im Boden erfasst. Dieser beträgt in Grünlandböden nach derzeitigem Kenntnisstand etwa 3 % vom Phosphor-Gesamtgehalt. Somit ist nur ein sehr kleiner Teil des gesamten Phosphor-Vorrates im Boden mit der CAL-Methode extrahierbar. Zumindest in Grünlandböden wird der Phosphor zum Großteil in der organischen Substanz des Bodens gespeichert. Der organisch gebundene Phosphor ist daher eine wesentliche potenzielle Phosphor-Quelle für die Pflanzen und kann durch eine intensive Tätigkeit der Bodenmikroorganismen mobilisiert werden. Mit der CAL-Methode wird der organisch gebundene Phosphorallerdings nicht erfasst. Auf Grund des CAL-löslichen Phosphor-Gehaltes ist eine qualitative Bewertung des Phosphor-Versorgungszustandes von Böden möglich (gut – schlecht).
  9. Auch bodenphysikalische Eigenschaften können ertragsbegrenzende Faktoren sein (Wassermangel, Luftmangel, hoher mechanischer Eindringwiderstand für Pflanzenwurzeln). Bodenphysikalische Parameter werden im Rahmen der routinemäßigen Bodenuntersuchung normalerweise nicht erfasst. Der Bodenwasserhaushalt beispielsweise beeinflusst sehr wesentlich die Mobilität und Pflanzenverfügbarkeit der Nährelemente im Boden. Trockenheit bedeutet daher auch Nährstoffmangel für die Pflanzen.
  10. Der problematischste Punkt jedoch ist, dass mittels chemischer Bodenanalyse lediglich der potenziell verfügbare          Nährstoffgehalt im Boden bestimmt werden kann. Ob diese Nährstoffe auch tatsächlich pflanzenaufnehmbar sind, kann nicht festgestellt werden. Die Pflanzenverfügbarkeit der Nährelemente im Boden und die Nährstoffaufnahme der Pflanzen hängen nämlich von vielen Faktoren ab. Sie werden in erster Linie von der Nährstoffkonzentration im Bodenwasser, vom Bodenwassergehalt und von der Kapazität des Bodens zur Nährstoffnachlieferung (mobilisierbarer Nährstoffvorrat) beeinflusst. 
    Generell ist die Nährstoffanlieferung zu den Pflanzenwurzeln und folglich die Verfügbarkeit umso größer, je höher der Wassergehalt im Boden und die Nährstoffkonzentration im Bodenwasser sind. Entscheidend für die Nährstoffaufnahme sind aber auch Pflanzenfaktoren wie beispielsweise Wurzelausscheidungen (mobilisieren Nährstoffe im wurzelnahen Boden), Wurzelwachstumsrate, Größe der aufnahmeaktiven Wurzeloberfläche oder Wurzellänge. Je größer die Wurzeldichte (Anzahl von Feinwurzeln pro m² Boden) im Boden ist, desto höher ist auch die Nährstoffausbeute der Pflanzen. 
    Auch Mykorrhizapilze erhöhen die räumliche Verfügbarkeit der Nährstoffe im Boden und verbessern damit die Nährstoffversorgung der Wirtspflanzen auf nährstoffarmen Böden. Die chemische Bodenanalyse liefert hauptsächlich einen Hinweis für die Kapazität eines Bodens den Pflanzen Nährstoffe zu liefern (chemische Verfügbarkeit), aber sie berücksichtigt nicht die Mobilität (räumliche Verfügbarkeit) der Nährstoffe im Boden. Daher reicht eine routinemäßige Bodenuntersuchung für die Charakterisierung der Nährstoffversorgung der Pflanzen in der Regel nicht aus.

Zitierte und weiterführende Literatur:

Bergmann, W., 1993: Ernährungsstörungen bei Kulturpflanzen. Gustav Fischer Verlag, 835 S.

Larcher, W., 1994: Ökophysiologie der Pflanzen. Ulmer Verlag, 394 S.

Mäder, P., M. Koller, A. Kranzler und T. Lindenthal, 2008: Bodenuntersuchungen im Biobetrieb. BIO AUSTRIA und FIBL. Merkblatt Bodenuntersuchungen im Biobetrieb 2004, aktualisiert 17.3.2008, 8 S.

Mengel, K., 1991: Ernährung und Stoffwechsel der Pflanze. Gustav Fischer Verlag, 466 S.

Richtlinien für die sachgerechte Düngung, 2006: Anleitung zur Interpretation von Bodenuntersuchungsergebnissen in der Landwirtschaft. 6. Auflage, Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft, 80 S.

Andreas Bohner

Weide ist Kultur im Biolandbau

Weide ist Kultur im Biolandbau,
ein kleiner Appetitmacher auf die Weidehaltung von Bio-Kühen

Weide ist Kultur im Biolandbau?
Ja, das kann durchaus sein! Vorausgesetzt, der Wille ist da, sich mit den Ansprüchen der Kühe und dem Grün auf der Weide auseinanderzusetzen.

Kühe brauchen junges, sauberes, inhaltstofflich wertvolles Grünfutter, um davon Milch zu produzieren.

Auf dem Grün müssen deshalb wertvolle Futtergräser, Klee und ein paar Kräuter stehen, die diese hohen Ansprüche befriedigen.

Gute, erfolgreiche Weidehaltung beginnt also beim Pflanzenbau!
Das entsprechende Know-how mussten und müssen wir wieder lernen, denn vieles wurde in den vergangenen Jahrzehnten nicht richtig gemacht.

So werde ich Bio-Bauer

Persönliche Beratung

Bio-Bauer werden.
Der Einstieg in die biologische Wirtschaftsweise ist je nach Betrieb eine mehr oder weniger starke Umstellung der betrieblichen Organisation bzw. der Betriebsführung.

Umstellung beginnt im Kopf!

 Daher sollte man sich frühzeitig entsprechend informieren, um vorbereitet in die Umstellung zu starten. Speziell bei notwendigen Anpassungsmaßnahmen von Stallgebäuden, bei Umgestaltung der Fruchtfolge oder bei der Suche nach möglichen Vermarktungswegen sollte genügend Vorbereitungszeit für die Umstellung eingeplant werden.

Unterstützung und Beratung für Umstellungsinteressierte bieten die jeweiligen Bio-Berater der Landesverbände von BIO AUSTRIA an.

Darüber hinaus bieten auch das vielfältige Seminar- und Bildungsangebot, Felderbegehungen und Betriebsbesuche bei Bio-Bauern eine fundierte Hilfestellung für die Umstellung.

Kursbesuch

Die Empfehlung ist klar, spätestens beim Einstieg in die Bio-Landwirtschaft einen Bio-Grundkurs zu absolvieren. Idealerweise früher, um die Umstellung besser vorbereitet anzugehen.

Mitglieder von BIO AUSTRIA müssen eine fachbezogene, umstellungsnützliche Weiterbildung von derzeit mindestens 15 Stunden vorweisen können.

Bodenbeurteilung am Acker © Bio Austria
Bodenbeurteilung am Acker © Bio Austria

Bio Bauer werden: Hier findest du wichtige und nützliche Infos, welche Schritte beim Umstieg zu setzen sind:

Umstellungszeiten Acker:

Timeline bei der Umstellung von Ackerflächen (-betrieben) © Einböck
Timeline bei der Umstellung von Ackerflächen (-betrieben)
© Einböck,
ergänzt nach Danner

Boden ist die Basis der Bio-Landwirtschaft

Der Biolandbau ist eine nachhaltige, zukunftsweisende und lebensbejahende Form der Landwirtschaft. Er stellt natürliche Prozesse und Boden, Pflanze, Tier und Mensch zueinander in partnerschaftliche Beziehung. Boden ist die Basis dieser Symbiose.

Der Biolandbau baut auf naturschonende Produktionsmethoden unter Berücksichtigung von Erkenntnissen der Ökologie und des Umweltschutzes auf. 
Dabei steht eine nachhaltige Ressourcennutzung unter Berücksichtigung des Stoff- und Naturkreislaufs im Vordergrund.

Bio-Getreidesaat Salzburg-Flachgau. © Markus Danner
BioGetreide-Saat Salzburg-Flachgau. © Markus Danner

Grundsätze:

  • Oberstes Ziel der biologischen Wirtschaftsweise ist die Verwirklichung einer größtmöglichen Kreislaufwirtschaft – d.h. auf weitgehend gleich starken Nährstofffluss zwischen Boden – Pflanze – Tier – Boden wird geachtet.
  • Pflege des Bodenlebens und des organischen Substanzkreislaufs für eine dynamische Boden- und Humusaktivität, um die Fruchtbarkeit der Böden zu erhalten. So kann ein nachhaltiges Bewirtschaftungssystem für die Landwirtschaft geschaffen werden.
  • Abstimmung der Tierhaltung (Arten, Rassen, Herdengrößen) auf Standort und Hofverhältnisse und auf die physiologischen Bedürfnisse der Tiere.
  • Größtmögliche Vermeidung von Maßnahmen, welche die Umwelt, die menschliche Gesundheit, die Pflanzengesundheit sowie die Gesundheit und das Wohlbefinden der Tiere belasten.
  • Der Boden ist die Basis einer Produktion qualitativ hochwertiger Erzeugnisse.

Alle Maßnahmen der Nutzung, Düngung, Ernte etc., die der Bodenstruktur, dem Lebendverbau des Bodens und der Humusverbesserung dienen, sind anzustreben,
all jene, die dem Genannten hinderlich sind, zu überdenken!

Biobäuerin, Biobauer sein heißt auch: 
Beobachten – erkennen – handeln!

Markus Danner

Bio-Schweinehaltung ist anders

Kein Schweinezyklus, aber Faktorbindung zwischen Mastschweine- und Ferkelpreis

Bio-Schweinehaltung ist anders, denn sie ist weniger von Weltmarktstimmungen (die Kleinheit des Marktes zog bisher keine Spekulanten an) und Import-Futterpreisen beeinflusst, das bringt Stabilität.

Der Bioschweinepreis ist an keine konventionelle Preisentwicklung gekoppelt (kein Preis-Zuschlagssystem zu konventionellen Preisen) sondern bewegt sich oft sogar entgegen dem Trend  des konventionellen Schweinezyklus. 
Es gibt hier keine stark schwankenden Wochenpreise, sondern nur Monatspreise, die oft über ein halbes Jahr und länger gleichbleiben.

Weiters bringt die Faktor-Bindung von Ferkelpreis und Mastschweinepreis in Österreich ein hohes Maß an Stabilität und keinerlei Interessenskonflikte zwischen Ferkelzüchtern und Mästern.

Besondere Stallsysteme

Gruppensäugebucht © Markus Danner
Gruppensäugebucht © Markus Danner

Gekennzeichnet sind die Haltungssysteme durch Auslauf für jedes Tier und jede Tierkategorie (auch Abferkelbuchten)
Eine Ausnahme bilden nur Kranken- u. Quarantänebuchten . 
Außerdem muss jedem Tier eine angemessen große Liegefläche mit Einstreu zur Verfügung stehen. (keine Spaltenböden!)

Durch das größere Platzangebot und die Strukturierung der Buchten zumindest in Stall- und Auslaufflächen mit meist unterschiedlichen Klimazonen, trennen Schweine exakt in Fress-, Aktivitäts- und Ausscheidungsbereiche. 
Dadurch kann mit ein paar baulichen Details relativ leicht Kot- und Harnabsatz räumlich gesteuert und somit Entmistungsarbeit dementsprechend gut vereinfacht bzw. vermieden werden.

Die Anforderungen der Biolandwirtschaft ergeben dadurch oft gänzlich andere Haltungssysteme wie in der konventionellen Schweinehaltung üblich. 
Eine einfache Adaption ist deshalb oft schwierig bzw. bei nicht überlegten Baumaßnahmen mit vermehrter (Hand-) Arbeit verbunden.

Manuel Böhm

Bioschweine sind besonders!

Die Bio-Schweinehaltung stellt eine große Herausforderung an den Tierhalter dar. Denn: Bioschweine sind besonders!
Es ist dies ein Tierhaltungsbereich im Biolandbau, der sich durch große Unterschiede in den Haltungssystemen im Vergleich zur konventionellen Schweinehaltung kennzeichnet. 

Andere Stallsysteme, weil: Bioschweine sind besonders!

Entgegen anderen Tierhaltungsbereichen, in denen zu den üblichen konventionellen Haltungssystemen „nur“ der Auslauf hinzukommt (Rinder, Geflügel,…), werden in der Bioschweinehaltung zum Teil ganz andere Stallsysteme gebraucht und verwendet (z.B. freie Abferkelung, Gruppensäugebuchten, max. 50% Spaltenanteil, meist Festmist-Systeme, Auslaufmöglichkeit=Kontakt zu einer Außenmauer für jede Bucht, keine Flat-decks für Ferkelaufzucht,…). 
Daher scheiden viele konventionelle Schweineställe aus, kostengünstig auf Bio umgestellt zu werden, ohne große Umbaumaßnahmen bzw. Systemwechsel tätigen zu müssen. 
Aber auch hier gibt es bereits einige positive Beispiele. Denn oft eröffnen sich mit z.B. Bestandesreduktion, Neubau einzelner Teilbereiche (Abferkelbereich, Ferkelaufzucht) oder der Verwendung einfacher, flexibler Buchten (z.B. Gruppensäuge-Buchten, Großgruppen-Wartestall,…) dennoch interessante Nachnutzungs-Konzepte für einen Großteil der vorhandenen Stallgebäude.

Schweinehaltung dient nur einem: Der Fleischproduktion!
Hier gilt es in der Bio-Schweinehaltung genau hinzusehen – auf die Bedingungen, zu denen Fleisch “produziert” wird, und in welchem Kontext dieses Fleisch verzehrt wird. Klasse statt Masse!

Mastschweine im Strohauslauf. © Markus Danner
Mastschweine im Strohauslauf. © Markus Danner

Chancen
Gefragte Betriebssparte mit aufstrebender Entwicklung
Flexibel in der Altgebäudenutzung
Hoher Motivationsgrad durch offensichtlichen Beitrag zu Tierwohlergehen und Erfüllung von Konsumentenwünschen
Mit kleineren, familienbetriebs-tauglichen Beständen Erwirtschaften eines passablen Einkommens möglich

Herausforderungen/Voraussetzungen
Anpassung der Haltungssysteme in erster Linie an die Anforderungen der Tiere und erst in zweiter Linie an die der Betreuer
Weniger Fix-Fertig-Lösungen, daher höhere Eigeninitiative bei Stallplanung, Organisation von Futtermittelkomponenten usw.

Manuel Böhm

Bio-Weide Management

Düngung von Bio-Weiden

Bio-Weide hat aufgrund ihrer mehrfachen Bedeutung einen großen Stellenwert auf dem tierhaltenden Grünlandbetrieb.

Weide soll nicht nur ein Grünauslauf sein, sondern einen großen Teil der Futtergrundlage der Herde bilden.
Das Düngen von Weideflächen ist neben der Lenkung des Pflanzenbestandes die wichtigste Managementmaßnahme. 
Über das Weidefutter werden hohe Nährstoffmengen entzogen, und durch die Ausscheidungen der Tiere unregelmäßig zurückverteilt. Gerade wenn mit der Beweidung begonnen wird, ist es in den ersten Jahren wichtig, großes Augenmerk auf die Belebung des Bodens und eine vollflächige, gleichmäßige Bodenfütterung durch ordnungsgemäße Düngung zu legen.

Kuhportrait Weide © Bio Austria
Weide – Nicht nur Sommerfrische, sondern Fressen für Leistung!

Optimal ist die Ausbringung einer gut aufbereiteten Gülle mindestens zwei Wochen vor Weidebeginn im Frühjahr und in Folge 1-2 Mal im Sommer. Dabei genügen 10-12 m³ einer 1:1 mit Wasser verdünnte Gülle. Zwischen Gülledüngung und Weidebeginn muss es regnen, damit die Gülle von den Blättern abgewaschen wird. 
Im Sommer ist das Güllen auf einer Kurzrasenweide schwieriger als auf der Koppel, da keine langen Ruhezeiten vorhanden sind. Bei der Kurzrasenweide kann die Weidefläche in 2 oder 3 Etappen gedüngt werden. Man beginnt mit der Düngung beim Einsetzen einer Regenperiode und spart den gedüngten Teil vorübergehend von der Beweidung aus. Bei den darauf folgenden Regentagen werden dann die nächsten Teile der Kurzrasenweide übergüllt. 
Im Koppelsystem kann gleich nach dem Abtrieb aus einer Koppel die Düngung durchgeführt werden.

Betriebe die Festmist zur Verfügung haben, stellen idealerweise Mistkompost bzw. Rottemist her. 
Dieser wird mit 10-15 m³ je ha im Herbst nach der Beweidung ausgebracht. Über den Winter kann der organische Dünger gut in den Boden einwachsen und stört so bei der Beweidung im Frühjahr nicht. 
Für die Ausbringung eignet sich am besten ein Kompoststreuer, der ein sehr feines Streubild erzeugt und so für eine gute Verteilung sorgt. Vor der Beweidung im Frühling oder im Sommer kann eine Jauchedüngung mit 8-12 m³ erfolgen.

Die größten Düngermengen geben die Tiere bereits auf den Weideflächen ab, weshalb ein durchdachtes Weidemanagement gefordert ist. Die Tiere müssen sich zeitlich und räumlich möglichst gleichmäßig auf den Weiden aufhalten. 
Steuernd kann man hier über die Lage der Wasser- und Eintriebsstellen, über Zwischenzäune und die Flächenzuteilung eingreifen. 
Ältere, gut gepflegte Dauerweiden sind durch die fast flächendeckenden Kotstellen gut versorgt und können hohe Erträge liefern. Eine jährliche Düngung ist aber auch auf älteren Dauerweiden ratsam, um die Umsetzungsprozesse im Boden aufrechtzuerhalten bzw. anzukurbeln. 
Da im Sommer wenig Dünger im Stall anfällt, muss die Düngung für die restlichen Schnittflächen gut kalkuliert werden.

Pflege der Bio-Weide

Die bedeutendste Pflegemaßnahme auf der Bio-Weide ist ein rechtzeitiger Weidebeginn im Frühling, beim Spitzen der Gräser.

Das Futter ist erst wenige cm hoch und die Tiere überweiden eine große Fläche (2-3 Kühe je ha). 
Die Frühjahrsweide hat mehrere positive Effekte auf den Pflanzenbestand: Zum einen werden alle Pflanzen gefressen, was einen sanierenden Effekt hat, zum anderen verursacht der Tritt der Tiere einen mechanischen Reiz an den Gräsern, die so vermehrt zur Bestockung (Seitentriebbildung) angeregt werden. 
Es können sich dadurch dichte und trittstabile Bestände bilden.

Muss öfters nachgemäht oder gemulcht werden, ist das ein Zeichen, dass die Flächenzuteilung für die Herde zu groß ist. Daher ist zu überprüfen, ob die Fläche verkleinert werden soll. 
Schlägel-Mulcher sollten bei Kurzrasenweide in der Weidezeit nicht eingesetzt werden, da diese die Fläche zu sehr verschmutzen.
Ausgewachsene Geilstellen liefern natürlichen Samennachschub! Sind deren zu viele, und werden sie bei Schönwetter hoch abgemäht, fressen die Tiere sowohl das “Heu” gerne weg als auch den frischen Aufwuchs darunter. Wenn unerwünschte Pflanzen vermehrt auftreten, ist jedenfalls vor deren Samenreife eine Pflegemaßnahme durchzuführen.

Walter Starz

Die Pflanzen auf der Bio-Weide

Die Pflanzen auf der Bio-Weide sind andere, als auf der Wiese. Biobetriebe, die verstärkt auf das Weidesystem setzen wollen, benötigen dafür Kern-Dauerweideflächen. 
Solche Flächen werden nicht (nur sporadisch) gemäht und werden offiziell (bei Zahlungsanträgen) als Dauerweiden geführt. 
Für einen Weidebetrieb ist es unumgänglich, Dauerweiden zu führen, da solche Flächen vom Pflanzenbestand her sehr trittstabil und belastbar sind und gute Erträge liefern.

Pflanzenbestand

Der Pflanzenbestand auf der Weidefläche ist einer der wesentlichen Faktoren für den Erfolg des Weidesystems. 
Nur mit einem ausgewogenen Bestand aus wertvollen Kräutern und Gräsern können optimale Mengen- und Qualitätserträge erzielt werden. 
Durch den ständigen Verbiss auf Dauerweiden entwickelt sich eine Pflanzengesellschaft von Spezialisten. Das ist auch ein Grund dafür, warum intensive Dauerweiden eine relativ geringe Artenzahl aufweisen. 
In unseren Breiten sind je nach Höhenlage das Wiesenrispengras, das Englische Raygras (bis 800 m Seehöhe) und der Weißklee die wertvollen Hauptarten in den intensiver genutzten Dauerweiden. Das Englische Raygras bildet bei Beweidung Bestockungstriebe und hilft so eine dichte Grasnarbe zu erreichen.

  • Hochleistungsfutter für Biotiere (C) Danner
  • dichte Grasnarbe auch nach der "Ernte" © Markus Danner
  • Intensivweidebestand mit Wiesenrispe, Weißklee, Löwenzahn, E-Raygras © Markus Danner

Praktische Hinweise zur Übersaat auf Weiden

Geeignete Sorten:
Wiesenrispengras: LATO, RHENUS; NIXE, ADAM 1 oder BALIN
Englisches Raygras: GURU oder IVANA
In den Anfangsjahren (1-3) sollten 2-3 Übersaaten mit 5-10 kg/ha Wiesenrispengras durchgeführt werden. An raygrasfähigen Standorten (z.B. Alpenvorland, Becken, Tallagen) zusätzlich 2-4 kg/ha Englisches Raygras.
Neben Feinsämereienstreuern und Saatstriegeln eignen sich auch Kleegeigen (Bild); bestenfalls wird die Übersaat auf einem gut abgefressenen Bestand durchgeführt. 
Wiesenrispengras ist ein absoluter Lichtkeimer und muss auf die Bodenoberfläche fallen.
Der Bodenschluss der Samen erfolgt idealerweise über den Tritt der Weidetiere.

Wiesenrispengras verbreitet sich durch unterirdische Kriechtriebe und sorgt dadurch für eine enorme Trittstabilität und dichte, wertvolle Weiderasen.
Der Anteil des Weißklees im Bestand steigt während der Vegetationsperiode an, durch seine kräftigen kriechenden Sproßtriebe ist er in der Lage, evtl. entstandene Lücken rasch zu schließen.

Wiesenrispengras (Poa pratensis) ist das Leitgras der beständigen und langfristig stabilen Bio Weide. 
Deshalb ist ihr unbedingt entsprechende Aufmerksamkeit zu schenken und ihre Etablierung im Bestand hartnäckig zu verfolgen!

Ein stabiles Grasgerüst verhindert einen zu hohen Weißkleeanteil in der Weide.
In der Regel braucht auf der Weide kein Klee eingesät zu werden. Intensive Beweidung lässt den Bestandesanteil rasch auf natürliche Weise ansteigen.

Futter-Pflanzen auf der Bio-Weide: nur Gräser?

Sind andere Futter-Pflanzen auf der Bio-Weide notwendig oder erwünscht? Ja! Neben diesen Hauptarten werden abhängig von der Beweidungsintensität noch einige Gräserarten, z.B. Wiesenschwingel, Thimothe, Rotschwingel, Knaulgras, und einige Kräuterarten, wie Löwenzahn, Spitzwegerich (auch Breitwegerich), Braunellen, kriechender Günsel, Frauenmantel etc. in geringen Anteilen zu finden sein. Die Kräuter sorgen für Geschmack und Wirkstoffe und sind deshalb sehr wichtige Bestandteile einer funktionierenden Weide.

Umstellung einer Wiese zur Weide

In der Umstellungsphase von einer Mähwiese zu einer Dauerweide verändert sich der Bestand hin zu Pflanzenarten, die an den ständigen Verbiss angepasst sind. In dieser Umstellungsphase funktionieren Übersaaten sehr gut. Durch das Weiden wird der Bestand offener und die übergesäten Samen können auf offenem Boden keimen.

Walter Starz
Markus Danner

Zwischenfruchtanbau auf dem Bioacker

Zwischenfruchtanbau auf dem Bioacker sollte inzwischen zum gängigen Standard und Ritual des Bio-Ackerbauern gehören!

Grundsätze

Zwischenfrüchte sollten auf allen Flächen angebaut werden, wo ein Anbau möglich und sinnvoll ist. Entscheidendes Kriterium sollten die Auswirkungen auf die Bodengesundheit sein und nicht die Förderung.

Hauptfrüchte nicht in Zwischenfruchtmischungen

Kulturen, die als Hauptkultur angebaut werden, haben in der Zwischenfrucht nichts verloren. 
Ideal ist es Kulturen auszusäen, die nicht mit den herkömmlichen Kulturpflanzen verwandt sind. 
Vor einer Leguminosenhauptfrucht sollte in der Zwischenfruchtmischung keine Leguminose vorkommen. 
Sonnenblumen in der Zwischenfrucht haben in den Betrieben mit Sonnenblumen oder Leinsamen als Hauptkultur keinen Platz. 
Gleiche Leguminosen in der Zwischenfrucht wie in Hauptfrucht zu verwenden (Ackerbohne als HF und als ZF oder Rotklee als HF und als ZF) ist unbedingt zu vermeiden.

Mischungen haben Vorrang

Um der Tatsache, dass auch im Biolandbau in den Hauptfrüchten so gut wie immer Monokulturen zu finden sind, entgegenzuwirken, ist es das Mindeste, diese Eintönigkeit nicht auch im Zwischenfruchtanbau fortzusetzen. 
Um die Vielfalt im System Bioackerbau zu erhöhen, sind Mischungen zu bevorzugen.

Vielfalt bringt Sicherheit

Zwischenfruchtanbau auf dem Bioacker stellt Vielfalt sicher. Gemenge haben mehrere Vorteile: Ein Pflanzengemenge hat immer ein geringeres Anbaurisiko, weil sich die unterschiedlichen Pflanzen gegenseitig schützen und stützen können und die jeweiligen Klimabedingungen besser ausgenützt werden. 
Gleichzeitig entsteht eine Pflanzengesellschaft, die für viele Nützlinge attraktiv sein kann, welche dem Landwirt dabei helfen, mit Kulturschädlingen besser fertig zu werden.

  • Inkarnatklee mit Biene © Markus Danner

Am wichtigsten ist aber, mit einem Pflanzengemenge unterschiedlichste Wurzelarten in den Boden zu bekommen, so dass die Krume dicht, tief und fein durchwurzelt wird und durch die Wurzelvielfalt auch die unendliche Vielfalt des Bodenlebens aufrecht erhalten werden kann.

Die Erhöhung der Artenvielfalt erfordert, dass für die Gründüngung möglichst keine Pflanzen verwendet werden, die als Nutzpflanzen in der Fruchtfolge vorkommen. Stattdessen sollte man aus der Vielzahl anderer Pflanzen, deren Saatgut verfügbar ist, Gemenge für den jeweiligen Einsatzzweck und Standort entwickeln, die die Artenvielfalt und damit die biologische Stabilität des Anbausystems deutlich erhöhen.

Manuel Böhm