Vom Umgang mit Gülle

zwischen Hausverstand, Gesetz und Wirtschaftlichkeit

Die NEC Richtlinie der EU zwingt Österreich, die Behörden und letztlich die Bauern in Bezug auf die Emissionen aus der Gülle(-düngung) zu handeln.
Vom Umgang mit Gülle, zwischen Hausverstand Gesetz und Wirtschaftlichkeit, ist dabei kaum die Rede.

Hoheitliche Vorgaben, seien es Gebote oder Verbote, sind zu erwarten.
Diese Vorgaben werden ausschließlich auf die Emissionsminderung, v.a. bezüglich Ammoniak, abzielen.

Vielerorts werden „Gülletage“ abgehalten, von Kammern, Maschinenringen, Landmaschinenproduzenten und Experten, die vorführen, wie Gülle am besten an den Boden gebracht wird.
Soweit, so gut. Dennoch bleibt großes Unbehagen. Viele Fragen tun sich auf, die teilweise sehr salopp pariert werden. 
ZB. das leidige Thema der Bodenverdichtung durch die häufig monströsen Güllefässer. Ist es korrekt und zulässig, diesen Einwand einfach mit dem Hinweis auf Reifendruckreduktion wegzuwischen?

Die Kosten:

Ist Gülleseparation und bodennahe Ausbringung mit bester Technik wirklich die praktikable Lösung für den Großteil der Betriebe mit 10, 20, oder 30 Kühen?
Die Frage sollte oder könnte doch auch lauten:
Wie kann Stickstoff in der Gülle stabilisiert werden?

Ist die überbetriebliche Düngekette die Zukunft, wobei die im Sinne der vielpropagierten standortangepassten, abgestuften Nutzung erforderliche individuelle, feldstückspezifische Düngerration verunmöglicht wird?
Führt uns das nicht eher zur weniger häufigen, aber größeren Einzelgabe?

Es ist zu befürchten, dass genau das eintritt, wogegen seit vielen Jahren beraten wird.

„Komm oft, bring wenig“ kommt mit diesem Ansatz im wahrsten Sinn des Wortes unter die Räder.

Gülleverteiler für Verschlauchungssystem © Markus Danner
Gülleverteiler für Verschlauchungssystem; Düngen ohne Bodendruck!
Der Nährstoffkreislauf eines tierhaltenden Betriebes hat viele Facetten, nicht nur jenen der potenziellen Emissionsgefahr!
© Markus Danner

Natürlich ist es richtig, dass die Pflanzenverschmutzung umso geringer ist, je schmaler das Düngeband durch den Bestand zieht. Zwangsläufig folgt aber auch, dass streifenweise die Menge so groß ist, dass Strukturschäden im Boden durch den temporären Kaliumüberschuss unvermeidbar sind.
Von der Sichtweise im Biolandbau, den Boden zu füttern, nicht die Pflanze zu düngen, entfernen wir uns in dem Maße mehr, als wir die vollflächige, gleichmäßige, oftmalige Düngung mit moderaten Mengen aufgeben.

Dass die Pflanzenbestände das nicht goutieren, zeigen viele Beispiele der letzten Jahre.

Fazit:

Es geht nicht im geringsten darum, wer Recht hat oder nicht. Der Appell zielt ausschließlich darauf ab, das Problem nicht eindimensional und rein technisch lösen zu wollen, sondern ein weiteres mal „aufs Ganze zu schauen“!

Die bereits genannten Düngungsgrundsätze dürfen wir einer rechtlichen Vorgabe willen nicht einfach über Bord werfen, sondern versuchen, sie unter allen Umständen zu integrieren. 
Diese Integration sollten wir als Biobauern im Sinne der Qualität des Gesamtsystems „BIOLANDWIRTSCHAFT“ gemeinsam schaffen.
Für die Ausarbeitung einer betriebsindividuellen Dünge- bzw. Düngerstrategie stehen wir von BIO AUSTRIA jederzeit zur Verfügung!

Düngungsgrundsätze in der Biologischen Landwirtschaft

  • Komm oft, bring wenig: 
    • zu jeder Nutzung eine Düngergabe; 
    • flüssig 12m3 bis max. 15m3/ha
  • wir düngen nicht die Pflanzen, sondern füttern den Boden!
    • Bodenleben füttern heißt, quantitativ und qualitativ die Nährstoffdynamik anzukurbeln (das nimmt auch den Schrecken vom P-Mangel)
    • Wir beleben mit den Düngern den Boden 
  • Verlustvermeidung durch Düngeraufbereitung! z.B.
    • Verdünnung (mind. 1/3 Wasser)
    • Steinmehlzugabe (Zeolith, Urgesteinsmehl, Tonmineral..)
    • Pflanzenkohlezugabe
    • Mikrobenpräparate (EM..)
    • Laufend viel Luft einmixen vermeiden!

Und ganz allgemein: 
Bodenschonung durch Verhinderung der Verdichtung durch zu hohe Achslasten, 
kein Befahren bei zu feuchten Verhältnissen, 
keine punktuelle Über- oder Unterdüngung.

Markus Danner

Die Bio-Beratung

Sich “beraten” lassen? Das heißt doch, dass jemand etwas weiß, was ich nicht weiß, oder? Mag ich das? Will ich das? Die Bio-Beratung soll mir etwas nützen? Ich weiß doch selbst am besten, was ich tue, oder?

Die große Herausforderung in der biologischen Landwirtschaft, und nicht nur dort, ist eine ständige Verbesserung der Produktionsprozesse, die auf Entwicklungen in der Praxis und auf Erkenntnissen aus Wissenschaft und Forschung beruhen.

Entwicklungen in der Praxis gehen nicht voran, wenn sie sich neuen Impulsen verschließt.

Die Bio-Beratung will genau hier ansetzen: Die Praktiker durch setzen neuer Impulse dabei unterstützen, ihre Praxis so weiterzuentwickeln, dass daraus mehr Qualität, gerne auch mehr Ertrag, mehr Lebensqualität, mehr Tierwohl, mehr “Bio”, mehr Biodiversität, mehr Freude am eigenen Tun erwachsen kann.

Die Bio-Beratung ist Vermittler

BIO AUSTRIA versteht sich auch als Vermittler zwischen Praxis und Forschung und sorgt mit vielfältiger Bildungs-, Informations- und Beratungstätigkeit für intensiven Austausch von Wissen, neuen Erkenntnissen und Erfahrungen. 

BIO AUSTRIA ist der Verein der Biobauern und unterstützt seine Mitglieder über die Bio-Beratung hinaus mit einer langen Liste von Serviceleistungen:

kennen, was wächst! © Markus Danner
kennen, was wächst! © Markus Danner

Beratungsangebote in (fast) allen Betriebszweigen

Hier findest du den Berater deines Vertrauens!

Pflanzlicher Bereich:

Grünlandwirtschaft
Ackerbau, Kartoffelbau
Gemüsebau
Wein- und Obstbau

Tierischer Bereich: 

BIO Rinderhaltung
Schweine- und Geflügelhaltung
Schafe und Ziegen
Imkerei

Bio-Markt, Vermarktung

Direktvermarktung: Präsentation und Produkt-Etikettierung etc.

Prozess- und Entwicklung:

Betriebs-Strategieentwicklung: Betriebliche Standortbestimmung, 

In Summe arbeiten österreichweit rund 60 Personen (auch teilzeit) in der Bio-Beratung. 
Sie sind bei BIO AUSTRIA und/oder bei den Landwirtschaftskammern beschäftigt.

Gülle und Mist: Jetzt auf Vordermann bringen!

In den nächsten Wochen werden die Wiesen und Weiden gedüngt. Das eine oder andere schon übervolle Düngerlager erwartet Erleichterung.
Jetzt ist der ideale Zeitpunkt, Maßnahmen zu setzen, um die Qualität der Dünger so zu verbessern, dass sie vom Boden(-leben) optimal aufgenommen und verwertet werden können und so wenig Nährstoffverluste wie möglich eintreten. Wirtschaftsdüngerbehandlung ist alternativlos.

Fäulnis aus dem Mist bringen

Festmist kann durch umlagern, auf Miete setzen oder durch den Miststreuer treiben durch den intensiven Luftkontakt in die aerobe Rotte gelenkt werden. Am Geruch ist eindeutig festzustellen, ob Rotte oder Fäulnis vorherrschen. Mist darf nach Mist riechen. Aber er darf nicht erbärmlich stinken. Tut er das, sind hohe Ammoniakverluste garantiert und der Boden kann den Dünger nicht aufnehmen. 

Fällt das Material hingegen ohne Mühe auseinander und riecht bestenfalls schon leicht nach Pilz, ist ein aerober Zustand gegeben, der den Mist gut in den Boden einwachsen lässt. Auch Jahrzehnte nach den Predigten von Hans Müller ist es immer noch nicht altmodisch, auf die fäulnisfreie Düngerqualität hinzuarbeiten. Die Kulturen, auf Acker, Wiesen und Weiden, werden es danken. 

Pflanzenkohle: hochaktuell als Düngerstabilisator © Markus Danner

Gülle stabilisieren

In der Praxis sind vier bis fünf Methoden gängig, mit der Gülle zu verfahren. Die erste ist: Deckel auf, umrühren, Saugrohr rein, aufs Feld fahren. Das ist nach wie vor anzutreffen, und sollte auf Biobetrieben der aussterbenden Praxis entsprechen. Wirtschaftsdüngerbehandlung
Eine wachsende Zahl von (Bio-) Bauern bemüht sich während des ganzen Jahres, die Gülle zu stabilisieren und dadurch die Nährstoffe im Betriebskreislauf zu halten. Dazu bedienen sie sich Mikroorganismen (z.B. EM), Urgesteinsmehl oder neuerdings Pflanzenkohle. Wasser zur Verdünnung ist ohnehin unverzichtbar.

Als kurzfristige Maßnahmen, flüchtigen Stickstoff einzufangen, um bald mit der Gülle auf’s Feld zu fahren, sind jene geeignet, die absorbieren. Dazu ist in erster Linie Kohle und Zeolith zu nennen. Tonminerale und Urgesteinsmehl mit ihren hohen Anlagerungsflächen zeigen ebenfalls diese Eigenschaften.

Der Befund einer Gülleanalyse (nachfolgende Abbildung) zeigt eindeutig die Wirkung: Eine mit Kohle und Steinmehl sowie mikrobiell aufbereitete Gülle hat Stickstoffgehalte, wie sie sein sollten. Diese mit den Beständen und Erträgen des vorliegenden Betriebes betrachtet, zeigt die wirtschaftliche Bedeutung der Güllebehandlung. Die Gülle ist stabil, ihre Inhaltsstoffe gelangen nicht in die Umwelt, sondern an die Pflanzenwurzel.

Ergebnis NIRS Gülleuntersuchung aus dem Labor IPUS, Rottenmann

Gesetzgeber ist hinter uns her

Die NEC-Richtlinie sitzt den österreichischen (europäischen) Viehhaltern im Nacken. Ammoniakemissionen müssen gesenkt werden. Der Staat muss durch gesetzliche Vorgaben dafür sorgen. In welche Richtung sich diese Bemühungen entwickeln, ist ersichtlich. Mit technischen Lösungen wird versucht, das Problem von der Luft in den Boden zu verlagern (bodennahe Ausbringung bzw. Injektion von flüssigen Wirtschaftsdüngern).
Meine Skepsis ist in der Problemverlagerung statt Problemlösung begründet. Ammoniak im Boden statt in der Luft kann auch keine Lösung sein. Gute Güllequalitäten, die so stabil sind, dass die Ausbringungsmethode irrelevant ist, hätte deutlich mehr Charme.

Unabhängig von jeder Vorschrift oder gesetzlichen Auflage kann jeder Betrieb für sich aktiv werden,  sich selbst und den Nachbarn zeigen, wie’s geht.
Spätestens wenn die Rückmeldung von Anrainern kommt, dass die „Landluft-Tage“ deutlich in ihrer Alltagsbedeutung abgenommen haben, manchmal kaum mehr wahrgenommen werden, ist gewiss: Wir sind auf dem richtigen Weg. 

Markus Danner

Biomilchkühe auf hoffernen Flächen

Mit Tierherden Siedlungen oder öffentliche Verkehrswege zu nutzen, kann ein Spießrutenlauf, ein hochriskantes Unterfangen oder Ausgangspunkt hartnäckiger Nachbarschaftsstreitigkeiten sein.
Es gibt aber auch Beispiele von Betrieben, die es geschafft haben, sich mit Anliegern und den Verkehrsteilnehmern ins Einvernehmen zu setzen und unter gegenseitiger Rücksichtnahme mit ihren Tierherden auf die Weide zu marschieren.

Ein Beispiel eines sehr ambitionierten Betriebes im folgenden Video. Sehenswert!

Markus Danner

Zwischenfrüchte: Antrieb der Bodenfruchtbarkeit

Pflanzen verschiedener Arten und Familien werden als Zwischenfrüchte eingesetzt. Je nach Ziel und Funktion in der Fruchtfolge werden Zwischenfrüchte zum Antrieb der Bodenfruchtbarkeit!

Leguminosen

Leguminosen können in Symbiose mit verschiedenen Bakterien in den charakteristischen Wurzelknöllchen, siehe Bild unten, Stickstoff aus der Bodenluft binden. Sie sind deshalb vor allem dafür zuständig, das lebenswichtige Element Stickstoff in den organischen Kreislauf des Lebens zu bringen; somit stellen sie eine essentielle Grundlage des biologischen Ackerbaues dar.

Stickstofffabrik des (Bio-) Bauern - Rhizobien, Knöllchenbakterien © Markus Danner
Stickstofffabrik des (Bio-) Bauern – Rhizobien, Knöllchenbakterien © Markus Danner


Es gibt eine riesige Anzahl von Leguminosenarten, die an unterschiedlichste Standorte angepasst sind. Deshalb ist die Auswahl sehr groß, sodass mit Leguminosen vielfältige Einsatzzwecke erfüllt werden können.

Vielgestaltige Wurzelsysteme lassen eine große Auswahl zu. 
Mit Pfahlwurzeln können sich manche Pflanzen aus erstaunlichen Tiefen mit Wasser versorgen, andere begeistern durch ihre feinverzweigten, den Boden vernetzenden Wurzeln.

Von den großkörnigen Leguminosen eignen sich Erbsen, Lupinen und Wicken, insbesondere Platterbsen und Winterwicken, als schnelle Wurzler für den Bodenaufbau. 
Luzerne, Rotklee und Steinklee zählen nach ihrer Saatgutgröße zu den kleinkörnigen Leguminosen, bilden aber kräftige Pfahlwurzeln aus, während die meisten anderen Kleearten feinverzweigte Wurzelsysteme ausbilden.

Kreuzblütler

Diese Pflanzen können besonders auch in kühlen Jahreszeiten und Lagen gute Wüchsigkeit zeigen. Die meisten Kreuzblütler besitzen ein Pfahlwurzelsystem, das äußerst effizient ist, um sich Nährstoffe anzueignen. Diese Eigenschaft macht sie vor allem dafür geeignet, den Nährstoffverlust in tiefere Schichten zu verhindern.

Zum aktiven Bodenaufbau sind sie weniger geeignet, da sie relativ wenige Wurzelausscheidungen an das Bodenleben abgeben und nicht in verdichtete Bodenbereiche einwachsen, sondern gerne an entsprechenden Verdichtungen „abknicken“. 
Bei Verwendung im Gemenge darf der Kreuzblütleranteil nicht zu hoch sein, da sie mit ihren oft rosettenartigen großen Blättern nicht selten wertvolle Gemengepartner verdrängen. 
Da in der Biofruchtfolge der Kreuzblütleranteil meist sehr niedrig ist, sind diese in der Zwischenfruchtmischung eine große Bereicherung. Kreuzblütler in Reinsaat, v.a. Senf sollte aber auf Biobetrieben eine Ausnahme darstellen. 
In Mischungen sollten sie aber nicht fehlen. Als Zwischenbegrünung zw. Erbsen- u.  Ackerbohnenernte und Wintergetreideaussaat hat Senf eine große Bedeutung bekommen.

Raublattgewächse und andere

Neben den drei genannten Gruppen von Pflanzen gibt es noch weitere Arten, die sich gut für Gründüngung eignen. 
Buchweizen und Phacelia blühen recht bald und stellen so eine Bereicherung der Nahrungsquelle für Insekten dar. Außerdem zeichnet sich Buchweizen, wie auch die Sonnenblume, durch sehr schnellen Aufwuchs auch bei Trockenheit aus. Die jungen Blätter dieser Pflanzen sind bereits recht groß, so dass sie einige Beschattungswirkung für den Boden und damit für das Auflaufen der anderen, empfindlicheren Gemengepartner in Trockenzeiten bilden.

ZF Mischung mit Sonenblumen, Ölrettich, Buchweizen, Wicken u.a. © Markus Danner
ZF Mischung mit Sonnenblumen, Ölrettich, Buchweizen, Erbsen u.a. © Markus Danner

Phacelia begeistert durch ihre große Masse an Feinwurzeln im Oberboden und ihre schöne Blüte welche sehr begehrt ist als Bienen- und Augenweide. Durch ihre Nicht-Verwandtschaft zu den Kulturpflanzen kann sie vor jeder Kultur als ZF dienen.

Erwähnenswert ist auch die  Ringelblume, die mit ihrer Pfahlwurzel und ihrem Stickstoffspeichervermögen besticht, die Kornrade, welche als schon fast ausgestorbene Ackerwildpflanze in erster Linie symbolischen Charakter hat, die Malve und der Mohn
Sie bieten einen willkommenen Farbklecks in der Herbstlandschaft und bieten eine tolle Bienenweide. Bei den letztgenannten Kulturen ist entscheidend, dass sie am Aussamen gehindert werden, um ein unkontrolliertes Vermehren zu unterbinden.

Gräser

Gräser zeichnen sich durch recht hohe Wurzelmengen und die Fähigkeit zur Nährstoffaneignung aus, Wirtschaftdünger können über sie gut verwertet werden. 
Allerdings entwickeln nur wenige eine ausgeprägte Tiefendurchwurzelung.

In Minimalbodenbearbeitungssystemen sollte man Gräser als Zwischenfrucht meiden, da diese winterhart sind und als Unkraut in der Nachfolgekultur schwer zu regulieren sind. 
In Trockengebieten sollte auf Gräser verzichtet werden, da sie viel Wasser benötigen.

Sie eignen sich überwiegend in über- oder mehrjährigen Gemengen wie Rotations- und Dauerbrache um im Gemenge mit Leguminosen den bereitgestellten Stickstoff zu verwerten, Lücken nach mehrmaligem Mulchen zu schließen und die Befahrbarkeit der Begrünung zu gewährleisten.

Der zu den Gräsern gehörende Hafer hat aber für Futterbaubetriebe eine immense Bedeutung. 
Vor allem als Deckfrucht für die Klee(gras)anlage hat er sich bestens bewährt. 
Einzig die Rostanfälligkeit im Herbst mindert seine Qualität etwas.

Sandhafer bietet dafür die Alternative. Als sehr neue Begrünungskultur ist diese Haferform nicht rostempfindlich, sicher abfrostend und gerne verwendete Futterpflanze.

Auf sehr frühen Standorten könnte auch Sudangras als sehr ergiebige Futterpflanze als Zwischenfrucht interessant sein.

Auch Grünschnittroggen als Zwischenfrucht bzw. Johannis-Roggen (Futternutzung im Anlage-Jahr) erfreut sich hoher Beliebtheit.

Manuel Böhm

Abgestufter Wiesenbau

Abgestufter Wiesenbau – Qualität und Vielfalt auf dem Biobetrieb.
In der biologischen Wiesenbewirtschaftung ist die abgestufte Bewirtschaftungsintensität praktisch unverzichtbar.
Doch was ist dieses Konzept genau? Worin liegt seine Bedeutung?

Mit abgestuftem Wiesenbau ist gemeint, dass ein Betrieb unterschiedliche Wiesenstandorte zur Verfügung hat (Hofentfernung, Bodengüte, Gründigkeit etc.), die sich für unterschiedliche Nutzungsintensitäten eignen und Düngung und Nutzungshäufigkeit auf die gegebenen Verhältnisse abgestimmt werden.

Abgestufter Wiesenbau liefert gewünschte Futterqualitäten

Auf diese Weise bewirtschaftet stehen dem Betrieb sowohl ertragreiche, aber artenärmere Flächen zur Verfügung, die energie- und eiweißreiches Futter liefern, als auch ertragsärmere, dafür artenreiche Wiesenbestände für Jung- und Galtviehfutter:
Abgestufter Wiesenbau – Qualität und Vielfalt auf dem Biobetrieb!

Abgestufer Wiesenbau erfüllt Anforderungen an Biodiversität

Somit kann einer Grundforderung in der biologischen Landwirtschaft nach Erhaltung und Förderung der Artenvielfalt in einem gesamtbetrieblichen Konzept nachgekommen werden, ohne deshalb auf hohe tierische Grundfutterleistungen verzichten zu müssen!

Besonders bedeutend am Konzept der abgestuften Bewirtschaftungsintensität ist neben dem ökologischen Faktor der Umstand, dass ausreichend Hofdünger für intensiv bewirtschaftete Futterflächen zur Verfügung steht, die dadurch langfristig in der Lage sind, hochwertiges Grundfutter zu liefern!

  • Eingraswiese mit Luzerne (C) Danner
  • Hochleistungsfutter für Biotiere (C) Danner
  • vielfältige Fettwiese mit Wiesenbocksbart (C) Danner
  • artenreiche Magerwiese (C) Danner
  • Blühpflanzen in Glatthafer-Kräuterwiese (C) Danner
  • Grünlandbroschüre. ©. Markus Danner

Du suchst ein Konzept für deinen Betrieb?
Wir von BIO AUSTRIA haben die Lösung,
melde dich einfach!

hier geht’s zu weiteren Betrachtungen: abgestufter Wiesenbau – praktisch umgesetzt

Markus Danner

Schwefeldüngung auch im Biogrünland?

Zusehends wird Schwefel als ertragsbegrenzender Nährstoff im Grünland diskutiert.
Das geht grundsätzlich mit beinahe jedem relevanten Nährstoff so. Das kann man für gut befinden oder kritisieren, sei’s drum.

In der Biolandwirtschaft ist die Prämisse seit jeher, die Dinge nicht allein stofflich, schon gar nicht Einzel-Nährstoff-bezogen zu betrachten, sondern ganzheitlich.

Das gilt für die NPK Diskussion ebenso wie für pro und kontra Kalkung und – ganz im Trend – eben Schwefel.

Vor bereits vielen Jahren begannen vor allem Biobauern, Steinmehl in die Gülle zu blasen/mixen. Mit dem Ziel, deren Geruchsintensität zu mildern, die Abgasung und somit die Verluste einzudämmen und die Gülle milder zu machen. Durchaus mit Erfolg.

hwk.at
die Feinheit des Materials ist entscheidend

Das blieb nicht unbeobachtet. Plötzlich war es auch en vogue, Kalk in die Gülle zu rühren, sogar Asche. Und neuerdings Schwefel.

Hatte diese Praxis mit Steinmehl (Urgesteinsmehl wie Diabas/Basalt) Sinn, muss ebendieser bei den anderen Materialien bezweifelt werden. Nicht nur bezweifelt – durch tragische Ereignisse wie dem Tod einer Rinderherde im Stall in Tirol Ende 2019- wird aufgezeigt, wie gefährlich es sein kann, eine Idee unreflektiert einfach zu kopieren und unter völlig anderen Voraussetzungen anzuwenden!

Folgende Meldung stammt von der LK Oberösterreich;
https://ooe.lko.at/vorsicht-mit-schwefel-in-gülle+2500+3061532

Schwefel einmischen ist verboten – Lebensgefahr

Einer Initiative der Landwirtschaftskammer Tirol ist es zu verdanken, dass die lebensgefährliche Praxis des Einrührens von Schwefel in Gülle ab sofort verboten ist – es besteht nämlich akute Lebensgefahr.

Es war bisweilen Praxis, dass eine Schwefeldüngung über das Zumischen von elementarem Schwefel zu Gülle erfolgt ist.

Dabei kommt es im Zuge des Einrührens zur Bildung von Schwefelwasserstoff (H2S). Bis zu einer Konzentration von 200 ppm ist Schwefelwasserstoff ein stechend riechendes Gas; bei Konzentrationen darüber werden die Geruchsnerven gelähmt und ab Konzentrationen von 700 ppm ist Schwefelwasserstoff tödlich.

Worin liegt der Unterschied?
Steinmehl, auch Tonminerale, Zubereitungen von Mikrobenkulturen, neuerdings Pflanzenkohle, haben die Eigenschaft, durch ihre hohen spezifischen Oberflächen mit freien Stoffen in der Gülle in Wechselwirkung zu treten. Sie anzulagern. Dadurch erkennt unsere Spürnase weniger flüchtige Partikel in der Luft, wenn solche Güllen gerührt oder ausgebracht werden. Dadurch bleibt mehr Schwefel, mehr Stickstoff in der Gülle, – dort, wo wir das haben wollen.

Andere Zusatzstoffe, – wie Asche, Kalk, Schwefel – reagieren in der Gülle teilweise chemisch. Dadurch entstehen zusätzlich Gase (Ammoniak, Schwefelwasserstoff, evtl. Methan..), die Verluste steigen statt sie geringer werden. Der einzige Vorteil: Die Ausbringung des Düngers geht mit der Gülle (automatisch) mit.

www.giglberg.net
Das berühmte “Liebig-Fass”:
es wird immer eine Daube die kürzeste sein!

Es ist also von entscheidender Bedeutung, vor dem Einsatz irgendeines Zusatzstoffes in Hofdüngern sich zu fragen:
Aus welchem Grund?
Mit welchem Ziel?
Was sind die Alternativen?

Wir sind mit unserer Methodik im Biolandbau auf einem guten Weg. Viele Biobauern sind Forscher aus Leidenschaft. Das führt dazu, dass unsere Methodik weiterhin eine Vorwärtsentwicklung erfährt. In Zusammenarbeit mit Forschung und Beratung.
Sich daran anzuhalten, dieses Wissen bei der Beratung auch abzuholen, ist das Gebot der Stunde. Auf dass sich Ereignisse wie oben zitiert vermeiden lassen, dass die Ressourcen der Betriebe im Betriebskreislauf bleiben, die Umwelt von Immissionen geschützt und die Wirtschaftlichkeit der Betriebe verbessert wird.

Und Schwefel – ja, Schwefel braucht’s dann, wenn objektiv festgestellt wird, dass’s Schwefel braucht. Sonst nicht.

Markus Danner

Titelbild: salzburger-lagerhaus.at

Böden klimafit machen

Wie können wir Äcker, Grünland, Böden klimafit machen? Diese Frage wird immer wieder gestellt, eine eindeutige Antwort darauf ist schwer zu finden. Denn: Ohne Wasser (von oben) ist alles umsonst.

Dennoch zeigen landwirtschaftliche Flächen bei jedem nennenswerten Niederschlagsereignis ihre Not auf: Sofort bilden sich kleine oder große Lachen. Wegen 20 oder 30 Liter Regen in einigen Stunden? Der Boden müsste das doch gierig aufsaugen, bei dem vorhandenen langfristigen Niederschlagsdefizit seit Monaten.

Er tut es aber nicht. Viel vom segensreichen Nass läuft in Gräben, hangabwärts oder sammelt sich in Senken.
Einige Tage trockenen Wetters, und die Erde scheint sich schon wieder nach Regen zu dürsten. Wie ist das möglich?

Böden brauchen Struktur!

Ein krümeliger, humoser Boden könnte theoretisch sogar 150 Liter Regen aufnehmen, wenn er die entsprechende Stabilität hat.

Diese Stabilität wird durch Lebendverbauung erreicht. Lebendverbauung ist die Strukturbildung von porösem Bodengefüge durch Mikroorganismen und Bodentiere. Da ist vor allem der Regenwurm zu nennen.

Das Gegenteil passiert bei unvorsichtiger Bewirtschaftung. Hohe Düngergaben (v.a. Gülle, Jauche, wasserlösliche Handelsdünger) überschwemmen Boden einseitig mit Nährionen, die die genannte Lebendverbauung schädigen, auf Dauer zerstören. Wiederholte Überfahrten mit schweren Maschinen (besonders bei zu feuchten Verhältnissen), zerstören das Porenvolumen, der Boden wird dichter, kann weniger Wasser aufnehmen und trocknet schnell wieder aus. Das Aufsteigen von Kapillarwasser aus dem Untergrund wird ebenso erschwert, wie die Bildung von Grundwasser in die andere Richtung.
Eine Kettenreaktion ungünstiger Eigenschaften und Wechselwirkungen.

So unterschiedlich ist Boden: können im linken Beispiel Unmengen Wasser infiltrieren, ist der Maisacker rechts dicht!

Wenn die langen trockenen Witterungsphasen in den kommenden Jahren anhalten, und davon ist auszugehen, wird es spannend, wie wir es schaffen, die Speicherkraft der Böden wieder zu erhöhen. Denn davon wird es abhängen, mit welchen Kulturen zukünftig welche Ernten erzielt werden können.

Markus Danner

Der Bio-Acker und das Beikraut

Im Biologischen Landbau ist das Bestreben nach beikrautfreien Beständen zweitrangig. Ziel der Regulierungsmaßnahmen ist es, die Beikräuter so unter Kontrolle zu halten, dass sie die Produktion möglichst wenig beeinflussen. Die Pflege- und Erntemaßnahmen sollen nicht gestört werden, die Konkurrenz um Licht und Nährstoff sich in Grenzen halten.

Deswegen spricht man im Biolandbau von Beikrautregulierung statt von Beikrautbekämpfung oder –vernichtung.

Kartoffel mit Nachbarkulturen © Markus Danner
Kartoffel mit Nachbarkulturen © Markus Danner

Entwickeln sich Kulturen gut, halten sie den Beikrautdruck in Schach!

Bio-Acker und Beikraut: Einige Fakten

  • Pro Quadratmeter Boden können bis zu 200.000 Samen vorrätig sein.
  • Insgesamt gibt es ca. 250 „Beikrautarten“ in Österreich.
  • Pro Betrieb kommen je nach Region und Standort ca. 20 bis 70 verschiedene Arten vor.
  • Durch den Herbizideinsatz wurden einige tolerante Beikräuter selektiert und konnten sich dadurch stärker vermehren (Ragweed).
  • Anfang der 70er Jahre traten die ersten herbizidresistenten Arten auf, heute sind es weltweit über hundert Beikrautarten. Triazinresistente Arten sind z.B. Amarant, Gänsefuß, Melde und Vogelmiere.
  • 40 – 90% der Pflanzenschutzmittel können verdunsten und abdriften. Dadurch sind heute auch entferntest liegende Gebiete, wie Bergspitzen und Polargebiete, pestizidbelastet.

Schaden durch Beikräuter:

  • Konkurrenz zu Kulturpflanzen (um Wasser, Licht, Nährstoffe und Platz)
  • Bodenbearbeitung, Pflege und Ernte sind erschwert
  • Beikräuter können Zwischenwirt für Pflanzenkrankheiten sein
  • Beikrautbestand kann günstiges Mikroklima für Pflanzenkrankheiten schaffen
  • Beikrautsamen im Erntegut können zur Aberkennung von Saatgut führen

Positive Eigenschaften von Beikräutern:

  • Bodenbedeckung und Erosionsschutz
  • Verbesserung der Bodenstruktur durch Lebendverbauung und Schattengare
  • Aufschließen von Nährstoffen und Binden von Nährstoffüberschüssen
  • Nahrung für Mikroorganismen nach Absterben
  • Zeigerpflanzen für Bodeneigenschaften
  • Lebensraum und Nahrung für Nützlinge

Robert Schneider

Ökologischer Zuchtwert für Bio-Betriebe

Die Bio Milchviehhaltung unterscheidet sich grundlegend von der konventionellen Art und Weise. Unterschiedliche wirtschaftliche Rahmenbedingungen verlangen eine andere Zielsetzung in der Milchproduktion. 
Der ökologische Zuchtwert für Bio-Betriebe hilft mit, die züchterische Ausrichtung mit diesen Rahmenbedingungen in Einklang zu bringen.

So erfordert eine wirtschaftliche Bio-Milchviehhaltung eine lange Nutzungsdauer bei guter Grundfutterlebensleistung. Sehr hohe Tagesleistungen können unter Bio-Bedingungen nicht erfüttert werden und sind auch aufgrund der Kraftfutterpreise nicht wirtschaftlich. Daraus ergeben sich Leistungsgrenzen. Die wirtschaftliche Bedeutung der Milchleistungsmerkmale ist daher geringer als in der konventionellen Milchviehhaltung. Eine ausgewogene Körper- und Leistungsentwicklung ist, im Gegensatz zu „Sprinterkühen“ bzw. frühreifen Typen, anzustreben. Eine hohe Stoffwechselstabilität, gute Fruchtbarkeitsergebnisse, flache Laktationskurven und gesunde Euter und Klauen sind besonders wichtig.

Rahmengrößen von Kühen © Promegger
Welche Kuh passt auf meinen Betrieb?
Rahmengrößen von Kühen © Promegger

Diese Unterschiede zwischen biologisch und konventioneller Milchviehwirtschaft erfordern eine Differenzierung im Bereich der Zuchtprogramme. Um hier Landwirten Unterstützung zu bieten, wurde durch intensive deutsch-österreichische Zusammenarbeit zwischen Bio-Verbänden, Zuchtorganisationen, Besamungsstationen und Bio-Forschung der Ökologische Gesamtzuchtwert aufgebaut. 

Ökologischer Zuchtwert

Ein Gesamtzuchtwert dient vielfach als erstes wichtiges Vorselektionskriterium am Milchviehbetrieb. Dieser berücksichtigt immer unterschiedliche Teilzuchtwerte für Leistungs-und Fitnessmerkmale. Diese Einzelzuchtwerte werden in Abhängigkeit von den entsprechend genetischen und wirtschaftlichen Parametern gewichtet und zusammen-gefasst. Der ÖZW ist ein Gesamtzuchtwert, der den Zielsetzungen und Rahmenbedingungen der Biologischen Landwirtschaft in besonderer Weise Rechnung trägt. Im Vergleich zum ökonomischen Gesamtzuchtwert (GZW) wird bei einer Zucht nach dem ÖZW ein deutlicherer Zuchtfortschritt im Fitnessbereich angestrebt und erreicht.

Wo finde Ich ÖZW-Infos?

Dreimal jährlich erfolgt in Bayern die Berechnung der aktuellen ÖZW-Zuchtwerte für alle verfügbaren Braunvieh-, Fleckvieh- und Gelbviehstiere aus Deutschland und Österreich. Im Anschluss daran werden von der LfL Bayern die Stier-Empfehlungslisten aktualisiert. In Österreich findet man die Listen auf der Homepage des Bio Institutes der HBLFA Raumberg-Gumpenstein. Diese sind mit der ZAR-Zuchtwertdatenbank tierindividuell verlinkt, sodass die Züchter auch die weiteren Zuchtwerte (Einzelzuchtwerte, Exterieur etc.) sowie Abstammungsdaten einfach einsehen können. Auch wird der ÖZW von diversen Besamungsstationen angegeben. 

Empfehlung für die Praxis

Stiere auswählen 

Jeder Milchviehhalter sollte zumindest einmal jährlich zwei bis fünf Zuchtstiere (je nach Betriebsgröße) mit denen der Großteil der Herde belegt werden soll, nach strengen Kriterien auswählen. Für jede Kuh und zu belegende Kalbin wird ein Anpaarungsplan erstellt. Dabei werden Merkmale, die verbessert werden sollen, bei der Stierzuteilung berücksichtigt. Die Summe der mit den Wunschstieren zu belegenden Tiere, multipliziert mit dem Besamungsindex, ergibt etwa die jährliche Anzahl der notwendigen Samenportionen

Samen bestellen

Nicht jeder der ausgewählten Stiere wird auch von der lokalen Besamungsstation direkt vertrieben. Diese ist jedoch verpflichtet, sofern der gewünschte Samen noch verfügbar ist, den gewünschten Stier gegen Abgeltung der Unkosten zu liefern (EU-Bestimmung). Auch aus Aufwandsgründen ist es daher sinnvoll größere Mengen zu bestellen. Die bestellten Samenportionen werden beim Tierarzt, Besamungstechniker oder im Hofbehälter sortiert eingelagert und stehen zur Belegung der Tiere zur Verfügung. Eine zeitgerechte Bestellung ist speziell bei Sonderwünschen notwendig.

Bild: Stierkatalog Klessheim 
„Im Stierkatalog der Besamung Klessheim befindet sich der ÖZW im Feld Fitness“

Detaillierte Informationen zum ÖZW und den daraus bestehenden Teilwerten findet man in der ÖAG Broschüre „Ökologischer Gesamtzuchtwert für Bio-Milchviehbetriebe“. Erhältlich unter www.gruenland-viehwirtschaft.at oder im BIO AUSTRIA Büro.  

Quellen: ÖAG Broschüre „Ökologischer Gesamtzuchtwert für Bio-Milchviehbetriebe“
www.lfl.bayern.de